Foto: Alexander Arlt, Kronau, FSB
von Jolanta Łada-Zielke
„Die singen ja nur“ – so sagte man über Chormitglieder während der Revolution von 1848/49. Das politische und gesellschaftliche Leben wirkte sich jedoch auf die Tätigkeit der Chorvereine sehr wohl aus. Am deutlichsten war es in der Nazizeit, als man zum Beispiel die Seiten mit Stücken von Mendelssohn in Liederbüchern zusammenklebte.
Ich lade Sie zur Fortsetzung des Gesprächs mit Alexander Arlt, dem Archiv- und Museumsleiter der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen, ein.
Die ersten Chorvereine entstanden 1809, zu einer Zeit also, als die Bedrohung durch Napoleons Truppen überall präsent war. Beeinflusste diese politische Lage die Entwicklung der Chorbewegung?
Einen Einfluss hatte dies auf jeden Fall hinsichtlich des Liedguts. Das Repertoire für Männerchöre war zu dieser Zeit noch überschaubar, so dass viele neue Kompositionen entstanden, die dann auch von den damaligen Umständen geprägt waren. Eine bekannte und weit verbreitete Sammlung war zum Beispiel „Leyer und Schwerdt“ von Theodor Körner, vertont von Carl Maria von Weber 1814. Körner ging als Freiheitskämpfer bei dem Lützow’schen Freikorps in die Geschichte ein. Besonders bei „Lützows wilde Jagd“ ist ein militärischer Unterton deutlich wahrnehmbar. „Interview: Deutsche Chöre und Politik,
(Teil 2), 13. November 2021“ weiterlesen