Vorbericht zur Premiere des Opéra-ballett Atys von Jean-Baptiste Lully in Genf: Ein Füllhorn von Künstlern und Künstlerinnen mit reichhaltiger Entdeckerfreude.

Demnächst in Genf und Versailles: Lullys Atys

Grand Théâtre de Genève, Genf, 27. Februar 2022

von Frank Heublein

Das Stück

Atys von Jean-Baptiste Lully wurde 1676 am königlichen Hof in Schloss Saint-Germain-en-Laye uraufgeführt. Ludwig der XIV. zog erst 1782 von dort nach Versailles um. Die Produktion, die am 27. Februar 2022 Premiere in Genf feiert, wird danach nicht am Ort der Uraufführung, sondern in Versailles aufgeführt.

Der Dirigent William Christie führte die Oper 1987 in einer Inszenierung von Jean-Marie Villégier mit seinen Ensemble Les Arts Florissants anlässlich von Lullys 300. Todestag unter anderen in Paris und Florenz auf.  Der US-amerikanische Mäzen Ronald P. Stanton, der 1987 eine Aufführung in Versailles besucht hatte, finanzierte 2011 eine Wiederaufnahme. Weitere Inszenierungen in der näheren Vergangenheit konnte ich nicht finden.

Atys ist ein antik klassisches Liebesdrama. Atys verliebt sich in die Nymphe Sangaride, die Göttin Cybele liebt Atys. Aus Eifersucht lässt Cybele Atys verhexen. Er tötet seine Liebe Sangaride und daraufhin sich selbst.

Der Komponist

Jean-Baptiste Lully war Hofkomponist des Sonnenkönigs Ludwig XIV.. Er starb 1687 an Wundbrand durch eine Verletzung mit dem Taktstock, mit dem er während der Taktgebung sich selbst am Zeh verletzte.

Paul Mignard_-_Jean Baptiste Lully

Lully gilt als Gründer der französischen Nationaloper, wobei er dazu erfolgreich gegen seine Musikkollegen Komponist Robert Cambert und Librettist Pierre Perrin beim König intrigierte. Der König übertrug Lully die Rechte des Patentes für Opernaufführungen unter der Bezeichnung „Académies d’Opéra“. Lully hatte damit und mit weiteren königlichen Vollmachten nicht nur das Monopol auf Opernaufführungen, sondern auf musikalischen Aufführungen jeglicher Art. Ohne seine Genehmigung durfte keine Musik aufgeführt werden. Es drohte die Konfiszierung sämtlicher Instrumente, Kostüme und Einnahmen. „Jean-Baptiste Lully, Opéra-ballett Atys,
Grand Théâtre de Genève, Genf, 27. Februar 2022 PREMIERE“
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Wagners „Ring des Nibelungen“ ertönt mit einem Augenzwinkern

Inken Rahardt – Intendanz, Copyright: Silke Heyer

Kurz, knapp und humorvoll erklingt die Tetralogie des Bayreuther Meisters wieder in dem Opernloft Hamburg, nach der Corona-Pause, am 26. Februar 2022. Auf der Bühne treten drei Sängerinnen auf: Franziska Bucher, Marie Sophie Richter und Freja Sandkamm. Die musikalische Begleitung beschränkt sich auf Klavier, Geige und Horn und das Ganze dauert eineinhalb Stunden. Könnte diese Fassung vom „Ring“ – neben dem „Lohengrin“ – noch eine „Einstiegsdroge“ für neue Wagnerianer werden? Einen Vorgeschmack auf dieses künstlerische Ereignis bringt uns ein Gespräch mit Regisseurin Inken Rahardt.

 von Jolanta Łada-Zielke

klassik-begeistert: Welche Inszenierungen des „Rings der Nibelungen“ haben Sie bisher gesehen? Hat eine Sie inspiriert?

Inken Rahardt: Ich habe verschiedene Inszenierungen gesehen, allerdings nicht immer alle in der richtigen Reihenfolge und auch nicht immer alles komplett. Während meines Gesangsstudiums habe ich den sogenannten Jahrhundertring von Patrice Chereau auf DVD zu Weihnachten bekommen. Inspiration bekomme ich aber meistens aus ganz anderen Ecken – vom Sprechtheater, Film und von gesellschaftlichen Entwicklungen. Einen „Ring” in 90 Minuten zu machen ist sowieso ein ganz anderes Ding und ist auch kein Gegenentwurf zum kompletten Werk.

 klassik-begeistert: Um die Oper von 16 Stunden auf 90 Minuten zu verkürzen, muss man auf vieles verzichten. Wenn es um die musikalische Seite geht, haben Sie wahrscheinlich nur die Hits wie „Hojotoho“ aus der „Walküre“ und „Vogelgesang” von „Siegfried“ behalten?

Inken Rahardt: Ja, die „Highlights” sind natürlich alle drin. In der Handlung haben wir uns im Grunde genommen voll auf den Ring konzentriert: Wo kommt der her? Wo geht der hin? Wer will den Ring – und vor allem: warum? Die Nebenstränge der Handlung erzählen wir nicht. Wir haben auch in den Arien und Ensembles gekürzt. Aber man lernt die wichtigsten Melodien und Leitmotive kennen. „Interview: Inken Rahardt, Der Ring des Nibelungen,
Opernloft im alten Fährterminal Altona,“
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Diesen Mephisto muss man gesehen haben – diese Schlange, wie sie sich windet, duckt und würgt

Fotos (c) Ida Zenna

Oper Leipzig, 12. Februar 2022

Faust

Ballett von Edward Clug 
Milko Lazar (Musik)

Deutsche Erstaufführung

Gewandhausorchester Leipzig
Matthias Foremny  Musikalische Leitung

 von Sandra Grohmann

 Coronabedingte Spielplanänderung ohne Reue: Diesen Mephisto muss man gesehen haben, diese Schlange, wie sie sich windet, duckt und würgt. Ob das Mädchen in der ersten Reihe der Oper Leipzig, vermutlich wegen der angekündigten „Cenerentola“ mit der Mama in die Oper gekommen, den Schrecken unbeschadet überstanden hat? Explizite Provokationen, die einen Besuch des Balletts „Faust“ von Milko Lazar (Musik) und Edward Clug (Choreografie) erst für Volljährige angeraten erscheinen lassen würden, hielt der Abend jedenfalls nicht bereit. Und das war ein ausgesprochenes Glück. Boshaftigkeit, Erotik, Weltschmerz und die Frage nach dem Sinn des Seins brauchen keine brachialen Bilder. Wer es kann, bringt sie in intelligenterer Weise auf die Bühne.

„Faust, Ballett von Edward Clug, Milko Lazar Musik,
Oper Leipzig, 12. Februar 2022“
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Die tote Stadt – ein gefährlicher Tagtraum geht in einen langen Nachttraum über

Foto: © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wiener Staatsoper,  11. Februar 2022

Erich Wolfgang Korngold „Die tote Stadt“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wie sollen wir einen Abend beschreiben, an dem uns bewusst wurde, dass wir keine mehr berührende und eindrucksvollere Oper kennen als dieses Werk von Erich Wolfgang Korngold, aber die totale gesangliche Erfüllung ein Traum blieb?

Unser Gedächtnis wird auf die Probe gestellt. Viele neue, ungewohnt auszusprechende Namen erscheinen in der Opernwelt. Mit SängerInnen aus dem Baltikum haben wir schon gute Erfahrungen gesammelt. Die litauische Sopranistin Vida Miknevičiūtė hatte als Marietta schon einen sehr temperamentvollen ersten Auftritt. Weder hier in Wien, noch an der New York City Opera, noch an der DOB und dem Gran Teatro La Fenice haben wir eine so dramatische Marietta gehört, was allerdings auf Kosten des Wohlklangs und der lyrischen Seiten ging. Wir gewinnen den Eindruck, dass diese Partie den US-Amerikanerinnen besonders lag. „Erich Wolfgang Korngold „Die tote Stadt“,
Wiener Staatsoper,  11. Februar 2022“
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Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022

Foto: 2022 Il turco in Italia – I. Lungu – © W.Hösl

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022

München/Nationaltheater
Belcanto-Festival in der Bayerischen Staatsoper: Clash der Kulturen in „Il turco in Italia“
Als ich zum ersten Mal von „Il turco in Italia“ gehört habe, musste ich unweigerlich an Stings „Englishman in New York“ denken. Sicher handelt es sich hier um ein komplett anderes musikalisches Genre, zeigt es aber, dass der Stoff der 1814 in der Mailänder Scala uraufgeführten Opera buffa nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Von Dr. Petra Spelzhaus
Klassik-begeistert.de

„Il turco in Italia“: Wenn Funken fliegen
Rossinis komische Oper „Il turco in Italia“ neu besetzt im Nationaltheater.
Münchner Abendzeitung

Wagner Film
Wagnerianer? Auch nur Menschen!
Axel Brüggemann hat für seinen Versuch, dem Phänomen Bayreuth und dessen Erfinder nachzuspüren, nicht nur Künstler befragt. Damit kam er erstaunlich weit.
https://www.diepresse.com/6098280/wagnerianer-auch-nur-menschen

Berlin
Berliner Philharmoniker: Ziemlich ferne Freunde
Chefdirigent Kirill Petrenko dirigiert bei den Berliner Philharmoniker Werke von Suk und Brahms. Pianist Andras Schiff ist der Solist des Abends.
Tagesspiegel.de „Die SONNTAG-PRESSE – 13. Februar 2022“ weiterlesen

Brahms und Suk : Petrenko setzt auf Sprödes

Foto: Kirill Petrenko © Wilfried Hösl

Philharmonie Berlin, 11. Februar 2022

Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr.2

Josef Suk
Zrání  (Lebensreife)
Symphonische Dichtung für großes Orchester und Frauenchor

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko  Dirigent

Sir András Schiff  Klavier

Damen des Rundfunkchors Berlin

von Peter Sommeregger

 Für diesen winterlichen Abend hatte Kirill Petrenko ein Programm gewählt, das von gebrochenen Tönen gezeichnet war. Johannes Brahms‘ wahrhaft monumentales 2. Klavierkonzert, vom Komponisten selbst erst zwanzig Jahre nach dem Misserfolg seines ersten in Budapest uraufgeführt, ist allein schon mit seiner Länge eine Herausforderung für den Solisten.

Mit Sir András Schiff war ein Interpret der Spitzenklasse aufgeboten, der selbst erst kürzlich eine hoch gelobte Einspielung beider Brahms-Konzerte als Solist und Dirigent vorgelegt hatte.

Das Orchester und der Klavierpart gehen in diesem Werk über weite Strecken getrennte Wege. Schon zu Beginn versucht ein heroisches Thema aufzutrumpfen, wird aber schnell vom Klavier konterkariert. Brahms gelingt das Kunststück, gleichzeitig ein symphonisches Werk und ein Solistenkonzert zu schaffen. Zum ersten Mal enthält ein Solokonzert vier Sätze, was durch das als zweiten Satz eingeschobene Allegro appassionato den gesetzten Rahmen erweitert, während im lyrischen Andante ein berückend schönes Motiv vom Cello solo ausgeführt wird. „Kirill Petrenko und András Schiff mit Werken von Brahms und Suk,
Philharmonie Berlin, 11. Februar 2022“
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Die SAMSTAG-PRESSE – 12. Februar 2022

Foto: Jonas Kaufmann via Instagram ©

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 12. Februar 2022

Startenor Jonas Kaufmann ist jetzt Österreicher
Dem in München geborenen Opernsänger wurde in Salzburg die Einbürgerungsurkunde überreicht.
WienerZeitung.at

Opernsänger Jonas Kaufmann ist jetzt auch Österreicher
Dem in München geborenen Tenor wurde in Salzburg die Einbürgerungsurkunde überreicht
Der Standard.at

„Konzertgänger in Berlin“
Kramsreif
Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, András Schiff spielen Brahms und Josef Suk
https://hundert11.net/kramsreif/

Graz
Grazer Oper: Cornelius Obonya als Vater mit Ängsten und Emotionen (Bezahlartikel)
Die Oper „Morgen und Abend“ von Georg Friedrich Haas feiert am 12. Februar in Graz seine Österreich-Premiere. Den Vater in diesem existenzialistischen, tiefgängigen Werk gibt Cornelius Obonya.
KleineZeitung.at

Ein Film mit den Augen Mozarts – Axel Brüggemanns Doku „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ (2021)
Einst meinte er, Wagner sei ein bisschen gefährlich. Einmal die Finger drinnen, verliere man die ganze Hand. Das scheint sich zu bewahrheiten. „Wenn die Umstände passen“, könne er es sich auch vorstellen, den Parsifal oder in den Meistersingern zu singen. Die Angebote dazu gäbe es. Einstweilen bleibe es aber beim „Lohengrin“, sagte Piotr Beczała nach der Österreich-Premiere von Axel Brüggemanns Filmdoku „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ im Wiener Votivkino letzten Sonntag.
von Jürgen Pathy
Klassik-begeistert.de „Die SAMSTAG-PRESSE – 12. Februar 2022“ weiterlesen

Verdis Rigoletto – eine musikalisch wunderbare Oper, die darstellerisch zu routiniert gespielt wird

Verdis Rigoletto ist eine musikalisch ganz wunderbare Oper. Der Inhalt, eine junge Frau, die sich für ihren Vergewaltiger opfert, ist nicht mehr so ganz aktuell. Vielleicht fällt es deshalb den Akteuren schwer, sich in diese Rollen über das technisch-gesangliche hinaus einzubringen.

Hamburgische Staatsoper, 11. Februar 2022

Giuseppe Verdi    Rigoletto  

Jana Kurucová (Maddalena), Andrzej Dobber (Rigoletto), Nadezhda Pavlova (Gilda), Ioan Hotea (Herzog von Mantua), Tigran Martirossian (Sparafucile) (Foto: R.W.)

von Dr. Ralf Wegner

Der schallstarke Bariton Andrzej Dobber sang einen insgesamt guten Rigoletto, innerlich wirkte er aber unbeteiligt. Ihm fehlte beim Cortigiani oder beim Racheduett mit Gilda das Feuer, mit welchem früher Leo Nucci im Publikum zündelte, oder jene stimmliche Interpretationskunst, mit der Franz Grundheber in dieser Rolle das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss.

(c) Arno Declair

Gilda war Nadezhda Pavlova, die 2021 als Donna Anna in Salzburg auf sich aufmerksam gemacht hatte. Für die Gilda erschien mir ihre silberhelle Stimme fast zu dramatisch, wenngleich die Koloraturen in der Eingangsarie Gualtier Maldé wunderbar perlten und sie für den Schlusston einen langen Atem hatte. Man wird auf sie gespannt sein dürfen, wenn sie ab Ende des Monats in Hamburg die Donna Anna singen wird. „Giuseppe Verdi, Rigoletto,
Hamburgische Staatsoper, 11. Februar 2022“
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Vielfältig und fantasievoll: Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022

Foto: Jan Vogler , Intendant © Marco Grob

Vielfältig und fantasievoll: Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022

von Pauline Lehmann

Unter dem Motto »Zauber« laden die Dresdner Musikfestspiele im Frühsommer zu 66 Konzerten an die Elbe. Ausgestattet mit einem Etat von 4,5 Mio. €, bringt das Festival nicht nur die Must-haves, sondern auch allerlei selten gehörte Kostbarkeiten aus sechs Jahrhunderten Musikgeschichte bis hin zu zwei Uraufführungen auf die Bühne. Dass es den Dresdner Musikfestspielen ein besonderes Anliegen ist, junge und freischaffende Künstler und damit verbunden eine kreative und innovative Musikszene zu fördern, übermittelt das Programm eindrücklich. Einen besonderen Höhepunkt – für die Künstler wie für das Publikum – bildet die »Cellomania 2.0«, ein Treffen namhafter Cellisten, welches nunmehr seine zweite Auflage erlebt.

Alles live und in Farbe

In der kommenden Saison möchte man in Dresden vor allem eins sein: spontan und authentisch. Routinen soll es keine geben. Und auch Streaming-Formate, mit denen der Intendant Jan Vogler und sein Team in den vergangenen zwei Jahren innovativ und erfolgreich im digitalen Raum präsent waren und ein Mehr an Publikum gewinnen konnten, sind für die kommende Saison nicht geplant.

Reichtum der Region

Stattdessen ist das Publikum eingeladen, den landschaftlichen und kulturellen Reichtum in und um Dresden zu entdecken. Für das Festival öffnen sich die Türen von Industriedenkmälern wie dem Alten Schlachthof und dem Zentralwerk, das im Zweiten Weltkrieg als Rüstungsfabrik genutzt wurde, der Theater und (Konzert-)Säle sowie der Kirchen und der Neuen Synagoge. Im Großen Garten laden der Palais und das Parktheater, ein barockes Heckentheater, zu Konzerten ein. Stadtauswärts führt die Festspielroute in die Gartenstadt Hellerau sowie an die Elbhänge – elbabwärts zum Schloss Wackerbarth und elbaufwärts zur Loschwitzer Kirche und zum Pillnitzer Schlosspark. „Ausblick auf die 45. Dresdner Musikfestspiele vom 11. Mai bis 10. Juni 2022,
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Belcanto-Festival in der Bayerischen Staatsoper: Clash der Kulturen in „Il turco in Italia“

Foto: 2022 Il turco in Italia – I. Lungu – © W.Hösl

Mittwoch, 9. Februar 2022, Nationaltheater

IL TURCO IN ITALIA

Opera buffa in zwei Akten

Komponist: Gioachino Rossini. Libretto: Felice Romani.
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

von Dr. Petra Spelzhaus

Als ich zum ersten Mal von „Il turco in Italia“ gehört habe, musste ich unweigerlich an Stings „Englishman in New York“ denken. Sicher handelt es sich hier um ein komplett anderes musikalisches Genre, zeigt es aber, dass der Stoff der 1814 in der Mailänder Scala uraufgeführten Opera buffa nichts an Aktualität eingebüßt hat. Seit Menschengedenken kommt es gerne zu Wirrungen, wenn unterschiedliche Kulturkreise aufeinanderprallen.

In Neapel feiern Zigeuner vor ihrem Wohnwagen ein Gelage, als Selim, ein reicher, Koloraturen schmetternder Türke, auf seinem fliegenden Teppich zur Landung am Hafen ansetzt. Er verdreht sogleich der sprunghaften Italienerin Fiorilla den Kopf, die – obwohl mit Don Geronio verheiratet – bereits eine Affäre mit dem Hausfreund Don Narciso pflegt. Selims Ex-Freundin Zaida befindet sich zufällig unter den Zigeunern und versucht den Türken zurückzugewinnen, während Fiorillas gehörnter Ehemann um seine Frau kämpft. Prosdocimo, ein Poet, der den Auftrag hat, eine Opera buffa zu schreiben, treibt die Protagonisten zusammen und auseinander auf der Suche nach dem perfekten Plot für sein Werk. „Gioachino Rossini, IL TURCO IN ITALIA,
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 9. Februar 2022“
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