Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen / Asmik Grigorian / Matthias Goerne / Tarmo Peltokoski (c) Daniel Dittus
Elbphilharmonie, Hamburg, 22. März 2023
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Asmik Grigorian
Matthias Goerne
Tarmo Peltokoski, Dirigent
Dmitri Schostakowitsch, Kammersinfonie c-Moll op. 110a;
Sinfonie Nr. 14
von Andreas Schmidt
Lesen Sie mal bitte kurz, was Wikipedia über das wohl hoffnungsvollste Dirigiertalent der Welt berichtet: Tarmo Peltokoski, im April 2023 wird er 23:
Tarmo Peltokoski wurde in Finnland als Sohn einer philippinischen Mutter und eines finnischen Vaters geboren.[1] Im Alter von 14 Jahren begann er sein Studium bei dem emeritierten Jorma Panula und studierte dann an der Sibelius-Akademie weiter bei Sakari Oramo. Weitere Lehrer waren außerdem Hannu Lintu, Jukka-Pekka Saraste und Esa-Pekka Salonen. Seine Ausbildung zum Konzertpianisten erfolgte ebenfalls an der Sibelius-Akademie bei Antti Hotti.[2] Zusätzlich zum Dirigier- und Klavierstudium studierte er Komposition und Arrangieren. Sein Interesse gilt außerdem insbesondere Musikkomödien und der Improvisation.[
Was dieser junge schlanke Mann, der mit seiner Brille ein wenig aussieht wie Harry Potter, an Energie, an Musikverständnis, an Hingabe an diesem Mittwochabend in einem der wichtigsten und schönsten und best klingenden Konzerthäuser der Welt mit der Deutschen Kammerphilharmonie in Sachen Schostakowitsch darbot, war von einem anderen Stern.
Der geniale Klaus Mäkelä, ebenfalls Finne, am vergangenen Wochenende mit dem Orchestre de Paris in Hamburg, muss sich warm anziehen.
Wie schön ist das denn, dass die Finnen so viele leiwande Musiker hervorbringen.
Dieser zierliche Philippo-Finne bewegt sich so urschön, so elegant. Er vermag mit Power richtig Dampf zu machen, zu tänzeln und zu turnen, und dann wieder, zart-weich, mit seinen filigranen Fingern die zartesten Töne aus seinem Klangkörper hervorbringen.
Dass er dann noch, mit einem Mikrofon, in wunderschönem Deutsch und perfektem Englisch in das Konzert einführen vermag, zeugt von einer außerordentlichen Bildung und Kulturbeflissenheit.
Die Deutsche Kammerphilharmonie, eines der besten deutschen Orchester, spielte auf höchstem Niveau in allen Gefühls- und Musikbereichen, bravo!
Bitte merken Sie sich vor, wenn dieses Orchester an der Elbe gastiert.
Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian, bald 42, sang von einem anderen Kosmos, in allen Nuancen, auf Russisch perlenklar, zart, werbend, forsch, erschütternd: sie ist „eines der größten dramatischen Talente der Oper“, schrieb die New York Times. Yes she can!
Der Bariton Matthias Goerne, in wenigen Tagen 56, soll laut der Tageszeitung The Boston Globe einer „der größten Sänger der Gegenwart“ sein. An diesem Abend nuschelte er sich unschön mit viel zu viel Dauervibrato durch das Notenwerk. Ich spreche etwas Russisch und ausreichend Polnisch: Sorry, lieber Herr Goerne, das hat mir gar nicht gefallen. Die Zuschauer konnten nur erahnen, in welcher Sprache Sie sangen. Ich habe Sie schon viel, viel besser gehört… Sie fielen an diesem Abend neben Ihrer Weltklasse-Mitsängerin leider nicht positiv auf.
Dieses Konzert war unterm Strich Meilen besser als das Konzert des sehr guten Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg am Montag, das – trotz einer erschreckenden Leistung des Stabführers – überzeugte. Geboten wurden Robert Schumann (Manfred), Peter Ruzicka (Aulodie) , Edgar Varèse (Arcana) und John Williams (Star Wars).
Am Pult stand Peter Ruzicka, bald 75.
Herr Ruzicka, ich verneige mich vor Ihrer außerordentlichen Lebensleistung: Intendant der Staatsoper Hamburg und der Hamburger Philharmoniker (1988 – 1997) , der Salzburger Festspiele (2001 – 2006) und der Osterfestspiele (bis 2020).
Aber was Sie an diesem Abend als DIRIGENT zeigten, war – um mit Loriot zu sprechen – „sehr übersichtlich“. Die Schläge fast monothematisch nur auf der 1. Keine Varianz. Und am schlimmsten: Sie würdigten dem Orchester in 99 Prozent der Zeit KEINES BLICKES. Besonders verwunderte mich, dass Sie auch bei Ihrer Eigenkomposition (die Sie ja hinreichend kennen müssten) nur in Ihre eigenen Noten schauten.
Ich beschäftige mich zurzeit viel mit Künstlicher Intelligenz und wage vorherzusagen, dass Ihre (nervige) Komposition bald schon von Maschinen gefertigt und verfeinert werden dürfte. Hören wird Sie in 10 Jahren eh niemand mehr, OK, vielleicht ein paar 100 Hartgesottene in Deutschland.
Vielleicht sollten Sie mal beim jungen Tarmo Peltokoski vorbeischauen und sich ein paar Modifikationen Ihres Dirigats aneignen. Dass der Abend nicht in die Hose ging, verdanken Sie dem bestens aufgelegten Hamburger Klangkörper, der auch ohne Sie performt hätte.
Sie wirkten wie ein Fremdkörper.
Dass bereits vor dem phantastischen STAR WARS mehr als 100 Menschen den Saal verlassen haben, ist indes eine andere Geschichte… Ein Teil dieser Menschen möchte schnell wieder in den Reisebus, der vor der Elphi steht, und zahlreiche kulturferne Menschen durch die Lande kurvt.
Andreas Schmidt, 22. März 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sergej Rachmaninow, Asmik Grigorian, Lukas Geniušas Elbphilharmonie Hamburg, 24. Mai 2022
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Richard Wagner, Der fliegende Holländer Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2021