Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
von Daniel Janz
Ja, die Strauß’sche Walzerdynastie. Von Liebhabern als Ausdruck der Schönheit verehrt, von Kritikern als platt und oberflächlich inbrünstig gehasst. Kein anderes Werk der Familie Strauß ist wohl so bekannt, wie der Donauwalzer von Johann Strauß (Sohn), obwohl sich an dieser heimlichen Nationalhymne Österreichs die Geister scheiden. „Daniels Anti-Klassiker 14: Johann Strauß (Sohn) – An der schönen blauen Donau (1867)“ weiterlesen
Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.
Francis Poulenc | La Reine de Coeur | Hanna-Elisabeth Müller & Juliane Ruf bei den Aufnahmen für das gleichnamige, 2020 erschienene Album
von Lorenz Kerscher
Als Hanna-Elisabeth Müller im Februar 2016 als Marzelline in Calixto Bieitos Münchner Fidelio auf einem bühnenhohen Gerüst herumklettern musste, war ihr trockener Kommentar: „Jetzt weiß ich, wofür meine Mitgliedschaft im Alpenverein gut ist.“ Dort hat sie gelernt, dass man für eine große Tour gut vorbereitet und gerüstet sein muss und dass man immer einen sicheren Stand braucht, um gefahrlos den nächsten Schritt zu tun. Also übernimmt sie nur Rollen, von denen sie sicher ist, dass ihre Stimme die erforderliche Reife erreicht hat. „Ich will die Leiter Stufe um Stufe rauf“, sagte sie in einem Interview und bekundete, dass sie für das Studium neuer Partien nach Möglichkeit einen längeren Zeitraum einplant. Dass jeder Schritt sie bislang ein schönes Stück weiter aufwärts führte, ist nicht nur ihrem ganz besonderen Talent zu verdanken, sondern auch dem soliden Fundament gründlicher Vorbereitung für jedes ihrer Engagements. „Rising Stars 7: Hanna-Elisabeth Müller, Sopran – trittsicher auf dem Weg nach oben“ weiterlesen
Michèle Losier (Carmen) und Ensemble.Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE FREITAG-PRESSE – 28. MAI 2021
Wien Spitzentöne: Im Laufschritt durch die Premierenwoche
Die Theater spielen wieder, den Kritiker jagt es von Termin zu Termin. Sogar im Fall des Misslingens ist man froh, wieder unter halbwegs gleichgesinnten Menschen zu sein. https://www.news.at/a/im-laufschritt-durch-premierenwoche-12076611
Wien/ Kammeroper „Tristan Experiment“: Ganz bewusst, höchste Lust
Günther Groissböcks Wagner-Projekt an der Wiener Kammeroper glückt auf allen Ebenen. Wiener Zeitung
Günther Groissböck feierte sein Regiedebüt in der Kammeroper
Auch die Wiener Kammeroper, die kleine Dependance des Theaters an der Wien, ist nun mit der letzten Premiere der laufenden Spielzeit in den postcoronalen Aufführungsreigen eingestiegen: Dort, wo Starbass Günther Groissböck 1996 im Chor seinen ersten Bühneneinsatz hatte, stand für ihn nun ein weiteres Debüt an – das als Regisseur. Dafür hat sich der 44-Jährige mit Wagners „Tristan und Isolde“ gleich einen fetten Brocken ausgesucht und ihn zum „Tristan Experiment“ entschlackt. https://www.vol.at/guenther-groissboeck-feierte-sein-regiedebuet-in-der-kammeroper/7002165
Tristan Experiment.
Nach 7 Monaten durfte das Theater an der Wien gestern Abend in der Wiener Kammeroper wieder vor Publikum spielen. Covid geschuldet mit Abstand besetzt, war der Abend ausverkauft. https://radioklassik.at/tristan-experiment/
Konzentrierte Höchstleistung: Norbert Ernst als Tristan in der Kammeroper
Tenor Norbert Ernst steht nach monatelanger Bühnenpause mit einem der schwierigsten Parts der Opernwelt auf der Bühne. Im Interview erzählt er, was die Rolle so schwierig macht. Bühne-Magazin
Bayreuth
Bayreuther Festspiele: Mitarbeiter müssen wegen Corona in Container umziehen Mitarbeiter der Bayreuther Festspiele müssen in Container umziehen. Das übergangsweise Auslagern der Arbeitsplätze ist Teil des Hygienekonzepts während der Corona-Pandemie. Bayreuther Tagblatt„DIE FREITAG-PRESSE – 28. MAI 2021“ weiterlesen
Vergangene Woche habe ich in London verbracht – und es war ein einziger Höhenflug. Mein „Gentlemen’s Club“, der legendäre Reform Club an der Pall Mall im Londoner „Clubland“, hat nach monatelanger, Covid-bedingter Schließung, endlich seine Pforten wieder geöffnet. Und so konnte ich erstmals wieder in den historischen Gästezimmern übernachten, um von hier aus mit neuem Elan in das aus dem Covid-Dornröschenschlaf erwachte Londoner Kulturleben einzutauchen.
Mein erster Weg führte mich in Londons renommiertesten Konzertsaal – klein aber fein – die Wigmore Hall. 1901 von der Berliner Bechstein-Klavierfabrik als „Bechstein Hall“ im Jugendstil mit zahlreichen Kunstwerken aus dieser Epoche erbaut gilt die (auf Kammermusik und Lieder spezialisierte) Wigmore Hall mit ihrer außergewöhnlichen Akustik als einer der besten Konzertsäle weltweit. Am letzten Montagabend (17.5.2021) fand hier – nach 14monatiger Schließung wahrhaft ein historisches, von der Londoner Musikwelt mit Sehnsucht erwartertes Ereignis – wieder ein erstes Konzert statt. Und es war bereits ein absoluter Höhepunkt. „London Symphony Orchestra (LSO), Sir Simon Rattle Barbican Hall, London, Dienstag, 18. Mai 2021 und Wigmore Hall, London, Montag 17. Mai 2021“ weiterlesen
Bayreuth Bayreuther Festspiele 2021: Noch viel Klärungsbedarf
Die Bayreuther Festpiele 2021 finden statt, so viel ist klar. Allerdings ist auch vieles noch unklar. Corona macht die Planungen nicht leicht: Wird auch dieses Jahr ein roter Teppich ausgerollt? Wie viel Publikum darf hinein ins Festspielhaus? Und vor allem: Wer finanziert das alles? BR-KLASSIK hat beim Kulturreferenten der Stadt Bayreuth nachgefragt. BR-Klassik.de
Deutschland 2,5 Milliarden Euro als Corona-Hilfe: „Das größte Kulturförderprogramm seit Gründung der Bundesrepublik“
Die Kultur soll wieder anlaufen. Der Bund bezuschusst deshalb Tickets bis zu 100 Prozent, maximal 100.000 Euro pro Veranstaltung. Tagesspiegel.de
Vorhang auf – Die Kultur kehrt zurück
Endlich gehen die Vorhänge wieder vor Publikum auf. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Gehen die Menschen wie gewohnt ins Theater nach der langen Auszeit? Welche Perspektiven haben kleinere Institutionen, welche existentiellen Folgen hatte der monatelange Lockdown für einzelne Künstler? Und wie sieht unser Kulturleben und die Kulturbranche in Zukunft aus? https://www.br.de/kultur/film/neustart-kultur-kehrt-zurueck-reportage-100.html
Salzburg Pfingstfestspiele Salzburg: Diese Frau weiß, was sie tut
Kunst ist Verwandlung und Anverwandlung. Cecilia Bartoli verteidigt diesen Zauber und diese Freiheit der Kunst bei den Pfingstfestspielen in Salzburg gegen die Zumutungen der Identitätspolitik. Frankfurter Allgemeine
Salzburg/ Landestheater Salzburger Landestheater spielt Oper von 16-Jähriger
Im Salzburger Landesthester ist ab Mittwoch die Oper „Cinderella“ der britischen Komponistin Alma Deutscher zu sehen https://salzburg.orf.at/stories/3105411/
München «Lear» in München: Der Mensch endet in der Vitrine – Bezahlartikel Neue Zürcher Zeitung
Lear in München: Geht ein König in die Käfersammlung
An der Bayerischen Staatsoper startete die Erfolgsgeschichte von Aribert Reimanns Lear. Gut vierzig Jahre später wagt sich Christoph Marthaler an eine Neuproduktion – mit einem furiosen Christian Gerhaher in der Titelpartie. Frankfurter Allgemeine
Wien/ Konzerthaus Philharmoniker mit Mahler im Konzerthaus: So schön, dass es wehtut
Ein Meer der Klänge und Farben gestaltete Dirigent Daniel Harding Der Standard.at
Berlin Wenn Klassiker zum Comic werden
Nicht mit einer Festschrift, sondern mit einer Graphic Novel wird das 200. Jubiläum des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt gefeiert Der Tagesspiegel.de
Dresden Denkmalpflege im Wechselstrom: Daniele Gattis Schumann-Zyklus in Dresden bachtrack
Lübeck Der „böse Blick“ auf das Leben – Aribert Reimanns „Die Gespenstersonate“ in Lübeck Neue Musikzeitug/nmz.de
Sommereggers Klassikwelt 89: Anneliese Rothenberger – zwischen Fernsehstudio und Opernbühne
Die Sängerin Anneliese Rothenberger starb am 24. Mai 2010 im gesegneten Alter von 90 Jahren. In den Jahrzehnten davor erreichte die in Mannheim geborene Künstlerin einen Grad der Popularität und Beliebtheit, wie er noch selten einem Opernstar zu Teil wurde.
Peter Sommeregger berichtet aus seiner Klassikwelt Klassik-begeistert.de„DIE DONNERSTAG-PRESSE – 27. MAI 2021“ weiterlesen
Die Sängerin Anneliese Rothenberger starb am 24. Mai 2010 im gesegneten Alter von 90 Jahren. In den Jahrzehnten davor erreichte die in Mannheim geborene Künstlerin einen Grad der Popularität und Beliebtheit, wie er noch selten einem Opernstar zu Teil wurde.
von Peter Sommeregger
Die Anfänge der Karriere dieser Sängerin fielen noch in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Ihr erstes Engagement in Koblenz endete mit der Schließung der Theater 1944. Von Thüringen aus, wohin Rothenberger evakuiert worden war, gelangte sie nach Hamburg, wo Günther Rennert sie an die dortige Staatsoper engagierte. Dort trat die Sängerin sowohl in Operetten, als auch in Opernpartien auf, die sowohl das traditionelle Repertoire als auch neuere Werke einschlossen. „Sommereggers Klassikwelt 89: Anneliese Rothenberger – zwischen Fernsehstudio und Opernbühne“ weiterlesen
Für das neu begründete Label, unter dem die Bayerische Staatsoper künftig Aufnahmen aus dem eigenen Haus vermarkten will, wählte man zum Einstand erstaunlicherweise Symphonisches: eine umjubelte Aufführung von Gustav Mahlers 7. Symphonie im Mai 2018 in München erscheint als erste CD der neuen „Marke“. Hört man die wunderbar ausmusizierte Aufführung, wird die Wahl nachvollziehbar.
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE MITTWOCH-PRESSE – 26. MAI 2021
Jonas Kaufmann mit Anna Netrebko in Salzburg. Foto: Instagram
Salzburg Positive Bilanz in Salzburg: Umjubelter Abschluss der Pfingsfestspiele mit Netrebko und Kaufmann
Anna Netrebko und Jonas Kaufmann verliehen den Pfingsfestspielen finalen Glanz. Fast 6000 Gäste beehrten heuer die Festspiele. Kleine Zeitung
Anna Netrebko in „Tosca“: Selbstverständlich wird Gott ihr alles verzeihen
Anna Netrebko und Jonas Kaufmann in einer konzertanten „Tosca“ zum Abschluss der Salzburger Pfingstfestspiele. Frankfurter Rundschau
Jubel um Anna Netrebko bei den Salzburger Pfingstfestspielen
Größer hätte das Finale der Salzburger Pfingstfestspiele 2021 nicht ausfallen können. Anna Netrebko sprang für Anja Harteros als Tosca ein und gab damit schon einmal einen Vorgeschmack auf den Sommer. Zusammen mit Jonas Kaufmann in seiner Paraderolle als Cavaradossi riss sie am Montag das Publikum im Großen Festspielhaus von den Stühlen. https://www.vol.at/jubel-um-anna-netrebko-bei-den-salzburger-pfingstfestspielen/6999557
München/ Bayerische Staatsoper Reimanns „Lear“ an der Bayerischen Staatsoper: Museumslichtspiele
Reimanns „Lear“ kehrt an die Bayerische Staatsoper zurück. Genauer: in ein Naturkundemuseum mit zum Leben erwachten Figuren. Das ist sehr anfechtbar. Nicht aber Christian Gerhaher in der Titelrolle. Münchner Merkur
München Oper „Lear“ im Nationaltheater: Mit Marthaler im Museum
Wiedersehen nach über 40 Jahren: Aribert Reimanns Oper „Lear“ in einer Neuinszenierung mit Christian Gerhaher im Nationaltheater. Münchner Abendzeitung
Wien „Barbier für Kinder“ an der Staatsoper: Dem Frisör ist nichts zu schwör Der Standard.at
Die „Poppea“ in der Staatsoper: Ein getanztes „House of Cards“
Monteverdis Oper in der Tanztheater-Regie von Choreograf Jan Lauwers und mit teils überragenden Sängern Kurier.at
Gustav Mahler, Adagio (Symphonie Nr. 10) (1910) Symphonie Nr. 1 D-Dur (1888–1899)
von Andreas Schmidt
Es folgt eine Kurzkritik.
Es spielte das für mich beste Orchester der Welt in einem Ausnahmesaal – dem Wiener Konzerthaus.
Gustav Mahler, in feinster Vollkommenheit.
Kein Orchester auf diesem Planeten kann Mahler besser kredenzen als
die Wiener Philharmoniker. Natürlich auch Beethoven und Brahms und Bruckner.
Sie sind die besten.
Die feinfühligsten.
Die elegantesten.
Herzlichen Dank!
Besonders gilt dieser Dank der energetischen jungen Konzertmeisterin Albena Danailova aus Bulgarien, die dem Klangkörper unprätentiös alles abverlangt und den vielen Männern und wenigen Frauen zeigt, wo die Reise musikalisch hingeht.
Wunderbar! Diese Dame bringt den „KuK“-Klangkörper noch weiter voran!
Aber ich kann leider nicht mehr und differenzierter schreiben, da ich – direkt – neben zwei Menschen saß, die mir das Konzert verleidet haben, trotz meiner charmanten Begleitung.
Eine Frau zur Linken, ca. 65, hatte die ganze Zeit das ADHS-Syndrom.
Also das Zappelphilippsyndrom.
Ein Herr zur Rechten mit hochrotem Kopf, ca. 75, dirigierte fast die ganze Zeit mit. Ja: er dirigierte mit voller Kraft, fast die ganze Zeit mit (außer bei Passagen, die ihm zu kompliziert waren) – seine Frau hat nichts dazu gesagt in Reihe 19 im Wiener Konzerthaus. (Warum sagt diese Frau ihrem Mann nicht, was sich gehört und was nicht?)
Dieser Aufenthalt in einem der schönsten Konzertsäle der Welt hat in Reihe 19 genau 120 Euro pro Person gekostet.
Ich wünsche mir seit Jahren in den Konzertsälen dieser Welt folgende Ansage:
„Genießen Sie die göttliche Musik und verhalten sich ihr entsprechend ruhig!“
Auch Leserin Gertrud Stockinger wurde der Konzertabend verleidet.
Sie schreibt:
Sehr geehrter Herr Schmidt! für Ihren Beitrag, dem ich nur zustimmen kann! Ich war in diesem traumhaft schönen Konzert und verfolgte es trotz guter Sichtverhältnisse großteils mit geschlossenen Augen bzw. mit Abdeckung meines (linken) Gesichtsfeldes durch meine Hand. Ich saß rechts neben dem Paar mit dem mitdirigierenden Herrn .
Leider erlebe auch ich immer wieder in Konzerten oder in der Oper äußerst störendere Mitmenschen: „Umrutscher“, „Wachler“ (mit Fächer oder Programm) etc. Manchmal ersuche ich höflich, damit aufzuhören, aber oft erdulde ich es still.
Mit freundlichen Grüßen
Gertrud Stockinger
Andreas Schmidt, 25. Mai 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Frau Barbara Klepsch (55, CDU), hat entschieden, den Vertrag mit dem Chefdirigenten der Semperoper, Herrn Christian Thielemann, nicht zu verlängern. Als wir das erfahren haben, stand schnell fest, dass wir der Frau Ministerin, die vor ihrem Ministeramt als Bürgermeisterin mit organisatorischer und struktureller Kompetenz eine Gemeinde im Erzgebirge geführt hat (von 2001 bis 2014 Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz), einen Brief schreiben, und Sie bitten möchten, diese Entscheidung zu überdenken.
Wir, Dr. Brigitte Monstadt-Barthier, Kunsthistorikerin, und Olaf Barthier, Autor bei klassik-begeistert, sind schon seit über 20 Jahren der Semperoper verbunden und – obwohl wir inzwischen in Bayreuth wohnen, besuchen wir noch regelmäßig Aufführungen in Dresden. Unsere Frustration über den nahenden Verlust und den damit verbundenen Wegfall von sehr schönen Opernerlebnissen in der Semperoper, hat dazu geführt, nachfolgenden Brief an die Ministerin zu schreiben.
Sehr geehrte Frau Ministerin Klepsch,
2020 sind wir aus Sachsen weggezogen, ein Grund war die politische Situation und Entwicklung in Sachsen. Trotzdem sind wir manchem, und erst recht der Semperoper, auch als Freunde treugeblieben.
Was wir jetzt erfahren müssen, dass Sie den Vertrag mit Herrn Christian Thielemann nicht verlängern, ist unfassbar!
Die Semperoper ist ein Ort, an dem die Werke von Wagner, Weber und Strauss uraufgeführt wurden, und in diesem Bereich ist Herr Thielemann eine weltweit anerkannte Größe. Und vielleicht die Größe schlechthin. Noch dazu ist das ein wichtiges Kapitel sächsischer Kulturgeschichte.
Mit welcher Kompetenz haben Sie so eine Entscheidung getroffen, man kann so etwas auch als schlechten Führungsstil sehen. Wie Sie hoffentlich wissen, ist ein Dirigent kein Solokünstler, sondern jemand, der nur mit einem Team gemeinsam seine künstlerische Fähigkeit zum Ausdruck bringen kann. Und dieses Team, also die Sächsische Staatskapelle Dresden, steht hinter Herrn Thielemann. Entgegen Tradition und Logik wurde es bei der Entscheidungsfindung nicht mit eingezogen.
Was möchten Sie damit erreichen? Vielleicht das Bürgertum aus der Oper kehren und das Opernhaus entweihen?
Auch alle Bemühungen, ein junges Publikum an die Kulturschätze ihrer Eltern, Großeltern sowie Väter und Mütter der sächsischen Geschichte zu zerstören? Die Semperoper ist im nationalen und internationalen Ranking gerade durch Herrn Thielemann und das Orchester berühmt und ein strahlender Leuchtturm. Durch den Rausschmiss von Herrn Thielemann wird es keine Chance mehr geben, mitzuhalten.
Die Häuser in Stuttgart, Berlin, München und Wien werden Dresden weit hinter sich lassen. Nicht nur die Oper, sondern auch Dresden und Sachsen werden dadurch weniger interessant für einen gewissen Touristenkreis. Aber damit erfüllen Sie wieder das außerhalb von Sachsen sich durchringende Gefühl, dass man in Sachsen sowieso keine fremden Menschen, ob aus dem Westen oder gar Ausland, willkommen heißt. Wenn selbst bei einem Besuch die eigene Bundeskanzlerin in Dresden von den Einheimischen auf das Erbärmlichste beschimpft und beleidigt wird, zeigt das die mangelnde Weltoffenheit und Toleranz.
Wir bitten Sie, Ihre Entscheidung bezüglich Herrn Thielemann noch einmal zu überdenken. Es ist keine Schwäche, eine Entscheidung zu ändern, sondern Stärke.
Mit einer Metapher möchten wir diesen Brief beenden: Im Grünen Gewölbe wurden die sächsischen Kronjuwelen gestohlen – und in der Semperoper schmeißt man ein Juwel zum Fenster heraus!
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte & Olaf Barthier, Bayreuth, lange Bewohner Dresdens
klassik-begeistert.de, 25. Mai 2012
Persönliche Anmerkung des Herausgebers: Ich kenne fast niemanden, der der Semperoper Dresden und den Bayreuther Festspielen empathischer und symphatischer verbunden ist als das Ehepaar Barthier.