Elīna Garanča im Wiener Konzerthaus: Eine bodenständige Diva feiert Geburtstag

Es ist der 43. Geburtstag der lettischen Mezzosopranistin, den sie mit Sicherheit nicht so schnell vergessen wird. Animiert durch ein „Happy Birthday“ von der Tribüne, stimmen am Ende rund 1900 begeisterte Zuschauer im Wiener Konzerthaus ein Geburtstagsständchen an, das die so anmutig und unnahbar scheinende Lady zu Tränen rührt.

Foto: Elīna Garanča © Gregor Hohenberg / Deutsche Grammophon (Ausschnitt)
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 16. September 2019
Elīna Garanča, Mezzosopran
Karel Mark Chichon, Dirigent
Wiener KammerOrchester

von Jürgen Pathy

Eine Prinzessin kommt selten alleine! Elīna Garanča, gefeierte Operndiva und für viele die beste Mezzosopranistin unserer Zeit, zieht wie üblich im Zweiergespann durch die Lande. Seit 2006 glücklich mit Dirigent Karel Mark Chichon verheiratet, gibt das Ehepaar im Wiener Konzerthaus nicht nur einen viel umjubelten Konzert– und Arienabend, sondern feiert noch dazu einen ganz besonderen Tag. Es ist der 43. Geburtstag der lettischen Diva, den sie mit Sicherheit nicht so schnell vergessen wird.

Animiert durch ein „Happy Birthday“ von der Tribüne, stimmen am Ende rund 1900 begeisterte Zuschauer ein Geburtstagsständchen an, das die so anmutig und unnahbar scheinende Lady zu Tränen rührt. Doch der Schein trügt. Wer die zweifache Mutter, Hausfrau und begnadete Köchin via Social Media verfolgt, weiß wie bodenständig die in Riga geborene Sängerin ihren Alltag bestreitet. Elīna Garanča wühlt im hauseigenen Gemüsegarten, stemmt den Haushalt und bewirtet, wann immer sie Zeit hat, eine mehrköpfige Familie. Eine ganz normale Frau, könnte man meinen. Nicht ganz. „Elīna Garanča, Karel Mark Chichon, Wiener KammerOrchester,
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 16. September 2019“
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Ein maskuliner, warmer Sound – überwältigend sexy: Erwin Schrott gibt einen „Don Giovanni“ der Weltklasse im Royal Opera House London

Foto: ROH (c)
Royal Opera House London, 16.
September 2019
Wolfgang Amadeus Mozart, Libretto: Lorenzo da Ponte, Don Giovanni (Wiederaufnahme

von Charles E. Ritterband

Wie Erwin Schrott den Don Giovanni gibt – das ist ein Erlebnis der Weltklasse, das reißt selbst die verwöhntesten Besucher der vornehmen, traditionsreichen Royal Opera aus den roten Samtpolstern! Der aus Uruguay stammende Bassbariton Schrott, der mit seiner Ex-Partnerin Anna Netrebko einen Sohn hat, singt nicht nur fantastisch, mit spielerisch-mozartscher Leichtigkeit und zugleich einem maskulinen, warmen Sound, der so überwältigend sexy ist, dass nicht nur die Protagonistinnen auf der Bühne weiche Knie bekommen, sondern zweifellos auch manch vornehme Dame im Parkett. Schrott ist auch ein fantastischer, komödiantischer Darsteller: seine Grimassen, die winzigen ironischen Gesten, sein treppauf treppab federnder Gang – er gibt nicht nur sängerisch den Ton an in dieser fabelhaften Produktion, sondern auch schauspielerisch. „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni, Erwin Schrott,
Royal Opera House London, 16. September 2019“
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Gern gesehene Gäste: Das Israel Philharmonic Orchestra brilliert mit Zubin Mehta beim Musikfest Berlin

Foto: (c) Oded Antman
Philharmonie Berlin
, 16. September 2019

Ödon Partos  Concertino für Streichorchester
Felix Mendelssohn Bartholdy  Violinkonzert e-Moll op.64
Hector Berlioz  Symphonie fantastique op.14
Israel Philharmonic Orchestra
Gil Shaham  Violine
Zubin Mehta  Dirigent

von Peter Sommeregger

Das bereits 1936 von frühen Emigranten aus Nazi-Deutschland gegründete Orchester, das sich bis zur Staatsgründung Israels 1948 Palästinensisches Symphonisches Orchester nannte, hat sich über die Jahrzehnte einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und wird regelmäßig zu Gastspielen in aller Welt eingeladen.

Seit 50 Jahren bekleidet der indische Star-Dirigent Zubin Mehta das Amt des Chefdirigenten und sein Anteil an der Entwicklung und dem hohen Standard dieses Klangkörpers kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Ergebenheit und Verehrung der einzelnen Musiker des Israel Philharmonic Orchestra für Mehta ist in jedem Augenblick des gemeinsamen Musizierens spürbar. „Israel Philharmonic Orchestra, Gil Shaham, Zubin Mehta,
Philharmonie Berlin, 16. September 2019“
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"Götterdämmerung" in Berlin: Festspielwürdige musikalische Darbietung mit umstrittener Inszenierung

Foto: Monika Rittershaus (c)
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 15. September 2019

Richard Wagner: Ringzyklus 1 / Götterdämmerung

Inszenierung und Bühnenbild: Guy Cassiers, Enrico Bagnoli, Kostüme:  Tim Van Steenbergen, Licht: Enrico Bagnoli, Video:  Arjen Klerkx , Kurt D’Haeseleer, Choreographie:  Sidi Larbi Cherkaoui, Chor-Choreographie: Luc de Wit

von Franz Roos (onlinemerker.de)

Bildergebnis für berlin staatsoper götterdämmerung
Beginn 1. Akt, die Nornenszene, im Hintergrund die Nornenseile.
Foto: Monika Ritterhaus

Nach jahrelangen „ringlosen Aufführungen bei den Bayreuther Festspielen“ hat die Staatsoper Berlin gleich zu Beginn der neuen Saison zwei komplette Ringzyklen auf den Spielplan gesetzt. Es handelt sich um eine Koproduktion mit der Mailänder Scala, die im Jahre 2010 mit dem Rheingold begann und im Jahre 2013 mit der Götterdämmerung abgeschlossen wurde und im Schillertheater wegen des Umbaus der Staatsoper unter den Linden, stattfand.

Das Relief „Die Menschlichen Leidenschaften“ von Jef Lambeaux

Menschliche Leidenschaften, im Tempel der Leidenschaften, Jubelpark, Brüssel

Ausgangspunkt und tragende Säule der Tetralogie ist dieser in Brüssel beheimatete Tempel. Der implementierte Drang menschlicher Leidenschaften ist Grundlage für eine große Liebesbereitschaft, aber zugleich bewirkt er auch, von inneren Ehrgeiz getrieben, unermessliches Leiden. Für die Regie ist dies das Synonym für skrupelloses, gewaltbereites Machtstreben, Lieblosigkeit und Intoleranz.

Das spartanisch eingerichtete Bühnenbild ist nur mit einigen Requisiten ausgestattet und vermittelt auf einer Videoleinwand teilweise einen archaischen Hintergrund, aber auch zusätzliche Informationen, wie beispielsweise blaues Glitzern für den Rhein und hell blitzende Funken für Loges Feuerring und das Inferno des Unterganges der Götter. Daneben doubeln Tänzer die Protagonisten, welche den szenischen Hintergrund vertiefen sollen, manchmal eine interessante Idee, aber auch in einigen Passagen übertrieben.

Die Produktion arbeitet weitgehend synchron mit der musikalischen Interpretation, ist klar strukturiert, setzt durch die Visualisierung beim Besucher Phantasien frei und erfordert kein zusätzliches Informationsmaterial. So kann man getrost auf die bekannten Einführungsvorträge verzichten, die meist viel Eigenwerbung beinhalten, obgleich im Programmbuch für alle Ringteile, neben  “Altbekanntem“ auch  “Wissenswertes“ zu finden ist.

Diese szenische Gestaltung der gesamten Ringteile bewirkt beim Publikum eine zwiespältige Würdigung. Für einen Teil ist sie ein gelungenes Gesamtkonzept von Oper und Drama, andere vermissen eine etwas modernere Sichtweise und Hinweise auf soziologische Ursachen. Eventuell musste die Regie Kompromisse eingehen, da die Erwartungshaltung in Mailand und das Anforderungsprofil bei uns nicht immer identisch sind. Auch könnten die unterschiedlichen Bühnenverhältnisse verantwortlich für die etwas karge Bühnenausstattung sein.

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Iréne Theorin als Brünnhilde auf dem berühmten Walkürenfelsen im 1. Akt, umgeben von Loges Flammenmeer.  Foto: Monika Rittershaus 

Eine musikalische Interpretation, die mit frenetischen Beifall zurecht gewürdigt wurde.

Der GMD Daniel Barenboim versteht es in beeindruckender Weise, die unterschiedlichen Formen der Partitur, spannend, präzise und mit gut abgestimmten Orchesterteilen, insbesondere vom Blech und den Streichern, zu einem besonderen Hörerlebnis zu formen. Beispielsweise im ersten Akt der Übergang von Siegfrieds Abschied von seiner geliebten Brünnhilde, seiner abenteuerlichen Rheinfahrt bis hin zu der Gibichungenwelt, einer Gesellschaft mit gefühllosen kapitalistischen Strukturen. Im zweiten Akt die gedanklichen Pläne der Protagonisten, meisterlich kammermusikalisch ausgearbeitet und im dritten Akt natürlich der emotionale Trauermarsch, der beinahe die Mauern des ehrwürdigen Opernhauses zum Wanken gebracht hätte. Auch die gute Textverständlichkeit der Sängerdarsteller resultiert aus den ausgewogenen Tempi des Dirigenten.  Selbstverständlich kommt es bei dieser extrem langen Spieldauer auch zu kleinen fehlerhaften Einsätzen, aber das ist entschuldbar.


Foto: Monika Rittershaus,  Iréne Theorin als Brünnhilde,  Chor mit Ensemble, im Hintergrund ein Glaskasten mit Menschenteilen, Synonym für die Brutalität  im “Ring“

Überzeugender sängerischer Gesamteindruck und der Staatsopernchor mit einem choreographischen Auftritt

Der Chor wurde in der Premiere von Eberhard Friedrich geleitet, der aber inzwischen zu der Hamburger Staatsoper gewechselt ist. Jetziger Chorleiter ist Martin Wright.

Brünnhilde, Iréne Theorin, besitzt eine leuchtende und sichere Höhe, ausgestattet mit einem schönen Timbre, gestaltet ihre Partie mit emotionaler Überzeugung, sängerisch und darstellerisch eine eindrucksvolle Leistung. Ihr ganzes Handeln ist ausschließlich von inneren Gefühlen geprägt,  beispielsweise im 1. Akt ihre hingebungsvolle Liebe zu Siegfried, im 2. Akt der Verrat an Siegfried, nachdem dieser sich Gutrune zugewandt hat und im 3. Akt ihr bewegender Schlussgesang.

Siegfried,  Andreas Schager, mit langer wilder Mähne, die auf die Herkunft eines Naturwesen schließen lässt, hat sein stimmliches zuhause im oberen Fortebereich und ist der Brünnhilde stimmlich und darstellerisch ebenbürtig. Manchmal benötigt er dazu erheblichen Energieaufwand, kann aber bis zum Ende mit seiner enormen Strahlkraft aufwarten.

Hagen, Falk Struckmann, Alberich, Jochen Schmeckenbecher und Gunther, Roman Trekel, hatten mit ihrem Auftreten einen wesentlichen Anteil bei der erfolgreichen musikalischen  Gestaltung.

Außerdem mit eindrucksvoller Präsenz:

Gutrune, Anna Samuil, Waltraute, Waltraud Meier

Die Nornen: Anna Lapkovskaja, Waltraud Meier,  Anna Samuil

Die Rheintöchter: Evelin Novak, Natalia Skrycka, Anna Lapkovskaja

Das Tanzensemble: Daisy Phillips, Elias Lazaridis, Laura Neyskens, Jonas Vandekerckhove

Bei einem Vergleich zwischen dem renovierten  Opernhaus und der ehemaligen Wirkungsstätte im Schillertheater, stellt man unweigerlich fest, dass durch die enorm verbesserte Akustik und dem Ambiente der Oper unter den Linden ein ganz neues Musikgefühl entsteht, das die hohen Kosten für die Renovierung  ein wenig besser verschmerzen lässt.  Die Staatskapelle mit ihrem langjährigen GMD Daniel Barenboim ist zu einem  homogenen Klangkörper zusammengewachsen, der vor allem durch die Streicher über einen eigenen Charakter verfügt und zurecht weltweit zu den Spitzenorchestern gezählt werden darf. Das hat sie mit der Interpretation des Ringzyklus‘ 1 unter Beweis gestellt.

Ringzyklus 2: 21 September bis 29 September 2019

Franz Roos, 16. September 2019

Die DIENSTAG – PRESSE – 17. SEPTEMBER 2019

Foto: Elbphilharmonie Hamburg, © Nicolas Maack
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Die DIENSTAG – PRESSE – 17. SEPTEMBER 2019

Hamburg/ Elbphilharmonie
Nur 200 Leute sehen das größte Spektakel der Elbphilharmonie
Im Großen Saal kam eine achteinhalbstündige Orgelsinfonie zur Aufführung – ein künstlerisches Weltereignis.
Münchner Abendzeitung

Paris/ Palais Garniere
Sterben kann man nicht digital
Regisseur Simon Stone überführt in Paris „La Traviata“ virtuos in die Gegenwart und präsentiert mit Pretty Yende und Benjamin Bernheim ein neues Opern-Traumpaar.
https://www.sn.at/kultur/musik/sterben-kann-man-nicht-digital-76170748

Kassel
Kleiner Mann ganz groß
Der neue Nibelungen-Ring in Kassel bleibt mit „Siegfried“ auf Erfolgskurs
Neue Musikzeitung

„Konzertgänger in Berlin“
Musikfest 2019: Les Siècles spielen Rameau, Lachenmann, Berlioz. Abruzzen-Gebirgler pfeifen dir eins!
Das Musikfest auf der Zielgeraden: unter anderem mit einem Klavierdonnerstagabend von Pierre-Laurent Aimard (bei dem man sich ein wenig fragt, wozu) und einem Sonntagskonzert des französischen Orchesters Les Siècles mit seinem Dirigenten François-Xavier Roth: die zwingende und unbedingt notwendige Antwort auf eine Frage, von der man nie wusste, dass man sie h
https://hundert11.net/musikfest2019-siecles/

ARD-Musikwettbewerb: Kraftakt am Bühnenrand
Der internationale Musikwettbewerb der ARD ist eng mit großen Namen wie Sharon Kam, Sol Gabetta oder Thomas Quasthoff verknüpft – sie alle zählen zu den Preisträgern. Dieses Jahr kämpften insgesamt 185 Musikerinnen und Musiker um die begehrten Preise. René Gröger war für BR-KLASSIK von Anfang an dabei.
BR-Klassik

München
Anne-Sophie Mutter spielt „Across the Stars“
Die Geigerin Anne-Sophie Mutter und das Royal Philharmonic Orchestra mit Filmmusik von John Williams auf dem Königsplatz
Münchner Abendzeitung „Die DIENSTAG – PRESSE – 17. SEPTEMBER 2019“ weiterlesen

Die MONTAG – PRESSE – 16. SEPTEMBER 2019

Foto: Rolando Villazón, © Monika Hoefler
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Die MONTAG – PRESSE – 16. SEPTEMBER 2019

Leipzig
Null Chance für Musik in Rolando Villazóns Leipziger „Liebestrank“
Neue Musikzeitung/nmz.de
Rolando Villazón zeigt Western-Oper
Einst feierte Rolando Villazón als Nemorino in Donizettis Oper „L’elisir d’amore“ große Erfolge. Jetzt führte er an der Oper Leipzig in diesem Werk Regie. Sein Konzept war durchaus überzeugend – insbesondere die Darstellung der einst von ihm selbst verkörperten Rolle.
BR-Klassik

Wien/ Volksoper
„Cabaret“ an der Volksoper: Flott, aber der Funken springt nicht über
Erstmals wurde John Kanders Musical gegeben, die szenische Energie erreichte das Publikum leider nur selten
Der Standard
„Cabaret“ an der Volksoper: Alle Totengräber sind schon da
John Kanders und Fred Ebbs Musical „Cabaret“ begeistert an der Wiener Volksoper auch dank eines grandiosen Ensembles.
Kurier

Regensburg
Biedere Schwarz-Weiß-Ästhetik statt Hafenspektakel: „Tosca“ am Theater Regensburg
Neue Musikzeitung/nmz.de
Polarnacht über Rom
Konsequent in schwarz-weiß zeigt Regisseur Dominique Mentha Puccinis Musikdrama und verlegt die Handlung in den italienischen Faschismus. Das ist historisch plausibel, optisch jedoch nicht überzeugend. Musikalisch dagegen blieben keine Wünsche offen.
BR-Klassik „Die MONTAG – PRESSE – 16. SEPTEMBER 2019“ weiterlesen

Die SONNTAG – PRESSE – 15. SEPTEMBER 2019

Foto: © Greg Gorman

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Die SONNTAG – PRESSE – 15. SEPTEMBER 2019

Eine deutsche Managerin beschuldigt Opernstar Domingo: „Ich dachte, das muss ich jetzt aushalten, das gehört zu meinem Job“        Bezahlartikel
Plácido Domingo soll Frauen sexuell belästigt haben. Nun berichtet auch eine Managerin aus Hessen von einer Grapsch-Attacke. Der Sänger bestreitet das.
Der Spiegel

Berlin/ Mendelssohn-Remise
Vladimir Stoupel spielt Schostakowitsch Mensch hinter der Maske
Ein Schostakowitsch-Abend mit Vladimir Stoupel in der Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt
Tagesspiegel

Interview Elisabeth Kulman zu ihren Wiener Staatsopern-Auftritt
VIDEO

München
Konzert am Königsplatz: Anne-Sophie Mutter spielt John Williams
Münchner Abendzeitung

Leipzig
Happy Birthday, Clara! Das Leipziger Gewandhaus feiert Clara Schumanns 200. Geburtstag
Für den 200. Geburtstag Clara Schumanns, geb. Wieck ließ man sich in Leipzig etwas Besonderes einfallen: Das Klavierkonzert der Jubilarin wurde umrahmt von der Komposition einer lebenden Komponistin und von der sogenannten „Frühlingssymphonie“ von Claras Ehemann Robert.
Peter Sommeregger berichtet aus dem Leipziger Gewandhaus
Klassik-begeistert

Luzern
Teodor Currentzis mit «Figaros Hochzeit» in Luzern: Der Revolutionär tanzt auf dem Pult
Eine Rokoko-Komödie, in der es hörbar gärt: Mit «Le nozze di Figaro» beginnt der konzertante Zyklus der drei Da-Ponte-Opern Mozarts am Lucerne Festival äusserst rasant. Der Tempo-Drang des Dirigenten hat allerdings seinen Preis.
Neue Zürcher Zeitung

„Die SONNTAG – PRESSE – 15. SEPTEMBER 2019“ weiterlesen

Keine groben Fehler, keine wirklichen Highlights – nur Bo Skovhus überzeugt in „Die Nase“ an der Staatsoper Hamburg

Eine Inszenierung, die nichts falsch macht und vielleicht gerade deshalb auch kein großer Wurf ist. Ein Stück, das eher akademisches Interesse als echte Begeisterung weckt. Und musikalische Leistungen, die man bald wieder vergessen haben wird – vielleicht mit einer Ausnahme. „Die Nase“ sorgt nicht für Verschnupftheit, aber man wittert auch keine Sensation.

Staatsoper Hamburg, 13. September 2019
Dmitri Schostakowitsch, Die Nase (3. Vorstellung seit der Premiere am 7. September 2019)
Fotos: Arno Declair (c)

von Guido Marquardt

Operninszenierungen werden normalerweise dann zum Politikum oder wenigstens zum Stadtgespräch, wenn sie provozieren – sei es durch pointierte Regieaussagen oder künstlerisch gewagte Interpretationen. Auch musikalisch überragende oder aber hundsmiserable Leistungen bleiben hängen. Nichts davon trifft auf „Die Nase“ zu, die als erste Premiere in der Spielzeit 2019/20 auf der Hamburger Opernbühne zu sehen und zu hören war. In der Breite reagierte das Feuilleton wohlwollend und durchaus angetan. Vielleicht ein wenig so, wie man in den 1990er-Jahren auf Jürgen Flimms Inszenierungen am Thalia-Theater reagierte: Schöner Abend, in der Regie alles richtig gemacht, in der Ausführung handwerklich sauber, danke – was machen wir morgen?

Doch der Unterschied ist: Flimm hatte ein gutes Gespür für den Publikumsgeschmack des erweiterten Bildungsbürgertums und erreichte stets sehr gute Besucherzahlen. „Dmitri Schostakowitsch, Die Nase,
Staatsoper Hamburg, 13. September 2019 (3. Vorstellung seit der Premiere am 7. September 2019)“
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Happy Birthday, Clara! Das Leipziger Gewandhaus feiert Clara Schumanns 200. Geburtstag

Foto: A. Nelsons GWO © Gert Mothes

Leipziger Gewandhaus, 13. September 2019

Lauma Skride Klavier
Andris Nelsons Dirigent
Gewandhausorchester

Betsy Jolas
Letters from Bachville (Uraufführung)

Clara Wieck
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op.7

Robert Schumann
1. Sinfonie B-Dur op.338

von Peter Sommeregger

Für den 200. Geburtstag Clara Schumanns, geb. Wieck ließ man sich in Leipzig etwas Besonderes einfallen: Das Klavierkonzert der Jubilarin wurde umrahmt von der Komposition einer lebenden Komponistin und von der sogenannten „Frühlingssymphonie“ von Claras Ehemann Robert.

Allen drei Werken ist eines gemeinsam, sie wurden für das Gewandhaus-Orchester geschrieben und auch hier aus der Taufe gehoben. Die 93-jährige Komponistin Betsy Jolas stellt in ihrem etwa fünfzehn Minuten dauernden Orchesterstück Bach in den Fokus, Leipzig bezeichnet sie ironisch als „Bachville“. Sie kombiniert Rhythmen und Motive aus verschiedenen Kompositionen Bachs zu einer gelungenen, eigenständigen Collage, die auch vom Publikum dankbar angenommen wird. „Lauma Skride, Andris Nelsons, Gewandhausorchester
Leipziger Gewandhaus, 13. September 2019“
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Parodistische Preziosen und kolossaler Krach: Alan Gilbert und Yuja Wang erobern die Elbphilharmonie

Es kommt nicht oft vor, dass im Programmheft einem Schrotthändler für die Bereitstellung einiger Musikinstrumente gedankt wird. Ebenso passiert es selten, dass man bei einer Pianistin den Weg auf die Bühne für gefährlicher hält als die Tücken ihrer Partitur. Beides allerdings ließ sich erleben während eines intensiven Konzertabends mit Alan Gilbert, Yuja Wang und dem NDR Elbphilharmonie Orchester beim „Klingt nach Gilbert“-Antrittsfestivals.  

Foto: © Kirk Edwards, Yuja Wang
Elbphilharmonie Hamburg
, Großer Saal, 12. September 2019
NDR Elbphilharmonie Orchester
Yuja Wang, Klavier
Pedro Miguel Freire, Trompete
Alan Gilbert, Dirigent
Gaspare Buonomano, Klarinette
Andreas Grünkorn, Violoncello
Magnus Lindberg, Klavier
Thomas Schwarz, Schlagzeug
Stephan Cürlis, Schlagzeug
Juhani Liimatainen, Live-Elektronik

Dmitrij Schostakowitsch
Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll op. 35
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 F-Dur op. 102
Zugaben von Yuja Wang
Franz Liszt
Gretchen am Spinnrade S 558/8 / Bearbeitung für Klavier nach Franz Schubert D 118
Georges Bizet
Habanera der Carmen aus »Carmen« / Bearbeitung für Klavier von Vladimir Horowitz

Magnus Lindberg
Kraft I. und II. für Solisten und Orchester mit Live-Elektronik

von Guido Marquardt

Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass alles, was im Zusammenhang mit der Hamburger Elbphilharmonie steht, immer etwas größer ist als anderswo. Ob Lob oder Kritik – hier regiert kein Mittelmaß, sondern der Superlativ. Da ist es nur konsequent, wenn auch der Dienstantritt des neuen Chefdirigenten Alan Gilbert mit einem regelrechten Festival erfolgt.

Das Repertoire wird abgesteckt

„Klingt nach Gilbert“ hat nicht weniger als den Anspruch, mit sechs Programmen in acht Konzerten mehr zu zeigen als nur eine erste musikalische Visitenkarte. Stattdessen macht die enorme Bandbreite des Angebotenen deutlich, wie Gilbert sein Repertoire für die nächsten Jahre abzustecken gedenkt. Das reicht von durch und durch hanseatischem bzw. kanonischem Stoff (Brahms, Haydn) über Werke des 20. Jahrhunderts (Ives, Varèse) bis hin zu ganz frischen Auftragswerken (Poppe, Unsuk Chin – letztere in dieser Spielzeit als „Composer in Residence“ beim Orchester angesiedelt). „NDR Elbphilharmonie Orchester, Yuja Wang, Alan Gilbert,
Elphilharmonie Hamburg, 12. September 2019“
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