Bitte mehr davon! Hans Sommers Orchesterlieder sind eine großartige Entdeckung

CD-Rezension: Hans Sommer, Orchestral Songs  klassik-begeistert.de, 4. Januar 2023

Diese CD weckt unbedingt den Wunsch, mehr von Sommers Musik zu hören, dessen Werke auch für die Bühne eine Wiederentdeckung lohnen würden.

Hans Sommer
Orchestral Songs

Mojca Erdmann   Anke Vondung
Mauro Peter   Benjamin Appl

Rundfunk Sinfonieorchester Berlin
Guillermo García Calvo

Pentatone PTC 5187 023


von Peter Sommeregger

Der Lebensweg des Komponisten Hans Sommer, der eigentlich Hans Zincken hieß, war bemerkenswert vielschichtig. 1837 in Braunschweig geboren, verschrieb er sich den Naturwissenschaften. Er promovierte als Physiker und konnte auf eine beachtliche akademische Karriere als Mathematiker und Physiker zurückblicken, als er sich erst in reiferen Jahren endgültig der Musik zuwandte, mit der er sich bereits seit seiner Jugend beschäftigt hatte.

Ein großer Teil seines Oeuvres besteht aus Liedern, die zuerst für Singstimme und Klavier entstanden, später aber auch eine Orchesterfassung durch den Komponisten erhielten. Ab den 1890er Jahren komponierte Sommer auch einige Bühnenwerke, die sämtlich in Braunschweig uraufgeführt wurden, aber inzwischen so gut wie vergessen sind.

Erst in den letzten Jahren erscheinen immer mehr von Sommers Liedern auf Tonträgern. Vom ersten Takt an fasziniert bei dieser Neueinspielung der Orchesterlieder, die fast ausnahmslos Erstaufnahmen darstellen, der eigenwillige Stil des Komponisten, dessen musikalische Sprache durchaus eigenständig ist. Franz Liszt, der Sommer unterrichtete, war von dessen Liedern bereits sehr angetan, später lobte auch Richard Strauss seine Kompositionen und brachte einzelne Opern Sommers zur Aufführung.

Die auf dieser CD zusammen gestellten Lieder entstammen größtenteils den späten Jahren Sommers, der bis zu seinem Tod 1922 als Komponist aktiv war. Die 22 Titel werden zwischen vier Sängern aufgeteilt, was für vokale Abwechslung sorgt. Mojca Erdmann sind die Lieder Lores aus der Oper „Lorelei“ anvertraut, die sie mit ihrem hellen Sopran überzeugend interpretiert. Die Mezzosopranistin Anke Vondung ist mit fünf Liedern (das letzte als Quartett) vertreten, der hervorragende Bariton Benjamin Appl und der Tenor Mauro Peter sind mit dem Rest betraut. Das Rundfunk Sinfonieorchester Berlin unter Guillermo García Calvo schwelgt in der spätromantischen Musik Sommers und ist für die vier Sänger eine optimal sensible Begleitung. Diese CD weckt unbedingt den Wunsch, mehr von Sommers Musik zu hören, dessen Werke auch für die Bühne eine Wiederentdeckung lohnen würden.

Peter Sommeregger, 4. Januar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

CD-Rezension: Georg Caspar Schürmann, Jason oder die Eroberung des Goldenen Vließes klassik-begeistert.de, 30. Dezember 2022

Blu-ray-Rezension: Igor Stravinsky, Pyotr Tchaikovsky, Mavra/Iolanta klassik-begeistert.de, 30. Dezember 2022

CD-Rezension: W. A. Mozart, Krönungsmesse KV 317, Konradi Harmsen Davislim Stražanac, 27. Dezember 2022

Ein Gedanke zu „CD-Rezension: Hans Sommer, Orchestral Songs
klassik-begeistert.de, 4. Januar 2023“

  1. Möglich zur Information (weil nicht bekannt), möglich zur Erinnerung (weil vergessen) – eine Aufnahme mit den Orchesterliedern von Hans Sommer gibt es bereits seit gut zehn Jahren (aufgenommen 2010, veröffentlicht 2012) mit den Solisten Elisabeth Kulman und Bo Skovhus und den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Sebastian Weigle (TUDOR 7178).
    Unter der Leitung von Sebastian Weigle hat Elisabeth Kulman einiger der Lieder auch in Bamberg und in Berlin (Konzerthaus) gesungen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Michael Koling

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert