Großes Klangkino sorgt mit reichlich Schwung und romantischen Schwelgereien für Beifallsstürme in Bremerhaven

Marc Niemann © Yvonne Boesel

Philharmonisches Orchester Bremerhaven
„Orient“
4. Sinfoniekonzert

Programm:

Elena Kats-Chernin: „Momentum“

Fazıl Say: „Hezarfen“ Konzert für Neyflöte und Orchester o. 39

Istanbul 1632 (Allegro moderato)
Galataturm (Moderato pesante e energico)
Der Flug (Moderato pesante e energico)
Algerisches Exil (Andante – Allegro)

Nikolai Rimsky-Korsakow: Scheherazade Sinfonische Suite für Orchester op. 35

Burcu Karadağ   Neyflöte
Aykut Köserli   Percussion
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Marc Niemann   Dirigent

Großes Haus, Stadttheater Bremerhaven, 15./ 16./ 17. Januar 2024

von Gerd Klingeberg

Bremerhaven hat einiges zu bieten, beispielsweise das Deutsche Auswandererhaus, das Klimahaus, ein großes Kreuzfahrt-Terminal. Eher wenig beachtet wird indes die Kultur der Seestadt. Dabei hat etwa das gut aufgestellte Philharmonische Orchester, das in den letzten Jahren unter seinem derzeitigen Chefdirigenten Marc Niemann eine überaus erfreuliche Entwicklung durchlaufen hat, immer wieder interessante, durchaus nicht dem üblichen Mainstream angepasste Konzertprogramme im Angebot. „4. Sinfoniekonzert, „Orient“, Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Großes Haus, Stadttheater Bremerhaven, 15./ 16./ 17. Januar 2024“
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Der Ring in Oldenburg beweist, dass Regie auch ohne intellektuelle Fehlinterpretationen das Publikum begeistert

Walküre neu © Stephan Walzl

Die Walküre
Richard Wagner (1813 — 1883)
Erster Tag des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“
In deutscher Sprache mit Übertiteln

Musikalische Leitung   Vito Cristofaro
Inszenierung   Paul Esterhazy
Bühne und Kostüme   Mathis Neidhardt
Licht   Ernst Engel/ Regina Kirsch
Dramaturgie   Stephanie Twiehaus

Szenische Wiedereinstudierung   Mathilda Kochan

Besetzung: 

Siegmund   Martin Iliev
Hunding   Sami Luttinen
Wotan   Kihun Yoon
Sieglinde   Ann-Beth Solvang
Brünnhilde   Nancy Weißbach
Fricka   Kathrin Göring
Gerhilde   Joo-Anne Bitter
Ortlinde   Susanne Serfling
Waltraute   Maren Engelhardt
Schwertleite   Maiju Vaahtoluoto
Helmwige   Martha Eason
Siegrune   Nana Dzidziguri
Grimgerde   Sarah Alexandra Hudarew
Roßweiße   Hanna Larissa Naujoks

Oldenburgisches Staatstheater, 14. Januar 2024

von Axel Wuttke

Im Februar 2017 startete das Oldenburgische Staatstheater mit dem Rheingold die erste Inszenierung des kompletten Ringes des Nibelungen.

Beendet wurde der Ring dann im September 2019. Nachdem vorherige Projekte nicht zu Ende geführt werden konnten, ist es dem unermüdlichen Einsatz des scheidenden Generalintendanten Christian Firmbach zu verdanken, dass nicht nur endlich alle Teile aufgeführt werden konnten, sondern dass dieser Ring auch überregional für Begeisterung und Zustimmung sorgte. „Richard Wagner (1813 — 1883), Die Walküre
Oldenburgisches Staatstheater, 14. Januar 2024“
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Die Wiener Volksoper fasziniert mit einer tiefgründigen Operetten-Revue zum Jahr 1938

„Lasst uns die Welt vergessen“ an der Volksoper Wien © Bárbara Palffy/Volksoper Wien

Das Jahr 1938 war für Österreich ein Schicksalsjahr – es verschwand nämlich von der Landkarte, und wo Österreich war, fand sich nur jetzt noch das „Großdeutsche Reich“, in welches Österreich durch Hitlers „Anschluss“ eingegliedert wurde.

Ein Schicksalsjahr für die Juden: Wiens Bevölkerung war zu zehn Prozent  jüdisch bzw. hatte jüdische Ursprünge – und das künstlerische Personal der Wiener Volksoper bestand zu einem großen Teil aus Juden (die sich dieser vom NS-Regime rassistisch definierten „Identität“ selbst oft kaum bewusst waren). Über Nacht verloren sie ihre Rollen, ihre Arbeit an der Volksoper, sie wurden ausgetauscht, kaltgestellt, vertrieben, gefoltert, ausgeraubt und dann zumeist in den des NS-Regimes ermordet.

Davon handelt diese faszinierende Revue – an der drei Jahre gearbeitet wurde – welche das düsterste Kapitel der Wiener Volksoper in brillanter, erschütternder und dennoch unterhaltsamer Weise aufgearbeitet hat. Die schon, wie der Titel verheißt, kitschig-seichte Operette „Gruß und Kuss aus der Wachau“ mit süßlich-pastelligen Prospekten, kontrastiert mit den raumfüllend projizierten Schwarzweiß-Originalfilmdokumenten aus dem Jahr 1938: frenetisch jubelnde Menschenmassen beim Einmarsch der deutschen Truppen, die berüchtigte Hitler Rede auf dem zum Bersten gefüllten Wiener Heldenplatz, am Ende die ausgemergelten KZ-Häftlinge.

Als Bühnenhintergrund vor ausfahrbaren Podesten, auf denen sich wie im Guckkasten die kontrastierenden Schicksale der Einzelnen abspielen, das Berliner Holocaust-Denkmal. Hervorragende musikalische und schauspielerische Leistungen, Standing Ovations des ebenso betroffenen wie begeisterten Wiener Publikums.

Und vielleicht das Beste, das ich je auf dieser Bühne sehen durfte.

„ Lass uns die Welt vergessen“ – Volksoper 1938,
Operette von Jara Beneš, Hugo Wiener, Kurt Breuer und Fritz Löhner-Beda,

Volksoper Wien, 10. Januar 2024, Welturaufführung. Auftragswerk zum 125. Geburtstag der Volksoper Wien

Musikalische Leitung: Keren Kagarlitsky
Inszenierung: Theu Boermans
Choreographie: Florian Hurler
Bühnenbild: Bernhard Hammer
Alexander Kowalewski: Marco Di Sapia
Hugo Wiener: Florian Carove
Fritz Löhner-Beda: Carsten Süss
Kurt Hesky: Jakob Semotan
Hulda Genn:  Johanna Arrouas
Bühnenmeister: Gerhard Ernst

Orchester der Volksoper Wien

von Dr. Charles E. Ritterband

Die Welt vergessen – oder auf der Bühne thematisieren? Und: Was würdest du tun? Das sind die beiden Grundfragen hinter dieser facettenreichen Produktion.

Ulrike Steinsky, Sebastian Reinthaller, Julia Koci Carste © Bárbara Palffy

Denn draußen jubeln die Massen den deutschen Invasoren begeistert zu, dringt zackige Marschmusik ins Theater und überlagert die harmlos-harmonischen Operettenklänge. Draußen spielt sich die brutale Erniedrigung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung Wiens ab: Zehn Prozent, doch wie ein SA-Mann höhnisch in dem Stück bemerkt: „Die Wiener können eben nur bis neun zählen“. Die Bühnenfigur des Intendanten, Kowalewski, äußert die Überzeugung: „Solange sich draußen eine Tragödie vollzieht, bringen wir hier drinnen nur noch Komödie“ und der Regisseur Hesky doppelt nach „Wir machen Kunst, keine Propaganda!“ Doch der Scharfspieler Horst Jodl fordert im Gegenteil: „Was wir brauchen ist ein politisches Theater Komma das Stellung bezieht!“ „„Lass uns die Welt vergessen“ – Volksoper 1938
Volksoper Wien, 10. Januar 2024, Welturaufführung. Auftragswerk zum 125. Geburtstag der Volksoper Wien“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. JANUAR 2024

Zubin Mehta (Foto: Sooni Taraporevala)

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. JANUAR 2024

Schöner geht es nicht: Zubin Mehta dirigiert Brahms
Die Phiharmoniker setzen ihren Brahms-Zyklus mit der Symphonie Nr. 1 und dem Violinkonzert fort
MuenchnerAbendzeitung.de

Charles Castronovo ist Münchens Puccini-Tenor
Der Amerikaner hat eine CD mit dem Rundfunkorchester eingespielt, im Mai tritt er in der neuen „Tosca“ der Staatsoper auf
MuenchnerAbendzeitung.de

Bremen
Vision String Quartet begeistert mit virtuoser Klassik und rasanten Eigenkompositionen
Vielfach preisgekrönte Ensembles sind bei den Philharmonischen Kammerkonzerten im Kleinen Saal der Glocke keineswegs ungewöhnlich. Und dass das in Berlin beheimatete „Vision String Quartet“ sein Programm stehend absolviert (der Cellist darf selbstverständlich sitzenbleiben), mag ebenfalls nicht überraschen.
Von Gerd Klingeberg
Klassik-begeistert.de

„DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. JANUAR 2024“ weiterlesen

„Wenn ich hinüber ging, mag sie erfahren, dass ich bis an mein Ende sie geliebt“

Bild: Illustration zu „Enoch Arden“ von Gleeson White in „The Leisure Hour“ (1864)

Richard Strauss’ selten aufgeführtes Melodram „Enoch Arden“ mit Brigitte Fassbaender in Lübeck – eine Vorankündigung

von Dr. Regina Ströbl

Schon als Schüler schrieb der Engländer Alfred Tennyson (1809 – 1892) Gedichte. Sein Studium in Cambridge brach er ab, schlug sich irgendwie durch und erlebte seinen großen Durchbruch 1850 mit dem Gedicht „In Memoriam“.

Nach der Ernennung zum Poet Laureate durch Queen Victoria wurde er Mitglied in verschiedenen Royal Societies und schließlich Baron und Peer mit Anrecht auf einen Sitz im House of Lords. So avancierte er zu einem der bekanntesten Männer des Landes seiner Zeit. In seinem umfangreichen Œuvre verarbeitete er Themen der englischen Mythologie, wobei er sich verschiedener Kunstströmungen des 19. Jahrhunderts bediente. „Richard Strauss, „Enoch Arden“
Theater Lübeck, 16. Januar 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 219: Der Dirigent Arturo Toscanini polarisiert bis heute

Hymn of the Nations 1944 OWI film (03 Arturo Toscanini conducting Verdi’s La Forza del Destino 03)

von Peter Sommeregger

Der am 25. März 1867 in Parma geborene Sohn eines Schneiders entschloss sich bereits früh zu einem Musikstudium, das er am Konservatorium seiner Heimatstadt mit Hilfe eines Stipendiums absolvierte. „Sommereggers Klassikwelt 219: Der Dirigent Arturo Toscanini polarisiert bis heute
klassik-begeistert.de, 17. Januar 2024“
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Zeitgenössische Musik des ensemble oktopus in München: Ist das ein Ton? Woher kommt er? Ich verdächtige die Tuba

ensemble oktopus, Soundpainting © Gregory Giakis

Reaktorhalle, München, 12. Januar 2024

Soundpainting – ensemble oktopus

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Reaktorhalle, einer Aufführungsstätte der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) das Programm „Soundpainting“ aufgeführt. „Wie schön“, freue ich mich, „der Saal ist fast komplett gefüllt.“ „Soundpainting – ensemble oktopus
Reaktorhalle, München, 12. Januar 2024“
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„Ich bin kein Ehrengast, ich arbeite hier!“ – Brigitte Fassbaender inszeniert „Elektra“ in Lübeck

Foto: Plakatwettbewerb 2023, 1. Preis: Lilli Charlotte Evers, Paula Kock, Oberschule zum Dom, Lübeck

Mit einem inszenatorischen Paukenschlag startet das Theater Lübeck in das noch junge Opernjahr: Weltstar Brigitte Fassbaender führt Regie in „Elektra“ von Richard Strauss!

Elektra-Soiree

Theater Lübeck, 15. Januar 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Das auf hochdramatischen antiken Stoff zurückgehende Psychodrama hat am 27. Januar Premiere im Jugendstiltheater der Hansestadt, das am 15. Januar zur traditionellen Soirée und öffentlichen Probe lud. Die war noch besser besucht als die ohnehin vom Lübecker Publikum geschätzten Abende, an denen Theaterleitung und Regie zusammen mit Solistinnen und Solisten eine detaillierte Einführung in Werk und Produktion geben, bevor man dann die Probenarbeit miterleben kann. „Richard Strauss, Elektra
Theater Lübeck, 15. Januar 2024“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 16. JANUAR 2024

Foto: www.schott-music.com/de/blog/augusta-holmes-roland-furieux/

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 16. JANUAR 2024

Die Oper ist aus, aber die Frau nicht tot
Die Komponistin Augusta Holmès war in Paris um 1890 ein Star. Ihre Oper „La montagne noire“ galt lange als verschollen. Nach 129 Jahren ist sie nun, klug inszeniert, an der Oper Dortmund zu erleben.
FrankfurterRundschau.net

Das Theater Dortmund spielt die erste Aufführung seit 1895 der Oper ”La montagne noire” der französischen Komponistin Augusta Holmès
Die Oper Dortmund, die in den letzten Jahren immer wieder unbekannte französische Werke mit Erfolg ausgegraben hat wie “Frédegonde” von Fernand Cortez, spielt nun die Oper “La montagne noire” (Der schwarze Berg) von Augusta Holmès. Sie ist die erste französische Komponistin, der in diesem Januar an einem Opernhaus in Nord-Rhein-Westfalen mit einer Premiere gehuldigt wird.
Von Jean-Nico Schambourg
Klassik-begeistert.de

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Als das Ballett während Corona in vielen Städten darbt, schafft John Neumeier mit Ghost Light ein kammertänzerisches Meisterwerk

Ghost Light: Madoka Sugai und Nicolas Gläsmann (DVD, Videostill) 

5 Jahrzehnte Hamburg Ballett John Neumeier, Teil VIII

Ich habe lange überlegt, was die Faszination von Ghost Light ausmacht. Neumeiers Ballett löst in Kombination mit der Klaviermusik von Franz Schubert ein Gefühl von Einsamkeit vor der Allmacht Gottes aus. Es ist eine Empfindung, wie sie die Betrachtung der Bilder von Caspar David Friedrich abruft, wie sein Mönch am Meer, der in die Unendlichkeit schaut.

Ghost Light: Silvia Azzoni, Alexandre Riabko, Hélène Bouchet, Madoka Sugai, Nicolas Gläsmann (Fotos Kiran West)

von Dr. Ralf Wegner

Während andere Theater schlossen, probte John Neumeier mit Mitgliedern seines Ensem­bles, die sich im Leben nahe standen, ein neues Ballett ein. Er nannte es Ghost Light, passend zu der in Theatern auch auf der leeren Bühne immer brennenden Glühbirne. Zu der ohr­wurm­geeigneten Klaviermusik von Franz Schubert schuf er 2020 eine fast kammertänzerisch wirkende Serie von Soli und Pas de deux, die seinen charismatischen Tänzerinnen und Tän­zern Gelegenheit gaben, ihr Können und ihre Ausdrucksfähigkeit auch unter schwierigen Umständen unter Beweis zu stellen. „Serie: 5 Jahrzehnte Hamburg Ballett John Neumeier, Teil VIII
Staatsoper Hamburg, 16. Januar 2024“
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