10 Fragen an die Mezzosopranistin Nadine Weissmann: „Ich kümmere mich um meine Mutter“

In Berlin geboren, absolvierte Nadine Weissmann ihr Studium in London und an der Indiana University in Bloomington / USA bei Virginia Zeani. Ihr erstes Festengagement trat sie 2002 am Theater Osnabrück an, wo sie besonders als Carmen einen großen Erfolg feierte. Sie ist Preisträgerin der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2002, des Francisco Viñas Wettbewerbs 2006 in Barcelona und des Seattle-Wagner-Wettbewerbs 2008. Engagements führten sie zum Glyndebourne und Edinburgh Festival, nach Barcelona, Madrid, Paris, Marseille, Lissabon, Helsinki, Berlin, München, Frankfurt und Amsterdam. 2013 begeisterte sie das Publikum in Bayreuth als Erda  in Frank Castorfs »Ring« unter der Leitung von Kirill Petrenko. Zu ihrem Repertoire gehören die  Mezzo-Partien in Opern von Ponchielli, Mozart, Wagner, Verdi, Camille Saint-Saëns.

2017/18 debütierte sie als Ulrica im „Maskenball“ in Weimar und als Dalila in einer konzertanten Aufführung von „Samson et Dalila“ mit der Weimarer Staatskapelle. 2018/19 sang sie Erda in Achim Freyers Produktion von „Das Rheingold“ in Seoul und tourte mit Barrie Koskys Komischer Oper-Produktion von „Die Zauberflöte“ durch Australien und Neuseeland.

Interview: Jolanta Lada-Zielke
Foto: Salzburger Festspiele (c)

Was haben Sie vor einem Jahr getan und wie sieht heute Ihr Alltag aus? 

Vor einem Jahr im April sang ich gerade als Altsolistin drei wunderbare Konzerte in der Tonhalle Düsseldorf mit Mahlers Zweiter Symphonie unter Adam Fischer, die auch auf CD aufgenommen wurde. Kurz danach ging es zu einem Benefizkonzert mit einer Walküre nach Augsburg. Zurzeit versorge ich meine pflegebedürftige Mutter und mich in Berlin und bleibe sonst zu Hause.

Nennen Sie bitte drei Schlagworte, wenn Sie das Wort „Corona“ hören.  

Absage, Hilfsfonds, Kurve.

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10 Fragen an die Mezzosopranistin Petra Lang: „Ich stimuliere mein Immunsystem mit Liedern von Frank Sinatra“

Petra Lang (Mezzosopran) ist sowohl gesanglich als auch pädagogisch tätig. Als selbständige Künstlerin sang die 57-Jährige in den größten Musiktheatern der Welt die großen Mezzo-Partien vor allem in Wagners und Verdis Opern. Sie gibt auch Meisterkurse und Vocal-Couching für junge Sänger. Bei den Bayreuther Festspielen sang Petra Lang die Brangäne in „Tristan und Isolde“ (2005/2006) und Ortrud im „Lohengrin“ von Hans Neuenfels 2011/2013/2014/2015. Seit 2016 sang sie die Isolde in Katharina Wagners „Tristan“-Inszenierung, die 2019 zum letzten Mal aufgeführt wurde.

Interview: Jolanta Lada-Zielke
Foto: © Ann Weitz

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan und wie sieht heute Ihr Alltag aus?

Petra Lang: 2019 sang ich Brünnhilde in Genf, habe eine HPP-Ausbildung gemacht und eine Coaching-Ausbildung. Jetzt mache ich die HPP-Ausbildung  weiter und nehme an dem Estill-Voice-Training-Onlinekurs teil. Außerdem beschäftige ich mich mit der Renovierung meiner Wohnung. „10 Fragen an die Mezzosopranistin Petra Lang
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10 Fragen an den Tenor Ramón Vargas: "Ich wünsche mir, dass sich die Theater wieder füllen und wir die Emotionen teilen können, die nur Musik und Kunst den Menschen bieten können"

„Wir haben die Gelegenheit zu erfahren, dass es auf dieser Welt Dinge gibt, die wichtiger sind als die Wirtschaft, und dass ein Sanitäter und eine Krankenschwester notwendiger sind als alle Luxusgüter der Welt. Dass ein Bauer und die einfachen Produkte des Landes wirklich einen großen Wert haben. Jetzt erkennen wir, wie viel Kunst wir in unserem Leben brauchen, Musik und sogar einen einfachen Spaziergang durch die Straßen. Wir haben auch die Möglichkeit, fürsorglicher und respektvoller zu werden.“

Ramón Vargas, am 11. September 1960 in Mexiko City geboren, ist in seinem Heimatland längst ein Stimmen-Star, auch auf den großen Bühnen Amerikas und Europas hat der Tenor Triumphe gefeiert. Schon mit fünf Jahren hat er den Wunsch, Sänger zu werden, unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: „Ich erinnere mich selbst nicht daran. Aber meine Mutter erzählt immer, dass wir damals einmal Verwandte besuchten. Und als man sich spaßeshalber darüber Gedanken machte, was wohl aus mir werden würde, flüsterte ich meiner Mutter zu: ‚Sag, dass ich Sänger werden will.'“ Erfindung oder nicht: Als der große Bruder in den Knabenchor der Basilica von Guadalupe eintrat, wollte Ramón unbedingt auch dort mitsingen. Dieser Traum erfüllte sich, als er neun Jahre alt war. Die Familie war stolz: Bei der Basilika handelt es sich um das mexikanische Nationalheiligtum. Der junge Ramón Vargas sang mehrmals pro Woche wie seine Ensemble-Kollegen in weißer Kutte im Gottesdienst und mauserte sich dank seiner Naturstimme bald zum Solisten des Chores.

Mit dreizehn, zu Beginn der Mittelstufe im Gymnasium, war die Chorzeit zu Ende. Trotzdem ließ Ramón Vargas die Musik nicht los. Er spielte Klavier, Gitarre und Flöte, aber die meiste Zeit verbrachte er nach wie vor mit dem Singen. Als die Frage der Berufswahl kam, begann er nicht etwa Musik zu studieren, sondern Pädagogik. Nach einem Wiedertreffen mit seinem Gesangslehrer aus der Zeit des Knabenchors entschied er sich wieder dazu, neben dem Studium Privatunterricht zu nehmen – mit dem Ziel professioneller Sänger zu werden. Im Laufe seiner Opernkarriere hat Ramón Vargas fünf Sprachen gelernt und Goethes Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ und viele andere Werke der europäischen Literatur im Original studiert. Ramón Vargas lebt mit seiner Frau Amalia sowie seinen zwei Söhnen, Fernando und Rodrigo, in Wien.

https://www.fundacionramonvargas.org.mx
„Together with his wife Amalia, Ramón is also the creator of Ramón Vargas Foundation, an organization dedicated to the community rehabilitation of disabled children and youngsters, to honor the memory of their son Eduardo.“

klassik-begeistert.de: Lieber Ramón, wie geht es Dir und Deiner Familie?

Ramón Vargas: Uns geht es allen gut, Gott sei Dank. Wir sind zusammen in Wien.

Was hast Du vor einem Jahr getan, und wie sieht Dein Alltag heute aus?

Vor einem Jahr erhielt ich den Opera News Award in New York.  Ich kam vom Maskenball-Singen in Hamburg. In diesen Tagen ist mein Leben sehr verändert. Zum Glück habe ich eine Stelle als Professor an der University of Music and Performing Arts Vienna (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien). Meine Tage waren sehr produktiv, ich habe Online-Unterricht für die Studenten gegeben. Auch viel lesen und schreiben. Musik hören und singen. „10 Fragen an den Tenor Ramón Vargas
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10 Fragen an die Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina: "Ich versuche meinen Rhythmus nicht zu verlieren, um mich frisch und stimmlich in guter Form zu halten"

Nadezhda Karyazina ist seit 2015 Ensemblemitglied der Staatsoper Hamburg und war hier in Partien wie Carmen und Mercédès (Carmen), Maddalena (Rigoletto), Emilia (Otello), Suzuki (Madama Butterfly), Kontschakowna (Fürst Igor), Pauline (Pique Dame), Rosina (Il Barbiere di Siviglia), Hänsel (Hänsel und Gretel), Olga (Eugen Onegin), Mrs. Quickly (Falstaff), Fenena (Nabucco), Floßhilde (Das Rheingold und Götterdämmerung) und Zweite und Dritte Dame (Die Zauberflöte) zu sehen. Ab kommender Spielzeit gehört sie zum Ensemble des Opernhauses Zürich.

Sie wurde 1986 in Moskau geboren und absolvierte von 2003 bis 2008 ihr Studium an der Russischen Akademie für Theaterkunst in Moskau. Nadezhda Karyazina hat diverse Preise gewonnen, so bei Plácido Domingos Operalia-Wettbewerb 2012, bei NEUE STIMMEN 2012, sowie beim Internationalen Gesangswettbewerb der Savonlinna-Opernfestspiele in Finnland. 2017 gehörte sie zu den 10 Finalistinnen des bedeutendsten Gesangswettbewerbs der Welt: dem BBC Cardiff Singer of the World. Nadezhda Karyazina lebt mit ihrem Mann Simon Schnorr, Bariton (Gran Teatro La Fenice di Veneziau.a.), und dem gemeinsamen Sohn in Hamburg.

Interview: Andreas Schmidt
Foto: © Kartal Karagedik

Klassik-begeistert.de: Liebe Nadja, wie geht es Dir und Deiner Familie?

Nadezhda Karyazina:Uns geht es gut, danke! Ich bin jetzt in München und warte auf die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, ob und in welcher Form wir an der Staatsoper  München proben können oder nicht. In den nächsten Tagen fällt die Entscheidung. Ich hoffe sehr, dass unser interessantes Projekt mit Marina Abramovich „7 deaths of Maria Callas“ stattfinden wird. Die Premiere sollte in München sein, anschließend würden wir mit dieser Produktion nach Athen, Florenz, Paris und Berlin touren.

Was hast Du vor einem Jahr getan, und wie sieht Dein Alltag heute aus?

Ich würde sagen, dass mein Leben heute strukturierter geworden ist: Ich wache auf, lerne mehrere Stunden lang neue Rollen, gehe mit meinem Sohn im Park joggen, dann spielen oder lernen wir etwas, anschließend arbeite ich wieder usw.  Ich versuche meinen Rhythmus nicht zu verlieren, um mich frisch und stimmlich in guter Form zu halten! „10 Fragen an die Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina
Staatsoper Hamburg, Opernhaus Zürich“
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10 Fragen an den Chordirektor und Kapellmeister Tarmo Vaask: "Für mein Herz und für den Kopf tut es gleichermaßen gut, Bach zu spielen"

Als Chordirektor und Kapellmeister war der in Estland geborene Tarmo Vaask an der Nationaloper Tallinn, beim Theater und der Philharmonie Thüringen, am Theater Heidelberg, am Theater Bremen und am Theater Bern tätig.  In Bremen wurde er darüber hinaus als Spezialist für zeitgenössische Opernwerke geschätzt und übernahm die musikalische Leitung mehrerer Uraufführungen wie Ludger Vollmers Oper „Gegen die Wand“, nach Fatih Akims gleichnamigem Drehbuch. Seit September 2011 ist Timo Vaask als Chordirektor mit Dirigierverpflichtung am Staatstheater Nürnberg engagiert. Neben den Choreinstudierungen steht er hier auch als Abenddirigent am Pult, zuletzt bei den Opern „Anna Nicole“ von Turnage und „Hänsel und Gretel“, demnächst bei der „West Side Story“. Darüber hinaus war Tarmo Vaask musikalischer Leiter der Gemeinschafts-Produktion „Monade“ zwischen Opernchor und Nürnberger Ballettcompagnie.

Mit dem LGV-Konzertchor – dessen künstlerischer Leiter Tarmo Vaask seit 2015 ist – und den Nürnberger Symphonikern hat er zuletzt auch das Requiem von Andrew Lloyd Webber sowie die 5. Sinfonie von Tschaikowski dirigiert. Weitere Engagements führten ihn zum MDR Rundfunkchor, SWR Vokalensemble Stuttgart, Choeur de Radio France und zum Estnischen Philharmonischen Kammerchor. Tarmo Vaask ist auch künstlerischer Leiter des Symphonischen Chores Bamberg. Als letztes Konzert vor Corona hat dieser Chor gemeinsam mit den Bamberger Symphoniker am 7. und am 8. März 2020 Verdis Requiem in der Konzerthalle Bamberg aufgeführt. Jetzt verbringt der Yoga-Anhänger Tarmo Vaask seine Zeit daheim in Nürnberg mit seiner Familie.

Interview: Dr. Petra Spelzhaus
Foto: Vor dem Brandenburger Tor mit den beiden Töchtern Marlene und Ariane.

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Tarmo Vaask: Am 10. April 2019 fanden zwei Proben mit „Don Carlos“ von Verdi in der Oper und drei Besprechungen mit der Theaterleitung statt. Am Karfreitag habe ich das Mozart-Requiem in der St. Lukas-Kirche in Nürnberg dirigiert, das der Konzertchor LGV gemeinsam mit den Mitgliedern der Staatsphilharmonie Nürnberg zur Aufführung brachte. Dieses Jahr war ein großer Beethoven-Zyklus geplant. Am Karfreitag wollten wir mit dem LGV-Konzertchor eigentlich „Christus am Ölberge“ des jungen Beethoven, der  hier noch im Geiste seines Lehrers Joseph Haydn komponierte, aufführen. Im Herbst ist die „Missa solemnis“ und Silvester „Fidelio“ konzertant in der Meistersingerhalle Nürnberg geplant. „10 Fragen an den Chordirektor und Kapellmeister Tarmo Vaask
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10 Fragen an den Kirchenmusiker, Countertenor und Dirigenten Alexander Seidel: "Der Entschleunigung etwas Positives abgewinnen"

Alexander Seidel zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus: als Kirchenmusiker, Countertenor und Dirigent. Geboren in Moskau, wuchs er in Deutschland auf, lebte in Berlin, Paris und jetzt in Zürich. Obwohl als Countertenor und Dirigent in Konzert und Oper gefragt, bleibt Alexander Seidel seiner ersten Berufung treu, als Chordirigent und Organist am Zürichsee und in der Stadtkirche St. Otmar in St. Gallen. Sein Repertoire reicht vom frühen Barock (mit Schwerpunkt bei Heinrich Schütz) über Händel, Bach, Mozart und Haydn, Dvorak bis hin zu Zeitgenössischem. Thomas Adés, Manfred Schlenker und Frederic Bolli komponierten für ihn. 1995 gründete er das Kammerensemble New Sagittarius Consort Zürich.

Hospitanzen und Assistenzen brachten ihn mit Herbert Blomstedt, William Christie, Sir Roger Norrington, Nikolaus Harnoncourt und Daniel Barenboim zusammen. Er selbst dirigierte Konzerte mit renommierten Spezialensembles und modernen Orchestern, sang regelmäßig im Theater und in der Oper, in Berlin, Zürich und München, zuletzt am Theater Basel. 2018 debütierte er bei den Osterfestspielen Baden-Baden als Solist; 2019 dirigierte er Henry Purcells Oper Dido & Aeneas beim Festival Arosa Kultur in der Schweiz, bei dem er seit vielen Jahren regelmäßig Gast ist.

Interview: Andreas Schmidt

klassik-begeistert.de: Lieber Alexander Seidel, wie geht es Ihnen?

Alexander Seidel: Rein physisch geht es mir besser. Anders als in normalen Zeiten, wo jeden Tag neue kleine und große Herausforderungen warten. Im Moment jogge ich täglich ein bisschen im Wald, was sehr gut tut, und mache abends Gymnastik. Psychisch erlebe ich die ganze Bandbreite: zwischen sehr gut bis schlecht. Diese Ruhe, die derzeit Raum einnimmt, ist mir willkommen, wenn sie auch nicht in jeder Stunde beglückend ist. „10 Fragen an den Kirchenmusiker, Countertenor und Dirigenten Alexander Seidel
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10 Fragen an den Generalintendanten des Gerhart Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau, Klaus Arauner: „Ich wünsche mir, dass Kunst und Kultur nach der Krise einen hohen Stellenwert behalten“

Nach einem Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Dresden setzte Klaus Arauner seine musikalische Ausbildung in Berlin fort, wo er bei Christian Pöppelreiter, Ruth Berghaus und Peter Konwitschny Regie des Musiktheaters studierte. Bereits während seines Studiums arbeitete Klaus Arauner an der Berliner Staatsoper bei Ruth Berghaus sowie am Landestheater Halle bei Peter Konwitschny als Regieassistent. Sein Regiedebüt gab er 1984 mit Paul Dessaus »Rummelplatz«. Seit nunmehr über 30 Jahren ist Klaus Arauner in seinem künstlerischen Wirken mit dem Görlitzer Theater verbunden – zunächst als Spielleiter, dann als Oberspielleiter und Operndirektor. Im März 2010 folgte er einer Berufung zum Intendanten und Geschäftsführer, seit dem Sommer des gleichen Jahres ist er der künstlerische Chef des Gerhart Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Unter dem Dach dieser beiden Spielstätten sind die Neue Lausitzer Philharmonie sowie die Sparten Musiktheater, Schauspiel und Tanz vereint.

Klaus Arauners Regieschaffen gilt insbesondere zeitgenössischen Werken. Seine Inszenierung von Bohuslav Martinůs »Julietta« wurde für den deutschen Theaterpreis nominiert. In der Neiße-Stadt inszenierte er u.a. Richard Strauss‘ »Salome«, Nikolai Rimski-Korsakows »Das Märchen vom Zaren Saltan« sowie Jaromír Weinbergers »Schwanda, der Dudelsackpfeifer«. In der Spielzeit 2019/20 brachte Klaus Arauner mit »DroodGame oder das Jahrhundertspiel« – ein Musiktheaterkrimi nach dem Romanfragment »Das Geheimnis des Edwin Drood« von Charles Dickens –eine Uraufführung auf die Görlitzer Bühne. Unter seiner Regie sowie unter der musikalischen Leitung der Generalmusikdirektorin Ewa Strusińska hätte Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« am 4. April 2020 auf der Bühne des Görlitzer Theaters Premiere gefeiert.

Foto: goerlitz-tourist.de (de)

klassik-begeistert.de: Wie geht es Ihnen angesichts der aktuellen Lage?

Klaus Arauner: Als wir die Arbeiten am 16. März unvermittelt abbrechen mussten, befanden wir uns gerade kurz vor den Endproben zu »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« (die Premiere war für den 4. April geplant). Natürlich ist es sehr unbefriedigend, mitten aus einem künstlerischen Produktionsprozess herausgerissen zu werden und ihn nicht zu Ende führen zu können. Und ich blicke auch mit großem Wehmut auf die restliche Spielzeit mit zahlreichen geplanten Höhepunkten und guten Vorverkaufszahlen. Wenn wir aber sehen, welchen existenziellen Nöten viele andere Menschen derzeit gegenüberstehen – gesundheitlich, beruflich oder in Trauer um verstorbene Angehörige –, dann relativiert dies die Probleme unseres Theaters schon sehr. Ich denke daher, dass es wichtig ist, sich diese Relationen immer wieder vor Augen zu führen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Rücksicht ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Gebot der Stunde.

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10 Fragen an die Jazzsängerin Tuija Komi: "Ich möchte draußen singen, auch im Wasser – ich bin am See aufgewachsen, nee, IM See, schließlich habe ich fast Kiemen"

Die gebürtige Finnin Tuija Komi hat in ihrem Heimatland Betriebswirtschaftslehre studiert und kam 1992 erstmalss für ein Praktikum nach Deutschland. Sie hing mit 37 Jahren ihren Job als IT-Projektmanagerin an den Nagel und studierte Jazz- und Popgesang in Frankfurt. Seitdem ist die Wahl-Münchenerin als Jazzsängerin selbständig. Sie arbeitet gelegentlich als Sprecherin für finnische Hörbücher und E-Learning Programme. Tuija Komi moderiert Festivals und gibt Workshops. Die gutgelaunte Finnin ist eine leidenschaftliche Gesangspädagogin, sei es in Form von Einzelunterricht oder des von Bobby McFerrin entwickelten Circle Singing in Gruppen oder Body Percussion nach Keith Terry. Im Jahr 2014 legte sie einen beeindruckenden Auftritt bei „The Voice of Germany“ hin. Seit 2009 hat Tuija Komi fünf CD’s aufgenommen, zuletzt mit ihrem Quartett „Midnight Sun“ (Bauer Studios) als Hommage an ihre Heimat „Music from the Land of the Midnight Sun“ – als Gast spielte der Welt-Star Trompeter Dusko Goykovich. Ihre umfangreiche Konzerttätigkeit führte sie in München wiederholt in den Jazzclub Unterfahrt sowie in den Bayerischen Hof, aber auch nach Regensburg, Flensburg, Berlin, Köln, Hamburg, Lindau, Hof, Potsdam, Finnland, Italien, Spanien, Portugal und New York. Das nordische Energiebündel singt an der Seite des moldawischen Akkordeonvirtuosen Vlad Cojocaru im Duo Jazzango eine cool-feurige Melange aus internationalen Tangos und Bossa nova. Tuija Komi hat sich schon frühzeitig mit ihrem Mann in die gemeinsame Wohnung in München zurückgezogen, um der Corona-Pandemie die Stirn zu bieten.

Interview: Dr. Petra Spelzhaus

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Tuija Komi: Vor einem Jahr war ich als Sängerin auf der Bühne aktiv, ich habe diverse Konzerte gesungen im Jazzclub Ehingen, im Kaiserkeller in Detmold und im Pfarrstadl in Weßling. Ich habe meinen Gesangsunterricht aufgebaut und mich dafür weitergebildet. Ansonsten war ich mit Akquise beschäftigt und habe Kurse gegeben, unter anderem im Circle Singing  – das macht mega Spaß! Im April 2019 war ich wie die vorangegangenen Jahre auch zum Netzwerken bei der internationalen Jazzmesse „Jazzahead“ in Bremen. „10 Fragen an Tuija Komi
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10 Fragen an den Organisten Marek Stefański:  "Ich möchte das Wort 'Corona' lieber mit einer schönen Orgelstimme assoziieren "

Marek Stefański wurde 1969 in Rzeszów in Südostpolen geboren. 1994 absolvierte er mit Auszeichnung das Orgelstudium an der Musikhochschule in Krakau. Sein Konzertdebut gab er gleich zu Beginn des Studiums mit zwei Konzerttourneen in Europa – sowohl als Solist als auch Orgelbegleiter des Akademischen Chors „Organum“. Die erfolgreiche Teilnahme an berühmten internationalen Festivals der Orgelmusik öffnete ihm die Türen der Konzerthäuser und großer Kirchen in Europa und weltweit (zum Beispiel in den USA, in Israel und Russland).  Seit 1996 ist Marek Stefański als Organist der Marienkirche in Krakau tätig, wo er zu Gottesdiensten spielt und mehr als ein Dutzend Konzerte pro Jahr gibt. Seit 1999 führt er die Orgelklasse an der Musikhochschule Krakau. Er ist ein großer Verfechter der polnischen Orgelmusik, insbesondere des 20. Jahrhunderts, die er zusammen mit seinen Improvisationen aufführt. Außerdem macht er zahlreiche Aufnahmen für den Polnischen Rundfunk sowie für Plattenfirmen. Neben seinen Aktivitäten als Solist arbeitet Stefański  mit Chören, Sängern und Instrumentalsolisten zusammen.

von Jolanta Lada-Zielke
Foto: Konrad Mika (c)

 Was hast Du vor einem Jahr getan und wie sieht heute Dein Alltag aus?

Genau zu dieser Zeit war ich vor einem Jahr in der bezaubernden Stadt Kościan bei Posen in Großpolen, wo ich die Jury eines landesweiten Jugendmusikwettbewerbs leitete, Kurse im Bereich Orgelimprovisation und liturgisches Spielen für lokale Organisten durchführte und Orgelkonzerte in schönen Kirchen gab. Ich bin seit mehreren Jahren mit dieser Veranstaltung verbunden. Aus heutiger Sicht hat sich im Vergleich zum Vorjahr zunächst die Perspektive geändert. Es ist nicht bekannt, wann wir zur Konzertaktivität und an die Hochschulen zurückkehren können. Daher ist es schwierig zu bestimmen, welche der Konzertpläne und Verpflichtungen umgesetzt werden können und wie groß die Wartezeit sein wird. Diese Unwissenheit und Ohnmacht angesichts einer solch unerwarteten Situation stört am meisten. Wie wahr in diesem Zusammenhang scheint das Sprichwort zu sein, dass den Herrgott nichts mehr zum Lachen bringt als menschliche Pläne. „10 Fragen an den Organisten Marek Stefański
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10 Fragen an Patrick Hahn: "Ich freue mich auf die h-moll Messe von Bach – eines der größten Werke, die es gibt"

„Ich freue mich unbändig auf das erste Konzert, das ich nach der Krise wieder gebe. Das wird etwas ganz besonderes, befreiend, erlösend. Für Künstler wie für Publikum.“

Foto: Patrick Hahn, (c) Donauer

Der Dirigent, Komponist und Pianist Patrick Hahn wurde 1995 in Graz geboren und hat sich bereits als einer der vielversprechendsten Künstler seiner Generation etabliert. Seine internationale Präsenz hat in den letzten Spielzeiten sowohl im Konzertsaal als auch im Opernhaus exponentiell zugenommen.

Als Dirigent verbinden ihn Zusammenarbeiten mit Orchestern und Opernhäusern wie den Münchner Philharmonikern, den Klangkörpern des Bayerischen Rundfunks, dem Gürzenich-Orchester Köln, der Dresdner Philharmonie, der NDR Radiophilharmonie, den Wiener Symphonikern, der Camerata Salzburg, dem klangforum Wien, dem Luzerner Sinfonieorchester, der Opéra de Rouen Normandie oder der Bayerischen Staatsoper. Als Pianist konzertierte er mit dem Mozarteumorchester Salzburg oder als Liedbegleiter im Wiener Musikverein, für die Spielzeit 2017/18 war Patrick Hahn außerdem Solorepetitor an der Staatsoper Hamburg. In enger Zusammenarbeit mit Kirill Petrenko übernahm er 2019 die Einstudierung der Neuproduktionen von „Salome“ und „Die tote Stadt“ an der Bayerischen Staatsoper.

Interview: Barbara Hauter

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht ihr Alltag heute aus?

Patrick Hahn: Vor einem Jahr war eine spannende Zeit. Ich war zur Wiederaufnahme der Kinderoper „Kannst Du pfeifen, Johanna“ an der Bayerischen Staatsoper und parallel dazu an der Elbphilharmonie mit den Hamburger Symphonikern. Da habe ich meinen ersten Bruckner, seine 7. Sinfonie, dirigiert. Mein letztes Projekt vor dem Lockdown war als Assistent von Kirill Petrenko bei „Fidelio“ in Baden-Baden. Wir waren kurz vor den Endproben, der Chor sollte noch dazukommen. Da wurden wir herausgerissen. Ob wir es jemals szenisch aufführen werden, ist ungewiss.

Jetzt lebe ich bei meinem Eltern in der schönen Steiermark. Zum Glück bin ich nicht heimatlos geworden, denn ich war gerade im Umzug zwischen zwei Wohnungen. Die in Hamburg hatte ich schon aufgegeben, die neue in Wien ist noch eine Baustelle. Nun kann ich machen, wofür ich vorher nie Zeit hatte: mit der Familie Kartenspielen zum Beispiel. Ich arbeite auch musikalisch, aber nicht so unter Hochdruck wie normalerweise, eher verlangsamt. Bis Ende Juni gebe ich keine Konzerte, dann stünden die Salzburger Festspiele an. Dafür bereite ich eine Uraufführung mit dem Young Singers Project vor, eine Oper namens „Vom Stern, der nicht leuchten konnte“. Wenn die Festspiele ausfallen, dann geht es für mich erst im September weiter. „10 Fragen an Patrick Hahn
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