In diese Woche fällt der 150. Geburtstag, aber auch der 70. Todestag des legendären holländisch/deutschen Dirigenten Willem (eigentlich Joseph Wilhelm) Mengelberg, der als Kind deutscher Staatsbürger in Utrecht zur Welt kam. Nach ersten Studien in Utrecht wurde er Schüler von Franz Wüllner an der Kölner Hochschule für Musik in den Fächern Klavier und Komposition. Sein Debüt als Dirigent feierte er mit dem Kölner Gürzenich-Orchester. Bereits mit 21 Jahren wurde er 1892 Generalmusikdirektor in Luzern, das Jahr 1895 sah ihn bereits als Leiter des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters, und als ob das nicht schon genug wäre, übernahm er von 1907 bis 1920 auch noch Dirigate beim Frankfurter Museumsorchester. „Sommereggers Klassikwelt 80: Willem Mengelberg klassik-begeistert.de“ weiterlesen
Wie ein Lauffeuer geht es durch die Medien, dass wir von der Kölner Intendantin bald Abschied nehmen müssen. Als naive Outsider aus Wien dazu einige Gedanken.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Prinzipiell stellt sich die Frage, wie lange die Intendanz einer anerkannten Persönlichkeit währen soll. Entgegen der Wiener konservativen Mentalität und dadurch sicher ins Kreuzfeuer der Kritik geratend ist unsre Meinung zwei bis drei ordentliche Vertragsperioden (je vier bis fünf Spielzeiten), auf keinen Fall viel länger als insgesamt fünfzehn Jahre, denn die Theater- und Opernliebhaber sollen im Laufe ihres kulturinteressierten Lebens mehrere „Handschriften“ kennen lernen. Jeder mit Sorgfalt ausgewählte Intendant oder Direktor hat seine besonderen Fähigkeiten und Talente und setzt andere Akzente, mit denen er der hoffentlich immerwährenden, „ewigen“ Institution des jeweiligen Theaters dienen kann. Keine Regel ohne Ausnahme: Uns störte die fünfundzwanzigjährige Intendanz von Helmut Wlasak am Tiroler Landestheater keinesfalls. „Schweitzers Klassikwelt 31: Eine Lanze brechen für Dr. Birgit Meyer, Intendantin der Oper Köln“ weiterlesen
Die Polonaise – der repräsentative polnische Nationaltanz – wird in die UNESCO-Liste des Immateriellen Welt-Kulturerbes eingetragen. Diese Entscheidung wurde bereits auf nationaler Ebene angenommen und muss nun vom internationalen UNESCO-Rat genehmigt werden. Die Mitinitiatorin des Beitrags ist Romana Agnel, Tänzerin, Choreographin, Tanzpädagogin, Kunsthistorikerin, sowie Gründerin und künstlerische Leiterin des professionellen Hofballetts Cracovia Danza.
von Jolanta Łada-Zielke
Eine wichtige Rolle in dieser Aktion spielt Krakau, wo in Polen die nationale Kultur und Tradition am meisten geschätzt werden. Zu diesem Anlass findet in Krakau und in ganz Polen eine Reihe von Veranstaltungen statt, die diesen Tanz fördern und bekannt machen. Cracovia Danza wird die „Nacht des Tanzes“ sowie „die Polonaise-Tage“ organisieren. Im Rahmen dieses Events findet auf dem Krakauer Marktplatz ein Ball statt, an dem Profi-Tänzer, Einheimische und Touristen teilnehmen. Natürlich hängt die Durchführung sämtlicher Tanzveranstaltungen von der Pandemie ab. „Ladas Klassikwelt 69: Die Polonaise soll UNESCO-Weltkulturerbe werden“ weiterlesen
Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
von Daniel Janz
Kommen wir heute zu einem Beweis dafür, dass manche Kompositionen ohne ihre Bezugsquellen nicht funktionieren. Richard Wagner, seit jeher als König der Opernwelt glorifiziert, dürfte wie kein anderer die Epoche der Hochromantik geprägt haben. Legendär sind seine Opern Der Ring des Nibelungen, Tristan und Isolde, Der fliegende Holländer, Lohengrin… die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Reine Instrumentalwerke sind hingegen nur wenige überliefert – eines davon ist das Siegfriedidyll. „Daniels Anti-Klassiker 4: Richard Wagner – „Siegfriedidyll“ (1870)“ weiterlesen
Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.
von Lorenz Kerscher
Katharina Konradi/Eric Schneider: Clara Schumann “Warum willst Du and’re fragen” op. 12, no 11
Als 2019 der neue Bayreuther Tannhäuser übertragen wurde, kam anstelle des Hirtenjungen eine bezaubernde junge Frau mit dem Fahrrad auf die Szene und ließ das Publikum aufhorchen: Eine so schöne, klare Sopranstimme hatte man an dieser Stelle der Oper noch gar nicht erwartet. Auch ich wurde bei dieser Gelegenheit auf die 1988 geborene Künstlerin aufmerksam, die als 15-jährige aus dem fernen Kirgisistan nach Hamburg gekommen war. Wenn man sie völlig akzent- und fehlerfrei sprechen hört, möchte man kaum glauben, dass sie als russische Muttersprachlerin erst einmal Deutsch lernen musste. Nach ihrem Abitur studierte sie in Berlin und München Gesang, schloss dies 2016 mit dem Master ab und gewann im gleichen Jahr den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs. Schon seit 2015 war sie Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und wechselte dann ab 2018 an die Hamburgische Staatsoper.
Katharina Konradi, Silvia Hauer, Humperdinck – Ausschnitt aus „Hänsel und Gretel“, Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Rollen, die bislang darstellte, kann man dem Soubretten- oder lyrischen Sopranfach zuordnen. Nannetta in Falstaff, Adele in der Fledermaus, Pamina, Gretel, Susanna, Ännchen im Freischütz, Zdenka in Arabella und Marzelline in Fidelio zählen zu ihrem an den genannten Häusern dargestellten Repertoire. 2018 kam sie als Zdenka auch an die Semperoper Dresden, doch vor allem der o.g. Auftritt als Hirtenknabe im Bayreuther Tannhäuser, der per Videostream weltweit zu erleben war, brachte ihr breite Aufmerksamkeit ein.
So mancher, der bei dieser Gelegenheit neugierig wurde, konnte in YouTube zahlreiche Videobeispiele finden, die ihre herausragende Stimmkultur unter Beweis stellen. Hier präsentiert sie sich vor allem als makellose und außergewöhnlich textverständliche Liedinterpretin von starkem Gestaltungswillen. Namhafte Liedpianisten wie Gerold Huber, Eric Schneider und Daniel Heide arbeiten gerne mit ihr zusammen, im Konzertsaal ebenso wie bei der Produktion von CDs, deren zweite mit dem Titel „Liebende“ in Kürze erscheint. Auch in großen Konzerthäusern war sie schon zu erleben, u. a. in der Elbphilharmonie, dem Festspielhaus Baden-Baden und der Münchner Philharmonie, in der ich sie schon als Solistin in Mahlers Auferstehungssymphonie erleben konnte.
Katharina Konradi singt „Die Trommel gerühret“ aus Beethovens Schauspielmusik zu Egmont Op.84, Elbphilharmonie Hamburg, Sep. 2017
Nach ihrem bislang fünfjährigen Wirken an den Opernhäusern von Wiesbaden und Hamburg bahnt sich nun ein bedeutender Meilenstein ihrer Entwicklung an: ihr Debüt als Sophie im Rosenkavalier an der Bayerischen Staatsoper. Die Neuproduktion unter der Regie von Barrie Kosky wird am 21. März 2021 weltweit als Livestream übertragen und danach als Video on demand zur Verfügung gestellt. Ich bin überzeugt, dass ihr diese Rolle sehr liegt und dass sie bei dieser Gelegenheit viele neue Fans gewinnen wird. So kann aus einem „Star von morgen“, als den sie Rolando Villazón 2019 in seiner gleichnamigen Sendereihe vorstellte, in kurzer Zeit ein Star von heute werden!
Lorenz Kerscher, 18. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
„Auch mehr als zwanzig Jahre nach seinem Tod ist der Künstler unvergessen, durch sein Mäzenatentum lebt er weiter fort.“
von Peter Sommeregger
Als der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin Anfang März 1999 nach einem Schwächeanfall in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert wurde, nahm die Presse davon kaum Notiz. Allerdings starb Menuhin dann am 12. März und danach gab es kaum ein Medium, das diesem Ausnahmekünstler keinen ausführlichen Nachruf gewidmet hätte.
Meine Konzertreise mit Brahms’ Requiem nach Stettin 2016
von Jolanta Łada-Zielke
„Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms hörte ich zum ersten Mal in meiner Musikoberschule in Krakau. Seit ich in Deutschland lebe, habe ich dieses Werk schon sieben Mal mit zwei tollen Chören aufgeführt. Vor einer Woche habe ich meine Eindrücke von dem Konzert mit Brahms’ Requiem im Jahr 2010 beschrieben, das dem tragischerweise verstorbenen Dominik Brunner gewidmet war. Ich sang es damals mit dem Münchener Bachchor. Aber nicht alle meine Auftritte mit diesem Werk hinterließen gute Erinnerungen. „Ladas Klassikwelt 68: Das Traumrequiem, Teil 2“ weiterlesen
Foto: Andreas Schager und Camilla Nylund in „Die Walküre“. Foto: Youtube
von Dr. Petra Spelzhaus
Heute ist unser Glückstag. Wir haben viel Geld gewonnen. Und wir haben dabei eine Quelle des Reichtums gefunden, die wir jederzeit wieder anzapfen können.
Es fängt damit an, dass wir in unserem Zwei-Mädel-ein-Hund-Haushalt feststellen, dass unsere hervorragende Corona-Kompensationsernährung langsam ihre Spuren hinterlässt. Wir fühlen uns zunehmend an Walküren erinnert. Also gilt es, ein Fitnessgerät zu suchen, um unsere komplette Richard-Wagner-CD-Edition sportlich zu begleiten. Freunde von uns empfehlen ein Spinning-Gerät, mit dem wir kräftig zum Ring des Nibelungen in die Pedale treten können. Uns kommt eine Aufführung der Walküre bei den Tiroler Festspielen in Erl in den Sinn, der wir vor drei Sommern noch persönlich beiwohnen durften. Die Walküren ritten singend äußerst sportlich auf Drahteseln über die Bühne. Durchaus nachahmenswert. „Dr. Spelzhaus spezial 12, Der Ritt der Walküren klassik-begeistert.de“ weiterlesen
Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
von Daniel Janz
Bei vielen Komponisten finden sich Werke, die entweder durch ihre perfekte Anwendung althergebrachter Formen oder durch die Zuwendung zu neuen, experimentellen Ausdrucksweisen herausstechen. Letzteres geht oft nach hinten los; nicht jedes Experiment liefert ein überzeugendes Ergebnis. Ganz Bizarres ergibt sich zuweilen, wird beides miteinander vermengt. Einen solchen Hybriden stellt die siebte Sinfonie von Gustav Mahler dar. „Daniels Anti-Klassiker 3: Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 7 „Lied(er) der Nacht“ (1908)“ weiterlesen
„Hier, vor der Behörde, waren wir endlich alle einmal wirklich gleich. Auch der Geschäftsmann, der in edlem Tuch gekleidet aus dem Taxi stieg, musste sich in unsere basisdemokratische Reihe stellen. Da nützte ihm sein aufgeregtes Telefonieren und Gestikulieren nichts. Nein, hier ist niemand wichtiger als der andere. Ein Gefühl des tiefen Vertrauens in unseren Staat machte sich in mir breit.“
von Barbara Hauter
Eigentlich bin ich ja dagegen, immer und in jeder Lebenssituation Musik zu hören. Mit dicken Kopfhörern bewehrt durch die Straßen zu stapfen, ist nicht meins. Die jungen Leute, die mir damit joggend und radfahrend im Englischen Garten begegnen, erscheinen mir aus der Welt gebeamt. Wahrscheinlich liegt genau darin der Sinn der dudelnden Ohrwärmer. Aber nun ist es mir doch tatsächlich passiert, dass ich mich nach so einem Ding gesehnt habe. Ich war auf Besuch in einem völlig neuen Habitat und ich fühlte mich so fremd, dass ich mich gerne mit heimatlichen Klängen getröstet hätte. Aber langsam und von vorn. „Hauters Hauspost (10): Mein Besuch im Impfzentrum“ weiterlesen