Der „Ring“ beginnt: „Das Rheingold“ an der Staatsoper Hamburg

Die Bühnenbesetzung ist sehr durchwachsen.

Foto: Staatsoper Hamburg (c)
Hamburgische Staatsoper
, 30. Oktober 2018
Richard Wagner, Das Rheingold

von Sarah Schnoor

Da geht Wagner-Liebhabern das Herz auf. Endlich gibt es wieder einen „Ring“ in der Hansestadt. Die Staatsoper Hamburg lässt gleich zwei Zyklen des „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner spielen, allerdings in unterschiedlicher Besetzung und mit beträchtlichem Zeitabstand zwischen den „Ring“-Teilen. „Richard Wagner, Das Rheingold,
Staatsoper Hamburg“
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Besuchen Sie die Faust-Szenen in Hamburg – hören Sie den wunderbaren Christian Gerhaher!

Foto: Thomas Egli (c)
Staatsoper Hamburg, 28. Oktober 2018, Premiere
Robert Schumann (Musik), Johann Wolfgang von Goethe (Text), Szenen aus Goethes Faust

Wunderbar, Yes, Ja! Klassik-begeistert.de empfiehlt nach der Premiere der „Szenen aus Goethes Faust“: Schauen und vor allem hören Sie sich diese Oper unbedingt an – im Haus an der Dammtorstraße!

Es gab keine Buhs – für niemanden. Es gab höflichen, hanseatischen Applaus für alle Beteiligten. Nichts Besonderes, eher ein bisschen lau, recht reserviert. Aber positiv, freundlich, wohlwollend.

Klassik-begeistert.de sieht dieses Werk deutlich euphorischer als der Großteil des Premierenpublikums: Die Musik von Robert Schumann ist göttlich, die Vorspiele sind eine Offenbarung, die Instrumentierung immer wieder zauberhaft und stets hochromantisch.

Und dann die Solopartien, die Chorpassagen. Das ist hinreißende, packende, traumhaft schöne Musik, die einen vollkommen im Hier und Jetzt des etwas biederen Runds der Staatsoper Hamburg sein lässt.

Ja, und dann waren dort drei Sänger, die in dieser Masse und Güte eher selten im Haus an der Dammtorstraße auftreten. „Robert Schumann (Musik), Johann Wolfgang von Goethe (Text), Szenen aus Goethes Faust,
Staatsoper Hamburg“
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Hoch komplex und tief bewegend:
Peter Ruzickas „Benjamin“

Fotos: © Bernd Uhlig
Peter Ruzicka, Benjamin, Hamburgische Staatsoper, 19. Oktober 2018

Yona Kim,
Libretto und Inszenierung
Peter Ruzicka,
Musikalische Leitung

von Leonie Bünsch

Eine „Reise ins Innere“ von Walter Benjamin wollte Peter Ruzicka in seiner Oper beschreiben. Und so ist es keine biografische Oper noch bedient sie sich originaler Texte. Streng genommen ist es nicht einmal eine Oper. Es ist ein Musiktheater in sieben Stationen.

Darin geht es um historische Begegnungen Benjamins, dem Philosophen und Kulturkritiker, Denker und Autoren. Getrieben durch die Suche nach sich selbst, als Jude verfolgt von den Nationalsozialisten. Auf unterschiedlichen Lebensstationen begegnet er Hannah Arendt, Bertolt Brecht, Gershom Scholem und Asja Lacis. Letztere wird seine Geliebte. Sie alle, wie auch seine Frau Dora treten in Ruzickas Musiktheater auf. „Peter Ruzicka, Benjamin, Hamburgische Staatsoper, 19. Oktober 2018“ weiterlesen

„Die tote Stadt“ III in Hamburg: (Welt)-Klasse klingt anders!

Bei der letzten Aufführung – hoffentlich mit Klaus Florian Vogt und Allison Oakes – am 13. Oktober 2018 kann nur alles besser werden…. KLASSIK-BEGEISTERT.DE EMPFIEHLT: GEHEN SIE UNBEDINGT HIN, WENN SIE IN HAMBURG SIND!

Foto: © Westermann
Hamburgische Staatsoper,
10. Oktober 2018
Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt

von Leonie Bünsch und Andreas Schmidt

Viele Plätze bleiben leer an diesem Abend in der Hamburgischen Staatsoper. Es ist die vorletzte Vorstellung von Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ in dieser Saison und es scheint, als sei die Luft bereits jetzt raus. Ganz ehrlich: Selten war ein Opernbesuch in der Staatsoper derart schmerzhaft!

Schuld daran sind weder Korngolds großartige (!!!) Bühnenmusik noch die ausgeklügelte Inszenierung von Karoline Gruber.

Es sind die Sängerinnen und Sänger, die den Abend zu einer herben Enttäuschung machen. Alexey Bogdanchikov und Marta Swiderska eröffnen die Oper als Frank und Brigitta. Ihre Stimmen klingen von Beginn an so blass und farblos, dass binnen weniger Sekunden die Vorfreude auf die Hauptrolle steigt. Charles Workman als Paul sitzt bereits auf seinem Stuhl, den Zuschauern den Rücken zugewandt. Dort trauert er um seine geliebte Marie, deren Haar er wie eine Reliquie aufbewahrt und anbetet. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt, Alexey Bogdanchikov, Marta Swiderska, Charles Workman, Manuela Uhl,
Staatsoper Hamburg“
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Staatsoper Hamburg: Das Experiment "Ring & Wrestling" ist gelungen

Foto: Jörn Kipping (c)
Ring & Wrestling, Operanovela, 5. und letzter Teil
mit Musik aus “Der Ring des Nibelungen” von Richard Wagner
opera stabile, Hamburg, 6. Oktober 2018
Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
unter der Leitung von Leo Schmidthals

von Teresa Grodzinska

Wrestler: Mia Arens, Nabila Attar, Fritz Otis Bergemann, Rilka Beust, Mario Cirkel, Daniel Czieschke, Arne Dührsen, Daniel Van Eendenburg, Philipp Feit, Lisa Feldmann Julia Gallinger, Dominik Günther, Babak Hasheminagaad, Lisa Huss, Torsten Lange, Elmar Lause, Julia Levin, Miguel Martinez, Moritz Meyer, Baster Rübsam, Therese Schneider, Patrik Tessmann, Mirko Thiele, Lena Vix, Berenice Warnecke. Special guest: Mark Boombastic (in Folge 4).

Die Kostüme der Wrestler sind Eigenkreationen.

Die namentliche Aufzählung der Wrestler aus dem St.-Pauli-Biotop hat einen Grund. Wer mehrere Folgen der Operanovela gesehen hat, der weiß, was für eine Arbeit hinter dem vermeintlich kindischem Unterfangen steckte. Fünf Wochen auf Hochtouren für LehrerInnen, BeamtInnen, StudentInnen, Hausfrauen/Hausmänner, MusikerInnen… Alles ganz normale, beruflich angebundene St. Paulianer mit klarer politischer Haltung (links, aber nicht extrem), klarem musikalischem Geschmack (Rock and Roll at its best und sonst alles, was gut ist) und mit kindlicher Lust für gemeinsame Blödeleien. „Ring & Wrestling, Operanovela, 5. und letzter Teil, Musik aus “Der Ring des Nibelungen” von Richard Wagner,
opera stabile, Staatsoper Hamburg“
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"Die tote Stadt" in HH: Die Hauptdarsteller machen keine Werbung für die faszinierende Musik

Foto: © Bernd Uhlig
Staatsoper Hamburg
, 5. Oktober 2018
Die tote Stadt, eine Oper in drei Bildern von Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)

Ein Gastbeitrag von Teresa Grodzinska

Der dreizehnten Vorstellung ging eine Hiobsbotschaft voraus: Statt der erwarteten Allison Oakes wird die Partie der Marietta/Marie von Manuela Uhl gesungen. Gerade am Nachmittag in Hamburg gelandet, hat sie eine kurze Probe absolviert und wird die erkrankte Allison Oakes – am Dienstag Prädikat „absolute Weltklasse“ – vertreten.

Ich saß in der ersten Reihe, direkt vor dem Orchestergraben. Interessante Erfahrung, aber nie wieder. Ich hörte das Orchester sehr gut. Zu gut in Anbetracht der Qualität der Stimmen der beiden Protagonisten: der Tenor Charles Workman als trauernder Witwer Paul und die Sopranistin Manuela Uhl als Marietta/Marie bemühten sich sehr um eine Lautstärke, die das Orchester übertönen würde. Es gelang ihnen leider nur sporadisch und erst dann war zu erahnen, was Korngolds Oper alles transportieren könnte… Woran es lag, dass die Hörbarkeit ihrer Stimmen einfach nicht da war, vermag ich nicht zu sagen. Auch aus der 17. Reihe, wohin ich – um objektiv zu berichten – nach der Pause wechselte, waren die beiden kaum zu hören. Ein Jammer. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt, Charles Workman, Manuela Uhl,
Staatsoper Hamburg“
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Staatsoper Hamburg: Gehen Sie in die "Luisa Miller" - Sie werden es nicht bereuen!

Foto: Monika Rittershaus (c)
Giuseppe Verdi, Luisa Miller, Staatsoper Hamburg,
4. Oktober 2018

Dr. Holger Voigt berichtet für klassik-begeistert.de
aus der Staatsoper Hamburg

Also, die „Luisa“ Miller war wieder ganz großartig!!! Wer sie in HH noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt hingehen. Noch zwei Mal haben Sie in diesem Jahr die Chance! „Giuseppe Verdi, Luisa Miller, Joseph Calleja, Roberto Frontali, Nino Machaidze
Staatsoper Hamburg, 4. Oktober 2018“
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"Luisa Miller" in Hamburg: Prall, präsent und raumfüllend - Joseph Calleja erinnert an den großen Pavarotti

Foto: Monika Rittershaus (c)
Giuseppe Verdi, Luisa Miller, Staatsoper Hamburg,
22. September 2018 / 4. Oktober 2018

Dr. Holger Voigt berichtet für klassik-begeistert.de
aus der Hamburger Staatsoper

Ich habe „Luisa Miller“ in der Hamburgischen Staatsoper am 22. September und am 4. Oktober 2018 gesehen und fühlte mich atmosphärisch an die legendäre Aufführung von 1981 erinnert, die ich seinerzeit zweimal hintereinander gesehen habe – für mich das absolute Highlight an der Hamburger Staatsoper ‚for ever‘. Damals gab es eine Spitzenbesetzung (Sinopoli, Carreras, Ricciarelli, Nucci) – alle gaben mir ein Autogramm und waren selbst beseelt von diesem Ereignis. Nun also ein Déjà-vu, mehr als 30 Jahre später.

Bereits 2014 hatte ich die ’neue‘ „Luisa Miller“ gesehen – ganz gezielt, um Nino Machaidze zu hören, die ich als Gilda (mit Leo Nucci als Rigoletto) auf DVD (aus Parma) das erste Mal kennengelernt hatte: Das war ein Elementarereignis für mich, die hervorragende Aufzeichnung kann ich nur jedem Kenner wärmstens empfehlen. Es gab sogar ein phänomenales ‚cis‘ der beiden, die ich seither als mein Dream Team bezeichne.

Die Rolle des Rodolfo sang 2014 Ivan Magri mit einer schlanken, lyrischen, beweglichen Tenorstimme in ganz hervorragender Diktion und Darstellung. Nun also Joseph Calleja. Ihn hatte ich vor 15 Jahren das erste Mal gehört und schon damals gesagt: wenn es überhaupt so etwas wie einen Pavarotti-Nachfolger geben sollte, dann wird er es sein! In den Folgejahren ‚dunkelte‘ aber seine Stimme immer mehr nach – sie klang oftmals mehr dramatisch, stählern – blieb aber auch zur lyrischen Phrasierung fähig (’spinto‘). Deshalb war ich sehr gespannt auf sein Hamburger Rollen-Debut als Rodolfo.

All meine Bedenken, ob seine Stimme vielleicht an lyrischem Ausdruck und Beweglichkeit eingebüsst haben könnte, waren bereits bei seinen ersten Intonationen wie weggeblasen: Es war alles da, prall präsent und raumfüllend, wie man es sonst kaum einmal in der Staatsoper Hamburg hören kann. Dazu eine präzise Artikulation mit hoher Sprachverständlichkeit, was alles zusammen mich tatsächlich an Luciano Pavarotti erinnerte.

Ganz gezielt machte ich den Test: Augen zu – und hören: Könnte das Pavarotti sein? Die Antwort war: in 70 Prozent müsste man das bejahen. Auch darstellerisch überzeugte Joseph Calleja, auch wenn er mit der sich Laufbahn-mäßig bewegenden Kulisse seine Schrittprobleme hatte (was er mir nachher im persönlichen Gespräch bestätigte – er müsse sich erst räumlich an die Bühne adaptieren…).

Nino Machaidze: Meine persönliche Favoritin im (frühen) Verdi-Fach. Sie hat alles – die Höhe, die Koloratursicherheit, die Phrasierung – nie muss man bei ihr Angst haben. Auch die rechte Verdi-gewollte Vibrato-Dosis bringt sie immer traumwandlerisch sicher zur Geltung. Besonders beeindruckt bin ich immer wieder bei ihr über die ansatzlose Intonationsssicherheit – das raubt mir glatt den Atem! Besonders gut ist das auch auf der DVD ‚I Puritani‘ zu sehen, die kameratechnisch die Stimmtechnik brilliant eingefangen hat. Darstellerisch spielte Nino Machaidze alles aus, was die Rolle hergibt und bekam standing ovations!

Angesichts dieser beiden Hauptakteure gab es so etwas wie eine ansteckende Euphoriegemeinschaft, die letztlich alle erfasste. Da war das Philharmonische Staatsorchester unter Alexander Joel plötzlich von Italianità infiziert, und auch der Chor zeigte italienisches Feuer in einer doch recht traurigen Handlung einer Oper, die man als Verismo-Starter (1849) einordnen könnte.

Es gab riesige Beifallsstürme (https://www.youtube.com/watch?v=DgvVDlK_g-w) – ein richtig grosser Opernabend in Hamburg mit glücklichen Akteuren und einem beseelten Publikum. Ich gehe noch mal hin!

Dr. Holger Voigt, 5. Oktober 2018, für
klassik-begeistert.de

GIUSEPPE VERDI, LUISA MILLER
Wiederaufnahme am 22.09.2018, Staatsoper Hamburg
Musikalische Leitung: Alexander Joel, Inszenierung/Bühne: Andreas Homoki, Paul Zeller, Kostüme: Gideon Davey, Chor: Eberhard Friedrich, Rodolfo: Joseph Calleja, Miller: Roberto Frontali, Luisa: Nino Machaidze, Wurm: Ramaz Chikviladze, Il Conte: Vitalij Kowaljow

Lesen Sie bitte auch den großartigen Beitrag von Ulrich Poser:

Giuseppe Verdi, Luisa Miller, Staatsoper Hamburg, 28. September 2018

Ring & Wrestling nach Richard Wagner: Der Abend endete in einer Handy-Selfi-Schlacht aller gegen alle

Foto: Jörn Kipping (c)
Opera stabile, Hamburg
, 29. September 2018
Ring & Wrestling, Operanovela in fünf Folgen, Folge 4
Musik nach Richard Wagners „Ring des Nibelungen“
Wotan – Julian Arsenault
Donner – Shin Yeo
Brünnhilde – Pia Salome Bohnert
Fricka – Maria Markina
Freia – Gabriele Rossmanith (immer noch verschollen)
Mitglieder der Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Musikalische Konzeption und Leitung: Leo Schmidthals
Szenische Konzeption und Inszenierung: Dominik Günther (früher Hobby-St.Pauli-Wrestler)
Bühne und Kostüme der SängerInnen: Sandra Fox
Dramaturgie: Johannes Blum
Spielleitung und Inspizienz: Maike Schuster

von Teresa Grodzinska

Die Wrestler, 25 Personen, werden wir in der letzten Besprechung selbstverständlich aufzählen. Jeder Klick zählt…

Hanna beobachtete alles aufmerksam und machte sich sogar Notizen, bis die Strobo-Sequenzen kamen. Sie musste die Augen sofort zumachen und so bleiben. Erst wollte ich sie raustragen, sie zeigte aber auf eine Hochschwangere neben sich, die trotz Strobo sitzen blieb und flüsterte: “Erst wenn sie sich auf den Weg macht, gehe ich auch.” Ihrer beider Entscheidung, oder musste man die zukünftige Generation auch fragen? Ich versuchte auf alles zu achten, aber trotzdem: Wir bitten, einige Strobo-Lücken in diesem Bericht zu entschuldigen. Und liebe Leser: Wenn man Sie auf “Arbeit mit Stroboskop” aufmerksam macht, dann handelt es sich um eine Warnung. Es gibt mehrere Gegenindikationen. Googeln Sie bitte. „Ring & Wrestling, Operanovela, Folge 4, Musik nach Richard Wagners „Ring des Nibelungen“,
Opera stabile, Hamburg“
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Ein Abend mit Königs-Stern

Foto: © Bernd Uhlig
Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt
Staatsoper Hamburg, 2. Oktober 2018


von Ulrich Poser

Mit Klaus Florian Vogt ist es wie mit Wagner: Die einen lieben ihn abgöttisch, die anderen nicht. Der Rezensent gehört seit Jahren zur ersten Gruppe und pilgert – nur wegen Vogt – zum Beispiel nach Bayreuth, Berlin und München, wo Herr Vogt in den letzten Jahren als Lohengrin, Stolzing und Tannhäuser die Vogtianer aus der ganzen Welt durchwegs begeistert hat. Insbesondere sein Stolzing in Bayreuth in der gerade zur Inszenierung des Jahres gewählten Interpretation von Barrie Kosky entfachte jeden Abend vehemente Jubelstürme. Was für eine Stimme!

„Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt, Klaus Florian Vogt, Allison Oakes,
Staatsoper Hamburg“
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