Sommereggers Klassikwelt 95: Gustav Mahler, das lange verkannte Genie

Der 7. Juli ist der Geburtstag Gustav Mahlers, in diesem Jahr der 161. Den letztjährigen, runden konnte die Musikwelt aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht gebührend feiern.

von Peter Sommeregger

Betrachtet man den Lebensweg und den Nachruhm des 1860 im böhmischen Kalischt geborenen Sohnes eines jüdischen Weinbrenners und Gastwirtes, so muss man deutlich zwischen Mahlers Erfolg als Dirigent und Operndirektor, und der zögerlichen Rezeption seines kompositorischen Schaffens unterscheiden. „Sommereggers Klassikwelt 95: Gustav Mahler, das lange verkannte Genie“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 77: Warum wird „Halka” außerhalb Polens so selten gespielt?

von Jolanta Łada-Zielke

Mit großem Interesse habe ich die CD-Besprechung der Aufnahme von Stanisław Moniuszkos Oper „Halka“ gelesen, die Peter Sommeregger verfasst hat. Das Thema liegt mir auch deshalb nahe, weil ich einmal den Dirigenten Gabriel Chmura in Krakau interviewt habe. Die von Peter gestellte Frage, warum „Halka“ so selten auf Opernbühnen außerhalb Polens aufgeführt wird, werde ich jedoch nicht beantworten. Dr. Rüdiger Ritter hat dies bereits in seinem Buch „Der Tröster der Nation. Stanisław Moniuszko und seine Musik” getan. Er behauptet, man habe den Komponisten zur richtigen Zeit nicht vorangebracht. „Ladas Klassikwelt 77: Warum wird „Halka” außerhalb Polens so selten gespielt?“ weiterlesen

Der Schlauberger 54: Zukunft? Wie langweilig – Achtung, Falle: Weiße Schimmel und die große Politik

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Darauf habe ich lange gewartet: auf Martin Schulz und seinen ZUKUNFTSPLAN. Damals, als er sich um die Kanzlerschaft beworben hatte. Ja, ja, so etwas hebe ich mir auf. Ich vergesse nichts!

Also: Lieber Herr Schulz, willkommen in der Weiße-Schimmel-Fraktion, deren Förderer ich gerne sein möchte. „Der Schlauberger 54: Zukunft? Wie langweilig – Achtung, Falle: Weiße Schimmel und die große Politik“ weiterlesen

„Gesangsunterricht im Internet ist eine Fiktion“  

Mit großer Freude präsentiere ich Ihnen meinen Gesangslehrer, den polnischen Bassbariton Jacek Ozimkowski. Er schloss sein Gesangsstudium bei Professor Wojciech Jan Śmietana an der Musikhochschule Krakau 1995 mit Auszeichnung ab. Derzeit ist er Dekan der Abteilung für Gesang und Schauspiel und leitet eine Sologesangsklasse an der Musikakademie in Krakau und an der dortigen Staatlichen Musikschule des Zweiten Grades Namens Władysław Żeleński. Er gibt Konzerte in Polen und im Ausland, unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweden, Norwegen, USA, Ukraine, Litauen, Italien, Ungarn, Türkei, China, Slowakei, Tschechien und Kasachstan. Er hat viele Aufnahmen für das Polnische Radio und Fernsehen gemacht.

Das Repertoire von Jacek Ozimkowski umfasst Bassbariton-Partien aus Opern von Händel, Mozart, Rossini, Weber, Verdi, Moniuszko, Tschaikowsky, Prokofjew, Puccini, Wagner und Britten. Dazu kommen Oratorien, Kantaten und Stücke aus dem Bereich der Gesangslyrik. Jacek Ozimkowski ist beruflich mit dem Ensemble Capella Cracoviensis, sowie mit der Oper Krakau und Breslau verbunden. 1998 machte er im Auftrag der Agentur für Kunst der Schweiz eine Mozart-Tour durch Europa und spielte die Rollen Sarastro, Leporello, Osmin und Figaro. In Deutschland nahm er an der Großen Mozart-Gala in Karlsruhe und zweimal an den Georg Friedrich Händel-Festspielen in Halle teil. 2011 machte er eine Reihe von CD-Aufnahmen aus der Reihe „Polnisches Barock“, die auf der Musikmesse „Midem 2012″ in Cannes präsentiert wurden.

Bei meinem letzten Aufenthalt in Krakau traf ich Jacek, der mir wie immer eine Gesangsstunde erteilte. Danach haben wir darüber gesprochen, wie sich die Pandemie auf seine künstlerische und pädagogische Arbeit ausgewirkt hat.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Hast Du viele Musikprojekte verpasst oder wurden sie nur verschoben?

Eines meiner Projekte wurde verschoben. Das ist die Krakauer Erstaufführung von Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt” inszeniert von Włodzimierz Nurkowski und unter der Leitung von Tomasz Tokarczyk, in der ich als Mars auftreten sollte. Die Premiere hätte im Frühjahr 2020 stattfinden sollen. Wir hatten sogar die Kostüme mit allem Zubehör fertig, aber am 13. März schloss man das Opernhaus in Krakau. Die Aufführung wurde zunächst auf Mai, dann auf November verschoben, doch im Oktober erkrankte fast die gesamte Besetzung am Coronavirus. Der aktuelle, vierte Premierentermin ist für Ende September oder Anfang Oktober 2021 geplant. Das zweite derartige Projekt mit eineinhalb Jahren Verspätung ist die Oper „Così fan tutte“ im Rahmen des Festivals „Opera Rara” in Krakau. Wir haben gerade mit den Proben begonnen und die Aufführungen sollen am 8., 9., 10. und 11. Juli stattfinden. „„Gesangsunterricht im Internet ist eine Fiktion““ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 19: Luigi Boccherini – Minuetto (1771)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Hand aufs Herz – wer kennt den Namen Boccherini? Ähnlich wie Pachelbel handelt es sich bei dem vorklassischen Komponisten um einen jener Namen, die wohl den Wenigsten bekannt sein dürften, obwohl sie hinter einer Musik stehen, die als Ohrwurm schon seit Jahrhunderten in unser kulturelles Gedächtnis eingegangen ist. Zeit also, sich auch diesem nur noch durch seine Melodien in Erinnerung gebliebenen, ansonsten aber nahezu vergessenen Meister zu widmen. „Daniels Anti-Klassiker 19: Luigi Boccherini – Minuetto (1771)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 94: Joseph Joachim, der Weltgeiger

von Peter Sommeregger

Am 28. Juni 1831, also vor 190 Jahren, wurde Joseph Joachim in Kittsee im heutigen Burgenland als siebtes Kind eines jüdischen Wollhändlers geboren. Die Familie zog nur zwei Jahre später nach Pest, wo offenbar schon frühzeitig das Ausnahmetalent des Kindes erkannt wurde.

Bereits mit sieben Jahren begann Joseph ein Studium am Konservatorium der Musikfreunde in Wien. Ein früher Förderer seines Talents wurde der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy, nachdem Joseph Joachim seine Studien ab 1843 am Leipziger Konservatorium fortsetzte. „Sommereggers Klassikwelt 94: Joseph Joachim, der Weltgeiger“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 38: Mord in der Oper

Beziehungsmorde waren früher Themen für den Lokalteil einer Zeitung. Heute werden sie neben Berichten mit internationaler Bedeutung in den Hauptnachrichten der Fernsehanstalten ausgebreitet. Die Betroffenheit der Zuseher ist ihnen sicher. „Unfassbar!“ hören wir immer wieder aus unsrem Umkreis.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Und dann geht am Abend der Vorhang auf. Früher in Smoking und Robe, heute eher „smart casual“ oder „casual elegant“ werden wir Zeugen eines tödlichen Delikts, wohl dramaturgisch kunstvoll aufgebaut und durch Bizets Musik „veredelt“. „Schweitzers Klassikwelt 38: Mord in der Oper“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 76: Lichtspiele und Leitmotive

Buchbesprechung: „Das Rheingold. Die Oper von Richard Wagner“ 

von Jolanta Łada-Zielke

Es wird noch etwas dauern, bis wir den ganzen  „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth wieder sehen können. Dieses Jahr, aufgrund der anhaltenden Pandemie, müssen sich die Festivalgäste mit einer Konzertaufführung der „Walküre“ begnügen, die von dem Aktionskünstler Hermann Nitsch gestaltet wird.  Man kann aber Schulkinder schon auf die spätere Rezeption von Richard Wagners Gesamtwerk vorbereiten, indem man ihnen die Lektüre des Buches über „Das Rheingold“ von Rudolf Herfurtner (Text) und Anette Bley (Illustrationen) empfiehlt. Dieses musikalische Bilderbuch mit CD wurde von dem Ueberreuter-Annette-Betz-Verlag veröffentlicht. „Ladas Klassikwelt 76: Lichtspiele und Leitmotive“ weiterlesen

Der Schlauberger 53: Sternstunden mit Leuchtturm

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Heute geht es um Zitate aus einer älteren Pressemitteilung der KfW-Stiftung. Zum Beispiel: „Bundeswirtschaftsministerium überreicht in Frankfurt den neuen Special Impact Award an Sozialgründer*innen.“

Und so begann die Geschichte des größten Unfugs der Gegenwart: der Sternchen. „Der Schlauberger 53: Sternstunden mit Leuchtturm“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 18: Nikolay Rimsky-Korsakov – „Hummelflug“ aus „Das Märchen vom Zaren Saltan“ (1899/1900)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Rimsky-Korsakov – einer der mächtigen russischen Vier – galt Zeit seines Lebens als einflussreicher Komponist und bereitete in der Tradition von Tschaikowski stehend einer breiten russischen Klassikkultur mit das Feld. Bekannt wurde er vor allem durch seine Orchesterwerke – und das, obwohl er sich als Komponist eher der Oper verschrieben hatte. Letztere wiederum werden jedoch selten, fast schon stiefmütterlich behandelt, was bis hin zur Zerstückwerkelung und Dekontextualisierung einzelner Passagen reicht. Ein Beispiel dafür ist Korsakovs berühmter Hummelflug. „Daniels Anti-Klassiker 18: Nikolay Rimsky-Korsakov – „Hummelflug“ aus „Das Märchen vom Zaren Saltan“ (1899/1900)“ weiterlesen