Sommereggers Klassikwelt 124: Renata Tebaldi zum 100. Geburtstag

 von Peter Sommeregger

Auf den 1. Februar  2022 fällt der 100. Geburtstag der italienischen Sopranistin Renata Tebaldi. Die im italienischen Pesaro geborene Sängerin ertrotzte sich ihre musikalische Ausbildung trotz der Armut ihrer Familie, und ihrer Erkrankung an Kinderlähmung. Arturo Toscanini erkannte als einer der Ersten das große Potential der Elevin, die am legendären Wiedereröffnungskonzert der Mailänder Scala nach dem Weltkrieg 1946 teilnahm. Dies führte zu ihrem Engagement an das ehrwürdige Opernhaus.

Bald entwickelte sich an diesem Haus aber eine Konkurrenz-Situation mit der fast gleichaltrigen amerikanischen Sopranistin mit griechischen Wurzeln, Maria Callas. Das Rollenspektrum beider Sängerinnen war ähnlich, ihr jeweiliges Temperament aber gänzlich unterschiedlich. War Maria Callas leidenschaftlich und temperamentvoll, verkörperte Renata Tebaldi eher den ruhigeren, beherrschten Typus Künstlerin. „Sommereggers Klassikwelt 124: Renata Tebaldi zum 100. Geburtstag,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

CD-Rezension: Albena Petrovic ist eine unermüdliche Sucherin nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten

CD-Rezension

Dreamlover,
Music for Saxophone by Albena Petrovic

Solo Musica SM 394

 von Peter Sommeregger

Mit ihrer neuesten CD- Veröffentlichung Dreamlover erbringt die Luxemburger Komponistin Albena Petrovic erneut einen Beweis ihrer vielschichtigen Begabung.

Diesmal dominieren Kompositionen für das Saxophon das Album. Aber gleich beim einleitenden Konzert für Bariton-Saxophon fügt die Komponistin dem Blasinstrument eine Klavierbegleitung hinzu, was dem Stück eine erweiterte Struktur verleiht. Der Pianist Romain Nosbaum, gebürtiger Schweizer, ist als großer Individualist am Flügel bekannt. Sein brillanter, individueller Stil trug seinen bisherigen CD-Veröffentlichungen großes Lob ein.

Bei dem noch nicht uraufgeführten Zyklus Poèmes-Masques op.236 handelt es sich um vier Duette für Sopran und Bariton-Saxopohon, geschrieben für die Sopranistin Cynthia Knoch und den Saxophon-Solisten Joan Martì-Frasquier. Petrovic erläutert ihre Vorgehensweise bei der Komposition von Liedern, sie würde  die Texte und die Musik gleichzeitig also parallel entwickeln. Das verleiht den Stücken naturgemäß ein hohes Maß an Homogenität. In den hier zum ersten Mal zu hörenden vier Liedern greift Petrovic so verschiedene Themen wie eine weibliche Biographie und Briefe und Tagebucheintragungen der mexikanischen Malerin Frida Kahlo auf. Insgesamt dominiert eine feministische Ausrichtung diese Texte. „CD-Tipp: Dreamlover, Music for Saxophone by Albena Petrovic,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Die DIENSTAG-PRESSE – 1. Februar 2022

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DIENSTAG-PRESSE – 1. Februar 2022

Mit Flitter und Glitter: „Das Schlaue Füchslein“ in München
BR-Klassik.de

Trauerarbeit im Glitzerwald: Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“ an der Bayerischen Staatsoper
Neue Musikzeitung/nmz.de

Crescendo-Klassikwoche
Münchner Gnadengesuch, Wiener Sinnkrise und Berliner Allerlei
KlassikWoche 05/2022
Crescendo.de

Zoff in Berlin? „Lebenslänglich“
Vor 22 Jahren wurde Daniel Barenboim von der Staatskapelle Berlin zum »Chefdirigenten auf Lebenszeit« ernannt. Dieser Bund droht immer mehr zur Hypothek zu werden. Die Risse im Beziehungsgeflecht vertiefen sich, Staatsopern-Intendant Schulz verlässt demnächst das Haus, der Kulturpolitik gelingt kein Befreiungsschlag. Wie kann es jetzt weitergehen?
https://van-magazin.de/mag/daniel-barenboim-staatsoper-2022/

„Konzertgänger in Berlin“
Unwegs. Premiere ANTIKRIST von Rued Langgaard an der Deutschen Oper Berlin
Irres Zeuch zweifellos – für mich eine höchst eigenartige Mischung aus Faszination und Qual. Pandemiebedingt mehrfach verschoben, jetzt endlich premiert an der Deutschen Oper Berlin wurde die mystikschrullige „Oper“ ANTIKRIST des egomanischen Außenseiters Rued Langgaard
https://hundert11.net/unwegsam/

Berlin
Rued Langgaard „Antikrist“ an der Deutschen Oper: Das Lamm, das wirkliche
FrankfurterRundschau.de

„Antichrist“ in der Deutschen Oper: Gepflegte Langeweile (Podcast)
Inforadio.de

„Antikrist“ von Rued Langgaard: Die Liebe zur Geometrie
SueddeutscheZeitung.de

Halle
Horrorvisionen und Liebesvisionen: Verdis „Rigoletto“ erschüttert an der Oper Halle
Von Dr. Guido Müller
Klassik-begeistert.de „Die DIENSTAG-PRESSE – 1. Februar 2022“ weiterlesen

Begeisterungsstürme für „Nozze“ an der Royal Opera

Sprühend, humorvoll, eine Augen- und Ohrenweide – so präsentiert sich die Wiederaufnahme von David McVicar’s ebenso intelligenter wie sinnesfreudiger und eleganter Inszenierung der „Nozze“ an der Royal Opera Covent Garden unter dem bewährten Dirigat von Großmeister Antonio Pappano. Während man sich im fernen Wien – sowohl an der Staatsoper als auch im Theater an der Wien – mit den großen Werken des Opernrepertoires in akrobatischen Regietheater-Experimenten übt, setzt das Königliche Opernhaus in London in der Regel auf klare, klassische Inszenierungen. Und diese sind, vom Bühnenbild bis zu den Sängerinnen und Sängern, unterstützt vom fabelhaften Orchester der Royal Opera, von einer humorvollen Frische und feinfühliger Musikalität, die weltweit ihresgleichen sucht.

Wolfgang Amadeus Mozart, Die Hochzeit des Figaro (The Marriage of Figaro), Libretto: Lorenzo da Ponte, Royal Opera House London,  Januar 2022

Royal Opera House – Covent Garden, 25. Januar 2022

Wolfgang Amadeus Mozart, Die Hochzeit des Figaro

Orchester der Royal Opera
Antonio Pappano Dirigent
Chor der Royal Opera

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

 Einmal mehr wird in dieser Produktion die Verbindung zwischen Sprache und Musik deutlich: Die Besetzung der „Nozze“ an der Royal Opera stammt mehrheitlich aus Italien – und man hört es. Die Musikalität der Sängerinnen und Sänger ist kaum mehr zu übertreffen, und das temperamentvoll-feinfühlige Dirigat von Antonio Pappano machte diese Wiederaufnahme von  Mozarts vielleicht perfektester Oper zu einem wahrhaft unvergesslichen Erlebnis. Begeisterungsstürme des zwar überwiegend aber emotionell ganz und gar nicht zurückhaltenden Publikums widerspiegelten die überragende Qualität dieser Aufführung – und der größte Jubel beim Schlussapplaus galt völlig zu Recht der (physisch wie gesanglich) überragenden „Contessa“ der (wen wundert’s!) aus Italien stammenden Federica Lombardi.

Blick hinter die Kulissen des Schlosses

Ein Geniestreich des Altmeisters David McVicar ließ die Handlung beginnen, bevor sie eigentlich begann – nämlich während der Ouvertüre. Diese Oper ist, wie wir alle wissen, weit mehr als nur eine frivole Komödie um Liebe, Ehe, Ehebruch und Sex – es geht um das, was die Engländer (insbesondere seit der Kult-Fernsehserie „Downton Abbey“) unter dem Stichwort „upstairs downstairs“ einordnen: Jene, die sich (gesellschaftlich und physisch, in den englischen Herrenhäusern) „oben“ bewegen und jenen, die sich vor allem, außer wenn sie „die da oben“ bedienen, „unten“ aufzuhalten haben, in der Küche, im Weinkeller, in den Abstell- und Gesinderäumen. „W.A. Mozart, Die Hochzeit des Figaro,
Royal Opera House – Covent Garden, 25. Januar 2022“
weiterlesen

Pünktlich zum 225. Geburtstag von Franz Schubert – SCHUBERTIADE

CD-Rezension

Christina Landshamer
Justus Zeyen
Chor des Bayerischen Rundfunks
Howard Arman

 BR Klassik 900528

 von Peter Sommeregger

Bei dem Wort „Schubertiade“ taucht vor dem inneren Auge aller Schubert-Liebhaber das berühmte Bild von Julius Schmid auf, in welchem Schubert im Kreise von Freunden und Verehrern in einem Wiener Bürgerhaus am Flügel zu sehen ist. Wenn das Gemälde auch erst lange nach Schuberts Tod entstanden ist, so illustriert es wohl doch treffend das Umfeld, in dem sich der Komponist bewegte, und für das er schrieb.

Die für diese CD zusammengetragenen Stücke sind für verschiedene Besetzungen geschrieben. Der Chor ist in wechselnden Formationen aber jedes Mal dabei. Kennen wir Schubert sonst hauptsächlich mit seinen Liedern für Klavier und eine Solostimme, so werden hier ausschließlich mehrstimmige Lieder aufgeführt, was eine weitere Facette von Schuberts Liedschaffen beleuchtet. Neben Kompositionen die wohl für jene Schubertiaden gedacht waren, findet sich auf der CD aber auch ein Psalm in der Nachdichtung Moses Mendelsohns für Frauenchor und Klavier. „CD-Rezension: Schubertiade, Christina Landshamer Justus Zeyen, Chor des Bayerischen Rundfunks, Howard Arman,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Horrorvisionen und Liebesvisionen: Verdis "Rigoletto" erschüttert an der Oper Halle

Fotos: (c) Federico Pedrotti/Falk Wenzel

Oper Halle, 29. Januar 2022 PREMIERE

Giuseppe Verdi, Rigoletto
Oper in drei Akten

Staatskapelle Halle
José Miguel Esandi
Dirigent

von Dr. Guido Müller

Die Aufführung beginnt mit dem Ende: musikalisch mit der Erfüllung des Fluchs des Grafen von Monterone, des Vaters seiner vom Herzog von Mantua geschändeten Tochter, gegen den Hofnarren Rigoletto, der das Schicksal des Vaters vor der ganzen Hofgesellschaft verspottet hatte. Und die optisch, psychologisch und in der Personenführung sehr überzeugende Inszenierung von Louisa Proske, stellvertretende Intendantin und Hausregisseurin an der Oper Halle seit 2021/2022, sozusagen frisch aus New York nach Halle, greift die Folge des Fluchs zu Beginn ihrer Inszenierung auf. Sie zeigt zunächst den Vater Rigoletto stumm und ohne Musik, wie er in Müllsäcken statt des vermuteten, von ihm in Auftrag gegebenen ermordeten Herzogs im Wahnsinnsschock die Leiche seiner zerstückelten Tochter Gilda entdeckt.

Die Handlung der Oper läuft dann vor seinem inneren Auge quasi als Dauervision des Horrors wie in der Endlosschleife eines wahnsinnigen Täters nach einer schrecklichen Tat noch einmal ab bis zum grausamen Ende. Denn Rigoletto ist der Täter und wie er dazu geworden ist der Inhalt dieser Oper Verdis. „Giuseppe Verdi, Rigoletto, Staatskapelle Halle, José Miguel Esandi Dirigent,
Oper Halle, 29. Januar 2022 PREMIERE“
weiterlesen

Eine Winterreise für die Ewigkeit

Der Winter scheint das Theater an der Wien fest im Griff zu haben. Nach der für viele skandalösen Kušej-Inszenierung von Puccinis „Tosca“, schlugen Florian Boesch und Malcolm Martineau nun leisere Töne an. Schuberts Winterreise in szenischer Fassung traf damit genau ins Schwarze. 

Foto: Florian Boesch © Andreas Weiss

Theater an der Wien, 29. Januar 2022
Franz Schubert, Die Winterreise

Florian Boesch, Bariton
Malcolm Martineau, Klavier
Ingo Kerkhof, Szenische Einrichtung
Franz Tscheck / Frank Storm, Licht

von Jürgen Pathy

Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus. Wer kennt sie nicht, die eröffnenden Worte, mit denen der verzweifelte Wanderer sich auf die beschwerliche Winterreise begibt. Eine nicht enden wollende, über Höhen und Tiefen führende Odyssee, die der Dichter Wilhelm Müller 1824 schrieb. Berühmtheit erlangten die 24 Gedichte aber erst, als sein Zeitgenosse Franz Schubert diese Rohdiamanten 1827 vertonte und damit ein Vermächtnis erschuf, über das sich jeder seriöse Liedsänger wagen muss. Der Bassbariton Florian Boesch erforscht sie nun seit mehr als zwei Jahrzehnten.

Florian Boesch (c) Lukas Beck

Wann genau, er den kompletten Liederzyklus zum ersten Mal auf der Bühne gesungen habe, wisse er nicht mehr: „Das muss Ende der 90er-Jahre gewesen sein – vermutlich 1998.“ Dass der mittlerweile 50-jährige Sänger, damals noch kein derart erschütterndes Psychogramm auf die Beine gestellt haben dürfte, wie Samstagabend im Theater an der Wien, kann man sicherlich mit gutem Gewissen behaupten: Beeindruckend, sensationell, das Ereignis des Jahres – endlos könnte man nach Superlativen suchen, um zu beschreiben, was Boesch und und sein kongenialer Partner am Klavier, Malcom Martineau, da auf die Bühne gezaubert haben. Fündig würde man nie werden.

„Franz Schubert, Die Winterreise, Florian Boesch, Bariton,
Theater an der Wien, 29. Januar 2022“
weiterlesen

Die MONTAG-PRESSE – 31. Januar 2022

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 31. Januar 2022

Quelle: onlinemerker.com –  weiterlesen in Jubiläen/ in memoriam-Geburtstagen Jänner 2022
Wer war Franz Schubert?
Eine Umkreisung zum nicht ganz so runden 225. Geburtstag des Komponisten am 31. Jänner.
Wiener Zeitung.at.

München/ Bayerische Staatsoper
Mit Flitter und Glitter – „Das schlaue Füchslein“ in Kosky Regie
In der Waldeinsamkeit lauschte Komponist Leoš Janáček gern der Natur ihre Geräusche ab, wurde darüber aber weder zum Vegetarier, noch zum Romantiker. An der Bayerischen Staatsoper wurde die Premiere von Lametta und Zivilisationskritik dominiert.
BR-Klassik.de

Augsburg
Gounods „Faust – Margarethe“ in Augsburg: Frauenpower statt Verdammnis
Das Schicksal von Margarethe spielt in der Faust-Vertonung von Charles Gounod eine große Rolle. Darum wurde die 1859 in Paris uraufgeführte Oper in Deutschland auch zunächst unter dem Titel „Margarethe“ gespielt. Trotz der Abweichungen von Goethes Dichtung wurde Gounods „Faust“ auch in Deutschland ein Publikumserfolg und reißt bis heute das Publikum durch seine romantische Tonsprache mit. Am Staatstheater Augsburg ist eine Neuproduktion der Oper herausgekommen, und zwar ganz bewusst unter dem Titel „Faust- Margarethe“.
BR-Klassik.de

Lübeck
Madama Butterfly“: Verratene Liebe in musikalischer Glanzleistung
Dass dies alles bis zur letzten Note phantastisch umgesetzt wurde, dankte das Lübecker Publikum mit begeistertem Beifall. Zu Castillos Applaus standen bereits viele im Saal, aber als Stefan Vladar und das Orchester gefeiert wurden, hielt es tatsächlich niemanden mehr auf den Sitzen. Das hat man in Lübeck selten erlebt.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de „Die MONTAG-PRESSE – 31. Januar 2022“ weiterlesen

Verratene Liebe in musikalischer Glanzleistung

Dass dies alles bis zur letzten Note phantastisch umgesetzt wurde, dankte das Lübecker Publikum mit begeistertem Beifall. Zu Castillos Applaus standen bereits viele im Saal, aber als Stefan Vladar und das Orchester gefeiert wurden, hielt es tatsächlich niemanden mehr auf den Sitzen. Das hat man in Lübeck selten erlebt.

Fotos: © Jochen Quast

Theater Lübeck, 28. Januar 2022 PREMIERE

Giacomo Puccini Madama Butterfly

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Chor des Theater Lübeck
Statisterie des Theater Lübeck

Stefan Vladar Dirigent

von Dr. Andreas Ströbl

Das Piktogramm zur Lübecker „Madama Butterfly“ transportiert in gewohnter intelligenter Weise den Inhalt der Oper in eine Graphik, die in ihrer Einfachheit dem Reduktionismus entspricht, der sowohl für die japanische Kunst als auch die Inszenierung von Ezio Toffolutti charakteristisch ist. Für die Auswärtigen: Zu jeder Produktion des Lübecker Theaters gibt es eines dieser Piktogramme, das begleitend in den Vorankündigungen, Programmheften und Flyern erscheint. Diesmal ist es ein aufgespießter Origami-Schmetterling, dessen kantige Flügel auch an die strengen Formen traditioneller japanischer Kleidung erinnern.

In der Tat durchzieht die ganze Inszenierung eine reduzierte Ästhetik und ein erklärt zurückgenommenes Bühnenbild, das außer einer halbrunden Apsis und je zwei flankierenden Wänden aus weißen Stoffbahnen nur aus einer Art offener Hütte aus einer gefalteten ockerfarbenen Plane besteht. In dieser Origami-Behausung und um das Faltwerk herum findet die ganze Handlung statt, die Kostüme orientieren sich bewusst an traditionellen Vorbildern der Entstehungszeit der Oper, also der Wende zum 20. Jahrhundert.

(c) Jochen Quast

So ist diese „Butterfly“ alles andere als experimentelles Musiktheater, aber die Botschaft Toffoluttis, der hier gleichzeitig als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner firmiert, ist ohnehin eine andere. Es geht ihm um die Darstellung Cio-Cio-Sans als starker und kluger Frau, die selbständig über ihr Leben entscheidet und diesmal eben nicht Opfer ihrer Gefühle, des Betrugs Pinkertons und letztlich ihrer Tradition wird, aufgrund derer Gesetzmäßigkeiten sie nur durch Seppuku, also ehrenrettenden Suizid der Schmach und ihrem eigenen Elend entflieht. „Giacomo Puccini, Madama Butterfly, Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck,
Theater Lübeck, 28. Januar 2022 PREMIERE“
weiterlesen

Tobias Kratzers Londoner Fidelio : Der Schuss geht nach hinten los

DVD-Rezension

Ludwig van Beethoven, FIDELIO

Royal Opera House Covent Garden
Tobias Kratzer  Regie
Antonio Pappano Dirigent

Opus Arte  OABD 7288 D

 von Peter Sommeregger

Wenn eine Opern-Ouvertüre bei offenem  Vorhang gespielt wird, ahnt der erfahrene Opernfreund Schlimmes: der jeweilige Regisseur versucht dann zumeist schon einen Vorgeschmack auf das Kommende zu geben und winkt mit sämtlichen verfügbaren Zaunpfählen.

Nicht anders Tobias Kratzer bei seinem Londoner Fidelio: was als erstes irritiert, ist die Trikolore am Gefängnistor, laut Libretto befinden wir uns doch in Spanien. Bei Kratzer sind wir aber mitten in der französischen Revolution, was sich auch in einigen sehr unprofessionellen Ergänzungen der betulichen Sprechtexte niederschlägt. Grober Schnitzer: Rocco singt einmal von „des Königs Namensfest“, das gefeiert würde. Da wäre er in der französischen Revolution aber schnell seinen Kopf los gewesen.

Den ersten Akt lässt der Regisseur ganz traditionell ablaufen, die kleinbürgerliche Idylle Roccos und Marzellines wird detailreich illustriert, störend wirken die erweiterten Dialoge, die ausgesprochen dümmlich wirken. Peinlich wird es, als Marzelline Fidelio buchstäblich an die Wäsche geht, ihm/ihr den Hosenlatz aufknöpfen will. Wenig später entdeckt sie bereits, dass Fidelio eine verkleidete Frau ist, womit das dramaturgische Gerüst des Librettos erfolgreich zum Einsturz gebracht wird. „DVD-Rezension: Ludwig van Beethoven, FIDELIO,
Royal Opera House Covent Garden,“
weiterlesen