Die MITTWOCH-PRESSE – 13. FEBRUAR 2019

© Maxim Schulz / Elbphilharmonie Hamburg
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Neues großes Musikzentrum in London geplant
Ein architektonisches Großprojekt sorgt derzeit in London für Aufsehen: Unter dem Titel „Centre for Music“ soll eine Konzerthalle entstehen, die Kommentatoren mit Großprojekten wie der Hamburger Elbphilharmonie vergleichen
Salzburger Nachrichten

Hamburg/ Elbphilharmonie
Das gleißende Licht und die glühende Dunkelheit
Ingo Metzmacher, NDR Elbphilharmonie Orchester, Mikhail Petrenko, Elbphilharmonie Hamburg
Klassik-begeistert

Wien
Martha Argerich neues Ehrenmitglied des Konzerthauses Wien
Salzburger Nachrichten

München/ Bayerische Staatsoper
„Karl V.“: Der Kaiser singt sich in den Tod
Kreneks „Karl V.“ ist als akklamierte Neuproduktion in München zu sehen, szenisch einfallsreich und schlüssig, musikalisch unterschiedlich. Als Karl beeindruckt Bo Skovhus.
Die Presse
Ernst Krenek an der Bayerischen Staatsoper: Rette Karl wer kann
Münchner Merkur

München/ Hofspielhaus
200 Jahre Jacques Offenbach Operettenabend im Hofspielhaus
Münchner Abendzeitung

Wien/ Konzerthaus
Pletnevs Versuch eines Comebacks
Pianist Mikhail Pletnev trat erstmals nach Jahren wieder in Wien auf: Bach und Mozart erging es nicht gut dabei.
Die Presse

Hamburg/ opera stabile
Wolfgang Mitterers „Schneewittchen“ an der „opera stabile“ in Hamburg
Neue Musikzeitung/nmz.de

Wien/ Staatsoper
Wahnsinn mit angezogener Handbremse: Lucia di Lammermoor in Wien
bachtrack

München
Eine magische konzertante Walküre mit Rattle und dem BRSO
bachtrack

Musiker im Exil
„Ich weiß nicht, ob ich noch am Leben wäre“
War es früher die Flucht vor den Nazis oder dem Stalinismus, so bewegen heute die Zustände in Krisenländern wie Venezuela oder Syrien Künstlerinnen und Künster dazu, ins Exil zu flüchten. Nicht nur haben sie Schreckliches erlebt und ihre Heimat verloren – sie stehen vor der Aufgabe, sich eine neue Existenz in der fremden Kultur aufzubauen. Eine Herausforderung für jeden einzelnen.
BR-Klassik „Die MITTWOCH-PRESSE – 13. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

Das gleißende Licht und die glühende Dunkelheit: Ingo Metzmacher, NDR Elbphilharmonie Orchester, Mikhail Petrenko, Elbphilharmonie Hamburg

Es ist die Entschiedenheit des Zweifels, die ganz wesentlich die Atmosphäre dieser Sinfonie bestimmt. Mit Celesta, Harfe und schließlich der Glocke, die wir bereits ganz am Anfang dieser sinfonischen Tour de Force gehört haben, verklingt ein mächtiges Werk am Ende im ganz feinen Diminuendo. Und es herrscht tatsächlich eine so gebannte Stille im Saal, dass selbst die notorischsten Halskranken das Husten für einen Moment vergessen. Wie wirkmächtig auch die absolute Stille in einem solchen Saal doch klingen kann. Großer, langer, begeisterter Beifall. Zu Recht!

Foto © Marcus Höhn | NDR
NDR Elbphilharmonie Orchester, Ingo Metzmacher

Elbphilharmonie Hamburg, 10. Februar 2019

NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Chor
WDR Rundfunkchor
Mikhail Petrenko
, Bass
Cédric Tiberghien, Klavier
Nathalie Forget, Ondes Martenot
Ingo Metzmacher, Dirigent

Olivier Messiaen: Trois petites liturgies de la présence divine
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 13 b-Moll op. 113 „Babi Jar“

von Guido Marquardt

Ingo Metzmacher spannt im Großen Saal der Elbphilharmonie einen sehr großen Bogen von Messiaens hell strahlendem, glühenden Glaubensbekenntnis zu Schostakowitschs manchmal gallenbitterer, manchmal schwermütiger, immer aber düster funkelnder Analyse des real existierenden Sozialismus. Besonders der zweite Teil sorgt für hohe Spannung, die sich im enthusiastischen Schlussapplaus entlädt.

Am Anfang steht eine Überraschung: Wurde da etwa seitens des Veranstalters reagiert auf die arg hochgekochten Diskussionen der letzten Wochen über Akustik und Platzanordnung im Großen Saal? Und Block G direkt hinter der Bühne aus dem Verkauf genommen? Nein, das nicht – der Grund für die leeren Reihen war ein anderer. Klären sollte sich dies nach der Pause. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Ingo Metzmacher, Elbphilharmonie Hamburg, 10. Februar 2019“ weiterlesen

Die DIENSTAG-PRESSE – 12. FEBRUAR 2019

Foto: Elbphilharmonie © Maxim Schulz
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Die DIENSTAG-PRESSE – 12. FEBRUAR 2019

Hamburg/ Elbphilharmonie
Lieben-Seutter weist „Ferndiagnosen“ zurück
Generalintendant Christoph Lieben-Seutter zu den Vorwürfen: „Die Argumente sind altbekannt und ändern nichts an der Tatsache, dass in der Elbphilharmonie am laufenden Band ausgezeichnete Konzerte stattfinden, die akustisch keinen Wunsch offen lassen. Eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema würde darauf hinweisen, dass der Höreindruck auf Plätzen hinter der Bühne in jedem Saal der Welt beeinträchtigt ist, wenn ein Sänger vor einem großem Orchester singt. Warum trotzdem so viele Säle in diesem Layout gebaut werden, wäre dann eine Betrachtung wert. Ferndiagnosen und Berichte, die sich rund 800 Konzerte später immer noch ausschließlich auf die Eröffnungskonzerte beziehen, sind leider ebenso wenig relevant wie die Meinung der Experten Müller und Stephenson, die sich seit zwölf Jahren an der Elbphilharmonie abarbeiten und sich für befangen erklären müssten.“
Lieben-Seutter weiter: „Und was die Meinungen von Dirigenten betrifft, empfehlen wir Namen wie Valery Gergiev, Mariss Jansons, Andris Nelsons, Esa-Pekka Salonen, Paavo Järvi und viele andere. Der Große Saal der Elbphilharmonie ist ein einzigartiger, faszinierender Raum, der Publikum wie Künstler begeistert. Er kommt mit einer außergewöhnlichen Akustik, die für manche Musiker gewöhnungsbedürftig ist. Dafür belohnt er seine „Eroberung“ mit phantastischen, intensiven Konzerterlebnissen. Wir sind mit dem Saal glücklich, so wie er ist.“
Hamburger Abendblatt

Wien/ Staatsoper
„Enttäuschender Premierenabend“
Die Wiener Staatsoper hat eine neue „Lucia di Lammermoor“. Der Premierenabend verlief enttäuschend. Donizetti wurde eine Schneelandschaft mit mäanderndem Bächlein verpasst und einige musikalische „Anpassungen“.
http://www.operinwien.at/werkverz/donizett/alucia11.htm

Eine Frau flieht in den Wahnsinn
Der Neuproduktion von „Lucia di Lammermoor“ an der Wiener Staatsoper bleibt der Triumph verwehrt.
Salzburger Nachrichten

„Lucia“-Premiere an der Staatsoper: Ein Wahnsinn ohne Methode
Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ an der Wiener Staatsoper – aber warum eigentlich?
Kurier

„Lucia di Lammermoor“ mit hohen Tönen und niedriger Spannung
Premiere für „Lucia di Lammermoor“ an der Staatsoper: Glanzvolle Sänger in einer matten Regie
Wiener Zeitung „Die DIENSTAG-PRESSE – 12. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

Wer wagt, gewinnt: Die Philharmonie Südniederlande begeistert mit Britten und Mahler

Foto: Hans Graf © Nancy Horowitz
Philharmonie Südniederlande, Eindhoven Muziekgebouw, 9. Februar 2019

Hans Graf, Dirigent
Bernarda Fink, Mezzosopran
Peter Seiffert, Tenor
Philharmonie Südniederlande

Benjamin Britten – „Four Seas Interlude“ (1945) aus der Oper „Peter Grimes“
Gustav Mahler  – „Das Lied von der Erde“ (1911)

von Daniel Janz

Nicht allzu vielen Konzertgängern wird die südniederländische Stadt Eindhoven ein Begriff sein. Diese Industriestadt ist eher für den Großkonzern Phillips oder den heimischen Fußballclub bekannt. Da stellt es schon eine große Herausforderung dar, was sich das Philharmonieorchester Südniederlande zur Aufgabe gemacht hat: Ein europaweites Zentrum der Kultur zu etablieren.

Diese Mission verfolgt das Orchester nicht nur mit der Verpflichtung international anerkannter Musiker, sondern auch mit ambitionierten Programmen: Benjamin Britten und Gustav Mahler stehen am heutigen Konzertabend auf dem Programm der seit 2013 bestehenden Philharmonie Südniederlande, die sich selbst das jüngste Sinfonieorchester der Niederlande nennt. Mit mehreren hundert Gästen ist der Saal des modernen Muziekgebouws aber kaum halbvoll. „Philharmonie Südniederlande, Hans Graf,
Eindhoven Muziekgebouw, 9. Februar 2019“
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BEWEGEN, UM ZU BEWEGEN: JOHN NEUMEIERS BILDGEWALTIGE INSZENIERUNG VON GLUCKS „ORPHÉE ET EURYDICE“ IN HAMBURG ÜBERZEUGT

Foto: © Kiran West
Staatsoper Hamburg
, 9. Februar 2019
Christoph Willibald Gluck, Orphée et Eurydice

von Holger Voigt

Von Christoph Willibald Glucks “Orphée et Eurydice” gibt es zwei Fassungen: Eine italienischsprachige, die am 5. Oktober 1762 in Wien uraufgeführt wurde, und eine französischsprachige, die am 2. August 1774 in Paris zur Uraufführung kam. John Neumeier wählte für seine aktuelle Inszenierung die letztere, die sich von der ersten insbesondere durch freie, dramaturgisch ungebundene Balletteinlagen unterscheidet, wie es in der französischen „höfischen“ Operntradition für lange Zeit fester Bestandteil war.

Bereits 1978 hatte John Neumeier für die Hamburgische Staatsoper „Orphée et Eurydice“ (als Ballett) inszeniert. Seine aktuelle Produktion beinhaltet nunmehr eine vollständige Operninszenierung, wobei es zu einer Verschmelzung von Oper und Ballett kommt. Die Gesangsprotagonisten Orphée und Eurydice (Dmitry Korchak, Andriana Chuchman) werden durch Ballettprotagonisten (Edvin Revazov, Anna Laudere) gespiegelt, was bisweilen nicht deutlich genug wahrnehmbar war. „Christoph Willibald Gluck, Orphée et Eurydice,
Staatsoper Hamburg, 9. Februar 2019“
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"Turandot" in Dortmund:
„Die Macht siegt über die Liebe"

(C) Björn Hickmann / Oper Dortmund

Oper Dortmund, 9. Februar 2019
Giacomo Puccini, Turandot (Premiere)

von Ingo Luther

Giacomo Puccini hat der Nachwelt mit seiner „Turandot“ sein großes, musikalisches Vermächtnis hinterlassen. Leider konnte er es nicht mehr selbst zu Ende führen. Wie hätte es wohl ausgesehen? Es ist überliefert, dass sich Puccini außerordentlich dabei quälte, einen stimmigen, passenden Schluss für sein letztes Opus zu finden. Mit dem Tod seiner kleinen, liebenden Heldin – der Sklavin Liù – endete auch die Arbeit des Jahrtausendkomponisten an dieser Komposition. Er starb am 29. November 1924 nach einer Operation aufgrund der Diagnose Kehlkopfkrebs. Sein Schüler Franco Alfano war es dann letztlich, der das Werk vollendete.  Bei der Uraufführung am 25. April 1926 in der Mailänder Scala beendete Arturo Toscanini die Oper an jener Stelle, an der Puccini die Arbeit an seinem Werk einstellen musste. Wer den feinsinnigen Puccini und die zärtlich-melancholische Musik beim Tode der Mimì im 4. Bild von „La Bohème“ im Hinterkopf hat, hätte dem Meister aus dem toskanischen Lucca für seine letzte Oper sicherlich auch ein anderes Ende zugetraut als eine pompöse, konstruierte Vermählung zwischen Calaf und Turandot… „Giacomo Puccini, Turandot (Premiere),
Oper Dortmund, 9. Februar 2019“
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Die MONTAG-PRESSE – 11. FEBRUAR 2019

Foto: Simon Rattle © Sheila Rock
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Die MONTAG-PRESSE – 11. FEBRUAR 2019

München/ Herkulessaal
Götter haben Sorgen
Simon Rattle, stimmgewaltige Solisten und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks lassen im Münchner Herkulessaal „Die Walküre“ tosen.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/klassik-goetter-haben-sorgen-1.4324075

Simon Rattles Münchner „Walküre“: Zu allem entschlossen
Münchner Merkur

Simon Rattle dirigiert „Die Walküre“
Münchner Abendzeitung

München/ Bayerische Staatsoper
Burn-Out im Hause Habsburg: Umjubelter „Karl V.“ in München
Mit diesem Erfolg war nicht zu rechnen: Ernst Kreneks schwierige Oper über den regierungsmüden Kaiser, in dessen Reich die Sonne niemals unterging, begeisterte das Publikum. Grund dafür: Ein optisches Riesen-Spektakel und ein fesselnder Titelheld.
BR-Klassik

Wien/ Staatsoper
Lucia im Wachsfigurenkabinett des Wahns
Freundlicher Applaus gemixt mit herzhaften Buhs für Laurent Pellys Inszenierung von „Lucia di Lammermoor“ an der Wiener Staatsoper. –
Der Standard

Psychospiel zwischen Alb und Traum
Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ im Haus am Ring als freudloses Stehtheater. Wenigstens bewegt die Musik, mit Olga Peretyatko und Juan Diego Flórez als Belcanto-Garanten.
Kleine Zeitung

„Lucia di Lammermoor“, rundumerneuert
Laurent Pelly hat Donizettis Musikdrama neu inszeniert, in tristem Grau, aber so, dass sich auch im Repertoire die Sänger zurecht finden werden, um ihre jeweils eigenen Belcanto-Künste zu demonstrieren.
Die Presse

Wie Juan Diego Florez zum besten Tenor der Welt wurde
https://www.profil.at/kultur/juan-diego-florez-bester-tenor-10635514

Berlin
Claus Guths immer noch aufregender Don Giovanni an der Staatsoper Berlin
Lahav Shani macht seine Sache am Pult richtig gut. So klingt Mozart biegsam, transparent und punktgenau. Die Sänger werden fast komplett ausgetauscht. Standen in dieser Produktion bis vor kurzem D. Röschmann, A. Prohaska, C. Maltmann und E. Schrott für Kontinuität, so rücken nun Vokalkräfte aus der zweiten Reihe nach. Die sind aber alles andere als zweite Wahl: Tara Erraught als tapfere Donna Elvira, Evelin Novak als hin und her gerissene Donna Anna, Markus Werba als tödlich verletzter Don, Dovlet Nurgeldiyev als tenorschöner Ottavio sowie Narine Yeghiyan und Grigory Shkapura als niederes Paar.
https://konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com/2019/02/09/don-giovanni „Die MONTAG-PRESSE – 11. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

So geht Oper. So geht Carmen. Nadezhda Karyazina sorgt für einen Galaabend in Hamburg

Foto: Nadezhda Karyazina (c) / Facebook
Staatsoper Hamburg
, 7. Februar 2019
Georges Bizet, Carmen

So geht Oper. So geht Carmen. So gehen 1600 Menschen beherzt, berauscht und beseelt nach Hause.

Die Rede ist von George Bizets Jahrtausend-Oper Carmen. Gespielt an der Staatsoper Hamburg. Es war dies die beste Carmen, die der Herausgeber in der Freien und Hansestadt Hamburg erleben durfte – ich komme auf rund 25 Aufführungen im Haus an der Dammtorstraße.

Endlich brannte mal wieder Feuer im Rund, das fast ausverkauft war – Seltenheitswert in einem Opernhaus, das sich oft mit Aufführungen abgeben muss, in denen nur gut jede dritte Karte voll bezahlt wird und die Hälfte der Plätze leer bleibt, selbst wenn Weltstars wie Christian Gerhaher singen: in den Faust-Szenen von Robert Schumann im Oktober und November 2018. Und das nach einer musikalisch und gesanglich dürftigen Premiere von Christoph Willibald Glucks „Orphée et Eurydice“ am Sonntagabend, bei der vor allem der Tenor Dmitry Korchak mit seinen unzähligen Fehltönen und einer gepressten Höhe geübten Operngängern das Leben schwer machte. „Georges Bizet, Carmen, Nadezhda Karyazina, Staatsoper Hamburg, 7. Februar 2019“ weiterlesen

Lucia-Premiere in Wien: Olga Peretyatko und der Dirigent Evelino Pidò bekommen Bravos und auch Buhs

Foto: M. Pöhn (c): Olga Peretyatko und Juan Diego Flórez
Wiener Staatsoper,
9. Februar 2019
Gaetano Donizetti: LUCIA DI LAMMERMOOR – Premiere 

von Heinrich Schramm-Schiessl (onlinemerker.com)

„Immer muss was Neues her, auch wenn das Alte noch so sehr zu brauchen wär“ lautet der Refrain eines Wienerliedes. An diesen mußte ich öfters während dieser Premiere denken, denn diese Neuproduktion ist völlig unnötig. Sicher, die Barlog-Inszenierung ist mittlerweile fast 41 Jahre alt, aber sie hat immer noch funktioniert und hätte sicher noch länger ihren Dienst getan. Die „Lucia“ ist nämlich eine „Sängeroper“, d.h. man möchte in den einzelnen Rollen nicht immer nur jene Interpreten sehen und vor allen Dingen hören, die die Premiere gesungen haben, sondern alle jene, die die Partien kompetent interpretieren können und dazu ist ein vernünftiger, möglichst unkomplizierter Rahmen sinnvoll. Daher vermute ich, dass der Hauptgrund für diese Neuproduktion – wie so oft – die Verwendung einer „kritischen Neufassung“ ist. Ich habe zu diesen sogenannten Neufassungen meine ganz persönliche Ansicht, die ich hier aber nicht näher erläutern möchte, um mir juristischen Unbill zu ersparen.

Es kam natürlich wie es kommen musste. Die neue Inszenierung von Laurent Pelly fällt hinter der alten zurück. Im Grunde tut sie niemanden weh, gefällt aber auch nicht. Sie ist einfach uninterresant. Die vielen gescheiten Dinge, die der Regisseur in diversen Interviews gesagt hat, spiegeln sich auf der Bühne nicht wieder. Es gibt weder eine Personenregie noch weiss Herr Pelly mit dem Chor etwas anzufangen. Die Chorregie beschränkt sich darauf, während des Singens entweder vor- und zurück oder im Kreis zu gehen, denn einfach stillstehen ist ja heute ein absolutes No-go. Das Bühnenbild von Chantal Thomas erschöpft sich, neben der merkwürdigen Schneelandschaft der ersten vier Bilder, nahezu zur Gänze in Grau- und Schwarztönen, nur das 6. Bild spielt vor einer blutroten Wand (Vorsicht: Holzhammer), und es liegt außerdem ein roter Läufer am Boden. Warum das 4. Bild, also die Hochzeitsszene, in einem schmalen Gang und nicht im gleichen Saal wie das 6. Bild spielt, bleibt ein Rätsel. Die Kostüme, vom Regisseur entworfen, sind ebenfalls in Schwarz- und Grautönen gehalten, nur Lucia trägt in der Hochzeits- und Wahnsinnsszene ein weißes Kleid.


Juan Diego Florez. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Leider war die Aufführung auch musikalisch eher zwiespältig. Olga Peretyatko, die mir als Gilda durchaus gefallen hat, enttäuscht in der Titelrolle. Es waren weniger die mit Ausnahme im Piano eher schrillen Höhen und die wenig flexiblen Koloraturen die mich gestört haben, sondern die zuwenig breite Mittellage, die den großen lyrischen Momenten ihre Wirkung nahm. Überhaupt hat einem die ganze stimmliche Gestaltung der Partie irgendwie kalt gelassen. Juan Diego Florez schätze ich wirklich sehr und verfolge seine Karriere von Beginn an mit großer Freude, aber als Edgardo konnte er mich nicht begeistern. Das Problem liegt primär darin, dass für diese Rolle schon etwas verdische Kantilene verlangt wird und die hat er nicht. Es ist zwar beeindruckend wie er mit seiner ausgefeilten Technik singt und wie bombensicher die Höhen kommen, aber es fehlt in den lyrischen Szenen der gewisse Schmelz und die „Träne“ im Ausdruck und in den dramatischen Stellen vor allem des 4. Bildes die entsprechende Durchschlagskraft. George Petean singt den Enrico ordentlich und mit sicherer Höhe, bleibt aber ziemlich unscheinbar. Jongmin Park sang den Raimondo mit raumgreifender, allerdings nicht immer schön klingender Stimme. Lukhanyo Moyake sang den Arturo mit eher enger Stimme. Virginie Verrez (Alisa) und Leonardo Novarro (Normanno) ergänzten.

Ein Problem war diesmal auch das Orchester. Evelino Pidò mag ein großartiger Musikwissenschaftler sein und er hat das Werk sicher mit Akribie einstudiert, aber da klingt vieles eher trocken, fast akademisch. Zudem fehlt jede Flexibilität und außerdem atmet das Orchester nicht mit den Sängern mit. Der Chor (Einstudierung Martin Schebesta) sang ordentlich, auch wenn ich mir die Passage nach Raimondos Erzählung im 6. Bild etwas hintergründiger vorgestellt hätte.

Unterschiedlich die Publikumsreaktionen am Ende. Großen ungetrübten Jubel gab es nur für Florez, bei Petean und Park war er etwas gedämpfter. Peretyatko und der Dirigent bekamen zwar Bravos, mußten aber auch Buhs einstecken. Beim Regieteam war die Verteilung von Zustimmung und Ablehnung 50:50.

Heinrich Schramm-Schiessl, 10. Februar 2019

 

Die SONNTAG-PRESSE – 10. FEBRUAR 2019

Fotos: Wiener Staatsoper / M. Pöhn
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 10. FEBRUAR 2019

Wien/ Staatsoper
„Tosca“: Dieser Opernkrimi schlägt jedes TV-Hauptabendprogramm
Piotr Beczałas umjubeltes Debüt als Cavaradossi an der Seite Thomas Hampsons und der für Wien neuen Tosca, Sondra Radvanovsky.
Die Presse
Ein Ereignis: Draufgehen mit Dringlichkeit
Wiener Zeitung

Wien/ Volksoper: HEUTE Premiere „Porgy & Bess“ (konzertant)
Die Geschichte des Bettlers aus der Catfish Row und seiner Angebeteten ist ein Meilenstein der Gattung und als Amerikas bedeutendste Oper wohl bis heute nicht übertroffen worden. Die konzertanten Aufführungen im Februar 2019 unter der Leitung von Joseph R. Olefirowicz sind – nach einem Gastspiel 1952 und einer Eigenproduktion 1965 – das dritte Lebenszeichen der „Folk Opera“ an der Volksoper. Hits wie „Summertime“ und „I Got Plenty O‘ Nuttin“ sind zu absoluten Klassikern des Jazz geworden.
https://www.volksoper.at/produktion/porgy-and-bess-konzertant-2019.de.html#event-images

Dresden/ Kulturpalast
Ein Mozartabend de luxe: Sir András Schiff und die Cappella Andrea Barca gastieren im Dresdner Kulturpalast
Sir András Schiff und die Cappella Andrea Barca gastieren im Dresdner Kulturpalast… Mit den Konzerten für Klavier und Orchester Nr. 15 B-Dur und Nr. 17 G-Dur erklingen zwei der „großen“ Wiener Konzerte von 1784. Dazwischen steht an diesem Abend im Kulturpalast Dresden die erste der drei letzten Sinfonien des Weltgenies Wolfgang Amadeus Mozart: die heitere und kraftvolle Nr. 39 in Es-Dur mit dem Beinamen Schwanengesang.
Im Sommer 1788 komponierte Mozart in der Gartenwohnung der Familie in der Wiener Vorstadt Alsergrund Nr. 135 im Haus zu den drei Sternen binnen sechs Wochen und inmitten finanzieller Not – Mozart schreibt immer wieder Bittbriefe an seinen Freimaurerbruder Michael Puchberg – die Höhepunkte seines sinfonischen Schaffens: Die Sinfonien in Es-Dur, g-Moll und C-Dur, die Jupitersinfonie.
Pauline Lehmann berichtet aus dem Kulturpalast Dresden.
Klassik-begeistert „Die SONNTAG-PRESSE – 10. FEBRUAR 2019“ weiterlesen