Auf den Punkt 70: Wider eine Zensur à la Gent

Lahav Shani © Marco Borggreve

Eins muss man den Machern des „Gent Festival van Vlaanderen“ lassen, ihnen ist ein wahrer Marketingcoup gelungen. Was keine PR-Agentur mit märchenhaftem Budget vollbracht hätte, gelang über Nacht. Bislang ein nur regional bekanntes Musikfestival in der wunderschönen belgischen Hafenstadt Gent,  ist die Veranstaltung seit Tage in aller Munde. Nicht nur in interessierten Kreisen, sondern eigentlich überall. Was war passiert?

 von Jörn Schmidt  

Lahav Shani ist designierter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Im September 2026 beginnt seine Amtszeit, aktuell läuft man sich gemeinsam  warm auf einer Europatournee. Einer von Shanis Mentoren ist Daniel Barenboim, der mit seinen Mitteln für ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten streitet. Sein West-Eastern Divan Orchestra überwindet kulturelle und politische Grenzen. „Auf den Punkt 70: Wider eine Zensur à la Gent
klassik-begeistert.de, 19. September 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 146: Doppelbesetzungen

Rafał Pawnuk in einer Aufführung als der den Angelus betende Sagrestano im 1. Akt Tosca. „Im dritten Akt sang er den Carceriere, der in dieser Inszenierung von Martin Kušej Cavaradossi ermordet! (ORF-Übertragung aus dem Theater an der Wien)“

Im Wörterbuch finden wir zwei Bedeutungen. Punkt 1: das Vergeben eines Postens, einer Rolle an zwei Personen. Seltener der Punkt 2: das Vergeben zweier Posten, Rollen an eine Person.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Bei „Les Contes d’Hoffmann“ ist die Frage, ob Hoffmann die Puppe Olympia, die kränkelnde Sängerin Antonia und die Kurtisane Giulietta als drei Seiten einer Frau sieht. Wir kennen „Erzählungen“, in denen eine Sängerin die Meisterschaft der auch stimmlich unterschiedlichen Figuren übernahm. Zuletzt hörten wir die Olympia noch als Giulietta, Letztere oft von dramatischen und Mezzo-Sopranen interpretiert, während eine Sängerin ganz auf die Antonia konzentriert war. „Schweitzers Klassikwelt 146: Doppelbesetzungen
klassik-begeistert.de, 16. September 2025“
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Pathys Stehplatz 59: Wer versteht schon Anton Bruckner?!

Franz Welser-Möst, Wiener Philharmoniker, WM © Terry Linke

Manchmal sollte man vielleicht besser schweigen. Ich geb’s zu: Ich habe Bruckner noch nie verstanden. Nachdem ich das Große Festspielhaus in Salzburg verlassen hatte, sind die Fragezeichen nicht kleiner geworden. Bruckners Neunte ist harter Tobak, das ist nichts für zarte Gemüter. Bei Franz Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern ist sie: ein einziger Hilfeschrei!

von Jürgen Pathy

In Salzburg sind Konzertkarten nicht gerade günstig. Hätte ich die Pressestelle im Vorfeld kontaktiert, wären Tickets für die Sonntags-Matinee mit den Wiener Philharmonikern vermutlich einzutüten gewesen. Nur: Bruckner ist Fremdland, den wollte ich nicht anfassen, schon gar nicht seine Neunte, nicht in Salzburg. Nachdem ich aber schon die Nacht in Salzburg verbracht hatte, um Teodor Currentzis zu folgen, hat es einfach irgendwie gejuckt. Also: Kaffee runter, rein in den Bus, hinab zum Festspielgelände.

„Pathys Stehplatz 59: Anton Bruckner?!
klassik-begeistert.de, 10. September 2025“
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Sommeregger Klassikwelt 293: Der stille Abschied des Christoph von Dohnányi

Christoph von Dohnányi ist tot

Zwei Tage vor seinem 96. Geburtstag ist der Dirigent Christoph von Dohnányi am 6. September 2025 in München gestorben. Um den international gefeierten Musiker war es in den letzten Jahren still geworden, nach seinem Abschied vom NDR-Sinfonieorchester 2010 nahm er keine feste Verpflichtung mehr an.

Er war der Träger eines großen Namens. Sein Vater Hans bezahlte den Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime mit dem Leben, sein Großvater Ernö war ein bedeutender Komponist, bei dem er selbst noch seine Ausbildung in den USA fortsetzte. „Sommereggers Klassikwelt 293: Christoph von Dohnányi ist tot
klassik-begeistert.de, 8. September 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 145: Welche Opern, Komponisten und Romane wir uns auf Reisen vergegenwärtigten

Fotos © Lothar Schweitzer privat

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Stefan Maiwald gibt dem Strandleben in seinem Buch „Mein Leben am Strand“ den Vorzug, denn es hat gegenüber dem von Ort zu Ort ziehen etwas Meditatives an sich. Das von unsrer Terrasse in Grado an der Adria beobachtende „Fließen“ zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit Kinderwägen und mit Hunden in beide Richtungen entbehrt der Hektik des gewohnten Stadtlebens. Noch intensiver erleben wir die Menschen in den Speisesälen von Hotels. Da fühlen wir uns manchmal in die vierte Szene des ersten Akts von Benjamin Brittens „Death in Venice“ versetzt, wo dem Schriftsteller Aschenbach eine polnische Familie und vor allem der Sohn Tadzio auffällt, der sich mit seinem Lebensschicksal verbindet. „Schweitzers Klassikwelt 145: Welche Musik wir uns auf Reisen vergegenwärtigten
klassik-begeistert.de, 2. September 2025“
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Auf den Punkt 69: Nachruf Gabriel Feltz

Gabriel Feltz © Ludmila Jeremies

 von Jörn Schmidt

Der Kieler Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ist tot. Wie die Stadt Kiel mitteilte, starb der angesehene deutsche Dirigent und glühende Wagnerianer diesen Freitag überraschend im Alter von nur 54 Jahren im Universitätsklinikum Essen. In Kiel sollte er die nächsten Jahre das musikalische Leben der Landeshauptstadt prägen.

 Dazu der Kieler Generalintendant Daniel Karasek:

„Gabriel Feltz war ein Dirigent mit unerschütterlicher Leidenschaft und außergewöhnlicher Musikalität. Er hatte große Pläne für Kiel, und es ist tragisch, dass er sie nicht mehr umsetzen konnte. Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk und trauern um einen Freund und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.“ „Auf den Punkt 69: Nachruf Gabriel Feltz
klassik-begeistert.de, 30. August 2025“
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Auf den Punkt 68: Jede Oper ist ein Event! Aber keine Butterfahrt

Bild: streitgespraech-islieb/www.islieb.de

DISCLAIMER

Der Inhalt dieses Beitrags wurde mit Liebe zur Oper und Respekt vor meinen Kollegen erstellt. Es handelt sich indes um eine GLOSSE, d.h. der Text setzt Stilmittel wie Ironie und Übertreibung ein. Insbesondere ruft Andreas Schmidt seine Autoren nächtens nicht an. Auch war kein Duell geplant usf. Und eine Mediation haben kb-Autoren schon gar  nicht nötig. Mediator bin ich ebensowenig. Alles aus der Luft gegriffen… um zu unterhalten und für die Oper zu streiten.

von Jörn Schmidt

Andreas Schmidt, der Herausgeber von klassik-begeistert (kb), rief mich gestern Nacht an. Ihm ging nicht aus dem Kopf, dass zwei seiner Autoren einen üblen Streit vom Zaun gebrochen hatten. Es ging darum, ob Oper ein Event sein darf. Nachdem Weiterungen dieses Konfliktes zu befürchten waren, fragte er: „Du als Anwalt hast doch bestimmt das Zeug zum Mediator? Es geht um Folgendes… „Auf den Punkt 68: Jede Oper ist ein Event! Aber keine Butterfahrt
klassik-begeistert.de, 30. August 2025“
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Klein beleuchtet kurz 61: Ein Didgeridoo-Debut verzückt in der Elphi

William Barton, Didgeridoo; Melbourne Symphony Orchestra; Foto Patrik Klein

Ein Didgeridoo-Debut in der Elphi!?

Wie bitte? Was? Wie noch mal?  Bei Anwesenheit der Komponistin Deborah Cheetham-Fraillon versetzte der wohl bekannteste  australische Didgeridoospieler William Barton den Großen Saal der Elbphilharmonie Hamburg in Ekstase – vier seiner Instrumente woben im Gleichgewicht mit dem groß besetzten Orchester nie hier gehörte Klangteppiche und archaisch anmutende Rhythmen.

Nach der Zugabe, wo der Solist auch gleichzeitig sang und das Orchester dirigierte, schien die Hütte zu bersten – was für starke, unfassbar starke Musik!!!

von Patrik Klein

Nur eine Note kann ein Didgeridoo, aber diese Note auf vier Oktaven – und dazu erzeugt das Instrument über Obertöne eine Vielzahl an Klangeffekten, die man nie erwartet hätte. „Klein beleuchtet kurz 61: Ein Didgeridoo-Debut
Elbphilharmonie, 28. August 2025“
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Sommereggers Klassikwelt 292: Rettet die Oper!

Piotr Beczała und Sonya Yoncheva © Wiener Staatsoper

von Peter Sommeregger

Dieser Appell klingt vielleicht verwunderlich, ist die Oper doch scheinbar höchst lebendig, kann volle Häuser mit hohen Auslastungszahlen vorweisen und wird nach wie vor von vielen Menschen geliebt. Das alles bedeutet aber nicht, dass der Patient wirklich gesund ist. Wenn man mit einem über 70-jährigen Erinnerungszeitraum auf eigene Opernerlebnisse, aber auch auf Veränderungen, verschiedene Tendenzen und Entwicklungen zurückblickt, muss man besorgt sein. „Sommereggers Klassikwelt 292: Rettet die Oper
klassik-begeistert.de, 27. August 2025“
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Auf den Punkt 67: Eschenbachs himmlischer tone from the top

Christoph Eschenbach © Marco Borggreve

Ethical Leadership ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit und auch nicht wirklich neu. Früher sprach man von einer guten Unternehmenskultur. Fühlen sich die Mitarbeiter wohl, brummt  meistens auch der Laden. Im Beraterdeutsch gibt es neuerdings einen viel schickeren Begriff, wie man seine Firma führen soll. Auf den sogenannten tone from the top kommt es an. Genau genommen müsste es besser action from the top heißen:  Man sollte seinen Mitarbeitern vorleben, was man von ihnen erwartet. 

Schleswig-Holstein Festival Orchestra
Christoph Eschenbach / Dirigent

Midori / Violine

Felix Mendelssohn Bartholdy / Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64
Anton Bruckner / Sinfonie Nr. 5 B-Dur

Elbphilharmonie, Großer Saal, 18. August 2025

von Jörn Schmidt

Wenn Sie zum Beispiel in Ihrer Firma gerade per Hausmitteilung ein absolutes Alkoholverbot eingeführt haben,  dann sollten Sie von einem mittäglichen Geschäftsessen nicht unbedingt mit einem erkennbaren Glimmer ins Vorstandsbüro zurückkehren. „Auf den Punkt 67: Eschenbachs himmlischer tone from the top
Elbphilharmonie, 18. August 2025“
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