Michael Spyres: Der Tenor, der alles kann

CD-Rezension: Berlioz  Les Nuits d’Été Harold en Italie  klassik-begeistert.de 6. Dezember 2022

Das Orchestre philharmonique de Strasbourg unter dem Dirigenten John Nelson erweist sich einmal mehr als erstklassiges Berlioz-Orchester. Das liegt natürlich auch an dem inzwischen 80-jährigen Dirigenten John Nelson, der sich mehr und mehr auf diesen französischen Dirigenten spezialisiert hat. Das Resultat ist wieder einmal eine höchst authentische, mitreißende Einspielung!

Berlioz  Les Nuits d’Été
Harold en Italie

Michael Spyres
Timothy Ridout
Orchestre philharmonique de Strasbourg
John Nelson

Erato 5054197196850

von Peter Sommeregger

Der amerikanische Tenor Michael Spyres verblüfft seine wachsende Anhängerschaft immer aufs Neue mit Ausflügen in ungewohntes Terrain. Inzwischen bezeichnet er sich selbst als Baritenor, was den Punkt trifft. Auf seinem letzten, sensationellen Recital pendelt er virtuos zwischen Tenor-und Baritonarien.

Auch die hier veröffentlichte Auseinandersetzung mit Berlioz’ berühmtem Liederzyklus „Les Nuits d’Été“ zeigt den Sänger in nicht alltäglichem Repertoire. Zwar hat Hector Berlioz die Lieder nach Gedichten seines Freundes Théophile Gautier für die Interpretation aller möglichen Stimmlagen eingerichtet, aber über die Zeit wurden sie doch bevorzugt von Sopranen und Mezzosopranen aufgeführt. Spyres steht mit seinen schier unerschöpflichen stimmlichen Mitteln auch die Zartheit und der erotische Unterton dieser Kompositionen zur Verfügung, sein modulationsfähiger Tenor, der sich bereits bis zu Wagners Tristan vorgewagt hat, scheint wie geschaffen für diese Musik zu sein.

Ergänzt wird die CD mit dem Orchesterstück „Harold en Italie“, für Orchester und Solobratsche. Das Werk, deutlich vor dem Liederzyklus entstanden, war ursprünglich ein Auftragswerk des Stargeigers Nicolò Paganini, der es aber ablehnte. Das groß angelegte Orchesterwerk bot ihm wohl nicht genügend Gelegenheit, seine Virtuosität zu demonstrieren. In dieser Aufnahme erleben wir den jungen Bratschisten Timothy Ridout, der sich als wahrer Virtuose auf seinem Instrument erweist.

Das Orchestre philharmonique de Strasbourg unter dem Dirigenten John Nelson erweist sich einmal mehr als erstklassiges Berlioz-Orchester. Das liegt natürlich auch an dem inzwischen 80-jährigen Dirigenten John Nelson, der sich mehr und mehr auf diesen französischen Komponisten spezialisiert hat. Das Resultat ist wieder einmal eine höchst authentische, mitreißende Einspielung!

Peter Sommeregger, 5. Dezember 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Les Troyens, Hector Berlioz, Bayerische Staatsoper, München, 09. Mai 2022 PREMIERE

Hector Berlioz, Benvenuto Cellini, John Eliot Gardiner, Orchestre Révolutionnaire et Romantique, Monteverdi Choir, Philharmonie Berlin, 31. August 2019

Hector Berlioz, La damnation de Faust, Glyndebourne Festival, 18. Mai 2019

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