Daniels Anti-Klassiker 18: Nikolay Rimsky-Korsakov – „Hummelflug“ aus „Das Märchen vom Zaren Saltan“ (1899/1900)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Rimsky-Korsakov – einer der mächtigen russischen Vier – galt Zeit seines Lebens als einflussreicher Komponist und bereitete in der Tradition von Tschaikowski stehend einer breiten russischen Klassikkultur mit das Feld. Bekannt wurde er vor allem durch seine Orchesterwerke – und das, obwohl er sich als Komponist eher der Oper verschrieben hatte. Letztere wiederum werden jedoch selten, fast schon stiefmütterlich behandelt, was bis hin zur Zerstückwerkelung und Dekontextualisierung einzelner Passagen reicht. Ein Beispiel dafür ist Korsakovs berühmter Hummelflug. „Daniels Anti-Klassiker 18: Nikolay Rimsky-Korsakov – „Hummelflug“ aus „Das Märchen vom Zaren Saltan“ (1899/1900)“ weiterlesen

Große Oper aus Polen: Moniuszkos „Halka“ in einer authentischen Aufnahme

„Es ist schwer zu verstehen, dass diese Oper außerhalb Polens praktisch nicht gespielt wird. An der Qualität dieser Musik liegt es jedenfalls nicht, vielleicht findet die Oper durch diese ausgezeichnete Aufnahme neue Liebhaber.“

CD-Rezension: Stanisław Moniuszko, „Halka“

Poznań Opera House Orchestra and Chorus
 Gabriel Chmura

Naxos  8.660485-86

von Peter Sommeregger

Im Jahr 2019 feierte Polen den 200. Geburtstag des Komponisten Stanisław Moniuszko. Sein Hauptwerk, die Oper „Halka“, wurde bei Gastspielen der Produktion aus Posnan in mehreren europäischen Hauptstädten gezeigt. Die nun bei Naxos erschienene Aufnahme ist praktisch identisch mit den konzertanten Aufführungen besetzt. „CD-Rezension: Stanisław Moniuszko, „Halka“, Gabriel Chmura, Poznań Opera House Orchestra“ weiterlesen

Rising Stars 9: Judith Spießer, Sopran – endlich Primadonna!

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

Judith Spießer singt die Arie der Juliette ‚Je veux vivre‘ bei dem Galaabend „Primadonnen“ am Münchner Gärtnerplatztheater, März 2021

von Lorenz Kerscher

Primadonna bezeichnet ursprünglich nichts anderes als die Darstellerin der weiblichen Hauptrolle und genau im Wortsinne von „erste Sängerin“ möchte ich den Begriff auf Judith Spießer anwenden. Von Allüren, die oftmals damit in Zusammenhang gebracht werden, ist im Umgang mit der sympathischen Künstlerin glücklicherweise nichts zu bemerken. Ich möchte einfach ausdrücken, dass ihre Erfolge in großen Opernrollen und seit 2020 ihr Engagement am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung waren. „Rising Stars 9: Judith Spießer, Sopran – endlich Primadonna!“ weiterlesen

John Neumeiers unverwüstlicher "Sommernachtstraum" beglückt Hamburg

Madoka Sugai (Hermia), Jacopo Bellussi (Lysander), Hélène Bouchet (Helena), Félix Paquet (Demetrius); Foto: Kiran West

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Pietro Pelleri (Schnauz, ein Kesselflicker), Lizhong Wang (Squenz, ein Bälgenflicker), Marià Huguet (Schlucker, ein Schneider), Félix Paquet (Demetrius), Hélène Bouchet (Helena), Alexandr Trusch (Philostrat/Puck), Anna Laudere (Hippolyta/Titania), Christopher Evans (Theseus/Oberon), Madoka Sugai (Hermia), Jacopo Bellussi (Lysander), Marc Jubete (Zettel/Pyramus), Artem Prokopchuk (Flaut/Thisbe), Aleix Martinez (Schnock, ein Löwe), Lloyd Riggins (Klaus, ein Musiker) (Foto: R. Wegner)

Neumeiers Sommernachtstraum hat ob seiner emotionalen, zutiefst menschlichen Qualität die Jahrzehnte überdauert und wirkt auch dank des wunderbaren Bühnenbildes von Jürgen Rose frisch wie am ersten Tag. Mehrere Generationen von Tänzerinnen und Tänzern haben gezeigt, welche Kraft in dieser Shakespeareadaptation steckt. Es war ein Abend, der ein enthusiasmiertes Publikum und sichtbar glückliche Tänzerinnen und Tänzer zurückließ.

von Ralf Wegner

Neumeiers Sommernachtstraum in der unverändert schönen Ausstattung von Jürgen Rose steht seit 44 Jahren auf dem Programm des Hamburg Balletts. Gestern wurde die 312. Vorstellung gegeben. Und immer noch ist sie ausverkauft, auch wenn nur die Hälfte der Plätze vergeben wurde. Der Andrang machte sich schon vor der Oper bemerkbar. An den beiden Eingangstüren prüften jeweils drei Personen den Impfpass bzw. das Freitestzertifikat, die personenbezogen ausgestellte Eintrittskarte und den Personalausweis. Deswegen fühlte man sich immer noch relativ sicher in dem jetzt deutlich volleren Zuschauersaal. „46. Hamburger Ballett-Tage: „Ein Sommernachtstraum“, Ballett von John Neumeier
Hamburg Ballett, 25. Juni 20121“
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Die Deutsche Oper Berlin stellt Rumpf-Spielplan vor

Jahres-Pressekonferenz am 23. Juni 2021

Deutsche Oper Berlin © Foto: Leo Seidel

von Peter Sommeregger

Im März 2020, bei der letzten Pressekonferenz dieser Art, überwog noch die Hoffnung, den geplanten Spielplan trotz der Corona-Pandemie realisieren zu können. Nur Tage später kam das Aus für alle schönen Pläne.

Um eine solche Situation nicht noch einmal heraufzubeschwören, setzte das Leitungsteam der Deutschen Oper Berlin diesmal auf vorsichtigen Optimismus, eine detaillierte  Programmvorschau reicht vorerst nur bis Oktober 2021. Lediglich die geplanten Premieren werden bereits für die gesamte Spielzeit angekündigt

Im Vordergrund steht erwartungsgemäß die Vollendung des neuen „Ring des Nibelungen“, dessen Timing besonders hart von der Pandemie betroffen war. Statt die vier Opern in der richtigen Reihenfolge herauszubringen, ist die Chronologie nun völlig auf den Kopf gestellt. Die „Götterdämmerung“ soll nun am 17. Oktober ihre Premiere erleben, der „Siegfried“ erst im Rahmen eines kompletten Ring-Zyklus am 12. November. Dies wird die Sinnhaftigkeit der ohnehin problematischen Deutung durch Stefan Herheim noch erschweren. „Die Deutsche Oper Berlin stellt Rumpf-Spielplan vor
klassik-begeistert.de“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 27. JUNI 2021

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE SONNTAG-PRESSE – 27. JUNI 2021

Endlich wieder Zuschauer in der Bayerischen Staatsoper, München, am 13. Mai 2021. Foto: Klaus Billand

München
„Tristan und Isolde“ bei den Münchner Opernfestspielen: Eine seltsame Liebe
BR-Klassik.de

Takte, Töne, Meisterwerke. 3 SAT-Doku „Musikverein für Steiermark/ Graz“
Dauer des Videos etwa 30 Minuten
https://www.3sat.de/kultur/kultur-in-3sat/takte-toene-meisterwerke-der

Graz
styriarte eröffnete mit Fux-Oper „Amor und Psyche“
Salzburger Nachrichten

Innsbruck
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: Rückkehr des Opernlebens
Der Standard.at

Thomas Larcher erhält „Tiroler Landespreis für Kunst“
puls24.at

Berlin
Kent Nagano und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin
Mit dem jungen Schubert in die Ferien
Deutschlandfunk.de

Ein Abend mit Kent Nagano: Sturm und Drang
Zwischen Kent Nagano und dem Deutschen Symphonie-Orchester besteht blindes Vertrauen. Am Freitag präsentierte der Ehrendirigent Frühwerke von Schubert und Hindemith.
Tagesspiegel.de „DIE SONNTAG-PRESSE – 27. JUNI 2021“ weiterlesen

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:

Foto: Nikolaus Bachler © Markus Jans

DIE SAMSTAG-PRESSE – 26. JUNI 2021

München
Kommentar: Eine Bilanz der Ära Bachler
„Nicht zu sehr geliebt werden wollen“
BR-Klassik.de

Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter zu Nikolaus Bachler: „Vergiss deine Freunde nicht!“
Er hat in München eine Ära geprägt: Zum Ende dieser Spielzeit verabschiedet sich Nikolaus Bachler von der Bayerischen Staatsoper. Bei BR-KLASSIK erinnern sich Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter an prägende Momente mit dem scheidenden Intendanten – und verraten, was Sie ihm für die Zukunft wünschen.
BR-Klassik.de

„Konzertgänger in Berlin“
Wiederschiedsfreudicht: Spectrum im Kammermusiksaal
Zu den besonders lieben Kulturbekanntschaften, um die der Konzertgänger sich während der Konzert-Prohibition entsprechende besonders schwere Sorgen machte, gehört die seit 33 Jahren existierende Kammermusik-Reihe Spectrum Concerts. Denn die gehört mit ihrem speziellen Profil (maximales Niveau, minimale Subvention) seit jeher zu den Risikopatienten des Konzertbetriebs.
https://hundert11.net/wiederschiedsfreudicht/

Wien/ MuTh
„Goldkehle“ Günther Groissböck schmetterte eine Arie in den Konzertsaal der Sängerknaben

https://www.leadersnet.at/news/51319,goldkehle-guenther-groissboeck-schmetterte-eine-arie-in-den.html

Österreich
Was bietet der Theatersommer 21? Gute Aussichten!
Wiener Zeitung.at

Innsbruck
Tiroler Landestheater versucht im Herbst den Neustart
Elf Monate lang waren die Spielstätten des Tiroler Landestheaters aufgrund diverser Lockdowns zu. Ab Herbst soll es wieder volles Programm geben, etliche aufgeschobene Produktionen werden nachgeholt.
Tiroler Landestheater

München
Im Kopf die Feuerschmiede

Was das Staatstheater am Gärtnerplatz in der kommenden Spielzeit neu herausbringen wird.
https://www.abendzeitung-muenchen.de/kultur/buehne/im-kopf-die-feuerschmiede-art-737664

Berlin
Die Stunde des Sehers: Robert Wilson in der Akademie der Künste
Im Rahmen der Ausstellung „Arbeit am Gedächtnis“ sprach der Regisseur und Gesamtkunstwerker Robert Wilson über die Tänzerin Suzushi Hanayagi – und das Leben.
Berliner Zeitung

Paris
Rolando Villazón: eine verträumte Nachtwandlerin in Paris
euronews.com

 

„DIE SAMSTAG-PRESSE – 26. JUNI 2021“ weiterlesen

DIE FREITAG-PRESSE – 25. JUNI 2021

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden: 

Foto: Jonas Kaufmann und Anna Netrebko, © Instagram

Salzburg
Salzburger Festspiele starten wieder mit einem Fest
59 Programmpunkte finden an 24 Spielorten statt – viele Veranstaltungen mit Platzkarten indoor.
Wiener Zeitung

Ein Tag reiner Freude: Fest zur Festspieleröffnung
59 Programmpunkte an 24 Spielorten am 18. Juli. Viele Indoor-Termine zwischen Landestheater, Mozarteum, Felsenreitschule oder Szene Salzburg. Und hochmotivierte Künstlerinnen und Künstler. „Vom ausnahmsweisen Geschenk wurde das Fest zur Festspieleröffnung zu einer selbstverständlichen Darbietung.“ Das Ziel: „Lust auf mehr.“
http://www.drehpunktkultur.at/index.php/festspiele/15189-ein-tag-reiner-freude

München/ Gärtnerplatztheater
Neue Spielzeit: Sturm, Barockspektakel und Gangster
Die Uraufführung des Balletts „Der Sturm“ nach dem Theaterstück von William Shakespeare am Gärtnerplatz-Theater wird nun mit einjähriger Verspätung im Mai 2022 nachgeholt. Als Grund für die Verschiebung nannte das Theater bei der Vorstellung der neuen Spielzeit am Donnerstag die Corona-Pandemie. Sie hätte die Reisen der norwegischen Choreographin Ina Christel Johannessen erschwert, die das Stück zur Musik von Komponisten wie Georg Friedrich Händel oder Frédéric Chopin inszeniert.
Münchner Abendzeitung

Spielzeit 2021/2022 am Gärtnerplatztheater
Gärtnerplatztheater.at

Antonio Pappano: Wir lassen uns leider von den wenigen Starsängern erpressen“  Bezahlartikel
Sir Antonio Pappano ist ein Operndirigent, dem die Musiker vertrauen. Denn er gibt immer alles. Doch die Qualität sei bedroht, warnt er. Es werde an den Opernhäusern zu viel einfach kopiert, nur weil es anderswo funktioniere. Und das aus einem speziellen Grund.
Die Welt.de

München
Von der Bühne der Bayerischen Staatsoper ins Radio: „Hereinspaziert!“
BR-Klassik.de

Oper geht durch den Magen
Wo man vor und nach den Vorstellungen der Festspiele auf seine kulinarischen Kosten kommt.
Sueddeutsche Zeitung

Das Wichtige hören
Alexander Kluge ist Autor und Philosoph, Filmemacher und Künstler. Für das Nationaltheater hat er die Ausstellung „Sphinx Opera“ konzipiert. Hier schreibt er über die gesellschaftliche Bedeutung der Oper.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/gastbeitrag-das-wichtige-hoeren-1.5330743

Interview mit dem Tenor Pavol Breslik (Podcast)
Am vergangenen Sonntag wurde der Tenor Pavol Breslik auf der Bühne des Münchner Nationaltheaters zum Bayerischen Kammersänger ernannt. Warum die Bayerische Staatsoper wie sein zweites Zuhause ist, das erzählt der Sänger im BR-KLASSIK-Interview
BR-Klassik.de

EM-Gespräch mit Martin Grubinger: „Deutschland spielt zu oft im Viervierteltakt Fußball“
Martin Grubinger ist der beste Schlagzeuger der Welt und glühender Fußball-Fan. In der AZ spricht er über den Rhythmus der Nationen.
Münchner Abendzeitung

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"Lohengrin" an der Wiener Staatsoper: Cornelius Meister treibt Klaus Florian Vogt in göttliche Sphären

Foto: Klaus Florian Vogt als Lohengrin an der Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 19. Juni 2021
Lohengrin, Richard Wagner

von Jürgen Pathy

Besser spät, als nie! Genauso wie diese Kritik zündet der Lohengrin-Dampfer an der Wiener Staatsoper etwas verspätet. Waren das Vorspiel und Teile des 1. Akts noch von Nervosität und Unsicherheit geprägt, brennt „das erste Haus am Ring“ ab dem 2. Akt so richtig. Dafür verantwortlich: Cornelius Meister, der Andreas Homokis Bauernstubeninszenierung in einen wahren Hexenkessel verwandelt. An der Wiener Staatsoper leitet der gebürtige Deutsche die aktuelle Lohengrin-Serie. So viel Wagner roh, so viel Dramatik hat man seit Ádám Fischers Götterdämmerung im April 2018 nicht mehr erlebt. Der ließ es damals genauso gewaltig krachen. Wenn dann neben der enormen Dezibel-Beschallung, die jedoch niemals zu Lasten der Sänger fällt, der Spannungsbogen bis zum Ende hält, schießt das Wagner’sche Narkotikum mit voller Wucht in die Venen. Klangrausch pur!

Der Lohengrin unserer Zeit

An der Wiener Staatsoper steht Meister ein alter Bekannter zur Seite. Bereits 2001, damals noch als Assistent in Erfurt, durfte Cornelius Meister die Geburt des absoluten Lohengrins erleben. Dieser heißt Klaus Florian Vogt. Was der gebürtige Holsteiner und für viele DER Lohengrin unserer Zeit da aufs Parkett zaubert, verdient das höchste Lob. Vogt ist als Schwanenritter zurzeit die unerreichte Nummer 1. Selbst Andreas Schager oder Piotr Beczała, die allesamt hervorragend agieren, können dem Mann mit der Knabenstimme nicht das Wasser reichen.

Doch was ist es genau, das Vogt hier so unerreicht scheinen lässt? Es ist der extreme Kontrast, der vor allem unter Cornelius Meisters Dirigat zum Vorschein tritt. Auf der einen Seite dieser satte, volle Klang des Wiener Staatsopernorchesters, das von Meister bis an seine Grenzen getrieben wird – bei gefühlten 30 Grad im Haus, die dazu führen, dass links und rechts nur alles Erdenkliche als Fächer missbraucht wird, bestimmt keine leichte Aufgabe für diese Edelmusiker. Auf der anderen Seite diese knabenhafte Tenorstimme, die trotz aller Leichtigkeit und Reinheit, beinahe mühelos jegliche Schallwand durchbricht.

Das hat etwas. Das verleiht diesem Märchen, bei dem ein unbekannter Ritter erscheint, der nicht in diese konservative Welt passen will, eine unvergleichbare Authentizität. Immerhin bricht Vogts Stimme genauso die Konventionen, wie man den Lohengrin besetzt. Vogt ist kein jugendlicher Heldentenor, schon gar kein Heldentenor – er ist einfach Vogt! Eine Ausnahmeerscheinung!

Nicht alle Gäste können überzeugen

Ganz und gar nicht mithalten, kann da die Elsa des Abends. Sara Jakubiak hat mehr als nur zu kämpfen. Ob es daran liegt, dass es ihr Debüt an der Wiener Staatsoper ist oder generell an der Partie der Elsa, ist schwer zu beurteilen. Vermutlich eine Mischung aus beidem. Auf jeden Fall mangelt es der Amerikanerin, die an der Yale University ausgebildet wurde, nicht nur an der feinen Klinge, die eine Elsa vor allem gleich zu Beginn haben sollte, sondern auch an der Textverständlichkeit. Erst später, als ihr das Dirigat und die Dramatik der Partitur ein wenig entgegenkommen, blüht die Stimme etwas auf. Da kann die junge Sängerin unter Beweis stellen, dass sie nicht nur in einer Farbe und Lautstärke singen kann. Bleibt zu hoffen, dass sie im Laufe der Serie etwas lockerer wird.

Als Telramund gastiert Johan Reuter. Der dänische Bassbariton zeigt sich von seiner besten Seite. Schwingt nicht nur im Gotteskampf das Messer gekonnt, sondern auch seine Stimme, die im oberen Register einer hellen Farbe gleicht. Mit Tanja Ariane Baumgartner steht eine Ortrud auf der Bühne, die zwar noch an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten sollte, stimmlich jedoch wirklich beeindruckt und der Partie entsprechend furchteinflößend wirkt. Kwangchul Youn bleibt als König recht farblos. Ensemblemitglied Adrian Eröd rundet das Märchen perfekt ab.

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 22. Juni 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt 93: Hans Beirer, der unverwüstliche Heldentenor

„Insgesamt hat Beirers Karriere 50 Jahre gedauert, was in den heutigen Zeiten des schnellen Verschleißes von Sängerstimmen kaum mehr vorstellbar erscheint.“

 von Peter Sommeregger

In die letzte Juni-Woche fallen sowohl Geburts- als auch Todestag des Österreichischen Heldentenors Hans Beirer. Gestorben ist der 1911 in der Wiener Neustadt geborene Sänger im Jahr 1993 in Berlin, genau 82 Jahre alt.

Ursprünglich wollte Beirer Medizin studieren, entschloss sich dann aber doch zu einem Gesangstudium  an der Wiener Musikakademie, wo er Schüler von Tino Pattiera wurde. Sein Debüt als Opernsänger hatte er 1936 am Landestheater Linz als Hans in der „Verkauften Braut“ von Smetana. Zu Beginn seiner Karriere trat er auch häufig in Operetten auf, seine Opernpartien waren eher dem lyrischen Fach zuzurechnen. Im 2. Weltkrieg wurde er zum Militär eingezogen, trat aber ab 1941 wieder als Operettensänger auf. „Sommereggers Klassikwelt 93: Hans Beirer, der unverwüstliche Heldentenor“ weiterlesen