Schweitzers Klassikwelt 130: „People with special needs“ (Menschen mit besonderen Bedürfnissen) in den Opern

Foto: Chorégies d´Orange, Rigoletto/forumopera.comi

Ich sehe ihn noch in die Szene hereinhinken: Aldo Protti als missgestalteter Hofnarr. Aber seiner mächtigen Stimme waren keine Hindernisse gesetzt. Ähnliche Gestalten kennen wir als Skulpturen aus dem Salzburger Zwergelgarten:

Sie traten in vergangenen Jahrhunderten bei Hof auch in Komödien auf. Das alles empfinden wir heute zwiespältig. Einerseits wurden auf diese Weise Menschen, die es im Leben schwer hätten, in die Gesellschaft integriert, andrerseits waren sie „homerischem Gelächter“ ausgesetzt. Wie buhlt Rigoletto beim Herzog liebedienerisch um Anerkennung! Gleichzeitig führt er ein moralisches Doppelleben. „Schweitzers Klassikwelt 130: „People with special needs“
klassik-begeistert.de, 4. Februar 2025“
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Auf den Punkt 42: Einfach mal klatschen, wo es nichts zu applaudieren gibt

© Claudia Höhne

Publikumsschelte ist so eine Sache, das überlässt man lieber anderen. Am besten Persönlichkeiten, die über jeden Zweifel erhaben sind. Dem deutschen Schauspieler und Schriftsteller  Curt Goetz (1888-1960) zum Beispiel. Der hatte einst beobachtet: „Das Publikum ist gütig. Es lacht sogar an Stellen, wo es gar nichts zu lachen gibt.“  Das passt perfekt zu  Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Aber kann man wirklich nur Teile des  Publikums haftbar machen?

Wolfgang Amadeus Mozart / Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466

Dmitri Schostakowitsch / Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

Symphoniker Hamburg
Han-Na Chang / Dirigentin

Boris Giltburg / Klavier

Laeiszhalle, Großer Saal, 30. Januar 2025

 von Jörn Schmidt

Vor der Pause war die Welt noch in Ordnung. Obwohl düster und dramatisch angehaucht, quasi als Einstimmung auf das Hauptwerk, verbreitete Boris Giltburg mit seiner Lesart von Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 bereits eingangs liebevoll Hoffnung auf ein Happy End. „Auf den Punkt 42: Einfach mal klatschen…
Laeiszhalle, 30. Januar 2025“
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Herbert hört hin 2: Das hohe Niveau des Wiener Opernorchesters sollte wieder erreicht werden!

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Irgendwie hat mir die gesanglich exzellente Aufführung von Mascagnis „Cavalleria“ und Leoncavallos „Bajazzo“ die Augen – und vor allem die Ohren – geöffnet.

von Herbert Hiess

Am Pult der Aufführung stand Nicola Luisotti, der erste Gastdirigent des Teatro Real in Madrid (Francesco Cilea, Adriana Lecouvreur Teatro Real, Madrid, 23. September 2024 – Klassik begeistert).

Die „Opernzwillinge“ in der phantastischen Regie Jean Pierre Ponnelles (Cavalleria rusticana/Pagliacci, Wiener Staatsoper, 22. Jänner 2025 – Klassik begeistert) wurden offenbar ganz ohne Proben aufgeführt bzw. mangelhaft einstudiert. In dieser letzten Aufführung der Serie gaben es viel zu viele Unsauberkeiten; ja fast „Schmisse“, die dann doch einige Fragen aufwerfen. „Herbert hört hin 2
klassik-begeistert.de, 30. Jänner 2025“
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Daniels vergessene Klassiker 43: Die faszinierendste Salome-Komposition überhaupt schuf Florent Schmitt

Foto: https://florentschmitt.com/florent-schmitt-french-composer/

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 56 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

von Daniel Janz

In der Klassischen Musik gibt es viele Versionen von Salomes Geschichte. Aus der Bibel ist diese Figur besonders durch ihre ungünstige Rolle beim Todesurteil gegen Johannes den Täufer bekannt. Unter den Komponisten, die sich ihr widmeten, sind Größen, wie Richard Strauss, Jules Massenet und Alexander Glasunow. Aber auch heute vergessene Künstler, wie Johann Joseph Fux, Victor Heinisch, Antoine Mariotte und Mel Bonis setzten ihr musikalische Denkmäler. So auch der zumindest in Deutschland völlig unterrepräsentierte Komponist Florent Schmitt, der ein psychologisch faszinierendes Portrait über Salomes Geschichte schuf. „Daniels vergessene Klassiker 43: Florent Schmitt
klassik-begeistert.de, 1. Februar 2025“
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Sommereggers Klassikwelt 270: Sir Simon Rattle bewahrt sich seinen jugendlichen Elan

Sir Simon Rattle BPH © Monika Rittershaus

von Peter Sommeregger 

Man muss zweimal hinsehen, um es zu glauben, aber tatsächlich ist der britische Dirigent Simon Rattle am 19. Januar 1955 in Liverpool geboren, und feierte vorletzten Sonntag seinen 70. Geburtstag. Den jugendlichen Elan hat er sich bewahrt, sein schon früh weiß gewordenes Haar kann daran nichts ändern. „Sommereggers Klassikwelt 270: Sir Simon Rattle
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2025“
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Daniels Anti-Klassiker 56: Warum immer das Gleiche?

Russian-born composer and conductor Igor Stravinsky © Neale Osborne

Irgendwann sollten eigentlich alle Klischees erkannt sein. Doch die Aufführungspraxis schafft stets neue. Obwohl unser Autor bereits über 50 Klischees in der Klassischen Musikkultur behandelte, ist ein Ende noch nicht in Sicht. Deshalb widmet er noch fünf weitere Folgen so genannten „Klassikern“, von denen man derart übersättigt wird, dass sie zu nerven beginnen. Auch dies sind natürlich keine minderwertigen Werke. Doch durch ihre fast fundamentalistische Stellung im Konzertbetrieb ist es an der Zeit, auch ihnen teils sarkastisch, teils brutal ehrlich zu begegnen, um zu ergründen, warum sie so viel Aufmerksamkeit erhalten.

Unsere Konzertprogramme sind auch deshalb so einseitig, weil Paradestücke wie Strawinskys „Sacre du printemps“ alles andere verdrängen.

von Daniel Janz

29. Mai 1913: Es kommt zu einer geschichtsträchtigen Erstaufführung im Théâtre des Champs-Élysées, Paris. Der frisch durch „Feuervogel“ und „Petruschka“ berühmt gewordenen Komponist Igor Strawinsky sorgt mit seinem neuesten Werk für einen handfesten Skandal. Tumulte, Schlägereien und sogar ein Polizeieinsatz stören die Uraufführung seines „Sacre du printemps“ so sehr, dass zeitweise das Zuendebringen der Aufführung fraglich ist. Nichtsdestotrotz erlebt der „Sacre“ danach fulminante Erfolge in konzertanten Aufführungen. Rasant wird er zum weltbekannten Klassiker, als könnte nichts seinen Siegeszug stoppen… zum Leidwesen aller, die danach kamen.

„Daniels Anti-Klassiker 56: Strawinskys „Sacre du printemps“
klassik-begeistert.de, 26. Januar 2025“
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Auf den Punkt 41: Hang loose, James!

James Gaffigan © Vera Hartmann

Elbphilharmonie, Großer Saal, 23. Januar 2025

Modest Mussorgsky / Introduktion zu Chowanschtschina
Dmitri Schostakowitsch / Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 op. 129
Joseph Haydn / Sinfonie f-Moll Hob. I:49 La passione
Ludwig van Beethoven / Ouvertüre zu Egmont op. 84

NDR Elbphilharmonie Orchester
James Gaffigan / Dirigent
 Vadim Gluzman / Violine 

Wenn Dirigenten an ihrer Karriere arbeiten, trägt manche PR-Agentur dick auf. Da wird erstmal aufgelistet, wo der Klient schon mal zu Gast war. Im Falle von James Gaffigan fand sich im Programmheft zum NDR Abonnementkonzert eine stolze Liste:

 von Jörn Schmidt

In Europa gastierte er etwa beim London Symphony Orchestra, Royal Concertgebouw Orchestra, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, bei den Wiener Symphonikern, Münchner Philharmonikern, der Staatskapelle Berlin und der Tschechischen Philharmonie.“ Und nun das NDR Elbphilharmonie Orchester. „Auf den Punkt 41: Hang loose, James
Elbphilharmonie, Großer Saal, 23. Januar 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 129: DON OTTAVIO – o männlich o weiblich o divers

Pausenfoto Salzburger Festspiele 1950. Anton Dermota als Don Ottavio mit seiner Frau Hilda © Österreichisches Theatermuseum Wien.

An der Wiener Staatsoper sang Dermota zwischen 1937 und 1968 120 mal den Don Ottavio um Längen vor Kollegen mit 67 (Georg Maikl), 58 (Georg Müller) und 50 (Peter Schreier) Abenden. Als Augen- und Ohrenzeugen können wir beurteilen: Er besaß eine schöne Stimme, aber mit wenig Temperament. Er selbst bestätigte, dass die Passivität des Don Ottavio ein Einspringen erleichtert.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

In Rudolf Kloibers Handbuch werden das bäuerliche Paar Zerlina und Masetto als mittlere Partien bezeichnet, während die etwas blasse Rolle des Don Ottavio als große Rolle angeführt wird. Soll damit eine Parallelität zu seiner Verlobten Donna Anna hergestellt werden? „Schweitzers Klassikwelt 129: Don Ottavio
klassik-begeistert.de, 21. Januar 2025“
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Daniels vergessene Klassiker 42: Wie Arvo Pärt mit seinem Tintinnabuli-Stil völlig neue Ausdruckswelten schafft, ohne atonal zu werden

Arvo Pärt © britannica.com

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 55 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

von Daniel Janz

Die moderne Orchestermusik macht es sich seit über 100 Jahren zur Aufgabe, neue Klangwelten zu erschließen, alte Formen zu revolutionieren und mit der Tradition zu brechen. Seitdem verstören moderne Klangexperimente das Publikum in einem davor nie dagewesenen Maß und bauen sich selbst und den damit verbundenen Konzertbetrieb ab. „Daniels vergessene Klassiker 42: Arvo Pärt
klassik-begeistert.de, 19. Januar 2025“
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Auf den Punkt 40: Perfect Match… Vorsicht bei Kontaktanzeigen

Richard Wagner / Der fliegende Holländer

Tomasz Konieczny © Kinga Karpati & Daniel Zarewicz

Rechtzeitig zur Wiederaufnahme von Richard Wagners Fliegendem Holländer an der Staatsoper Hamburg wurde mir von einem Whistleblower ein historisches Dokument zugespielt. Eine Kontaktanzeige aus der norwegischen Tageszeitung Dalands Nyheter vom 2. Januar 1843. Höchste Zeit für eine investigative Reportage.

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Kent Nagano / Dirigent

Tomasz Konieczny / Der Holländer
Wendy Bryn Harmer / Senta
Liang Li / Daland

Staatsoper Hamburg, 8. Januar 2025

von Jörn Schmidt

Bevor man so brisantes Material veröffentlicht, muss man zunächst die Echtheit prüfen. Der unlängst verstorbene Kollege Gerd Heidemann weiß, wovon ich rede. Gab es 1843 eigentlich schon Kontaktanzeigen, habe ich mich zunächst gefragt. „Auf den Punkt 40: Perfect Match… Vorsicht bei Kontaktanzeigen
Staatsoper Hamburg, 8. Januar 2025“
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