Nur des Teufels Großmutter kann diese Welt retten

Staatsoper Berlin, Les Contes d’Hoffmann, Florian Hoffmann © Bernd Uhlig

Kein Spoiler: Aber die Vorfreude auf die Pointe am Schluss der Neuinszenierung von Les Contes d’Hoffmann in der Staatsoper Unter den Linden möchte ich immerhin gern wecken. Zweieinhalb Spielstunden lang habe ich mich nämlich gefragt, wie Regisseurin Lydia Steier das opulent in Szene gesetzte teuflische Treiben, das sie über die Bretter toben lässt, eigentlich wieder auflösen will. Ohne zu viel zu verraten, lässt sich sagen, dass der unterhaltsame Offenbach und der ironische Hoffmann wie schon während des ganzen Abends trotz allenthalben anklingender Schauerromantik die Oberhand behielten. Es darf gelacht werden an diesem Abend, der ganz im Wortsinne vor allem die Abgründe alles Operettenhaften ausleuchtet.

Jacques Offenbach
Les Contes d’Hoffmann
Opéra fantastique in fünf Akten (1881)

Musikalische Leitung:  Bertrand de Billy

Inszenierung:  Lydia Steier
Bühne, Video:  Momme Hinrichs
Kostüme:  Ursula Kudrna

Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Premiere, 16. November 2025

von Sandra Grohmann

Um es vorwegzunehmen (das dann doch): Wer den Anblick überdimensionierter Nachbildungen des männlichen Geschlechts nicht erdulden mag, wie sie der Teufel und seine Schergen hier gern immer wieder vor sich hin tragen, der ist gut beraten, lieber eine andere Aufführung von Hoffmanns Erzählungen zu wählen.

„Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann
 Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Premiere, 16. November 2025“
weiterlesen

„Ich preise die Seltsamkeit“: Peter Konwitschny ruiniert „Die Frau ohne Schatten“ in Bonn

Frau ohne Schatten, Oper Bonn © Matthias Jung

Eines der größten Kunstwerke auf Erden, die Fresken des Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, erschienen Papst Paul IV. zu frivol. Da half nur eines: Nackte Geschlechtsteile übermalen lassen!

Eine der größten Opern des 20. Jahrhunderts erschien Peter Konwitschny nicht mehr zeitgemäß. Da hilft nur eines: Die Oper größtenteils unkenntlich machen!

Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten

Libretto von Hugo von Hofmannsthal

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Neuproduktion | Koproduktion mit dem Tokyo Nikikai Opera Theatre und dem Teatro Real in Madrid

Peter Konwitschny, Inszenierung

Dirk Kaftan, Dirigent

Aaron Cawley, Tenor
Anne-Fleur Werner, Sopran
Ruxandra Donose, Mezzosopran
Giorgos Kanaris, Bariton
Aile Asszonyi, Sopran

Damenchor des Theaters Bonn
Beethoven Orchester Bonn

Theater Bonn, 16. November 2025, PREMIERE

von Dr. Andreas Ströbl

Wenn man etwas nicht inszenieren will, sollte man es auch lassen

Im WDR-Interview am 12. November sagte Konwitschny sinngemäß, er wollte Richard Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“ eigentlich gar nicht inszenieren, weil er die Oper aufgrund der Fixierung auf weibliche Gebärfähigkeit als frauenfeindlich empfände. Dann habe er sich aber doch dazu entschlossen und die Frauen scheinschwanger werden lassen, in einem Falle wird sogar ein Kind geboren. Das äußert sich dann mit quakend-verfremdeter Stimme vom Band auch sofort nach Entbindung: „Ich will nicht!“. Damit spricht die frühreife Leibesfrucht einem Großteil des Publikums aus dem Herzen. „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Theater Bonn, 16. November 2025, PREMIERE“
weiterlesen

Für ein neu interpretiertes Dornröschen stehen die Zuschauer beim Ballett am Rhein begeistert auf

Chiara Scarrone (Aurora) und Lucas Erni (Désiré) (Foto: RW)

Tänzerisch beeindruckte neben Lucas Erni als Désiré vor allem Sophie Martin als froschfüßige dreizehnte Fee bzw. Carabosse. Ihr Pas de deux mit dem erwachsenen Désiré war wohl der tänzerische Höhepunkt des Ballettabends.

Dornröschen, Ballett von Bridget Breiner

Bühne und Kostüme: Jürgen Franz Kirner
Musik von Peter Tschaikowsky, Bearbeitung und Neukomposition von Tom Smith

Düsseldorfer Symphoniker, Leitung: Yura Yang

Opernhaus Düsseldorf, Ballett am Rhein,
Uraufführung am 15. November 2025

von Dr. Ralf Wegner

Bridget Breiner greift für ihr Düsseldorfer Ensemble auf die Dornröschenversion der Gebrüder Grimm zurück und überzeugt mit einer froschfüßigen grünen Fee (Sophie Martin), die einzig in der Lage ist, der Königin den Kinderwunsch zu erfüllen. Dass nicht sie, sondern 12 andere Feen, weise Frauen genannt, zur Taufe Auroras eingeladen werden, verletzt sie verständlicherweise tief. „Dornröschen, Ballett von Bridget Breiner
Opernhaus Düsseldorf, Ballett am Rhein, Uraufführung am 15. November 2025“
weiterlesen

DIE MONTAG-PRESSE, 17. NOVEMBER 2025

Alice (Álfheiður Erla Guðmundsdóttir) plumpst in Elisabeth Stöpplers Inszenierung ins grasgrüne Wunderland © Matthias Baus

Für Sie in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE –
17. NOVEMBER 2025

Wien
Alice hat Fieberträume im Wunderland
Die isländische Sopranistin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir debütiert am Montag, 17. November, im Theater an der Wien als Alice in der gleichnamigen Oper der südkoreanischen Komponistin Unsuk Chin. Ihre bislang anspruchsvollste Rolle, wie sie im Interview erzählt.
krone.at

München/Bayerische Staatsoper
Oper ist alles andere als ein Wettbewerb um die lauteste Stimme
Mit diesem stimmlich wie szenisch genialen Cavalleria/Pagliacci-Doppelabend gelingt der Bayerischen Staatsoper ein erneuter Triumphzug in der internationalen Spitzenklasse. Vor allem das Cavalleria-Traumpaar um Vittorio Grigolo und Elīna Garanča hielt das Publikum mit einer umjubelten gesanglichen Sternstunde in Atem.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

„DIE MONTAG-PRESSE – 17. NOVEMBER 2025“ weiterlesen

Oper ist alles andere als ein Wettbewerb um die lauteste Stimme

Cavalleria rusticana/Pagliacci 2025 © Geoffroy Schied

Mit diesem stimmlich wie szenisch genialen Cavalleria/Pagliacci-Doppelabend gelingt der Bayerischen Staatsoper ein erneuter Triumphzug in der internationalen Spitzenklasse. Vor allem das Cavalleria-Traumpaar um Vittorio Grigolo und Elīna Garanča hielt das Publikum mit einer umjubelten gesanglichen Sternstunde in Atem.  

Cavalleria rusticana
Musik von Pietro Mascagni
Libretto von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci nach Giovanni Verga

Pagliacci

Musik und Libretto von Ruggiero Leoncavallo

Bayerische Staatsoper, 15. November 2025

von Johannes Karl Fischer

Während die einst prestigeträchtige Hamburgische Staatsoper zur Zeit
ihre Premieren nicht voll kriegt, passte in der Bayerischen Staatsoper an diesem Repertoireabend kaum noch ein Blatt Papier ins Publikum. Zurecht: In der Isarstadt sorgten nicht nur die durchwegs überragenden Stimmen, sondern auch die einfallsreiche, ansprechende Regie für einen festlich umjubelten Opernabend. „Cavalleria rusticana/Pagliacci
Bayerische Staatsoper, 15. November 2025“
weiterlesen

Auf den Punkt 77: Herbert Blomstedt, 98 – je oller, je doller

Herbert Blomstedt © Reinhard Winkler

Als Bernard Haitink sich 2019 mit 90 Jahren von den Berliner Philharmonikern verabschiedet hat, tat er das mit Bruckner 7. Eine gute Wahl, zumal gekoppelt mit Mozarts letztem Klavierkonzert Nr. 27. Wenn ich das Dirigat mit einem Wort beschreiben sollte: Haitinks Bruckner geriet ziemlich laut. Wie zelebriert ihn Herbert Blomstedt mit 98?

Anton Bruckner / Sinfonie Nr. 9 d-Moll

NDR Elbphilharmonie Orchester
Herbert Blomstedt / Dirigent

Elbphilharmonie, Großer Saal, 13. und 16. November 2025

 von Jörn Schmidt

In der letzten Folge meiner Kolumne habe ich zum Stichwort prima la musica 2.0 ein Plädoyer dafür gehalten, es orchestral krachen zu lassen. Wenn man es denn kann. Denn ein Orchester einfach nur laut aufspielen zu lassen, ist per se erstmal keine große Kunst. „Auf den Punkt 77: Je oller, je doller
Elbphilharmonie, 16. November 2025“
weiterlesen

DIE SONNTAG-PRESSE – 16. NOVEMBER 2025

Macbeth © Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE –
16. NOVEMBER 2025

Zürich/Oper
Zürich: Roman Burdenko triumphiert als Verdi-Macbeth
Die meisten von Barrie Koskys Inszenierungen gehören zu den wegweisendsten und spannendsten der heutigen Opernszene. Nicht so dieser Züricher Macbeth: Verdis eigentlich hochdramatische Handlung reduziert er auf ein lebloses Bühnenbild, schwarz und finster ist’s, wohin man blickt. Plump und planbar geschehen die Morde, während die bis auf Lady Macbeth weitgehend in schwarzen Einheitskostümen auftretenden Figuren eher oberflächlich gestaltet werden. Ein unterhaltsamer Verdi-Abend mit gruseliger Krimi-Stimmung, der das vielschichtige Potential dieses Werks inszenatorisch auf der Strecke liegen ließ.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

„DIE SONNTAG-PRESSE – 16. NOVEMBER 2025“ weiterlesen

Manfred Honeck entfaltet in Frankfurt die Monumente der Spätromantik

© hr/Sebastian Reimold

Johannes Brahms
Violinkonzert D-Dur op. 77

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 9 d-moll

Leonidas Kavakos, Violine

hr-Sinfonieorchester
Manfred Honeck, musikalische Leitung

Alte Oper Frankfurt, 14. November 2025

von Dirk Schauß

Der 14. November in der Alten Oper war ein Abend, an dem sich zwei musikalische Welten begegneten: Brahms in seiner strukturellen Strenge und spätromantischen Wärme, Bruckner in seiner metaphysischen Wucht. Beide Werke leben von Sachlichkeit und Hingabe zugleich – Qualitäten, die Manfred Honeck und Leonidas Kavakos in aller Konsequenz verkörperten. Wenn ein Dirigent dieser Erfahrung beim hr-Sinfonieorchester gastiert, entsteht häufig etwas Besonderes. Doch dieses Konzert war mehr als nur besonders. Es war ein Abend, an dem Interpretationen gewachsen wirkten, als hätten sie sich im Laufe eines langen Weges verfeinert, verdichtet, gelichtet – und genau deshalb trafen sie so unmittelbar ins Zentrum des Erlebens. „hr-Sinfonieorchester, Manfred Honeck, Leonidas Kavakos, Violine
Alte Oper Frankfurt, 14. November 2025“
weiterlesen

Auf den Punkt 76: Prima la musica 2.0 – Valerio Galli ist mein Kronzeuge

Valerio Galli © Imaginarium Creative Studio

Giacomo Puccini / TOSCA
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Valerio Galli / Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 14. November 2025

 Von Jörn Schmidt

Viele gehen in die Oper wegen der Sänger. Ich sehe das anders, die alte August-Everding-Frage: Prima la musica, dopo le parole? Die habe ich längstens für mich beantwortet. Prima la musica –  und zwar mit Fokus auf dem Orchester!

Oder, wie es der geschätzte klassik-begeistert-Kollege Jürgen Pathy unlängst formuliert hat: Orchester nix, Oper nix. Nachzulesen hier bei klassik-begeistert als Kommentar zum zweiten Teil meines Interview mit Kent Nagano. „Auf den Punkt 76: Prima la musica 2.0 – Valerio Galli
Hamburgische Staatsoper, 14. November 2025“
weiterlesen

Auf den Punkt 75: Tobias Kratzer als Talentscout

Tobias Kratzer © Robert Haas

Azim Karimov ist seit 2023 musikalischer Assistent von Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski an der Bayerischen Staatsoper. Gestern war Karimov  die Leitung einer Premiere anvertraut. Indes nicht in München, sondern an der Hamburgischen Staatsoper. Das macht neugierig.

Michail Glinka / Ruslan und Ljudmila PREMIERE

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Azim Karimov / Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 9. November 2025

 von Jörn Schmidt 

Gegeben wurde „Ruslan und Ljudmila“ von Michail Glinka. Die Ouvertüre ist bei sinfonischen Konzerten sehr beliebt als Zugabe oder launiger Einstieg in das Programm. Das ganze Werk hört man indes selten. „Auf den Punkt 75: Tobias Kratzer als Talentscout
Hamburgische Staatsoper, 9. November 2025“
weiterlesen