Die Nase – eine Oper als Synthese von Musik- und Theateraufführung

Foto: Premierenmotiv zu »Die Nase«, Motiv: Thomas Ruff ©VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Semperoper Dresden, 2. Juli 2022 PREMIERE

Die Nase
Oper in 3 Akten von Dmitri Schostakowitsch
Nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolai Gogol
Text vom Komponisten, in Zusammenarbeit mit Jewgenij Samjatin, Georgi Ionin und Alexander Preis
Deutsche Fassung von Helmut Wagner und Karl Heinz Füssl

Sächsische Staatskapelle
Sächsischer Staatsopernchor
Sinfoniechor Dresden – Extrachor der Semperoper, Chorgäste
Musikalische Leitung Petr Popelka
Inszenierung Peter Konwitschny
Bühnenbild und Kostüme Igor Fürnberg
Dramaturgie Kai Weßler

Solist:innen
Platon Kusmitsch Kowaljow: Bo Skovhus
Iwan, sein Diener: Timothy Oliver
Iwan Jakowlewitsch, Barbier: Jukka Rasilainen
Weitere Mitwirkende: James Kryshak, Katerina von Bennigsen, Aaron Pegram, Martin-Jan Nijhof, Jürgen Müller, Roxana Incontrera, Alice Rossi, Sabine Brohm, Ludovit Ludha, Gerald Hupach, Tilmann Rönnebeck, Matthias Henneberg, David Kramer

von Brigitte und Olaf Barthier

Um diesem Anspruch Rechnung zu tragen, wurde die Oper mit deutscher Textfassung aufgeführt. Die Uraufführung der Oper fand 1930 in Leningrad statt. Der junge Schostakowitsch brauchte weniger als zwei Jahre, um sie fertigzustellen, und komponierte sie während seiner Studienjahre 1926–1928. Entsprechend der russischen Tradition, Sujets und Personen satirisch-grotesk zu überzeichnen, komponierte der junge Musiker eine Partitur – ein breites und vielfältiges Klangbild für Stimmen und Orchester. Die Oper gehört in die Epoche der experimentellen Erneuerung der russischen Kultur, leider fand ihre Uraufführung diesbezüglich zu spät statt. Inzwischen entwickelte sich die propagandistisch-proletarische Musik, die einen doktrinären Realismus vortrug.

Wie bringt nun Konwitschny diesen Stoff auf die Dresdner Bühne? Konwitschny ist in Dresden kein Unbekannter: Immer wieder hat er über viele Jahre hinweg Inszenierungen an der Semperoper geschaffen, z. B. Norma, Die Hugenotten, Tannhäuser – der heute noch im Repertoire ist – und 1999 die Csardasfürstin, die einen großen Skandal auslöste und schließlich sogar abgesetzt wurde. Mit dem Bühnen- und Kostümbildner Helmut Brade arbeitet Konwitschny schon seit 1986 zusammen. „Dmitri Schostakowitsch, Die Nase
Semperoper Dresden, 2. Juli 2022 PREMIERE“
weiterlesen

Wie sich Wiener Wahn mit italienischem Affekt mischt

Foto: Piotr Beczała © Julia Wesely

Elbphilharmonie, 30. Juni 2022

PIOTR BECZAŁA / KRISTIN OKERLUND / WIENER SOLISTENQUINTETT

Lehár / Strauß / Kálmán

von Jolanta Łada-Zielke

Zwar ist die Elbphilharmonie viel größer als ein Wiener Café; trotzdem habe ich mich an diesem Abend wie in einem solchen Kaffeehaus gefühlt.  Das Wiener Solistenquintett hat mir eine musikalische Melange serviert, die Klavierpartie von Kristin Okerlund war wie eine Portion Schlagsahne. Und ein großes Stück der leckersten Sachertorte war der Auftritt von Piotr Beczała, der eine breite Palette seines Repertoires, von Operetten über künstlerische (in dem Fall neapolitanische) Lieder bis hin zu Opernarien präsentiert hat.

WIEN, WIEN, ÜBERALL WIEN…

Richard Wagner sah eine Verbindung zwischen der Operette und der französischen opéra comique, vor allem in der Thematik: sie sei aus dem Volksleben genommen, die Texte hätten meist komischen Inhalt, voll vom derben und natürlichen Witz. In seinem Aufsatz „Über deutsches Musikwesen“ behauptet Wagner: „ Als vorzüglichste Heimat dieses Genres muss Wien betrachtet werden. Überhaupt hat sich in dieser Kaiserstadt von jeher die meiste Volkstümlichkeit erhalten; dem unschuldigen heiteren Sinne ihrer Einwohner sagte stets das am meisten zu, was ihrem natürlichen Witz und ihrer fröhlichen Einbildungskraft am fasslichsten war“.

Der spätere Schöpfer des „Ring des Nibelungen“ schrieb diese Worte in den Jahren 1840-41 in Paris. Die Operette lief noch in Kinderschuhen. Jacques Offenbach bereitete erst sein Debüt vor, und die größten Komponisten dieser Gattung – Franz Lehár, Emmerich Kálmán und Richard Strauss – kamen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Welt. Wagner gibt als Beispiel das Singspiel „Dorfbarbier“ von Johann Baptist Schenk 1785, „das wohl geeignet war, bei größerer Ausdehnung mit der Zeit das Genre bedeutender zu machen“. Der Komponist vermutete, dass die Operette bei ihrer Verschmelzung mit der größeren Opernmusik untergehen könne. Heute wissen wir, dass sie sich weiter entwickelt hat und ihr Niveau Schritt für Schritt gesteigert ist. Was von Wagner Text bleibt immer noch aktuell? Natürlich WIEN!

„PIOTR BECZAŁA / KRISTIN OKERLUND / WIENER SOLISTENQUINTETT
Elbphilharmonie, 30. Juni 2022“
weiterlesen

„Waren sie besser als beim letzten Mal“, fragt der Vater, als ich an diesem Freitag Abend zum zweiten Mal gehe

Foto: © Kiran West

„Waren sie besser, als beim letzten Mal“, fragt der Vater, als ich an diesem Freitag Abend zum zweiten Mal gehe, „komm zum Punkt“ – wenn mich doch soviel meiner Leser um mehr Punkte bitten, ich jedenfalls nochmal in „A Winter’s Tale“ , aus schierer Begeisterung, das Hamburger Ballett reserviert mir stante pede Karten, denn bis November, darauf kann ich nicht warten, wirklich nicht, denn hier wurde das Royal Ballet eins zu eins importiert, nur mit unserem Corps de Ballet, dort vorne setzt sich Neumeier mit sein Élèven, rechts unten ins Parkett, und dann bricht wieder dieser Christopher Wheeldon los, den John mit bestem Geschmack eingeladen hat, und die Symphoniker untermalen unter Leitung des David Briskin, der dem Ganzen schon wieder etwas Traumvolles gibt.

Staatsoper Hamburg, 1. Juli 2022

The Winter’s Tale
Ballett in drei Akten mit einem Prolog

„The Winter’s Tale“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Royal Opera House, Covent Garden, London und dem National Ballet of Canada produziert

Choreografie: Christopher Wheeldon
Musik: Joby Talbot
Szenario: Christopher Wheeldon und Joby Talbot
Bühnenbild und Kostüme: Bob Crowley
Licht: Natasha Katz
Lichtadaption: Simon Bennisson
Einstudierung: Jason Fowler, Anastacia Holden, Piotr Stanczyk, Jillian Vanstone

von Harald Nicolas Stazol

Nun, also, als große Gnade, die zweite Aufführung, die nächste erst im November, solange kann ich einfach nicht warten.

Waren sie also besser? Der Pas de deux, Florizel, der Prinz von Böhmen – lustig und lebensfroh ein kraftvoller Christopher Evans, und die zartest gehauchte Xue Lin, in wahrlich atemberaubenden Solo danach…

 Allein, im Foyer, schon davor, „Ja aber bei Neumeier…“, dann in der Pause, „John Neumeier allerdings“, John, John, John, Neu, Neu, Neu — ja, da holt sie dieser Ausnahme-Impresario das Royal Ballet ans Haus, und das reicht dann auch nicht???

 Das Bühnenbild samt Kostümen komplett übernommen, für diese ein- zwei Nächte wird London zum Vorort von Hamburg, gerade noch hat mich eine Mongolin aus Peking mit aufgerissenen Augen vor der Oper beim Rauchen inquisitorisch interviewt, keine 20 Minuten später präsentiert sie mir im Foyer stolz ihre Karte. „You will not regret it“, sage ich noch.

„The Winter’s Tale, Ballett in drei Akten mit einem Prolog
Staatsoper Hamburg, 1. Juli 2022“
weiterlesen

Die SONNTAG-PRESSE – 03. JULI 2022

Foto: Piotr Beczała (c) Julia Wesely

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 03. JULI 2022

Hamburg/ Elbphilharmonie
Wie sich Wiener Wahn mit italienischem Affekt mischt
Zwar ist die Elbphilharmonie viel größer als ein Wiener Café; trotzdem habe ich mich an diesem Abend wie in einem solchen Kaffeehaus gefühlt. Das Wiener Solistenquintett hat mir eine musikalische Melange serviert, die Klavierpartie von Kristin Okerlund war wie eine Portion Schlagsahne. Und ein großes Stück der leckersten Sachertorte war der Auftritt von Piotr Beczała, der eine breite Palette seines Repertoires, von Operetten über künstlerische (in dem Fall neapolitanische) Lieder bis hin zu Opernarien präsentiert hat.
Klassik-begeistert.de

Bayreuth
„Die Wahrheit hat hier niemand gepachtet“
– Valentin Schwarz im Gespräch über seine Bayreuther Ring-Inszenierung
NeueMusikzeitung/nmz.de

Oper „Einstein on the Beach“ Reise vom Ich zum Wir
Susanne Kennedy und Markus Selg machen im Haus der Berliner Festspiele die Oper „Einstein on the Beach“ zu einem Happening.
Tagesspiegel.de

Essen/ Philharmonie
Klavier-Festival Ruhr: Evgeny Kissin, Klavier, Essen, Philharmonie, 1. Juli 2022
Konzerte zweier Pianistinnen bzw. Pianisten werden schon mal gerne als „Gipfeltreffen“ vermarktet, was naturgemäß in Zeiten von G7- und Nato-Gipfeln im ersten Moment ein wenig irritieren kann. Beim Klavier-Festival Ruhr hat es im Laufe der Jahre bereits etliche Gipfeltreffen gegeben – darunter auch, metaphorisch gesprochen, sehr, sehr viele Achttausender. Man denke nur an die Abende mit Martha Argerich. Der legendäre Schumann-Abend am 25. Mai 2010 in Essen beispielsweise bleibt unvergessen
Klassik-begeistert.de

Nachruf
Schostakowitschs Chefankläger
Für ihn war „Lady Macbeth von Mzensk“ eine musikalische Rechtfertigung von Stalins Völkermord an den Ukrainern. Auch an der Authentizität der historischen Aufführungspraxis hatte er Zweifel. Jetzt ist der Musikwissenschaftler und Kritiker Richard Taruskin gestorben.
Frankfurter Allgemeine.de

„Die SONNTAG-PRESSE – 03. JULI 2022“ weiterlesen

„The Yeomen of the Guard“ - das Grange Festival zelebriert die englischste aller Opern

Man mag eine der Opern aus der Feder Benjamin Brittens für die englischste halten – doch tatsächlich ist es diese: „The Yeomen of the Guard“, das ernsteste Werk der englischen Operettenkomponisten bzw. Librettisten Arthur Sullivan und WS Gilbert, die sonst doch eigentlich bekannt sind für ihre humorvoll-spritzigen Gesellschaftssatiren wie „The Mikado“ und „The Pirates of Penzance“. Komponist Sullivan und Textdichter Gilbert waren sehr zufrieden mit ihrem „ernsten“ Werk: Gilbert sagte, dies sei die beste Produktion, welche er je mit Sullivan vollendet habe und dieser bestätigte, dass er „Yeomen“ allen anderen Gemeinschaftsproduktionen vorziehe. Tatsächlich handelt es sich um eine doch eher seichte Liebes- und Verwechslungskomödie; da jedoch eine (nicht vollzogene) Hinrichtung und ein (vollzogener) Selbstmord eines alternden Komödianten (berührend: Nick Haverson) darin vorkommen, wurde „Yeomen“ trotz Happy End für die Liebenden zur tragischen Oper, eben zur einzigen „Opera Seria“ der beiden populären englischen Operettenschöpfer.

The Grange Festival, 30. Juni 2022

Arthur Sullivan & WS Gilbert, „The Yeomen of the Guard“, 

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

„Yeomen“ spielt, wie schon der Titel vermuten lässt, im Tower of London: Die 32 Yeomen Warders of Her Majesty’s Royal Palace and Fortress The Tower of London sind die Wächter des Tower in ihren wunderschönen dunkelrot-goldenen oder schwarzroten Uniformen mit den charakteristischen Hüte. Unter Touristen sind sie als „Beefeaters“ bekannt – weil nur sie das Privileg hatten, die Resten von der königlichen Tafel zu verspeisen, darunter auch das rare und teure „Beef“ (die vermeintliche Verballhornung des französischen „Buffetier“ ist offenbar ein Irrtum).

Die Oper spielt im Innern des Tower, dieses ältesten Bauwerks Londons – und zwar nicht innerhalb der wehrhaften Festungsmauern, sondern in einem idyllischen Tudor-Dorf, in welchem die Angestellten des Tower (auch heute noch) mit ihren Familien in winzigen hübschen Häuschen wohnen dürfen. Das peinlich realistische Bühnenbild (Bühne: Simon Higlett) mutet an wie die Kulisse eines BBC-Dokudramas aus den 60er Jahren.

Das Bournemouth Symphony Orchestra unter Leitung von John Andrew brachte uns die wunderbaren und vielleicht schönsten Tonfolgen von Arthur Sullivan mit Temperament und zugleich Subtilität. Die englische Sopranistin Ellie Laugharne verkörperte die Elsie Maynard mit viel Einfühlungsvermögen und einer raumfüllenden, herrlich klaren Stimme – als ihr kongenialer Partner Colonel Fairfax der hochkarätige und entsprechend namhafte englische Tenor Nick Pritchard mit seiner warmen, glatten und präsenten Stimme. Nick Haverson glänzte nicht so sehr stimmlich aber umso mehr durch sein agiles Spiel als der tragische Komödiant Jack Point. Mit perfektem Sound der Grange Festival Chorus.

Dr. Charles E. Ritterband, 30. Juni 2022, für klassik-beigeistert.de und klassik-begeistert.at

 

Musikalische Leitung: John Andrew
Regie: Christopher Luscome
Bühne: Simon Higlett
Sir Richard Chomondeley: John Savournin
Colonel Fairfax:  Nick Pritchard
Sergeant Meryll: Graem Broadbent
Leonard Meryll: David Webb
Phoebe Meryll: Angela Simkin
Elsie Maynard: Ellie Laugharne
Jack Point (Komödiant): Nick Haverson

Bournemouth Symphony Orchestra
Grange Festival Chorus

Die Komponistin Emilie Mayer- eine lohnende Entdeckung

CD-Rezension:

Emilie Mayer

Symphonies Nos. 6 & 3
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Marc Niemann

Hänssler Classic  HC 22016

von Peter Sommeregger

Wem, außer Musikwissenschaftlern ist der Name der Komponistin Emilie Mayer und ihr umfangreiches Oeuvre noch ein Begriff? Dabei lohnt sich ein genauerer Blick auf diese nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geratene Komponistin durchaus.

Die 1812 als Tochter eines Apothekers im mecklenburgischen Friedland geborene Emilie erhielt ab dem fünften Lebensjahr Klavierunterricht und scheint sich schon früh für ein Leben als Komponistin entschieden zu haben, was speziell für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Nach dem Tod des Vaters ist sie finanziell unabhängig, mehrere Jahre nimmt sie danach Unterricht bei Carl Loewe in Stettin, der für ihre künstlerische Entwicklung wohl eine große Rolle spielte. Neben Liedern und Kammermusik entstanden Konzertouvertüren, Chöre, ein Singspiel und insgesamt acht Symphonien, von denen zwei auf der hier vorliegenden CD zu hören sind. „CD-Rezension: Emilie Mayer, Komponistin, Symphonies Nos. 6 & 3
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Das Gipfeltreffen fällt aus; der Gipfel wird solistisch erreicht

Fotos: Evgeny Kissin beim Klavier-Festival Ruhr in der Philharmonie Essen (c) Christian Palm

Klavier-Festival Ruhr: Eine Erkrankung Sir András Schiffs führt zum Kuriosum, dass Evgeny Kissin zweimal innerhalb von vier Tagen dasselbe Programm beim selben Festival gibt

 Essen, Philharmonie, 1. Juli 2022

Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565 (Bearbeitung für Klavier von Carl Tausig)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) – Adagio in h-Moll, KV 540

Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Klaviersonate Nr. 31 in As-Dur, op. 110

Frédéric Chopin (1810-1849) – Mazurken opp. 7/1, 24/1, 24/2, 30/1, 30/2, 33/3, 33/4; Andante spianato et Grande Polonaise Brillante in Es-Dur op. 22

 Evgeny Kissin, Klavier

 von Brian Cooper, Bonn

Konzerte zweier Pianistinnen bzw. Pianisten werden schon mal gerne als „Gipfeltreffen“ vermarktet, was naturgemäß in Zeiten von G7- und Nato-Gipfeln im ersten Moment ein wenig irritieren kann. Beim Klavier-Festival Ruhr hat es im Laufe der Jahre bereits etliche Gipfeltreffen gegeben – darunter auch, metaphorisch gesprochen, sehr, sehr viele Achttausender. Man denke nur an die Abende mit Martha Argerich. Der legendäre Schumann-Abend am 25. Mai 2010 in Essen beispielsweise bleibt unvergessen.

Nun, da das hochkarätige Festival in diesem Sommer allmählich auf die Zielgerade einbiegt, sollte eigentlich ein bedeutendes Konzert zweier Tastengötter das Wochenende einläuten, wiederum in Essen: Sir András Schiff und Evgeny Kissin, vierhändig und an zwei Flügeln, ein tolles Programm von Mozart bis Smetana. Schön wäre das geworden, so ein richtiges… nun, Gipfeltreffen.

Evgeny Kissin beim Klavier-Festival Ruhr in der Philharmonie Essen

Leider war Ersterer kurzfristig erkrankt (gute Besserung an dieser Stelle), und zwar an Covid, wie Intendant Franz Xaver Ohnesorg in seiner dieser Tage üblichen kurzen einleitenden Ansprache präzisierte. Geschickt nutzte er die Überleitung, um darauf hinzuweisen, dass ja zwar im Saal derzeit keine Maskenpflicht herrsche, man aber durchaus eine tragen dürfe, so man sich damit wohler fühle. (Nur schätzungsweise die Hälfte des Publikums trug letztlich Masken.) „Klavier-Festival Ruhr, Evgeny Kissin
Essen, Philharmonie, 1. Juli 2022“
weiterlesen

Die SAMSTAG-PRESSE – 02. JULI 2022

Barrie Kosky Foto: © Jan Windszus, Barrie Kosky

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 02. JULI 2022

Berlin
Barrie Kosky im Interview: „Nirgendwo fühle ich mich so verstanden wie in Berlin“
Zehn Jahre hat er die Komischer Oper geleitet. Jetzt gibt er die Intendanz ab – und schaut im Gespräch zurück auf Höhen und Tiefen seiner Amtszeit.
Tagesspiegel.de

„Die Meistersinger von Nürnberg“ am Samstag auf rbbKultur Der Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt
Ein Porträt von Antje Bonhage
Samstag, 2.7. um 16 h live aus der DOB
rbb.de

Berlin
Diese Musik überflutet alles: „Einstein on the Beach“
Die Oper von Philip Glass und Robert Wilson ist im Haus der Berliner Festspiele zu sehen, von Susanne Kennedy und Markus Selg atemberaubend inszeniert.
BerlinerZeitung.de

Simon Rattle: Dem Ärger Luft machen
Simon Rattle fordert Markus Söder im Werksviertel mit einem Symphonic Mob heraus.
Münchner Abendzeitung

München
Münchner Philharmoniker: Nachfolger(in) für gekündigten Valery Gergiev gesucht
Münchner Kulturreferent spricht sich für „Experimente“ aus, Entscheidung wohl Ende des Jahres
DerStandard.at

Garsington verzaubert das Publikum mit Dvořáks fantastischer Märchenoper „Rusalka“
Der Jubel des Publikums dieses wohl inzwischen führenden englischen Sommer-Opernfestivals war dieser Aufführung gewiss: Garsington Opera hat uns mit Dvořáks zauberhafter Märchenoper „Rusalka“ einen neuen Höhepunkt beschert.
Von Dr. Charles E. Ritterband
Klassik-begeistert.de

„Die SAMSTAG-PRESSE – 02. JULI 2022“ weiterlesen

Mit dem Ballett Liliom zeigt John Neumeier, welche geniale Ausnahmeerscheinung er unter den Choreographen ist

Während der Aufführung herrschte gebannte Stille im Haus, es gab kein störendes Zwischenklatschen, erst nach Fallen des Vorhangs entlud sich der Jubel des Publikums, welches dem Liliom-Ensemble stehend Ovationen entgegenbrachte, die beim Erscheinen von John Neumeier auf der Bühne zu Orkanstärke anschwollen.

John Neumeier mit Nathan Brock (musikalische Leitung), Alina Cojocaru (Julie), Karen Azatyan (Liliom) und Anna Laudere (Frau Muskat) (Foto RW)

 

Hamburger Ballett-Tage
Staatsoper Hamburg, 30. Juni 2022

Liliom, Ballett von John Neumeier nach dem Bühnenstück von Ferenc Molnár

von Dr. Ralf Wegner

Die Rolle des Liliom wurde für Carsten Jung kreiert, also für seine spezifischen tänzerischen und darstellerischen Fähigkeiten. Letztere zeugten von einer Bandbreite, die ihn so unterschiedliche Rollen wie Onegin, Otello oder Don Quixote perfekt ausfüllen ließen. Jung  ist die Blaupause, an der seine Nachfolger zu messen sind. Ivan Urban hat ihn einmal getanzt, auf seine Art mit gewissem Zynismus auch einmalig, weiterhin Edvin Revazov, der aufgrund seiner Körpergröße schon genug einschüchternd auf die kleine Julie wirken musste.

Der heutige Liliom Karen Azatyan setzte das lasziv-erotische der Rolle perfekt um, die impulsive Aggressivität des Jahrmarktgigolos war bei ihm aber weniger zu spüren, auch blieb offen, warum er eigentlich die schüchterne, sehr introvertierte Julie, wie sie Alina Cojocaru darstellte, der schönen, eleganten und ihm in erotischer Hinsicht tänzerisch ebenbürtigen Frau Muskat (Anna Laudere) vorzog. Leider gab es bisher zu der superb tanzenden, aber darstellerisch sehr in sich gekehrten, duldungsbereiten und keinen Deut Widerstand dem Verhalten Lilioms entgegensetzenden Cojocaru als Julie kaum Alternativen. „Hamburger Ballett-Tage, Liliom, Ballett von John Neumeier nach dem Bühnenstück von Ferenc Molnár
Staatsoper Hamburg, 30. Juni 2022“
weiterlesen

Garsington verzaubert das Publikum mit Dvořáks fantastischer Märchenoper „Rusalka“

Der Jubel des Publikums dieses wohl inzwischen führenden englischen Sommer-Opernfestivals war dieser Aufführung gewiss: Garsington Opera hat uns mit Dvořáks zauberhafter Märchenoper „Rusalka“ einen neuen Höhepunkt beschert: Diese geradezu epochale Inszenierung (Jack Furness) – das aufwändige Bühnenbild (Tom Piper), die prachtvollen Kostüme – war schlicht hinreißend, das Philharmonia Orchestra unter der souveränen Stabführung von Douglas Boyd produzierte die Feinheiten der Musik Dvořáks mit Subtilität und Einfühlungsvermögen. Die Zweiteilung der Bühne in eine unterirdische Wasserwelt mit einem echten Teich und der von aufgehängter Jagdbeute geprägten Oberwelt des Prinzen war faszinierend – vor allem als sich zugleich mit dem Übergang von der Wasser- auf die irdische Welt die Seitenvorhänge des Theaters öffneten und die Sonne (noch kurz zuvor hatte es geregnet) durch die riesigen Fenster hereinstrahlten: Ein magischer Moment. Unter den Sängerinnen und Sängern ragte die großartige walisische Sopranistin Elin Pritchard hervor, welche für die erkrankte Kollegin Natalya Romaniw einzuspringen hatte. Als kongenialer Partner der österreichisch-australische Tenor Gerard Schneider; hervorragend die drei Wassernymphen Marlena Devoe, Heather Lowe, Stephanie Wake-Edwards mit ihrer weithin leuchtenden, überragender Stimmkraft.


Garsington Opera 30. Juni 2022

Antonin Dvořák (Libretto Jaroslav Kvapil), Rusalka,
in tschechischer Sprache

Philharmonia Orchestra
Musikalische Leitung: Douglas Boyd

Garsington Opera Chorus

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Wohl nur sehr selten konnte man eine derart perfekte, berührende Inszenierung von Dvořáks Märchenoper sehen: Die Zweiteilung der gewaltigen, raumfüllenden Bühne in eine unterirdische Wasser- und eine oberirdische Welt des Prinzen und seiner korrupten, eitlen Höflinge war optisch überwältigend und technisch perfekt gelöst. Wie die Nymphen unter dem riesigen runden Deckel im seichten Teich (geheizt?) spurlos verschwinden konnten, wenn sich dieser senkte und die Bühne für die Oberwelt frei machten ist mir bis jetzt ein Rätsel – aber bei Dingen, die einen in Erstaunen versetzen, sollte man am besten keine Fragen stellen sondern sich einfach faszinieren lassen.

Das ganze Theater spielte mit, als sich die Seitenvorhänge beim Übergang von der düsteren, blaugrünen Wasserwelt der Nymphen öffnete und die plötzlich erstrahlende Sonne in den Zuschauerraum hineinstrahlen ließ – als ob die herrliche Natur dieses Landguts mitgespielt hätte. „Antonin Dvořák, Rusalka, in tschechischer Sprache
Garsington Opera 30. Juni 2022“
weiterlesen