Rossini verleiht seiner Messa di Gloria opernhaftes Gepränge

CD-Rezension: Gioachino Rossini, Messa di Gloria  klassik-begeistert.de 30. September 2022

CD-Rezension:

Gioachino Rossini
Messa di Gloria

Orchestra e Coro dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Antonio Pappano

Erato 5054197234521

von Peter Sommeregger

Für diese Neuaufnahme der Messa di Gloria Rossinis hat Antonio Pappano ein Sängerensemble der Extraklasse gewählt. Das entspricht durchaus den anspruchsvollen Soli dieser Huldigungsmesse, die als solche im Gegensatz zu kompletten Messen nicht den gesamten liturgischen Text beinhaltet, deswegen auch einen eher weltlichen Charakter haben darf.

Das erklärt den doch sehr opernhaften Stil dieser Partitur, die 1820 für Neapel geschrieben wurde. Dies war die Zeit, in der Rossini eine Vielzahl von Opern komponierte, sich dabei mehrfach bei eigenen Werken bediente. Auch in dieser sakralen Komposition taucht so manches bekannte Motiv auf, die Gesangslinien erinnern doch stark an Opernarien, was bei der Kreativität und dem Einfallsreichtum Rossinis kein Nachteil ist.

Die Sopranistin Eleonora Buratto singt ihre Soli mit großer Inbrunst und vokalem Wohlklang, ihre Stimme verbindet sich vorzüglich mit dem Timbre der Mezzosopranistin Teresa Iervolino.

Luxuriös der Einsatz von gleich zwei Tenören der Spitzenklasse: neben dem lyrischen Lawrence Brownlee, einem von seiner stimmlichen Beweglichkeit her optimalen Rossini-Tenor, glänzt erneut Baritenor Michael Spyres als der Mann, der praktisch alles kann. Spyres, der sich inzwischen sogar konzertant an Wagners Tristan versucht hat, prunkt mit großer, aber stets schlank geführter Stimme, phrasiert sorgfältig und bis in die extremen Lagen sicher. Etwas stiefmütterlich ist in dem Werk der Bassist behandelt, aber Carlo Lepore vermag trotzdem wohlklingende, sonore Akzente zu setzen.

Pappanos Orchester der Accademia di Santa Cecilia und deren Chor stellen erneut ihren hohen Qualitäts-Standard unter Beweis und musizieren unter der umsichtigen Leitung ihres Chefdirigenten mit großem Ernst und ebensolcher Kompetenz.

Dem Werk und seiner hier vorgelegten Interpretation ist ein besonderer Zauber zu eigen, die Mischung opernhaften Stils mit gleichzeitig sakralem Charakter hat ihren besonderen Reiz, es ist verwunderlich, dass dieses großartige Werk nicht häufiger zu hören ist. Diese Einspielung ist tatsächlich absolut empfehlenswert!

Peter Sommeregger, 30. September 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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