Christian Tetzlaff und das Gürzenich-Orchester verstören mit Ligeti, bevor sie mit Bruckner begeistern

Christian Tetzlaff Violine
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
György Ligeti – Konzert für Violine und Orchester (1990/92)
Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 3 d-Moll WAB 103 (1872–73) – 1. Fassung
Kölner Philharmonie, 3. Oktober 2017

von Daniel Janz

Die Übernahme des Gürzenich-Orchesters Köln 2015 durch François-Xavier Roth markierte auch einen stilistischen Umbruch. Der französische Dirigent hat sich vor allem der Neuen Musik verschrieben. Er will dem Publikum neue Klangwelten eröffnen und sie in Verbindung mit den bekannten Werken der Klassik bringen. Das kann gut gehen. Was da aber am Tag der Deutschen Einheit in der Kölner Philharmonie zu hören war, brachte selbst erfahrene Konzertbesucher an ihre Grenzen. „Anton Bruckner, György Ligeti, Christian Tetzlaff, Gürzenich-Orchester Köln,
Kölner Philharmonie“
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Der Große Saal der Elbphilharmonie wird zur Kathedrale, zum Tempel geistlicher Musik

Foto © Claudia Höhne
Witold Lutosławski
, Musique funèbre
Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626
NDR Elbphilharmonie Orchester
Balthasar-Neumann-Chor und –Solisten
Anna Lucia Richter Sopran
Wiebke Lehmkuhl Alt
Lothar Odinius Tenor
Tareq Nazmi Bass
Thomas Hengelbrock Dirigent
Elbphilharmonie Hamburg, 6. Oktober 2017

von Leon Battran

Diese Musik ist schlichtweg überwältigend. Orchester, Chor und Solisten brillieren und sorgen für eine Sternstunde am Elbufer. Der Große Saal der Elbphilharmonie wird zur Kathedrale, zum Tempel geistlicher Musik. Zu hören ist Mozarts letztes Werk: eine Totenmesse wie gleißendes Licht. „Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem, Witold Lutosławski, Musique funèbre, NDR Elbphilharmonie Orchester, Balthasar-Neumann-Chor und -Solisten, Anna Lucia Richter, Wiebke Lehmkuhl, Lothar Odinius, Tareq Nazmi, Thomas Hengelbrock,
Elbphilharmonie Hamburg“
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Berlin hat wieder ein Herz voll Hochkultur: die Staatsoper Unter den Linden

Festliche Wiedereröffnung
Staatsoper Unter den Linden, Berlin

Zum Augenblicke Sagen: Verweile doch! Szenen aus Goethes Faust. Musik von Robert Schumann. Texte aus Johann Wolfgang Goethes Faust I und Faust II.
Daniel Barenboim, Dirigent
Jürgen Flimm, Inszenierung
Markus Lüppertz, Bühnenbild
Detlef Giese, Dramaturgie
Roman Trekel, Faust, Doctor Marianus
Elsa Dreisig, Gretchen und Poenitentium
René Pape, Mephistopheles, Böser Geist, Pater Profundus
Stephan Rügamer, Ariel, pater Ecstaticus

Berlin, Du Pulsgeber Europas: Du bist zu beneiden! Jetzt hast Du wieder ein Herz: ein Herz voll Hochkultur. Eine Oper von Weltformat mitten in Deiner Mitte: am Boulevard Unter den Linden! Dieses Herz ist groß, geerdet, wunderschön. Dieses Herz hat einen wunderbaren Klang: so warm, so präzise, so prachtvoll. Dieses Herz ist Musik. „Festliche Wiedereröffnung Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Robert Schumann, Johann Wolfgang Goethe, Szenen aus Goethes Faust, Daniel Barenboim, Jürgen Flimm, Markus Lüppertz, Detlef Giese, Roland Trekel, René Pape, Stephan Rügamer,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“
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Ästhetik, Erotik und Brutalität: Die große „Zauberflöte“ von Torsten Fischer im Theater an der Wien

Foto: Kmettich (c)
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte

Theater an der Wien, 28. September 2017

Von Charles E. Ritterband

Nie hat man Mozarts „Zauberflöte“ auf einer Bühne ästhetischer gesehen – und selten verwirrender. Von Anfang an ist es keine „listige Schlange“ (Originaltext), kein schreckliches Ungeheuer, sondern eine liebeshungrige Frauenmeute, die Tamino bedroht. Den zweiten Akt dominiert, wie der Regisseur Torsten Fischer es nennt, eine „Klagemauer“, auf der in großen Lettern in verschiedenen Weltsprachen und –schriften fragmentarisch ein Gedicht von Luigi Nono zu lesen ist. Und ebenfalls im zweiten Teil wird die Besatzung von Sarastros Tempel ziemlich brutal malträtiert. Warum? Weiß man eigentlich nicht. Für einen aktuellen Touch sorgen dann auch die zahlreichen Schwimmwesten, von denen die Bühne plötzlich übersät ist. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte,
Theater an der Wien“
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Tatiana Serjans Stimmenkontrolle ist einfach stratosphärisch!

Giuseppe Verdi, Aida
Deutsche Oper Berlin, 29. September 2017

von Yehya Alazem

Soll man sie hassen oder soll man sie lieben? Soll man denken, dass sie das Erlebnis zerstört hatte oder soll man ihr dafür danken, dass sie das Erlebnis verstärkt hatte? Benedikt von Peters Inszenierung der Aida an der Deutschen Oper ist einfach verwirrend. Sie könnte möglicherweise neue Ideen und Perspektive hervorbringen, das reicht aber nicht aus, denn sie widerspricht der Partitur und dem Libretto in fast jeder Szene. „Giuseppe Verdi, Aida, Giampaolo Bisanti, Jorge de León, Tatiana Serjan, Anna Smirnova, Noel Bouley, Ante Jerkunica, Ievgen Orlov,
Deutsche Oper Berlin“
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Zärtlich filigran zaubert der mächtige Bass – die Staatsoper Hamburg feiert Weltklasse-Leistungen

Foto: Declair (c)
Richard Wagner, Parsifal
Staatsoper Hamburg, 27. September 2017
Kent Nagano, Dirigent
Eberhard Friedrich, Chorleitung
Achim Freyer, Inszenierung, Bühne, Kostüme und Licht
Andreas Schager, Parsifal
Kwangchul Young, Gurnemanz
Claudia Mahnke, Kundry
Vladimir Baykov, Klingsor
Wolfgang Koch, Amfortas

von Sebastian Koik

Was für eine großartige Musik! Was für eine Ouvertüre! Von den ersten Takten an entführt Richard Wagner in einzigartige und zauberhafte Klangräume. Sphärische, weihevolle Musik wie nicht von dieser Welt! Bühnenweihfestspiel nennt Wagner seine letzte Oper. Richard Wagner darf das. Richard Wagner kann das. Er erschafft eine neue Kategorie und setzt dabei gleichzeitig einen Schlusspunkt. „Richard Wagner, Parsifal, 27. September 2017,
Staatsoper Hamburg,“
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Hans Moser lässt grüßen: Die Volksoper Wien bebt vor Begeisterung

Foto: B. Pálffy (c)
Johann Strauss Sohn, Die Fledermaus

Volksoper Wien, 26. September 2017
Gabriel von Eisenstein Carsten Süss
Rosalinde Melba Ramos
Adele Anita Götz
Frank Kurt Schreibmayer
Frosch Gerhard Ernst
Dr. Falke Günter Haumer
Prinz Orlofsky Annely Peebo
Alfred Szabolcs Brickner
Ida Juliette Khalil
Guido Mancusi
Dirigent
Heinz Zednik Szenische Neueinstudierung
Pantelis Dessyllas Bühnenbild
Doris Engl Kostüme
Lili Clemente Choreographie

von Jürgen Pathy

Damen und Herren, Jung und Alt, besuchen Sie die Volksoper Wien! Gestatten Sie der zweitgrößten Oper der österreichischen Hauptstadt die randvollen Ränge, die sie verdient… am Dienstag war dies dem Haus mit Wiener-Vorstadt-Charme leider nicht vergönnt – einige Sitzplätze blieben an diesem lauen Herbstabend frei. Schlechte Nachrichten für alle, die zu Hause blieben: Sie haben Großartiges versäumt! „Johann Strauss Sohn, Die Fledermaus, 26.9.17,
Volksoper Wien“
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Finnland first!

Foto: Claudia Höhne (c)
Philharmonia Orchestra London
Pekka Kuusisto Violine
Esa-Pekka Salonen Dirigent
Elbphilharmonie, Großer Saal, 25. September 2018
Kaija Saariaho, Lumière et pesanteur / für Orchester
Jean Sibelius, Sinfonie Nr. 6 d-Moll op. 104
Sergej Prokofjew, Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19
Jean Sibelius, Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105

Das Lob für den Jahrhundertbau kam aus dreifachem Munde: „It’s a great joy to play in your living room“, sagte der Geiger Pekka Kuusisto nach einem Weltklasse-Prokofiew den 2100 Zuschauern in Hamburgs neuer landmark: der Elbphilharmonie in der Hafencity. „In diesem Saal kann man wirklich, wirklich leise spielen – das klingt so wunderschön!“, ergänzte der Chef-Dirigent des Phiharmonia Orchestra, Esa-Pekka Salonen, auf Deutsch nach zwei Weltklasse-Sibelius mit seinem Philharmonia Orchestra aus London. Und mein sympathischer Sitznachbar, ein 31 Jahre alter Mitarbeiter von MAN aus München im schwarzen Hard-Rock-Café-T-Shirt, der eine Stunde an der Abendkasse angestanden und 120 Euro für sein Ticket gelöhnt hatte, sagte: „Es war ein wunderbarer Abend – das Konzert in diesem gigantischen Saal war jeden Cent Eintritt wert.“ „Philharmonia Orchestra London, Pekka Kuusisto, Esa-Pekka Salonen, Kaija Saariaho, Jean Sibelius, Sergej Prokofjew,
Elbphilharmonie, Hamburg“
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„Santa Aria“ und ein Riesen-Teddybär in der Ungarischen Staatsoper in Budapest

Foto © Dudas Erno
Suor Angelica und Gianni Schicchi in Budapest

von Charles E. Ritterband

Bis 2019 finden die Vorstellungen der Ungarischen Staatsoper (Magyar Állami Operaház) wegen Renovierungssarbeiten nicht im prachtvollen, historischen Opernhaus am Andrasi-Boulevard, sondern in der „Volksoper“, dem vom Budapester Stadtzentrum etwas weiter entfernten Erkel-Theater (Erkel Szinhas), statt. Dieses größte Theater Ungarns wird regelmäßig für Vorstellungen der Staatsoper eingesetzt; 1953 erbaut, hat es den Charme der vom Kommunismus geprägten 1950er-Jahre-Architektur. „Suor Angelica und Gianni Schicchi in Budapest,“ weiterlesen