Im Kontrast verliert sich der musikalische Fluss

Schlussapplaus: David Steffens (Masetto), Michael Spyres (Don Ottavio), Vito Priante (Leporello), Davide Luciano (Don Giovanni), Nadezhda Pavlova (Donna Anna), Federica Lombardi (Donna Elvira), Anna Lucia Richter (Zerlina), Mika Kares (Il Commendatore), Ensemble © SF / Marco Borrelli

Großes Festspielhaus, Salzburg, 10. August 2021

Wolfgang Amadeus Mozart, „Don Giovanni“

von Frank Heublein

Im vollen Festspielhaus in Salzburg wird heute die Neuinszenierung des Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart gegeben. Die musikalische Herangehensweise ist eine radikale. Teodor Currentzis ordnet den Orchesterklang radikal den Stimmen unter. Trotz der hörbaren Qualität von Orchester und Stimmen bleibt mein innerer Gesamteindruck blass. „Wolfgang Amadeus Mozart, „Don Giovanni“,
Großes Festspielhaus, Salzburg, 10. August 2021“
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Daniels Anti-Klassiker 24: Chopin – Nocturne in Es Op. 9 Nr. 2 (1832)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Ahja Chopin. Einer der verklärten Könige in der Kunst des Klavierspiels. Seine Musik ist bekannt für das hohe Niveau, das sie Pianisten abverlangen soll. Wie kein anderer Komponist setzt sie einen besonders weichen Ansatz und Feingefühl voraus – nicht zuletzt deshalb stellt sie bis heute eine große Herausforderung dar. Man könnte meinen, diese Art „Kunstmusik“ gehöre nur in den edlen Konzertsaal einem fein-erlauchten Publikum präsentiert. Und doch ist sein bekanntestes Stück ausgerechnet eines, das nicht nur den Anspruch seiner anderen Kompositionen vermissen lässt, sondern ausgerechnet auch noch für einen zugesprochenen, elitär/ausgrenzenden Charakter bekannt ist. Aber der Reihe nach… „Daniels Anti-Klassiker 24: Chopin – Nocturne in Es Op. 9 Nr. 2 (1832)“ weiterlesen

Thielemann brennt Bayreuth ab

Foto: © Matthias Creutziger – Christian Thielemann

„Erschöpft und mit einem Gänsehaut-Feeling verließ ich das Festspielhaus und bin mir sicher, Herr Thielemann ist der beste Wagner-Dirigent und so einen Parsifal werde ich wohl nie wieder erleben.“

Bayreuther Festspiele, 10. August 2021

„Parsifal“, Aufführung in konzertanter Form

von Olaf Barthier

Als ich diese Ankündigung im Spielplan der diesjährigen Festspiele gelesen habe, dachte ich, das wird anstrengend. Wie soll das in Bayreuth funktionieren? Stellt man, wie andernorts, eine Konzertkulisse auf die Bühne und platziert links und rechts vom Dirigenten die Solisten. Was ist dann mit der besonderen Bayreuther Akustik? „„Parsifal“, Aufführung in konzertanter Form,
Bayreuther Festspiele, 10. August 2021“
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Hochkonzentrierte orchestrale Dynamik trifft auf sängerische Klasse

Elsa Dreisig (Fiordiligi), Michael Nagy (Don Alfonso), Marianne Crebassa (Dorabella). Foto: © SF / Monika Rittershaus

Großes Festspielhaus, Salzburg, 9. August 2021

Wolfgang Amadeus Mozart, „Così fan tutte“

von Frank Heublein

Am heutigen Abend ist das große Festspielhaus in Salzburg nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Bühne für Mozarts Così fan tutte strahlt weiß, wenige Treppenstufen öffnen die Bühne zum Orchester hin. Diese reinweiße Fläche bleibt ganz überwiegend exakt so bestehen in den nächsten zweieinhalb Stunden. Es ist eine speziell auf Corona getrimmte von Regisseur Christof Loy und Dirigentin Joana Mallwitz inspiriert intelligent gekürzte Fassung, die ohne Pause gespielt wird. „Wolfgang Amadeus Mozart, „Così fan tutte“,
Großes Festspielhaus, Salzburg, 9. August 2021“
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Rising Stars 12: Milan Siljanov, Bassbariton – eine feste Größe im Münchner Opernbetrieb

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

Milan Siljanov: Franz Schubert ‚Auf der Bruck‘ D. 853 mit Nino Chokhonelidze am Klavier (2019)

von Lorenz Kerscher

Schon auf den ersten Blick fällt Milan Siljanov durch Körpergröße auf und überragt auf der Bühne die anderen Mitwirkenden oftmals um Haupteslänge. Dazu kann er eine prächtige Bassbaritonstimme aufbieten, die kraftvolle Töne ebenso meistert, wie sie zarte Klanggebilde gestaltet. Dies erlebte ich erstmals im April 2018, als er in einer Aufführung von Viktor Ullmanns „Der zerbrochene Krug“ durch das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper den Dorfrichter Adam sehr überzeugend sang und darstellte. Kurz darauf konnte ich mich bei einem Porträtkonzert von seinen Qualitäten als Liedgestalter überzeugen und ihn dann auch als Basssolisten in Mozarts Requiem erleben. „Rising Stars 12: Milan Siljanov, Bassbariton – eine feste Größe im Münchner Opernbetrieb“ weiterlesen

Die SAMSTAG-PRESSE – 14. AUGUST 2021

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 14. AUGUST 2021

Salzburger Festspiele: Der Sound von „Fridays for Future“
Die letzten Besucher suchen noch ihre Plätze in der Kollegienkirche, schon scheppert es. Ein hohles Pochen wie ein mühseliger Herzschlag ist zu hören, schroffes Brummen kündet von der Zerstörung von Klang. Giacinto Scelsis Klanginstallation „Okanagon“ eröffnet ein bemerkenswertes Konzert, zu dem man sich zu später Stunde in der Kirche einfindet wie ein verschworener Haufen. Dann stürmt Patricia Kopatchinskaja mit einer Schar junger Musiker aufs Podium im Altarraum, reißt die Geige hoch wie ein Fanal und es hebt an ein Sturm ungebändigter Barockmusik.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/patricia-kopatchinskaja-salzburger-festspiele-dies-irae-1.5367430

Die Macht des Schicksals: Festival Grafenegg wegen Covid-Falls ohne Chor
Ein Mitglied des Wiener Singvereins wurde positiv getestet. Nun muss Verdis Requiem ohne Chor aufgeführt werden.
Kurier.at

Grafenegg Festival 2021 im ORF: Eröffnungskonzert am 17. August in ORF 2, am 15. August in Radio NÖ

OTS-Pressemeldung

Grafenegg
Festival Grafenegg: Corona-Fall verhindert Auftritt des Chors
Ein Mitglied des Wiener Singvereins wurde positiv getestet. Nun muss Verdis Requiem ohne Chor aufgeführt werden.
Kurier.at

Programmänderung bei Grafenegg nach Coronafall
Der Chor entfällt wegen der Infektion eines Sängers, das Verdi-Requiem wird in gekürzter Form aufgeführt.
Wiener Zeitung.at

Österreichischer Heldentenor Peter Svensson ist tot
Dies bestätigt gegenüber dem KURIER Eva Walderdorff, die Präsidentin der Weinviertler Festspiele. Svensson war Gründer und Intendant der Weinviertler Festspiele. Walderdorff: „Er ist für mich unersetzlich. Er war ein außergewöhnlicher Mensch und Mitstreiter.“
Kurier.at

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Die FREITAG-PRESSE – 13. AUGUST 2021

Foto: SWR Symphonieorchester, Teodor Currentzis
© Claudia Höhne

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Salzburg
Jetzt in Mode: Hau den Currentzis
Der Zorn der Currentzianer ist derzeit leicht entflammbar. Denn das deutsche Feuilleton hat sich auf ihren Helden eingeschossen. Einen „Sektenführer“ auf „Egotrip“ nennt ihn die „FAZ“, „Die Welt“ attestiert ihm manierierte Verzopftheit, der „Spiegel“ widmet ihm gar ein Herabwürdigungsporträt – als „Mozart-Zerstörer“.
Wiener Zeitung

Exzentriker des Unterbewusstseins
Der Dirigent Teodor Currentzis polarisiert bei den Salzburger Festspielen. Er gilt wahlweise als Genie, Guru oder Scharlatan. Dabei drückt er bei Mozart doch nur ein bisschen mehr aufs Tempo. Oder?
Sueddeutsche Zeitung

Daniel Barenboim und sein Herzensprojekt
Das 1999 gegründete West-Eastern Divan Orchestra, das zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern besteht, ist längst mehr als nur ein Symbol für das Verbindende der Musik. Bei den Salzburger Festspielen setzte es am Mittwochabend unter Daniel Barenboim auch künstlerisch ein Ausrufezeichen.
https://www.krone.at/2483246

Passen Pultherrscher noch in unsere Zeit? (Bezahlartikel)
Daniel Barenboim zeigt sich in Salzburg von seiner dunklen Seite. Er stellt einen Musiker bloß. Dieser Dirigententyp wirkt wie von gestern.
Es ist wieder passiert. Ein Hornist steht beim Schlussapplaus fälschlicherweise auf und verbeugt sich. Daniel Barenboim bringt dieser Irrtum zur Weißglut. Mit großer Geste deutet er dem Mann, er solle sich hinsetzen. Als dieser der Aufforderung nicht nachkommt, bahnt sich der Dirigent den Weg durchs Orchester und hält eine Standpauke – vor 2000 Besuchern.
Salzburger Nachrichten

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Die DONNERSTAG-PRESSE – 12. August 2021

Foto: © Alexandra Muravyeva

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Überall
„Liebes Publikum, bitte komm!“
Bei den Salzburger Festspielen hat man Mühe, eine Mozart-Premiere zu verkaufen, wenn nicht die Philharmoniker spielen. Und rundum?
https://www.diepresse.com/6018935/liebes-publikum-bitte-komm

Salzburg
Neun sind auch ein Orchester
Kammerkonzert / Renaud Capuçon und Freunde
DrehpunktKultur

Bayreuth
„Parsifal“ konzertant: Huldigung an Christian Thielemann
Es war eine demonstrative Huldigung. Ein Zeichen des Publikums pro Thielemann. Solch eine Applaus-Eruption ist auch in Bayreuth eine Ausnahme. Noch immer ist die Zukunft von Christian Thielemann bei den Bayreuther Festspielen unklar. Thielemann entdeckt die neue Freiheit und ging heuer erstmals seit 2013 bei den Salzburger Festspielen „fremd“. Mit der konzertanten „Parsifal“-Aufführung, seinem einzigen Auftritt auf dem Grünen Hügel in diesem Jahr, setzte er aber ein klares Ausrufezeichen.
BR-Klassik.de

Thielemann dirigiert „Parsifal“: Zur Zeit wird hier der Raum
Christian Thielemann dirigiert in einer starken Bayreuther Saison einen genialen „Parsifal“ im Festspielhaus
Frankfurter Rundschau

GB
Brexit-Folgen für Musiker – „Wir wurden im Stich gelassen“
Der Brexit macht Tourneen in der EU für britische Musiker kompliziert und teuer. Stars wie Elton John und Sting greifen die Regierung an.
Tagesspiegel.de

Interview: Plácido Domingo fürchtet den Tod
„Ich möchte meine Familie dabei haben, wenn es zu Ende geht“, sagt der Welttenor und entschuldigt sich neuerlich für Belästigungen, „aber ich wiederhole, dass ich niemals jemanden missbraucht habe“.
https://www.kleinezeitung.at/leute/6019781/Interview_Placido-Domingo-fuerchtet-den-Tod  

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Sommereggers Klassikwelt 100: Siegfried Wagner – von der Schwierigkeit, Sohn zu sein

Mit unermüdlichem Elan versorgt Peter Sommeregger die Leserinnen und Leser von klassik-begeistert.de wöchentlich mit persönlichen Kolumnen und Geschichten aus seiner Klassikwelt; beleuchtet Wesen und Wirken von Sängerinnen, Komponisten, Instrumentalisten, spürt Musikerbiographien und -Schicksalen nach, liefert Fakten, Schilderungen und Meinungen. Seine 100. Klassikwelt widmet er einem Komponistenspross, der zeit seines Lebens und bis heute im Schatten seines schwergewichtigen Vaters steht – zu Unrecht, findet Peter Sommeregger.

Als der einzige Sohn Richard Wagners, Siegfried, am 4. August 1930 während des Bayreuther Festspielsommers an den Folgen eines Herzinfarktes starb, war dies bereits der zweite schwere Verlust für die Familie Wagner in diesem Jahr. Erst am 1. April war Siegfrieds hoch betagte Mutter Cosima gestorben.

von Peter Sommeregger

Siegfried, der als Leiter der Festspiele und auch als Dirigent große Verantwortung für die dem Werk seines Vaters gewidmeten Richard-Wagner-Festspiele trug, wurde ein Opfer seiner Überarbeitung in jenem Jahr. Mit nur 61 Jahren endete so ein Leben, das, wenn auch im Schatten der Überfigur Richard Wagner, doch auch viele eigenständige Leistungen hervorbrachte. „Sommereggers Klassikwelt 100: Siegfried Wagner – von der Schwierigkeit, Sohn zu sein“ weiterlesen

Castelluccis und Currentzis' „Don Giovanni“ in Salzburg: Einer wie keiner

Foto: Romeo Castellucci und Teodor Currentzis bei den Salzburger Festspielen © SF / Anne Zeuner

W. A. Mozart, „Don Giovanni“

Livestream auf arte aus dem Salzburger Großen Festspielhaus
7. August 2021

Gleich zu Beginn dieser lange erwarteten Premiere, noch ehe die Ouvertüre beginnt, wird von Bühnenarbeitern ein Kirchenraum von allen christlichen Symbolen leer geräumt, zurück bleibt ein neutraler weißer Raum. Damit ist klar, dass dieses Stück jenseits aller christlichen Moral und Ethik einzuordnen ist.

von Peter Sommeregger

Was der Regisseur Romeo Castellucci und der Dirigent Teodor Currentzis in den folgenden drei Stunden entfesseln, ist schwere Kost, aber in der letzten Konsequenz werden beide dieser „Oper aller Opern“ gerecht. Man könnte Seiten füllen mit der Beschreibung aller inszenatorischen Details, mit denen der Regisseur das Drama illustriert. Vieles wirkt bizarr, rätselhaft, folgt aber doch einer gewissen Logik und kann gedanklich zumeist  nachvollzogen werden. Viele versteckte Botschaften finden sich in den phantasievollen Kostümen und den wenigen stilisierten Versatzstücken auf der sonst leeren weißen Bühne. Schauspielerisch fordert Castellucci den Sängern einiges ab, Rampensingen ist jedenfalls nicht angesagt. „W. A. Mozart, „Don Giovanni“,
Livestream auf ARTE aus dem Salzburger Großen Festspielhaus 7. August 2021“
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