Der Schlauberger 72: Klugscheißereien

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Eine Mini-Serie über Missverständnisse

von Reinhard Berger

Ich weiß nicht, ob ich heulen oder weinen soll. Oder soll ich mich lieber kaputt lachen? Sagen Sie’s mir.

Qualität hat seinen Preis. Das wissen wir seit langem. Nun hat das Qualität seine Schwester bekommen: „Die spanische Gemeinschaft Andalusien ist bekannt für seine Pferde, den feurigen Flamenco und seine traditionellen Bräuchen“, stand in der Zeitung. Und für seinen ungewöhnlichen Gebrauch von besitzanzeigenden Fürwörtern, ergänze ich hochmütig, aber mit sportlichem Ehrgeiz. Denn auch die Stars der Körperertüchtigung sind nicht frei von Irrtümern: „Eine Stadt trauert um seine Fußballstars“, las ich damals nach dem Absturz des Flugzeugs, bei dem eine brasilianischen Fußballmannschaft ums Leben kam.

Puh. Tief durchatmen und weiterblättern zu dieser Schlagzeile: „Auto brannte komplett aus.“ Als ich das las, war ich auch ausgebrannt. Nicht komplett. Nur ein bisschen.

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Klugscheißereien

Eine Mini-Serie über Missverständnisse

Ohne fremde Hilfe wäre ich nie im Leben drauf gekommen: „Mit dem ersten Schnee in den Alpen beginnt die Skisaison“, schrieb ein großer Händler für Autozubehör in einer Pressemitteilung. Und ein paar Tage später: „Wer im Winter am Morgen nach dem Freikratzen der Scheiben in ein tiefgekühltes Auto einsteigt, will nur noch eines: Wärme.“ Denn: „Der Winter steht vor der Tür.“

Nun ist es raus. Er steht also vor der Tür. Und friert, wie der große Humorist Heinz Erhardt mal gesagt hat. Nun, so ungewöhnlich ist es nicht, dass im Dezember der Winter vor der Tür steht. Aber er kommt nicht allein, denn ein Olivenölhändler verkündete mir froh: „Weihnachten rückt näher.“ Und ein namhafter deutscher Autohersteller setzte noch einen drauf mit diesem verbalen Stern: „Weihnachten rückt näher.“ Wahnsinn. Da sehen Sie mal, wie wichtig Lebenshilfe ist. Auch für die, die draußen bleiben müssen: „Probieren Sie unser schalenfreies Vogelfutter mit Bachflohkrebsen“, riet mir eine Fachhandlung in ihrer Werbung. Habe ich gemacht. Und jetzt ist mir schlecht.

Die Erinnerung hält heute noch an.

Reinhard Berger, 20. März 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Zuerst erschienen in: HNA

Der Schlauberger (c) erscheint jeden Sonntag.

Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

Klugscheißereien Feuchtigkeitsmanagement für die Füße? Hier gibt´s die Antwort. Wartberg-Verlag

Die SAMSTAG-PRESSE – 19. MÄRZ 2022

Nikolaus Bachler © Markus Jans
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 19. MÄRZ 2022

Salzburg/ Osterfestspiele
Intendant Nikolaus Bachler geht 2023 bei den Osterfestspielen Salzburg neue Wege
Neben Klassik-Stars wie Jonas Kaufmann und Elīna Garanča setzt er auch auf Elektro-Musik.
von Jürgen Pathy
https://klassik-begeistert.de/35700-2/

Hamburg
La Traviata“ am 17.3.
Insgesamt war es ein Triumpf für die junge, sympathische 30jährige Sopranistin Elbenita Kajtazi. Nie habe ich es bisher erlebt, dass sich das Publikum nach Schluss der Oper bereits beim ersten Vorhang, bei dem Violetta allein auf die Bühne tritt, sofort geschlossen erhebt und minutenlang jubelnden Beifall spendet.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de

München/Musiktheater-Biennale
Erinnerung an den Untergang
Ole Hübners „Opera und ihr Double“ als theatralische Installation bei der Münchner Musiktheater-Biennale.
SueddeutscheZeitung.de

„Rote Laterne“ im Prinzregententheater: Die vier Frauen des Herrn Chen
Prinzregententheater: Der Komponist Christian Jost über seine Oper „Rote Laterne“.
Münchner Abendzeitung.de

Halle
Liebe, Hass und Ausgrenzung: die Oper „Manru“ feiert Premiere in Halle
MDR.de

Verständnis für Putins Überfall: Pianist Boris Beresowski verliert Agentur für Auslandsauftritte
Der Pianist Boris Beresowski hat kein Problem mit dem Krieg des Kremlchefs gegen die Ukraine. Die Folge: Seine internationale Agentur trennt sich nun von ihm.
DerSpiegel.de „Die SAMSTAG-PRESSE – 19. MÄRZ 2022“ weiterlesen

Sir John Eliot Gardiner in der Berliner Philharmonie: Brahms und Mendelssohn spenden spirituellen Trost

Sir John Eliot Gardiner (Foto: Sim Canetty Clarke)

Philharmonie Berlin, 17. März 2022

Johannes Brahms
Schicksalslied op.54

Felix Mendelssohn Bartholdy
Symphonie Nr.2 op.52 „Lobgesang“

Berliner Philharmoniker
Sir John Eliot Gardiner  Dirigent

Lucy Crowe  Sopran
Ann Hallenberg  Mezzosopran
Werner Güra  Tenor

von Peter Sommeregger

Mancher mag denken, in Zeiten der immer noch nicht ausgestandenen Pandemie und eines verstörenden Krieges beinahe vor der Haustüre gäbe es andere Prioritäten als einen Konzertbesuch. Wer so denkt, unterschätzt die spirituelle Wirkung der Musik. Obwohl lange geplant, ist die Auswahl der Werke für dieses Konzert von erstaunlicher Aktualität, auch wenn sich das auf den ersten Blick nicht erschließt.

Brahms‘ Komposition für gemischten Chor auf einen Text Hölderlins thematisiert die menschliche Bedrängnis und stellt als Gegenbild die Götterwelt gegenüber. Das vom Monteverdi-Chor optimal vorgetragene, nur 15 Minuten dauernde Werk stimmt nachdenklich und führt das Publikum sanft aus den Sorgen des Alltags in die spirituelle Welt der Musik.

„Berliner Philharmoniker, Sir John Eliot Gardiner Dirigent,
Philharmonie Berlin, 17. März 2022“
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Aller guten Dinge sind drei: La Traviata in Hamburg

Foto: Elbenita Kajtazi , © Ralf Wegner

Staatsoper Hamburg, 17. März 2022

Giuseppe Verdi La Traviata
Libretto von Francesco Maria Piave

von Johannes Karl Fischer

Pretty Yende, Aida Garifullina, jetzt Elbenita Kajtazi. Dreimal Traviata, drei umjubelte Violettas. Auf Papier ist die Ensemble-Sopranistin klare Außenseiterin gegen die zwei Superstars. Trotzdem meisterte die Kosovarin die anspruchsvolle Arie „Sempre libera“ mit Bravour und Brillanz. Selbst das hohe Es – eine koloraturische Oktavierung aufwärts, die Aida Garifullina übrigens ausgelassen hatte – strahlte mit Freude in alle Ecken des Zuschauerraums. Reichlich Applaus und Brava-Rufe. Und das absolut verdient!

Damit war aber noch längst nicht Schluss. Im ersten Akt musste sie hier und da noch ein paar kleine Intonationsprobleme wegsteckten – eben der minimale Unterschied zu Aida Garifullina vor drei Wochen. Aber den großen Violetta-Auftritt im dritten Akt – erst den Brief, dann die Arie „Addio del passato“ – habe ich noch nie so mitreißend und emotional gehört. „Tutto finì“ – alles ist zu Ende, Elbenita Kajtazi singt, als wäre es erst der Anfang. Man wünschte, es wäre nie zu Ende. Ein großes Glück für die Staatsoper, sie im Ensemble zu haben. „Aller gute Dinge sind drei: La Traviata in Hamburg“ weiterlesen

Musikalisch eine Sternstunde: Elbenita Kajtazi als Violetta in Verdis La Traviata

Insgesamt war es ein Triumpf für die junge, sympathische 30jährige Sopranistin  Elbenita Kajtazi. Nie habe ich es bisher erlebt, dass sich das Publikum nach Schluss der Oper bereits beim ersten Vorhang, bei dem Violetta allein auf die Bühne tritt, sofort geschlossen erhebt und minutenlang jubelnden Beifall spendet.

Elbenita Kajtazi nimmt die stehenden Ovationen des Publikums entgegen (Foto: RW)

Staatsoper Hamburg, 17. März 2022

Giuseppe Verdi, La Traviata

von Dr. Ralf Wegner

Elbe­nita Kajtazi hatte ich, wie man so sagt, bisher nicht auf dem Schirm, sie bisher auch nur einmal gehört, als Najade in Ariadne auf Naxos. Vor einigen Tagen trat sie bei dem Ukraine-Solidaritätskonzert mit dem Mondlied aus Dvořáks Oper Ru­salka auf und hinterließ ob ihres schönen, eher dunkel grundierten Timbres sowie ihrer ausdruckstarken, tief beseelten Interpretation bei mir großen Eindruck. Deshalb besorgten wir uns kurzfristig noch Karten für die heutige Traviata-Aufführung, die sich neben dem Einsatz von Frau Kajtazi als Violetta auch wegen des kurzfristig aus London als Ersatz für Pavol Breslik eingeflogenen Tenors Stephen Costello zu besuchen anbot. „Giuseppe Verdi, La Traviata,
Staatsoper Hamburg, 17. März 2022“
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Wagner trifft auf DJ WestBam: Osterfestspiele Salzburg schlagen 2023 neues Kapitel auf

Foto: Andris Nelsons und Nikolaus Bachler © Fritz Beck

Intendant Nikolaus Bachler geht 2023 bei den Osterfestspielen Salzburg neue Wege. Neben Klassik-Stars wie Jonas Kaufmann und Elīna Garanča setzt er auch auf Elektro-Musik.

von Jürgen Pathy

WestBam und Jonas Kaufmann. Elektro und Wagner. Wer hätte sich vorstellen können, dass diese Konstellation in Salzburg einmal aufeinander treffen wird. Noch dazu bei den elitären Osterfestspielen Salzburg, die 1967 Herbert von Karajan ins Leben gerufen hat. Damals hauptsächlich, um Wagner zu spielen, wie Nikolaus Bachler bei der Pressekonferenz erzählt. Eine einzige Oper habe Karajan da nicht spielen können. Und so steht der „Tannhäuser“ im Zentrum der Osterfestspiele Salzburg 2023.

Aber auch ungewöhnliche Projekte. Als man Bachler nach Salzburg berufen hat, habe er bereits angekündigt, er wolle andere Sparten integrieren. Dass die Programmauswahl für die Osterfestspiele 2023 nun so kontrovers ausfallen würde, damit haben wohl nur die Wenigsten gerechnet.

Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons

Drei Neuerungen wirft Bachler ins Rennen. Die Wesentlichste: Zum ersten Mal in der langen Tradition der Osterfestspiele setzt man 2023 auf wechselnde Orchester. Statt der bisherigen Stammorchester, engagiert man jedes Jahr ein „Spitzenorchester“ aus einem anderen Land, immer mit deren Chefdirigenten. „Die auch meistens die wichtigsten Dirigenten unserer Zeit sind“, so Bachler. Den Beginn macht das Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons. „Salzburger Osterfestspiele 2023, Programm
Salzburg, 17. März“
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Die FREITAG-PRESSE – 18. MÄRZ 2022

Foto: Andris Nelsons © Marco Borggreve

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die FREITAG-PRESSE – 18. MÄRZ 2022

Salzburg
Neue Ära bei Osterfestspielen in Salzburg beginnt mit Andris Nelsons
Der Dirigent kommt 2023 mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Christian Thielemann ist heuer zum letzten Mal als künstlerischer Leiter tätig. Elektronische Klänge in der Felsenreitschule.
Kurier.at

Osterfestspiele: Neuausrichtung ab 2023
https://salzburg.orf.at/stories/3147935/

Neue Osterfestspiele in Salzburg: Andris Nelsons statt Thielemann
Ab 2023 soll jedes Jahr ein anderes Orchester mit einer Opernproduktion gastieren
DerStandard.at

Osterfestspiele Salzburg 2023 mit Gewandhausorchester
Musik-heute

Große Namen und zum ersten Mal Tanz
Noch ist nicht einmal Ostern 2022 und wir reden jetzt schon über die Salzburger Osterfestspiele 2023. Deren Programm wurde heute in München vorgestellt. Es ist die erste Ausgabe, die der neue Intendant Nikolaus Bachler künstlerisch verantwortet. Von drei Säulen war auf der Pressekonferenz die Rede – und von einer Neuausrichtung des renommierten Festivals.
BR-Klassik.de

Osterfestspiele 2023 mit „Tannhäuser“
Neo-Intendant Nikolaus Bachler bringt das Gewandhausorchester nach Salzburg.
WienerZeitung.at

Hamburg
Staatsoper: „Turandot“
Ich hoffe, als in der Wolle gefärbter, überzeugter Alice-Schwarzer-Feminist nicht der Misogynie bezichtigt zu werden, wenn ich konstatiere: Wenn die einzige Antwort einer Frau auf jede kleinste Kleinigkeit ein beständiges “Kopf ab!” ist, hat man es entweder mit einer Eppendorfer Hysterikerin zu tun, wenn Gucci am Neuen Wall Inventur hat – oder eben mit Prinzessin Turandot.
Von Harald N. Stazol
Klassik-begeistert.de

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Sommereggers Klassikwelt 130: Anton Bruckner und die Orgel

von Peter Sommeregger

Die musikalische Welt wird im Jahr 2024 den 200. Geburtstag Anton Bruckners feiern können. Diese runde Zahl wird mit Sicherheit einen großen Widerhall in den Medien erzeugen, umfangreiche Aufnahmeprojekte sind zum Teil bereits auf den Weg gebracht.

So schmiedet der lettische Dirigent Andris Nelsons, Chefdirigent in Boston und Leipzig bereits seit Jahren an einer Gesamteinspielung der Symphonien Bruckners mit dem Leipziger Gewandhausorchester. Er kombiniert dabei Bruckners Musik mit Orchesterpassagen aus den Opern Richard Wagners, der von Bruckner bekanntlich sehr verehrt wurde. Seinen Durchbruch als Komponist erlebte Anton Bruckner übrigens in Leipzig bei der Uraufführung seiner siebten Symphonie durch den Dirigenten Arthur Nikisch. Nelsons Edition wird im nächsten Jahr mit der so genannten Nullten Symphonie von der Deutschen Grammophon abgeschlossen.

„Sommereggers Klassikwelt 130: Anton Bruckner und die Orgel,
klassik-begeistert.de“
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Kopf ab!

Staatsoper Hamburg, 16. März 2022
Giacomo Puccini, Turandot

Foto: Hans Jörg Michel ©

von Harald N. Stazol

Ich hoffe, als in der Wolle gefärbter, überzeugter Alice-Schwarzer-Feminist nicht der Misogynie bezichtigt zu werden, wenn ich konstatiere:

Wenn die einzige Antwort einer Frau auf jede kleinste Kleinigkeit ein beständiges “Kopf ab!” ist, hat man es entweder mit einer Eppendorfer Hysterikerin zu tun, wenn Gucci am Neuen Wall Inventur hat – oder eben mit Prinzessin Turandot.

Naja, die Tochter des Kaisers von China ist ja eher traumatisiert, aber, glauben Sie mir, bei manchen Frauen changiert das, von einem ins andere, bzw., wie es in der Psychologie heisst, “rapid cycling”, – haben doch schon Hippokrates, ja, und auch Paracelsus den Sitz der Hysterie in der Gebärmutter vermutet, daher ja auch der Name, aber wir schweifen ab…

Also besser in den Kaiserpalast in Peking – und was für ein Palast das ist, hier auf dem Prospekt der Hamburger Staatsoper, in einer Aufführung, die einen mit geradezu patriotischem Stolz auf unser Haus und sein Orchester, ja, eine auch im internationalen Vergleich phantastische Besetzung, die sich neben dem “Festival d’Orange” 2012 – eben auch ob der luxuriösen Ausstattung – oder der Inszenierung an der Metropolitan Opera 1988 oder 2017 oder durchaus sehen lassen kann, nur das in New York natürlich bei gigantischer Bühne ein ganz anderer Etat vorliegt…

https://guanqunyu.com

Denn da kommt sie ja her, dieser Schatz, dieses Juwel, diese Trouvaille von Stimme: Guanqun Yu, ich erkläre sie hiermit zu unserer Hamburger Staats-Sopranistin! Ich wies an anderer Stelle schon auf diese fast fliegende Leichtigkeit, mit der sie jede Schwierigkeit mit Bravour nimmt. Wobei schon erstaunlich ist, dass sie als Liù in der Todeszene wirklich mit völlig zerzausten Haaren, von den Schergen übelst hin und her gestoßen wird, hat man sie doch keine drei Tage zuvor beim Ukraine Abend hören können, da allerdings ganz gesittet, aber eben im Abendkleid.

„Giacomo Puccini, Turandot,
Staatsoper Hamburg, 16. März 2022“
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„Apokalypse“ trifft auf „Fidelio": Die Brüder Konieczny erobern Danzig

Foto: Tomasz Konieczny und Dirigent Michal Krężlewski vor den Farben der Ukraine © Krzysztof Mystkowski/KFP

Opera Baltycka, Danzig, 12. März 2022

Fidelio, Ludwig van Beethoven
Apokalypse, Tomasz Konieczny

Freiheitsoper in der Stadt der Befreiung. Wo, wenn nicht in Danzig, wäre Beethovens „Fidelio“ zurzeit passender angesiedelt. In der polnischen Arbeiterstadt wurzelt der Keim, der 1989 schließlich in teilweise freien Wahlen mündete. Von der Danziger Werft, die nur einen Steinwurf von der Oper entfernt liegt, begann der Aufstand der „Solidarność“.

Tausende polnische Arbeiter stiegen 1980 auf die Barrikaden. Sie forderten demokratische Rechte und freie Gewerkschaften. Dadurch kam es zur politischen Lösung Polens aus dem Einflussbereich der Sowjetunion. Das ist nun über 30 Jahre her. Dass jetzt ein anachronistischer Machthaber das Rad der Zeit wieder zurückdrehen möchte, verleiht dieser Produktion eine enorme Brisanz.

Regietheater vom Feinsten

Regisseur und Dramaturg Michael Sturm verpackt das teilweise deutlich in seiner Arbeit. Dabei dürfte der gebürtige Nordfriese gar nicht gewusst haben, wie sich das Blatt wenden würde. Premiere seiner vielschichtigen Arbeit war nämlich bereits im September 2021. Die geschichtsträchtige Vergangenheit der Stadt hatte er aber mit Sicherheit im Sinn.

„Beethoven, Fidelio, Konieczny, Apokalypse,
Opera Baltycka, Danzig, 12. März 2022“
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