André Heller-Lopes schafft nach 180 Jahren eine würdige brasilianische Neuauflage von „Anna Bolena“ beim 25. Amazonas Opernfestival

Fotos: Marcio James

Teatro Amazonas, Manaus, 20. Mai 2023

Gaetano Donizetti
Anna Bolena


von Dr. Klaus Billand 

Nach der brasilianischen Oper „O Contractador dos Diamantes“ von Francisco Mignone und „Peter Grimes” von Benjamin Britten zeigte das 25. Amazonas Opernfestival (FAO) in der Woche des 16. Jahres-Meetings des lateinamerikanischen Opern-Dachverbandes Ópera Latinoamérica (OLA) eine Neuinszenierung der „Anna Bolena“ von G. Donizetti in der Regie des wohl besten und meistbeschäftigten brasilianischen Opernregisseurs André Heller-Lopes. Er hat des Öfteren auch in Europa inszeniert, nicht zuletzt eine vortreffliche „Tosca“ am Landestheater Salzburg. Es ist kaum zu glauben, aber „Anna Bolena“ wurde zum letzten Mal in Brasilien um 1840 aufgeführt, in Rio de Janeiro, also etwa 10 Jahre nach der Uraufführung. So war es nicht nur an der Zeit, eine Neuinszenierung zu wagen. Es gab auch noch einen ganz anderen und vielleicht noch interessanteren Grund dafür. In das Jahr 2023 fällt der 100. Geburtstag von Maria Callas, der großen Diva und Primadonna, die Maßstäbe als Anna Bolena setzte und natürlich nicht nur für diese. Das war der Grund, das Stück gerade in diesem Jahr auf das Programm des FAO zu setzen.

Teatro Amazonas (c) Dr. KB

„25. Amazonas Opernfestival, G. Donizetti, Anna Bolena
Teatro Amazonas, Manaus, 20. Mai 2023“
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Silver Age: Dieses Album ist Gold wert

Daniil Trifonov glänzt in einem klug (und aufregend!) zusammengestellten Programm mit russischer Klaviermusik

Werke von Prokofjew, Strawinsky und Skrjabin

Deutsche Grammophon, DG 483 5331

von Brian Cooper, Bonn

Für Daniil Trifonov habe ich sogar mal fast einen ganzen Abend Liszt über mich ergehen lassen, 2015 in Mülheim an der Ruhr war das, vor ziemlich genau acht Jahren (im September desselben Jahres entstand in der Berliner Siemens-Villa die dazugehörige Aufnahme „Transcendental“ (DG 479 5529)), und es war weder die Dante-Sonate noch die h-Moll-Sonate dabei – also zwei der wenigen Stücke, die, zumindest nach Ansicht meines klavierbegeisterten französischen Freundes Benjamin, Liszt „presque audible“ („fast anhörbar“) machen, die er also gelten lässt. „CD-Rezension: Daniil Trifonov, Werke von Prokofjew, Strawinsky und Skrjabin
klassik-begeistert.de, 3. Juni 2023“
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Das 25. Amazonas Opernfestival Manaus begeistert mit einem alles gebenden Fernando Portari als Peter Grimes

Fotos © Marcio James

Das 25. Amazonas Opernfestival (FAO) wartete in dieser Jubiläums-Saison gleich mit vier Opern auf, zwei brasilianischen und zwei des klassischen europäischen Kanons, i.e. „Peter Grimes“ von Benjamin Britten und „Anna Bolena“ von Gaetano Donizetti. „Peter Grimes“ wurde als einzige aus dem Vorjahr übernommen, und kaum war der Vorgang im fast voll besetzten Teatro Amazonas am großen Rio Negro oben, wurde klar, was sicher einer der Gründe dafür war.

MANAUS/Teatro Amazonas, 19. Mai 2023

Benjamin Britten
PETER GRIMES

von Dr. Klaus Billand

Im einfachen, ja veristischen Bühnenbild einer Fischergemeinde am Fluss von Julián Hoyos erleben wir im Vorspiel gleich die intensive Befragung von Peter Grimes durch den Rechtsanwalt Swallow nach den Gründen für das Umkommen des jungen Gehilfen von Grimes beim Fischen auf dem Meer. Die Szene ist mit der Reaktion der Fischereigemeinde drum herum von einer solchen Intensität, dass die Inszenierung von Pedro Salazar einen sofort mit Haut und Haaren in diese starke Oper von Benjamin Britten hineinreißt. Dafür ist auch der hervorragende Sängerdarsteller Fernando Portari als Grimes verantwortlich, aber auch Sávio Sperandio als Swallow.

„Benjamin Britten PETER GRIMES 
MANAUS/Teatro Amazonas, 19. Mai 2023 “
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Durch diesen Garten wandeln die Hexen

Seit einem Jahrzehnt findet im wildromantischen Lismore Castle im Südosten Irlands – oder besser: nicht wirklich in, sondern vor der Fassade eines Nebengebäudes dieser immer noch von den Besitzern bewohnten Burg – das sommerliche Opern-Festival Irlands mit hochkarätigen Künstlern von Weltrang statt. Ins Leben gerufen hat diese für Irland einzigartigen Festspiele der Impresario und künstlerische Leiter von Blackwater, der Schweizer Dieter Kaegi, unter anderem Präsident des Schweizerischen Bühnenverbands. Mit durchschlagendem Erfolg: Die 4500 Besucher, viele von ihnen aus dem Ausland angereist, sorgen für vollständig ausverkaufte Vorstellungen. Dieses Jahr wurde ein musikalisch hervorragender „Macbeth“ mit sängerischen Höchstleistungen und exzellentem Orchester geboten, sowie eine Reihe hervorragender Konzerte an attraktiven Aufführungsorten der Umgebung – unter anderem ein Liederabend mit dem berühmten britischen Tenor Ian Bostridge, begleitet von der italienisch-niederländischen Pianistin Saskia Giorgini. Sowie: Die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy und das irische Barockorchester unter der Stabführung von Peter Whelan.

Giuseppe Verdi (Libretto: Francesco Maria Piave), „Macbeth“
Blackwater Valley Opera Festival, in italienischer Sprache

Lismore Castle, 31. Mai 2023,

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Es ist ein magischer Ort – vor allem an diesem prachtvollen Sommerabend. Die mächtige, mit Türmen bewehrte Burg aus dem 12. Jahrhundert, die unter anderem Sir Walter Raleigh gehörte – und ein Garten, wie ich ihn noch nie im Leben betreten hatte: ein von Farben und Düften überquellendes Blumenmeer mit exotischen Bäumen und versteckten Nischen. Allein schon dieses Erlebnis hätte einen Besuch des Blackwater Festivals gelohnt, doch in diesem Park wird vor der Vorstellung auf Wunsch ein Picnic-Korb geboten, der in seiner köstlichen Poesie dem Garten in nichts nachsteht.

Durch diesen Garten wandelt man also, festlich gekleidet, sobald die Glocken ertönen, welche den Beginn des Schauspiels ankündigen – doch tauchen da hinter Mauern und in Büschen, zwischen farbenprächtigen, hohen Blumen nicht diese schrecklichen Gestalten auf? Oder war das bloß eine Vision? Nein, es sind tatsächlich Hexen aus der Oper „Macbeth“, die wir in wenigen Minuten zu sehen und hören bekommen… „Blackwater Valley Opera Festival, Giuseppe Verdi, Macbeth
Lismore Castle, Südosten Irland, 31. Mai 2023“
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DIE FREITAG-PRESSE – 2. Juni 2023

Clemens Unterreiner © Ulrik Hoelzel

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DIE FREITAG-PRESSE – 2. Juni 2023

Bariton Clemens Unterreiner wird Kammersänger
Der Sänger der Wiener Staatsoper wird am 21. Juni mit dem Berufstitel ausgezeichnet.
https://kurier.at/kultur/bariton-clemens-unterreiner-wird-kammersaenger/402469862

Salzburg
Pfingstfestspiele Salzburg: Hoffnung, dass die Sterne tanzen
Widerstand gegen die Letzte Generation: Cecilia Bartoli denkt mit dem Orpheus-Mythos bei den Salzburger Pfingstfestspielen über die Trostlosigkeit der Gegenwart hinaus.
FrankfurterRundschau.net

Salzburger Festspiele
ÖVP-FPÖ in Salzburg: Festspielchef kritisiert „abgenutzten Aktionismus“
Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, spricht sich gegen „Empörungsrituale“ aus und wirft Cornelius Obonya „gedankliche Schlichtheit“ vor
DerStandard.at

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 1. Juni 2023

Foto: Philippe Jordan © csm Portrait

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 1. Juni 2023 

Wien/Konzerthaus
Philharmoniker: Anspruchsvolle Musikfesteröffnung im Konzerthaus
100 Jahre alt wäre György Ligeti am vergangenen Sonntag geworden. Etwas mehr Präzision hätte man sich an diesem Ehrentag von den Wiener Philharmonikern schon erwartet: Ligetis „Atmosphères“ starten am Sonntagnachmittag im Wiener Konzerthaus mit einem zeitversetzen Eintrudeln mehrerer Glissandotöne. Dirigent Philippe Jordan navigiert dann allerdings gekonnt durch das Stück, das in Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ prominente Verwendung fand. Als Ruder dient dem Dirigenten sein linker Arm, der die mikropolyphones Klangwolke dynamisch durch die Luft schiebt.
WienerZeitung.at

Sommereggers Klassikwelt 187: Ferdinand Leitner – Stardirigent ohne Allüren
Am 3. Juni sind es bereits 27 Jahre, dass der Dirigent in seinem Heim bei Zürich im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Leitner war gebürtiger Berliner, aber wenn auf einen Künstler der Begriff Weltbürger passt, dann auf Ferdinand Leitner. Studiert hat Leitner an der Musikhochschule seiner Heimatstadt. Seine Lehrer waren u.a. Franz Schreker, Arthur Schnabel und Karl Muck. Ursprünglich wollte er eine Laufbahn als Konzertpianist einschlagen, entschied sich dann aber doch für das Dirigieren. Fritz Busch, der Deutschland des Nazi-Regimes wegen verlassen hatte, holte ihn 1935 als Assistent nach Glyndebourne. Damit war klar, dass Leitner während des „3. Reiches“ keine große Karriere machen konnte. Lediglich eine Stellung als Kapellmeister des Berliner Theaters am Nollendorfplatz konnte er von 1943 bis 1945 erlangen...
Klassik-begeistert.de

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 31. Mai 2023 

FRANZ WELSER-MÖST DIRIGIERT SEINEN LETZTEN »RING« AN DER WIENER STAATSOPER

fwm
Franz Welser-Möst. Foto: Julia Wesely

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 31. Mai 2023

Wien/Staatsoper
Franz Welser-Möst sagt dem Mount Everest „Ring“ adieu
Der Juni-Zyklus an der Staatsoper wird der letzte sein.
WienerZeitung.at

Starke „Lady Macbeth von Mzensk“ an der Wiener Staatsoper
Die umjubelte Wiederaufnahme der Schostakowitsch-Oper am Pfingstsonntagabend war atemberaubend gut
DerStandard.at.story

„Lady Macbeth von Mzensk“: Opernkrimi mit feurigem Orchester
„Lady Macbeth von Mzensk“ mit neuer Besetzung an der Staatsoper: Prachtvoll. Es war ein Wiener Pfingstwochenende der großen Opernfrauen.
Die Presse.com

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Alina Cojocaru beeindruckt unverändert als Laura Rose Wingfield in John Neumeiers Ballett Die Glasmenagerie

Alina Cojocaru (Laura Rose Wingfield) (Foto: RW)

Dreh- und Angelpunkt sind die großen Pas de quatre im Wohnzimmer der Wingfields zu Beginn und am Ende des Stücks. Besonders die sich wellenförmig wiederholenden, nur wenig variierenden, aber eingängigen Melodien von Philip Glass (The Hours, Nr. 14, Klavier Daria Parkhomenko) korrespondieren überzeugend mit den fließenden Bewegungen und Hebungen der vier Tänzerinnen und Tänzer.


Hamburg Ballett, 30. Mai 2023


Die Glasmenagerie

Ballett von John Neumeier (Choreographie, Licht und Kostüme) nach Tennessee Williams

Musik: Charles Ives, Philip Glass, Ned Rorem

Mitarbeit Bühnenbild: Heinrich Tröger, Filme: Kiran West

Musikalische Leitung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg: Simon Hewett

von Dr. Ralf Wegner

Neumeiers Ballett Die Glasmenagerie nach einem Stück von Tennessee Williams fesselt nicht unmittelbar, vielmehr bedarf es einer gewissen Zeit, um sich in die eher düstere, aber tiefenspannende Geschichte einzufinden und Empathie mit den Handelnden zu entwickeln: Eine ehemalige, vom Ehemann verlassene Südstaatenschönheit namens Amanda Wingfield versucht mit dem Verkauf von Illustrierten ihre kleine Familie über Wasser zu halten. „Die Glasmenagerie, Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams
Hamburg Ballett, 30. Mai 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 187: Ferdinand Leitner – Stardirigent ohne Allüren

Foto: Ferdinand Leitner © wikipedia.com

Am 3. Juni sind es bereits 27 Jahre, dass der Dirigent in seinem Heim bei Zürich im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Leitner war gebürtiger Berliner, aber wenn auf einen Künstler der Begriff Weltbürger passt, dann auf Ferdinand Leitner.


von Peter Sommeregger 

Studiert hat Leitner an der Musikhochschule seiner Heimatstadt. Seine Lehrer waren u.a. Franz Schreker, Arthur Schnabel und Karl Muck. Ursprünglich  wollte er eine Laufbahn als Konzertpianist einschlagen, entschied sich dann aber doch für das Dirigieren. Fritz Busch, der Deutschland des Nazi-Regimes wegen verlassen hatte, holte ihn 1935 als Assistent nach Glyndebourne. Damit war klar, dass Leitner während des „3. Reiches“ keine große Karriere machen konnte. Lediglich eine Stellung als Kapellmeister des Berliner Theaters am Nollendorfplatz konnte er von 1943 bis 1945 erlangen. „Sommereggers Klassikwelt 187: Ferdinand Leitner – Stardirigent ohne Allüren
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Grigory Sokolov spielt in Köln Purcell und Mozart

Foto: Grigory Sokolov © Klaus Rudolph

Kölner Philharmonie, 29. Mai 2023

„The Same Procedure as Every Year” in der Philharmonie, wenn auch stets mit anderem Programm

Grigory Sokolov, Klavier

von Brian Cooper, Bonn

„Ende gegen 21:50.“ Bei der üblichen Kölner Anfangszeit von 20 Uhr entlockt einem eine solche Angabe im Programmheft auch noch nach Jahren stets ein Schmunzeln, wenn der große Grigory Sokolov einen Klavierabend gibt. Denn man darf durchaus von bis zu sechs Zugaben ausgehen. Es ist sogar möglich, dass der Zugaben-Block regelrecht zu einem dreiviertelstündigen dritten Teil wird, wie weiland in Essen beim Klavier-Festival Ruhr, wo er mal vier oder fünf Schubert-Impromptus spielte, wenn ich mich recht entsinne… Oder waren es auch damals gar sechs, und es ging über eine Stunde? „Grigory Sokolov, Klavier
Kölner Philharmonie, 29. Mai 2023“
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