Sommereggers Klassikwelt 100: Siegfried Wagner – von der Schwierigkeit, Sohn zu sein

Mit unermüdlichem Elan versorgt Peter Sommeregger die Leserinnen und Leser von klassik-begeistert.de wöchentlich mit persönlichen Kolumnen und Geschichten aus seiner Klassikwelt; beleuchtet Wesen und Wirken von Sängerinnen, Komponisten, Instrumentalisten, spürt Musikerbiographien und -Schicksalen nach, liefert Fakten, Schilderungen und Meinungen. Seine 100. Klassikwelt widmet er einem Komponistenspross, der zeit seines Lebens und bis heute im Schatten seines schwergewichtigen Vaters steht – zu Unrecht, findet Peter Sommeregger.

Als der einzige Sohn Richard Wagners, Siegfried, am 4. August 1930 während des Bayreuther Festspielsommers an den Folgen eines Herzinfarktes starb, war dies bereits der zweite schwere Verlust für die Familie Wagner in diesem Jahr. Erst am 1. April war Siegfrieds hoch betagte Mutter Cosima gestorben.

von Peter Sommeregger

Siegfried, der als Leiter der Festspiele und auch als Dirigent große Verantwortung für die dem Werk seines Vaters gewidmeten Richard-Wagner-Festspiele trug, wurde ein Opfer seiner Überarbeitung in jenem Jahr. Mit nur 61 Jahren endete so ein Leben, das, wenn auch im Schatten der Überfigur Richard Wagner, doch auch viele eigenständige Leistungen hervorbrachte. „Sommereggers Klassikwelt 100: Siegfried Wagner – von der Schwierigkeit, Sohn zu sein“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 41: Opern und ihr Wiedererleben in reiferen Lebensjahren

„Tosca“ an der Bayerischen Staatsoper. Foto: © Wildfried Hösl

Den Rat meines Deutschlehrers, die im Unterricht  durchgenommenen Dichtungen im Laufe des Lebens immer wieder  zur Hand zu nehmen und zu lesen, da wir in zunehmendem Alter ein tieferes Verständnis gewinnen könnten, habe ich nicht  gerade fleißig befolgt. Schillers Dramen kamen mir schon im Gymnasium zu konstruiert vor, Goethes „Faust“ haben wir in Übermaß durchgenommen. Interessant waren nur neue Akzente und Sichtweisen von RegisseurInnen. Außerdem wartete viel zeitgenössische Literatur darauf entdeckt zu werden.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Welche Facetten der Wiederbegegnung haben meine Frau und ich im Zeitraum von mehr als sechzig Jahren bei Opern gemacht? „Schweitzers Klassikwelt 41: Opern und ihr Wiedererleben in reiferen Lebensjahren“ weiterlesen

Der Schlauberger 57: Esel haben's gut – Neues aus der Veganerszene

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Ach, wie gern wäre ich ein Esel. Vielleicht bin ich sogar einer, weil mir die Veganer wieder einen Schritt voraus sind. Haben Sie’s gelesen? Da haben zwei hessische Tüftler ein Deo für Veganer erfunden. Ein Meilenstein in der Geschichte der Zivilisation. „Der Schlauberger 57: Esel haben’s gut – Neues aus der Veganerszene“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 99: Natalie Bauer-Lechner – Musikerin und Feministin

Foto: Portrait de Natalie Bauer-Lechner, © AKG images

Natalie Bauer-Lechner hat kein hohes Alter erreicht. Nach längerer Krankheit starb sie am 8. Juni 1921 im Haus ihres Bruders in Wien, gerade einmal 63 Jahre alt. Ihre Nähe zu Gustav Mahler hat ihr ein Stück Unsterblichkeit verliehen.

von Peter Sommeregger

Bereits vor hundert Jahren, am 8. Juni 1921, starb die Bratschistin und Feministin Natalie Bauer-Lechner in ihrer Heimatstadt Wien.

Die Tochter des Wiener Buchhändlers und Verlegers Rudolf Lechner zeigte früh musikalische Begabung und erhielt mit fünf Jahren ersten Geigen-Unterricht, ab ihrem 8. Lebensjahr besuchte sie das Wiener Konservatorium, an dem sie bis 1872 Violine und Klavier studierte. Ihre Entwicklung zur Musikerin wurde durch ihre frühe Heirat zeitweilig unterbrochen. Im Dezember 1875 heiratete die 17-Jährige den erheblich älteren, verwitweten Universitätsprofessor Alexander Bauer, der drei Töchter in die Ehe mitbrachte. Nach zehn Jahren endete diese Ehe in einer einvernehmlichen Scheidung. „Sommereggers Klassikwelt 99 : Natalie Bauer-Lechner – Musikerin und Feministin
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Teodor Currentzis erregt die Gemüter

Foto: Romeo Castellucci und Teodor Currentzis bei den Salzburger Festspielen © SF / Anne Zeuner

KOMMENTAR

Bei den Salzburger Festspielen wurde Teodor Currentzis überwiegend gefeiert. Gemeinsam mit Romeo Castellucci hat der Stardirigent eine Neuproduktion von Mozarts „Don Giovanni“ auf die Bühne gebracht. Seine Art erfreut allerdings nicht alle.

von Jürgen Pathy

Nachdem die Salzburger Premiere von „Don Giovanni“ überwiegend gefeiert wurde, haben sich einige AutorInnen bemüßigt gefühlt, Paroli zu bieten. Vor allem diejenigen, die für „Qualitätsmedien“ publizieren. Ihr gutes Recht. Unabhängig davon, dass negative Kritik nicht nur erlaubt sein muss, sondern gar erwünscht sein sollte, lässt die gefällige Form mancherorts allerdings zu wünschen übrig. Was da in einigen Blättern für Auswüchse präsentiert werden, passt auf keine Kuhhaut.

Ganz vorne mit dabei die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Im Mittelpunkt des Geschehens, wie könnte es zurzeit auch anders sein: Teodor Currentzis. Der Grieche mit russischem Pass, dem die Ehre zuteil wurde, die erste Neuproduktion bei den diesjährigen Salzburger Jubiläumsfestspielen zu leiten, erregt nicht zum ersten Mal die Gemüter. Seitdem der 49-jährige Charismatiker und sein eigens gegründetes Orchester musicAeterna zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen, steht die Klassikwelt Kopf. Die einen vergöttern ihn, die anderen hassen ihn. Dazwischen scheint es wenig zu geben – auch, wenn Currentzis immer breitere Akzeptanz erlangt.

„Pathys Stehplatz 7: Currentzis erregt die Gemüter
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Der Schlauberger 56: Lückenlose Blasen – Hohlräume der Konversation

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Ich liebe sie, die Sprechblasen, die unsere Sprache so farbig machen. Nehmen Sie die lückenlose Aufklärung. Ohne sie wäre unser Leben von klaffenden Leerräumen durchzogen. Wo immer etwas passiert, unsere Politiker beschwören augenblicklich die Lückenlose. Der Mut zur Lücke ist nichts für Feiglinge. „Der Schlauberger 56: Lückenlose Blasen – Hohlräume der Konversation“ weiterlesen

Pathys Stehplatz (6): Cuvée – Wiener Konzerthaus kredenzt Wein und Musik

Weinliebhaber aufgepasst! Nachdem ich gerade durch die Wiener Innenstadt flaniert bin, vorbei am Stephansplatz und der Wiener Staatsoper, sträubten sich mir zuerst die Nackenhaare. Der Grund: Ein Plakat, das meine Augen erblickten. Auf einer Litfaßsäule, moderner Bauart, prangt rund 3 Meter über dem Boden ein Plakat, mit dem ich im ersten Augenblick nichts Verheißungsvolles verknüpfen konnte: Cuvée – 5 Konzerte im Großen Saal mit darauf einstimmenden Weinverkostungen.

von Jürgen Pathy

Mit diesem Slogan wirbt das Wiener Konzerthaus, einer der besten Konzertsäle der Welt, für eine kommende Konzertreihe, die im September startet. Mit dabei, unter anderen, Juan Diego Flórez und Gautier Capuçon. Schön und gut. Alles große Künstler, noch dazu in einem der schönsten Konzerthäuser der Welt, das alleine schon einen Besuch lohnt. „Pathys Stehplatz (6): Cuvée – Wiener Konzerthaus kredenzt Wein und Musik“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 23: Jacques Offenbach – „Cancan“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ (1858)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Ah ja, der „Cancan“, dieses Meisterwerk orchestraler Heiterkeit und lustig flockiger Unterhaltung – eines jener Stücke, das aus unserer popkulturellen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Als Untermalung varietétypischer Frivoltänze, als Klangbrimborium im Zirkus, Untermalung im Cartoon, reißerische Hymne in Werbespots oder Gassenhauer im Fernsehen – so weit das Auge, oder in diesem Fall das Ohr reicht, wird man mit diesem Kleinod der Orchestermusik konfrontiert. Man möchte dieses Stück – ähnlich wie den Einstieg zu Strauss’ „Zarathustra“ – bereits als modernes Meme der Generation Tiktok und Snapchat einordnen. Und doch – dieser vermarktungstechnische Geniestreich hat bereits eine über 150 Jahre alte Geschichte. „Daniels Anti-Klassiker 23: Jacques Offenbach – „Cancan“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ (1858)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 98: Erinnerung an Sir John Barbirolli

„Warner weiß sehr gut, was für Schätze sie in ihren Archiven hat, zu Barbirollis 50. Todestag im letzten Jahr legte die Firma eine große Zahl von Barbirollis Aufnahmen „remastered“ neu auf. Ein besonderes Highlight darunter ist die Einspielung der vier Brahms-Symphonien mit den Wiener Philharmonikern, eine Aufnahme die ich persönlich der Mitnahme auf die sprichwörtliche einsame Insel für würdig halte.“

von Peter Sommeregger

Obwohl er Kind italienischer Eltern war, ist sein Geburtsort 1899 London. Seine ursprünglichen Vornamen Giovanni Battista änderte er später in John und wurde damit endgültig zum Briten. Der Sohn einer Musikerfamilie verschrieb sich selbst früh der Kunst. Als Cellist erwarb er sich einen frühen Ruhm als Wunderkind, als Orchestermusiker sammelte er bereits wichtige Erfahrungen für seinen späteren Dirigentenberuf, er hatte noch unter dem legendären Sir Thomas Beecham gespielt. „Sommereggers Klassikwelt 98: Erinnerung an Sir John Barbirolli“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 40: Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen

Diese Attikafiguren von Friedrich Steger zierten das Wiener Ringtheater, das am 8. Dezember 1881 unmittelbar vor Beginn von „Hoffmanns Erzählungen“ durch einen verheerenden Brand zerstört wurde. Die Figuren konnten gerettet werden, nicht aber 384 Opernbesucher. Kunstmäzen Max Schmidt aus der bekannten Wiener Möbelfabrikantendynastie erwarb die Figuren für seinen privaten Schlosspark Wien-Pötzleinsdorf, den er 1934 der Stadt Wien übereignete. Noch in unserer Kindheit sprach man vulgo vom Schmidt-Park. Die Wiesen waren damals mit Margeriten übersät, die man zu gewissen Zeiten pflücken durfte. Die Statuen sind dort in der Original-Reihenfolge (von links nach rechts) Alt, Tenor, Sopran, Bass aufgestellt. Foto © Lothar Schweitzer

Immer wieder lesen meine Frau und ich von KollegInnen, meistens weiblichen Geschlechts, dass sie sich von einer speziellen Stimmlage besonders angesprochen fühlen. Gerade in der Corona-Krise, wo die aktuelle Berichterstattung nicht platzfüllend sein konnte,  standen Reflexionen im Vordergrund, in denen sich viele diesbezüglich outeten.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ich stelle mir jetzt die Frage, ob das bei mir auch der Fall ist. Angefangen hat mein Interesse an Opern im Alter von vierzehneinhalb Jahren, als ich von meinem Lieblingslied „Granada“ des Komponisten und Medien-Stars Agustín Lara eine Single mit Mario Lanza bekam. Ich kannte bisher nur die Interpretation der Chanson- und Schlagersängerin  und auch Schauspielerin Caterina Valente. Der Mexikaner Lara hatte einen Liederzyklus für Tenor über spanische Städte im Stil von Opernarien vertont. Jetzt war mein Interesse an dem Genre geweckt und ich kaufte die erste Schallplatte, die keine Schlager zum Tönen brachte, sondern „Operatic Arias“ – gesungen von dem Tenor Mario Lanza. „Schweitzers Klassikwelt 40: Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen“ weiterlesen