Yannick Nézet-Séguin feiert ein wichtiges Debüt in Baden-Baden

Sommerfestspiele Baden-Baden 2024 © privat

Im Rahmen des Baden-Badener Sommerfestivals La Capitale d’Été erklingt Musik von Berlioz und Tschaikowski mit dem London Symphony Orchestra, das der Kanadier an diesem Abend tatsächlich zum allerersten Mal dirigiert.

Baden-Baden, Festspielhaus, 16. Juli 2024

Hector Berlioz (1803-1869) – Les nuits d’été op. 7

Pjotr Tschaikowski (1840-1893) – Sinfonie Nr. 6 op. 74 („Pathétique“)

Joyce DiDonato, Mezzosopran

London Symphony Orchestra
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent

 von Brian Cooper

Es ist eine ganz besondere Stille, die wir da erleben, nach dem so leise wie nur möglich verklingenden Ende der Pathétique. Eine halbe Minute dauert sie bestimmt an, vielleicht sogar eine ganze Minute – pure Magie nach intensiven 50 Minuten hochdramatischer, tragikgeschwängerter Musik.

Yannick Nézet-Séguin bestreitet in Baden-Baden nunmehr sein drittes Sommerfestival La Capitale d’Été. Das Programm ist ein wenig ausgedünnter als in den Jahren zuvor, aber immerhin war dieser Abend gut besucht, und das Konzert am kommenden Sonntag ist sogar ausverkauft. „Baden-Badener Sommerfestival La Capitale d’Été, LSO, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
 Baden-Baden, Festspielhaus, 16. Juli 2024“
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Den Ring muss ich haben: dieses Buch zeigt eine große Bandbreite der Themenauswahl und der verschiedenen Blickwinkel auf Wagners Werk

Reto Weiler (Hrsg.)

»Den Ring muss ich haben«

Multiperspektivische Annäherung an Richard Wagners
Ring des Nibelungen

218 Seiten
ISBN: 978-3-8260-7630-5

Verlag Königshausen & Neumann

von Axel Wuttke

Der im Februar 2017 begonnene und 2019 vollendete Ring am Oldenburgischen Staatstheater konnte erst, Corona-bedingt, 2022 in drei Zyklen komplett aufgeführt werden. Die von Publikum und Kritik bejubelte Inszenierung von Paul Esterhazy war der erste vollständige Ring in Oldenburg, vorherige Produktionen konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht zu Ende geführt werden.

Anfang 2024 gab es noch drei Aufführungen der Walküre, ich habe für Klassik begeistert darüber berichtet, sozusagen als letzte Möglichkeit, sich von diesem für Oldenburg so wichtigen und überregional mit begeisterter Anteilnahme aufgenommenem Ring zu verabschieden. „Buchbesprechung: »Den Ring muss ich haben« Multiperspektivische Annäherung an Richard Wagners Ring des Nibelungen
klassik-begeistert.de, 17. Juli 2024“
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Pärnu Music Festival: Paavo Järvi nimmt uns mit auf Entdeckungsreise

Paavo Järvi, Ksenija Sidoro va_Pēteris Vasks, Estonian Festival Orchestra ©  Kaupo Kikkas

Auch ohne Kassenschlager ist das Pärnu kontserdimaja am heutigen Abend wieder ausverkauft. Und dies, obwohl es vor der Pause ausschließlich zeitgenössische Musik gibt und hiernach eine Sinfonie, die es nicht ins Repertoire geschafft hat. Der  Pärnu Music Festival-Kosmos ist die perfekte Gelegenheit, Neues zu entdecken und Altes neu zu entdecken.

Ester Mägi
Vesper

Tõnu Kõrvits
Dances. Concerto for Accordion and Orchestra (Uraufführung)

Pēteris Vasks
The Fruit of Silence (Bearbeitung für Akkordeon, Vibraphon und Streichorchester von George Morton)

Georges Bizet
Sinfonie Nr. 2  C-Dur, ‘Roma’

Zugaben:

Georges Bizet
Les Toréadors (aus: Carmen)

Johan Svendsen
Two Swedish Folk Tunes, for String Orchestra, op. 27: No. 2 „Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord“

Ksenija Sidorova (Akkordeon)
Estonian Festival Orchestra

Dirigent: Paavo Järvi

  • Pärnu kontserdimaja, Pärnu, 13. Juli 2024

von Petra und Dr. Guido Grass

Ester Mägi ist im Westen Europas so gut wie unbekannt. Die 1922 geborene Komponistin starb vor drei Jahren im stolzen Alter von 99 Jahren. International bekannt ist jedoch einer ihrer Schüler: Arvo Pärt.

Und in der Tat wird beim Hören deutlich, wie prägend sie auf Pärt gewirkt haben muss. Paavo Järvi wählte ihr Stück Vesper und setzte es klug an die erste Stelle. Ankommen, zur Ruhe kommen: Wohltuend legen die Streicher des Estonian Festival Orchestras einen Klangteppich aus, der sich weitet wie die estnische Landschaft. Darüber erhebt sich eine seelenvolle Melodie, die ihre Schwingen ausbreitet und aufsteigt, weit hinaus über die baltische See. „Pärnu Music Festival,
Pärnu kontserdimaja, Pärnu, 13. Juli 2024“
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Kunst im Kino: Was für ein Abend! Ganz großes Kino! Im wahrsten Sinne des Wortes

Royal Opera House, London, Andrea Chénier

Das Wissen, dass der Dichter Andrea Chénier tatsächlich während der französischen Revolution lebte und hingerichtet wurde, macht mein Erleben mitfühlender.

 Andrea Chénier
Oper von Umberto Giordano
Libretto von Luigi Illica

Regie:  David McVicar
Bühne:  Robert Jones
Kostüme:  Jenny Tiramani

Royal Opera House, London
Aufzeichnung der Aufführung vom 11. Juni 2024

Kunst im Kino, Lahr, 14. Juli 2024

von Kathrin Beyer

Ich hatte nicht vor, über meinen Abend zu schreiben, ich wollte einfach diese wunderbare Oper genießen, ohne mir über irgendetwas, das ich noch tun muss, Gedanken zu machen.

Außerdem war es irgendwie auch ein Fake Opernabend, denn ich sah sie im Kino und dies nicht einmal als Liveübertragung, wie es üblich ist, sondern mit einer Verzögerung von mehr als einem Monat.

Aber jetzt möchte ich unbedingt darüber schreiben. „Kino: Umberto Giordano, Andrea Chénier
Royal Opera House, London, Aufzeichnung vom 11. Juni 2024
Kunst im Kino, Lahr, 14. Juli 2024“
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Die Münchner Opernfestspiele machen den Unterschied – bravo!

Bayerische Staatsoper (Nationaltheater) / Prinzregententheater,
11. – 14. Juni 2024

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch, Festspiel-Liederabend
Pjotr I. Tschaikowski, Pique Dame
Mieczysław Weinberg, Die Passagierin
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Claude Debussy, Pelléas et Mélisande

Foto: Bayerische Staatsoper – Nationaltheater © Wilfried Hösl

von Andreas Schmidt

Die Münchner Opernfestspiele sind auch in diesem Jahr „the place to be“ für Opernliebhaber aus ganz Europa. Wer richtig gute Opern mit packenden Inszenierungen, einem bärenstarken Orchester und energetischen Dirigenten… sowie vor allem: tollen Sängerinnen und Sängern, erleben möchte, kommt an einem Besuch in der Isar-Stadt nicht vorbei. „Münchner Opernfestspiele, Resümee
Bayerische Staatsoper und Prinzregententheater, 11. – 14. Juni 2024“
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Interview: „Wenn man mir mit geschlossenen Augen zuhört, stellt man sich mich als einen erfahrenen Sänger vor“

Mateusz Ługowski, Foto: privat

Geboren in Działdowo (Polen), studierte Mateusz Ługowski Gesang und Chorleitung an der Ignacy-Jan-Paderewski-Musikhochschule in Poznań (Abschluss 2024). Er ist Preisträger der Gesangswettbewerbe in Mława, Angel Voice Classic und ArtSong Opus sowie Gewinner des Grand Prix des Internationalen Kunstfestivals „Sakura Blossom“ und des ersten Preises beim Internationalen Musikwettbewerb in Moskau (2021). Derzeit absolviert er die zweijährige Ausbildung im Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg.

Jolanta Łada-Zielke im Gespräch mit dem Bariton Mateusz Ługowski


klassik-begeistert:
Haben Sie schon immer davon geträumt, professionell zu singen?

Mateusz Ługowski: Zuerst habe ich Gesang an der Musikhochschule in Mława studiert. Aber ich habe überlegt, ob ich Naturwissenschaften studieren soll, weil ich Biologie und Chemie schon immer mochte. Ich bewarb mich an der medizinischen Fakultät und gleichzeitig an der Musikhochschule in Poznań. Schließlich entschied ich mich für ein Gesangsstudium und nach einem Jahr auch für das Fach Chorleitung.

Vor einem Monat habe ich meinen Master-Abschluss erhalten. In das Hamburger Opernstudio wurde ich nach einem erfolgreichen Vorsingen aufgenommen. Da ich damals noch vor dem Hochschulabschluss war, wechselte ich in einen individuellen Studiengang, um das eine mit dem anderen zu vereinbaren. Ich bin glücklich in dem Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg zu sein, weil mehrere hervorragende polnische Sänger daraus hervorgegangen sind: Aleksandra Kurzak, Szymon Kobyliński, Hubert Kowalczyk.

„Interview: Jolanta Łada-Zielke im Gespräch mit dem Bariton Mateusz Ługowski
klassik-begeistert.de, 17. Juli 2024“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. JULI 2024

Udo Bermbach © privat

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. JULI 2024

„…aus der Not heraus das Neue zu produzieren“ – zum Tod von Udo Bermbach
Um Richard Wagner im Innersten zu verstehen, ihn vor sich selbst zu retten und die immer noch nachwabernde braune Rezeption zu relativieren, braucht es kluge Köpfe, denn diese Ausnahmeerscheinung in der Musikkultur macht es gerade uns kritischen Wagnerianern alles andere als leicht, den Komponisten und Menschen zu lieben. Udo Bermbach war ein solch kluger, nein brillanter Kopf und die Bezeichnung der „Ausnahmeerscheinung“ für sein prominentestes Forschungsobjekt stammt von ihm. Der Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg ist am 10. Juli 2024 im Alter von 86 Jahren gestorben. Nun erscheinen täglich Nachrufe und verdiente Würdigungen; daher seien an dieser Stelle ein paar sehr persönliche Anmerkungen gewährt.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

Köln
SWR hält an François-Xavier Roth als Chefdirigent fest. Kritik aus dem Gürzenich-Orchester
Anders als die Stadt Köln, die sich von ihrem Generalmusikdirektor François-Xavier Roth einvernehmlich trennte, nachdem gegen ihn Vorwürfe sexueller Belästigung erhoben wurden, hält der öffentlich-rechtliche Sender SWR an Roth als designiertem Chefdirigenten des SWR-Orchesters fest. Laut SWR habe eine interne Prüfungskommission keine Hinweise auf Fehlverhalten von François-Xavier Roth gegenüber Mitgliedern von SWR Orchestern finden können
KölnerStadtanzeiger.de

„DIE MITTWOCH-PRESSE– 17. JULI 2024“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 243: Die Zahl der Tristan- Interpreten ist in Neu-Bayreuth auch nach über 70 Jahren noch überschaubar

Joseph Albert Ludwig und Malwine Schnorr von Carolsfeld, Tristan und Isolde © wikipedia

 von Peter Sommeregger

In der nächsten Woche beginnen die diesjährigen Bayreuther Festspiele. Eröffnet werden sie mit einer Neuinszenierung von Wagners vielleicht emotionalstem Werk, „Tristan und Isolde“. Die Besetzung der Titelrollen dieser Oper bereitete bereits Richard Wagner selbst Schwierigkeiten, bis er 1865 schließlich das Ehepaar Ludwig und Malwina Schnorr von Carolsfeld für die Uraufführung in München gewinnen konnte. Dass Ludwig nur Wochen nach der ersten Aufführungsserie plötzlich starb, begründete den Mythos von der Gefährlichkeit, ja der Unsingbarkeit dieser Rolle. Bis heute wagen sich in jeder Sängergeneration nur wenige Tenöre an diese fordernde und komplexe Partie. „Sommereggers Klassikwelt 243: Die Zahl der Tristan- Interpreten ist in Neu-Bayreuth auch nach über 70 Jahren noch überschaubar
klassik-begeistert.de, 16. Juli 2024“
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Pelléas et Mélisande bei den Münchner Opernfestspielen: Subtiler Symbolismus fesselt mit klangmagischem Debussy

Pelléas et Mélisande, Bayerische Staatsoper © Wilfried Hoesl

Nach Le grand macabre schafft die Bayerischen Staatsoper auch mit Claude Debussys Pelléas et Mélisande eine sehr gelungene Neuproduktion bei den diesjährigen Münchner Opernfestspielen. Eine durchdachte und den Charme des Stückes nicht entstellende Inszenierung mitsamt überzeugender musikalischer Interpretation lassen im Münchner Prinzregententheater großartiges Musiktheater gelingen.

Claude Debussy
Pelléas et Mélisande

Hannu Lintu, Dirigent
Bayerisches Staatsorchester

Jetske Mijnssen, Regie
Ben Baur, Bühnenbild

Prinzregententheater München, 14. Juli 2024

von Willi Patzelt

Es ist mittlerweile ganze neun Jahre her, dass man in München das letzte Mal Claude Debussys einzige Oper Pelléas et Mélisande zu sehen bekam. Die Produktion wurde bei Publikum und Kritik zum Reinfall. Es muss wohl so schwer erträglich gewesen sein, dass ein ehemaliger bayerischer Staatsminister sogar in der Premierenpause lautstark kundtat, überhaupt nur wegen der Verköstigung beim anschließenden Empfang bis zum Ende bleiben zu wollen. Gut also, dass es in München nun eine Neuproduktion gibt! „Claude Debussy, Pelléas et Mélisande, Bayerisches Staatsorchester, Hannu Lintu, Dirigent
Prinzregententheater München, 14. Juli 2024“
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Sir Simon Rattle begeistert auch Ingolstadt für Wagner und Brahms

Fotos © AUDI AG 

Fest im Sattel lässt Sir Simon Rattle das Ingolstädter Stadttheater nach Walhall reiten, wenn er mit tönendem Blech und trillernden Flöten den Walkürenritt durch den Festsaal fegen lässt. Weltklasse-Wagner gibt’s nun auch in Ingolstadt!

Audi Sommerkonzerte

Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Sir Simon Rattle, Dirigent

Michael Volle, Bariton
Anja Kampe, Sopran

Werke von Richard Wagner und Johannes Brahms

Stadttheater Ingolstadt, Festsaal, 13. Juli 2024

von Johannes Karl Fischer

Nach einem kurzen Übergang – ja, es wurde hier „nur“ der Walkürenritt und die Schlussszene des 3. Aufzugs gespielt – begann das eigentliche Highlight des Abends, ein halbstündiges Gesangsduell auf Wagner’schem Olympia-Niveau. Der Wotan des Abends, Michael Volle, legte seine Worte haushoch und souverän verständlich über das Orchester, dieser Göttervater wusste seine Burg zu beherrschen! Seine Stimme türmte über der restlichen Musik, als wäre nichts leichter, denn die wohl weltschwerste Bariton-Rolle über ein kräftiges Wagner-Orchester zu stemmen… Moment, der Sachs sei ja noch fordernder als Wotan, so Volle im Einführungsgespräch. Anderes Thema, egal. Probelauf für den neuen Mailand-Ring perfekt!  „Audi Sommerkonzerte, Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Sir Simon Rattle, Dirigent
Stadttheater Ingolstadt, Festsaal, 13. Juli 2024“
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