Elisabeth Leonskaja und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen entfachen ein funkelndes Beethoven-Feuerwerk

Dank an Elisabeth Leonskaja und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Und Dank an den Komponisten, der so etwas noch immer zum Erlebnis werden lässt!

Foto: Elisabeth Leonskaja, © Daniel Dittus

Internationales Musikfest Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg, 26. Mai 2022 (Großer Saal)

Ludwig van Beethoven
Elisabeth Leonskaja, Klavier

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Sarah Christian, Konzertmeisterin und Leitung

von Dr. Holger Voigt

Lebte er noch, wäre selbst Ludwig van Beethoven aufgesprungen und hätte begeistert applaudiert. Was hier am Abend zelebriert wurde, war ein fast beispielloses musikalisches Feuerwerk, welches das Publikum in der Elbphilharmonie Hamburg geradezu zum Toben brachte. Dabei war es insbesondere das junge Orchester der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, das die Zuhörer von den Sitzen riss. Zuvor hatte die nunmehr 76jährige, in Tiflis, Georgien, geborene und heute in Wien lebende russische Pianistin Elisabeth Leonskaja das 4. Klavierkonzert Beethovens vorgetragen.

Eher selten geworden sind die Konzertauftritte der lebenden Klavierlegende, die vor einem halben Jahrhundert mit Swjatoslaw Richter in Kontakt kam und von ihm kontinuierlich gefördert wurde. Ihr Klavierspiel ist genauso filigran wie ausdrucksstark und meistert jegliche technische Schwierigkeit mit Noblesse und Ausgewogenheit. Sie ist sich über Jahre und Jahrzehnte treu geblieben und versteht es heute wie früher, das Publikum bis in die Sprachlosigkeit hinein zu faszinieren. Auch an diesem Konzertabend gelang es ihr, Blicke und Ohren des Publikums auf den Kern der Musik auszurichten und das ihr persönlich sehr am Herzen liegende Klavierkonzert Beethovens mitfühlend anzuhören. „Ludwig van Beethoven, Elisabeth Leonskaja, Klavier
Elbphilharmonie Hamburg, 26. Mai 2022“
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Elisabeth Teige, die Siegerin des Sängerkriegs auf der Wartburg

 Foto der Vorstellung vom 11. November 2017 © Bettina Stöss

Für alle Tannhäuser-Fans gilt im Mai: Hier, in der Bismarckstraße, spielt die Musik.

Deutsche Oper Berlin, 26. Mai 2022

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

Orchester der Deutschen Oper Berlin
Chor der Deutschen Oper Berlin
Nicholas Carter, Dirigent

Was war das für ein herausragender Tannhäuser. Die Hauptrollen in Höchstform, eine spannende Inszenierung, die Chöre kräftig wie sonst nie… Da muss sich Bayreuth warm anziehen!

von Johannes Karl Fischer

Elisabeth Teige ist die neue Königin der Venuse- UND Elisabeths. Am Anfang die tiefere Mezzo-Lage, warm, dunkel, farbenfroh… rührend. Nach der Pause soll sie also Sopran singen… was, wenn das schief geht? Aber sie wurde immer besser. Je höher im Sopran-Register, desto strahlender ihre Stimme. „Dich teure Halle, grüß ich wieder“, so viel Gänsehaut im Publikum kriegen selbst viele Vollzeit-Sopranistinnen nicht hin. Wie Tanja Ariane Baumgartner und Lise Davidsen in einer Stimme.

Die zweite Hälfte ihrer Doppel-Rolle auszuklammern, wäre nichts anders als eine Herabwürdigung ihrer überragenden Leistung. Bei den melancholischen Stellen „Ich fleh für ihn“ musste man weinen wie sonst nur bei Butterfly. Ihr liegt der Venus-Mezzo, der dramatische wie auch der melancholische Elisabeth-Sopran wie eine glatte Eins. Lange habe ich mir Sorgen gemacht, weil Asmik Grigorian nicht auf dem diesjährigen Bayreuth-Spielplan steht. Aber das ist eine mehr als würdige Nachfolgerin der Ausnahme-Senta vom letzten Jahr. „Richard Wagner, Tannhäuser
Deutsche Oper Berlin, 26. Mai 2022“
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Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022

Foto: © SF / Marco Borrelli

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022

Triumphales Comeback für Anna Netrebko nach Ukraine-Kontroverse
Am Mittwochabend trat die Sopranistin erstmals wieder auf einer westlichen Bühne auf. Das Publikum zeigte sich begeistert, die Ukrainische Botschaft empörte sich indessen auf Twitter.
DiePresse.com

Paris
Triumphales Comeback in Paris. Ukrainische Botschaft empört sich über den Auftritt der austro-russischen Sopranistin
WienerZeitung.at

Barcelona
Kurzak und Alagna steigen aus einer provokanten Tosca-Produktion aus
Der Tenor Roberto Alagna und seine Sopranfrau Aleksandra Kurzak haben sich aus der Tosca im nächsten Januar in Barcelona zurückgezogen und die Produktion für „obszön“ erklärt.
Die Inszenierung von Raffael R. Villalobos, die zuvor in Brüssel und Montepellier zu sehen war, macht die katholische Kirche zum Bösewicht des Stücks. Die Alagnas „hatten das Gefühl, dass sie ihre Rollen in dieser Produktion nicht spielen konnten, und beschlossen schließlich, das Projekt aufzugeben.“
https://www.connessiallopera.it/interviste/2022/roberto-alagna-rinuncia-alla

Barcelona/ Jänner 2023: Tosca
liceu.com-tosca-trailer

Budapest
Götterdämmerung in Budapest – Ein Regiespektakel zwischen Genie und Klamauk
Was kann man über eine Inszenierung sagen, die derart farbenfroh, überbordend und facettenreich ist, dass man als Zuschauer nur schwer zwischen Faszination und Abneigung zu unterscheiden weiß?
Von Lukas Baake
Klassik-begeistert.at

Gleichschaltung des Kulturbetriebs in Russland nimmt zu
Kunstschaffende hatten es in Russland schon vor dem Krieg nicht leicht. Jetzt haben die Repressalien aber noch weiter zugenommen
DerStandard.com    „Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022“ weiterlesen

"Es ist die Sprache, welche den Menschen als Zugehöriger einer bestimmten Gesellschaftsschicht identifiziert"

Foto: London Coliseum – English National Opera © ENO.org

Standing Ovations for My Fair Lady: triumphale Rückkehr des Musical-Klassikers nach London

Die English National Opera hat den wohl besten und bekanntesten Musical-Klassiker, Loewe’s „My Fair Lady“, zurück nach London gebracht – und die durchwegs traditionell-klassische Produktion auf der Bühne des London Coliseum erntete Standing Ovations vor ausverkauftem Haus. Als unbestrittene Stars brillierten unter der präzisen Regie von Bartlett Sher und dem temperamentvollen Dirigat von Gareth Valentine die Musical-Sängerin Amara Okereke als selbstbewusste Eliza Doolittle und Stephen K. Amos als ihr lebensfroher Vater.

English National Opera, London Coliseum, 24. Mai 2022

My Fair Lady
Frederick Loewe  Musik / Alan Jay Lerner  Libretto

Gareth Valentine, Dirigent
Bartlett Sher, Regie

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

Diese beiden Vinyl-Platten wurden bei uns zu Hause fast täglich gespielt, jede Note, jede Textzeile kannte ich schon als Kind auswendig: My Fair Lady und Mary Poppins. Diese beiden Musical-Klassiker sind zur Zeit auf Londoner Bühnen in glanzvollen Produktionen zu sehen, Mary Poppins im Prince-Edward-Theatre (West End) und My Fair Lady als Aufführung der ENO im London Coliseum. Wärmstens zu empfehlen.

 „My Fair Lady“ ist eine der intelligentesten, selbst-ironischen Parodien auf die englische Klassengesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Sprache in ihrer ganzen Bandbreite, vom malerischen Cockney der „Unterschicht“, die hier vor dem Blumenmarkt und daneben dem Opernhaus von Covent Garden herumlungert und dem gestelzten Oxford-English der Aristokratie, die sich am legendären Pferderennen von Ascot und  auf exclusiven Bällen produziert. Die Transformation von Ovids Pygmalion-Legende durch George Bernard Shaw ist ein geniales Stück Literatur und Gesellschaftskritik ; der Phonetik-Forscher Professor Higgins hat es sich in den Kopf gesetzt, das bettelarme Blumenmädchen Eliza in die Spitze der englischen Society zu katapultieren: mittels Sprache. Denn, nicht ganz zu Unrecht die Überzeugung des Professors: Es ist die Sprache, welche den Menschen als Zugehöriger einer bestimmten Gesellschaftsschicht identifiziert. „My Fair Lady, Frederick Loewe Musik/ Alan Jay Lerner Libretto
English National Opera 24. Mai 2022“
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Götterdämmerung in Budapest – ein Regiespektakel zwischen Genie und Klamauk

Foto: © Daily News Hungary    
Siegfried (István Kovácsházi) und die Rheintöchter

Was kann man über eine Inszenierung sagen, die derart farbenfroh, überbordend und facettenreich ist, dass man als Zuschauer nur schwer zwischen Faszination und Abneigung zu unterscheiden weiß? Die Inszenierung von Wagners Götterdämmerung des ungarischen Regisseurs Géza M. Tóth, die in diesem Monat im Budapester Opernhaus ihre Premiere gefeiert hat, stellt eine solche Herausforderung dar. Über einen Opernabend zwischen Genie und Klamauk.

Ungarische Staatsoper, Budapest, 23. Mai 2022

Richard Wagner, Götterdämmerung

Orchester der ungarischen Staatsoper
Balázs Kocsár, Dirigent

Géza M. Tóth, Inszenierung

von Lukas Baake

Die Götterdämmerung steht am Ende von Richard Wagners groß angelegten, vierteiligen Zyklus über den Ring des Nibelungen. Die Widersprüche und Spannungen, die mit Alberichs Raub des Rheingolds und Wotans Vertragsbruch ansetzen, lösen sich hier im Tod von Siegfried, dem Fall der Götter und dem finalen Weltenbrand auf. Ursprünglich unter dem Titel „Siegfrieds Tod“ konzipiert, stellt der letzte Teil des Rings somit den Kern von Wagners philosophisch-musikalischer Mediation über ein Heldenleben in Form eines Gesamtkunstwerk dar.

Die Handlung folgt dem schicksalsträchtigen Muster von List, Verrat und Mord und verleitet Regisseure nicht selten dazu, ein statisches Bild mit düsteren Farben zu malen. Die Budapester Inszenierung von Géza M. Tóth bricht jedoch radikal mit diesen Erwartungen. Inmitten des prächtigen, von habsburgischem Pomp geprägten Opernsaals, zündete der ungarische Filmkünstler und Regisseurs ein farbenfrohes Feuerwerk aus Kostüm, Licht und Video, das bereits nach dem ersten Akt einige Besucher dazu veranlasste, das Weite zu suchen. Anlass dazu gab es genug: Das von Tóth gewählte Kostüm und Bühnenbild wirkte überfrachtet und zusammenhangslos. Bei weiten Teilen des Werkes war außer Travestie und Neonfarben als Versatzstücke der zeitgenössischen Regie nur schwer eine Idee oder ein Konzept erkennbar, das als gedankliche Klammer der mehr als fünf Stunden dauernden Inszenierung diente. Stattdessen konnte man Hagen als pragmatischen Anzugträger, Siegfried als einen mit Dreadlocks dekorierten Hippie oder eine Gutrune in schriller Comicfilm-Kostümierung sehen. Das war nicht nur uninspiriert, sondern auch unansehnlich. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Ungarische Staatsoper, Budapest 23. Mai 2022    “
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Ballett "Der Sturm": An diesem Abend ist Emotion alles

Foto: Der Sturm © Marie-Laure Briane

Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 25. Mai 2022, PREMIERE

Der Sturm
Ballett von Ina Christel Johannessen

Musik von Georg Friedrich Händel, Frédéric Chopin, Luc Ferrari, Sofia Gubaidulina, Tommy Jansen und Alfred Schnittke

Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz

von Frank Heublein

An diesem Abend hat im Gärtnerplatztheater das Ballett „Der Sturm“ Premiere. Die Inszenierung der Norwegerin Ina Christel Johannessen ist assoziativ. Sie nimmt einzelne Handlungselemente aus Shakespeares Theaterstück auf. Etwa Schmerz, Kampf, Vertreibung, vergebliche Suche, das Zurechtfinden in einer unwirtlichen Welt. Das Stück wird nicht als Handlungsballett auf die Bühne gebracht. Vielmehr wird die Verbindung von Musik mit modernem emotionalem Tanz zelebriert. Viel besser verstehe ich all das, was ich heute sehe, weil ich vorab das Programmheft studiert habe.

Anfangs könnte ich denken, es wird die Handlung dargestellt. Denn auch diese Inszenierung beginnt wie Shakespeares Stück mit Sturm. Der eiserne Vorhang noch herabgelassen, gewitterumtostes aufgewühltes Meer sehe ich videoprojiziert. Ein Streicherkammerensemble spielt verborgen durch eine golden braune lichtdurchlässige Umfassung. Vier Tänzer und Tänzerinnen wogen im Sturm, prallen ineinander, versuchen sich zu halten, leiden, kämpfen an gegen das Wasser, den Wind. „Der Sturm, Ballett von Ina Christel Johannessen
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 25. Mai 2022 PREMIERE“
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 26. MAI 2022

Foto: © Alfonso Batalla

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Die DONNERSTAG-PRESSE – 26. MAI 2022

Wien/ Konzerthaus
Die exzentrischen Exegesen des Ivo Pogorelich
Der kontroverse Kroate gab einen Chopin-Abend im Konzerthaus.
WienerZeitung.at

Diese Rusalka an der Semperoper Dresden ist ein ganz besonderes Erlebnis
Rusalka als große Oper und nicht, wie üblich, als verkitschte Märchenoper mit infantilen Szenenbildern und Kostümen.
Von Olaf und Brigitte Barthier
Klassik-begeistert.de

Hamburg/ Elmphilharmonie
Asmik Grigorian und Lukas Geniušas zelebrieren Rachmaninow, Mussorgsky und Rimski-Korsakow in tief bewegender Schönheit
Asmik Grigorian und Lukas Geniušas hätten ohne Probleme den großen Saal der Elbphilharmonie in Hamburg füllen können – doch darum ging es ihnen nicht. Sie bevorzugten das intimere Setting des akustisch hervorragenden kleinen Saals der Hamburger Elbphilharmonie und zelebrierten einen Liederabend von Referenzqualität.
Klassik-begeistert.de

Wien/ Musikverein
Oops!… he did it again: William Garfield Walker im Brahms-Saal
William Garfield Walker, Dirigent Nova Orchester Wien (NOW!) Musikverein, Brahms-Saal, 18. Mai 2022
Klassik-begeistert.de

Wien/ Musikverein
Sternstunde ohne Attitüden – Riccardo Muti leitet die Wiener Philharmoniker
Mittlerweile 51 Jahre währt die Zusammenarbeit zwischen den Wiener Philharmonikern und Riccardo Muti. Und diese Kontinuität führt immer wieder zu einmaligen Konzerterlebnissen vielfältigster Art, erinnere ich mich nur an Wiedergaben von Bruckners Siebter, dem Verdi Requiem, Beethovens Neunter oder zuletzt der Missa Solemnis in Salzburg.
Von Kirsten Liese
Klassik-begeistert.de

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Dies ist der leiseste Beethoven, der mir je zu Ohren kam

Foto: © Daniel Dittus

Elbphilharmonie, 24. Mai 2022

Orchestra of the Age of Enlightenment
Sir András Schiff

Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 (1802)
Allegro con brio  Largo
Rondo: Allegro

Joseph Haydn (1732–1809)

Sinfonie Es-Dur Hob. I:99 (1793)

Adagio – Vivace assai Adagio
Menuetto. Allegretto Finale: Vivace

Pause

Ludwig van Beethoven

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 (1806)
Allegro moderato Andante con moto Rondo: Vivace

von Harald Nicolas Stazol

Wenn man heute von einem Anschlag schreibt, befürchtet man immer das Schlimmste. Doch einen zarteren werde ich wohl nie wieder hören, den des András Schiff nämlich, vom Klavier aus dirigierend, wie Beethoven es tat. Zwei Klavierkonzerte des Genies an einem Abend.

Nur ohne Klavier.

Wie bitte?

Das 5., „Emperor“ genannte, weil Ludwig van Beethoven es Kaiser Napoleon widmete?

Denn tatsächlich: Auf der Empore steht ein Instrument, zwar mit Tasten, und der Form nach eindeutig ein Tasteninstrument in hellbraunem Nußholz, das fällt schon auf, während man noch die Plätze einnimmt – auch fällt auf, dass nur wenige Pulte aufgestellt sind, denn dieses wahrhaft elitäre „Orchestra of The Age of Enlightenment“, das 1986 in London gegründete Ensemble der Aufklärung, ist klein-fein, und wie oft hat man den Namen schon auf NDR Kultur gehört, und immer „unter Sir András Schiff“. Und wahrlich, da ist er, silberhaarig, von unglaublicher Präsenz, doch da spricht er schon, der Ungar: „Es ist schön, endlich wieder vor einem vollbesetzten Haus spielen zu können“ (das hat er gerade in der Wigmore Hall auch gesagt) jajaja, aber wo ist das Klavier? „Orchestra of the Age of Enlightenment, Sir András Schiff
Elbphilharmonie, 24. Mai 2022“
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Asmik Grigorian und Lukas Geniušas zelebrieren Rachmaninow, Mussorgsky und Rimski-Korsakow in tief bewegender Schönheit

Foto: © Dr. Holger Voigt

Elbphilharmonie Hamburg, 24. Mai 2022 (Kleiner Saal)

Liederabend, Musikfest Hamburg, 4. Konzert

Sergej Rachmaninow

Asmik Grigorian, Sopran
Lukas Geniušas, Klavier

von Dr. Holger Voigt

Asmik Grigorian und Lukas Geniušas hätten ohne Probleme den großen Saal der Elbphilharmonie in Hamburg füllen können – doch darum ging es ihnen nicht. Sie bevorzugten das intimere Setting des akustisch hervorragenden kleinen Saals der Hamburger Elbphilharmonie und zelebrierten einen Liederabend von Referenzqualität. Einziger Abstrich waren leider erneut Anteile des Elbphilharmonie-Publikums, das durch unzeitiges Klatschen und zahlreiche Nebengeräusche eine eigene Marke setzte – sehr zum Verdruss der beiden Künstler. Gleichwohl war der Liederabend an Klangschönheit und emotionaler Sogwirkung nicht zu toppen. Es war eine Darbietung von Referenzwert mit unentrinnbarer affektiver Spannung. Stürmischer Applaus und zahlreiche Bravi!-Rufe dankten es den Künstlern.

Das Programm, in großen Teilen auch auf dem CD-Album „Dissonanz“ zusammengefasst, rankte sich um Lieder Sergej Rachmaninows (1873-1943), deren melancholische Grundstimmung beinahe der gegenwärtigen Wahrnehmungsrealität zu entsprechen scheint. Deutlich ist ihnen die postromantisch-modernistische Kompositionssprache anzumerken, die abschnittsweise den Liedkompositionen von Richard Strauss (1864-1949), einem Zeitgenossen Rachmaninows, ähnelt. Dabei zeigt sich die Stimmbehandlung, auch in der nicht-sinfonischen Klavierbegleitung, in allen Facetten wie eine Abfolge opernartiger Szenenbilder, deren emotionaler Ausdruck eine beträchtliche Sammlung und Konzentration erforderlich macht.

Gerade deshalb ist es umso unverzeihlicher, wenn der konzentrative Aufbau einer emotionalen Spannung immer wieder von einem unverständigen Publikum unterbrochen wird, was die Sängerin anfänglich mit einem kurzen, freundlichen Lächeln – fast etwas scheu und schüchtern wirkend – quittierte. Da dieses Fehlverhalten von Teilen des Publikums aber einfach nicht aufhörte, schienen beide Solisten bei gleichbleibender Freundlichkeit und großzügiger Toleranz zunehmend genervt zu sein, was ich nur allzu gut nachvollziehen kann. Es tut einfach nur weh, wenn so ein Verhalten so viel kaputt macht, was mit großer Hingabe aufgebaut und vorgetragen wurde. „Sergej Rachmaninow, Asmik Grigorian, Lukas Geniušas
Elbphilharmonie Hamburg, 24. Mai 2022“
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Welch wunderbarer Abend: agil, wach und voller Energie!

Foto: (c) W. Hösl

Bayerische Staatsoper, München, 24. Mai 2022

6. Akademiekonzert: Vladimir Jurowski

Bayerisches Staatsorchester
Jakob Spahn, Violoncello

Programm

Krzysztof Penderecki (1933–2020)

Ouvertüre und 3 Stücke im alten Stil nach Musik zu dem Film Die Handschrift von Saragossa

Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2

Igor Strawinsky (1882–1971)

Variations „Aldous Huxley in memoriam“

Petruschka. Burleske Szenen in vier Bildern (Originalfassung von 1911)

von Frank Heublein

An diesem Abend wird im Münchner Nationaltheater das sechste Akademiekonzert gegeben. Im ersten Teil eine Hommage an den polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki, dessen Oper „Die Teufel von Loudun“ bei den Opernfestspielen 2022 in München auf die Bühne gebracht wird. Im zweiten Teil des Abends werden zwei Werke Igor Strawinskys präsentiert.

Penderecki hat auch Gebrauchsmusik für Film und Theater komponiert. So für Woiciech Has Romanverfilmung „Die Handschrift von Saragossa“. Der Film spielt um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die Ouvertüre hat Jurowski anhand des Films transkribiert, da die Noten nach Fertigstellung des Films vernichtet wurden oder verloren gegangen sind. Sie erklingt erstmals als Orchesterwerk. Oh ja, das ist Mozart, den ich höre. Eingewoben ist ein Beethovenzitat, Freude schöner Götterfunken. Die drei Stücke im alten Stil klingen nach einer Mischung von Bach und Telemann. Beim Komponistenraten hätte ich keine Chance, die Tarnung funktioniert. Jurowski führt mit dem Bayerischen Staatsorchester beschwingt agil in den Abend ein. „6. Akademiekonzert: Vladimir Jurowski
Bayerische Staatsoper, München, 24. Mai 2022“
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