Schammis Klassikwelt 10: Alles in der Welt ist ein Witz, der Mensch ist als Narr geboren!(*)

Helau und Alaaf erschallt’s durch den Saal!
Fass’nacht feiert man heute oder Karneval!
Auch der Verfasser sonst ernsthafter Themen
Wird von der Gaudi erfasst und läßt’s sich nicht nehmen
Zu steigen in die Bütt, es ist ein Versuch,
Um zu erzählen von seinem letzten Opernbesuch.

 


von Jean-Nico Schambourg

Die fünfte Jahreszeit erlaubt Narren und Jecken
Mit spitzer Zung’ und gift’gem Wort dort anzuecken
Wo sonst das Jahr über man sich nicht traut
Und lieber auf die and’re Seite schaut.
So entschliess auch ich mich in diesen Tagen,
Als Till Eulenspiegel der Oper, es zu wagen
Den Finger zu legen in empfindliche Wund’
Die da heißt: Regietheater und dessen Schund!

Seit Tagen wie ein kleines Kind ich mich d’rauf freu’,
Heut Abend geht’s in die Oper! Juchhei! Juchhei!
Ich will heut’ nichts wissen von Katastrophen und Krieg,
Die von der Tagesschau jeden Tag ich vorgezeigt krieg’
Nein, heut’ will ich mich entspannen bei schönem Gesang,
Will mich ergötzen an monumentalem Orchesterklang.
Schnell ich mich noch werf’ in mein bestes Gewand
Zu betreten würdig die “heil’ge Stätt’”, Opernhaus genannt.

„Schammis Klassikwelt 10: Alles in der Welt ist ein Witz, der Mensch ist als Narr geboren!(*)
klassik-begeistert.de, 19. Februar 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 173:  Kritiker und Kritisierte - es bleibt schwierig

Bild: www.petsuns.de

Zum Thema passend eine historische Fundsache:

„Kritik ist keine Sichel, Zu mähen kurz und klein,
Aber Verehrungsmichel Kann man doch auch nicht sein“
(Friedrich Theodor Vischer)

von Peter Sommeregger

Die Wogen gehen derzeit hoch in der kulturaffinen Szene, und das mit Recht. Da hat doch ein Choreograph in Hannover eine ihm verhasste Kritikerin mit dem Kot seines Dackels beschmiert. Was an sich schon ein rüder Akt von Rache mit untauglichen Mitteln ist, wirft aber über den unappetitlichen Fall hinaus doch recht grundsätzliche Fragen auf. „Sommereggers Klassikwelt 173: Kritiker und Kritisierte – es bleibt schwierig
klassik-begeistert.de, 14. Februar 2023“
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Daniels vergessene Klassiker Nr 14: Heitor Villa-Lobos – Sinfonie Nr. 4 „Der Sieg“

Foto: Heitor Villa-Lobos (1887-1959) © wikipedia

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Viel zu selten treten wir Europäer im Konzert- und Kulturwesen aus unserem geografischen Kontext heraus. Dabei vergessen wir, dass die Tradition des klassischen Sinfonieorchesters spätestens seit dem 19. Jahrhundert weltweit vorhanden war. Trotzdem stehen Vertreter aus Afrika, Asien oder Amerika heutzutage immer noch so gut wie nie auf den Spielplänen. Man könnte glatt meinen, es gäbe in der Orchestertradition nur Deutschland und Österreich, in der Oper noch Italien und Frankreich und dann erst mit weitem Abstand ein paar Schlaglichter aus Russland, dem Baltikum und England. Zeit, das zu ändern – wie wäre es zum Beispiel einmal mit der vierten Sinfonie des Brasilianers Heitor Villa-Lobos? „Daniels vergessene Klassiker Nr 14: Heitor Villa-Lobos – Sinfonie Nr. 4 „Der Sieg“
klassik-begeistert.de, 12. Februar 2023“
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Rising Stars 39: Katharina Ruckgaber, Sopran, singt das Lied von Liebe und Tod

Bild:  © Nicky Webb

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.


von Dr. Lorenz Kerscher

Katharina Ruckgaber habe ich erstmals im Jahr 2018 als Liedsängerin erlebt. Zusammen mit dem Bariton Johannes Kammler und Akemi Murakami am Klavier interpretierte sie das Italienische Liederbuch von Hugo Wolf und beeindruckte mit einer temperamentvollen Darstellung der flatterhaften Geliebten. Mit feinem, hellem Timbre, blitzsauberer Intonation, guter Textverständlichkeit und komödiantischem Talent prägte sie sich mir als eine sehr interessante Nachwuchskünstlerin ein, die mit Überzeugung und Begeisterung das klassische Lied zu einem Schwerpunkt ihres Wirkens gemacht hat.

Schubert: Romanze (aus Rosamunde) – Katharina Ruckgaber & Daniel Heide

„Rising Stars 39: Katharina Ruckgaber
klassik-begeistert.de, 9. Februar 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 172: Wie ich den Komponisten Alban Berg für mich entdeckte

Bild: Arnold Schönberg: Alban Berg, um 1910

von Peter Sommeregger 

Als ich mich spätestens in meiner Gymnasiastenzeit unheilbar mit dem Opernvirus infizierte, lebte ich noch in Wien, und die Wiener Staatsoper mit ihren billigen Stehplätzen wurde zum bevorzugten Ort meiner Freizeitgestaltung. Mehr noch als heute war in den 1960er Jahren das Repertoire des Hauses schier unerschöpflich, als relativer Anfänger konnte man im Rahmen von nur einer Spielzeit eine ganze Reihe von Werken kennenlernen. „Sommereggers Klassikwelt 172: Wie ich den Komponisten Alban Berg für mich entdeckte
klassik-begeistert.de, 8. Februar 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß"

Bild: © Hendrik Kranenberg, Friedrich Verlag

Personennamen in den Opern. Woher sie kommen und was sie bedeuten.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es quält uns, wenn Orts- oder Personennamen einen höhnisch anlachen und nicht preisgeben wollen, was sie bedeuten.

„Ein Engel, Leonoren, der Gattin so gleich,
Der führt mich zur Freiheit ins himmlische Reich.“

Wenn wir den Namen Leonore hören, klingt in uns Florestans eindrucksvolle, wie gesangstechnisch schwierige Arie mit, in der sich seine Depression und Verzweiflung in Ekstase verwandelt. Es wird u.a. behauptet, in Eleonore stecke lateinisch alia, germanisch alja = anders, fremd drin, während für den zweiten Teil des Namens keine gesicherte Erklärung vorliegt. Wir hingegen sind der festen Überzeugung, der Name ist von den muslimischen Mauren nach Spanien gebracht worden und hat die schöne Bedeutung: Gott ist mein Licht. Die Silbe -el ist uns aus dem semitischen Sprachraum von den Namen Gabri-el (Gott ist mein Mann/mein Held/meine Kraft), Micha-el (Wer ist wie Gott) und Rapha-el (Gott heilt) geläufig. „Nur“ heißt im Arabischen Licht und das i ist das besitzanzeigende Fürwort „mein“. Bei Nuri denkt der Opernfreund automatisch an die gute Magd in „Tiefland“, das in den spanischen Pyrenäen spielt. „Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“  
klassik-begeistert.de, 7. Februar 2023“
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Pathys Stehplatz (19) - Antonello Manacorda: So sollte "Don Giovanni" nicht mehr klingen

Philippe Sly und Kyle Ketelsen in »Don Giovanni« © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart

Barrie Kosky, Inszenierung
Antonello Manacorda, Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023

von Jürgen Pathy

So langweilig kann Mozart klingen. Bereits nach den ersten Takten war klar, das wird sich ziehen wie Kaugummi. Das zu „überstehen“ wird eine Herausforderung – nicht die einzige vielleicht, die größte aber bestimmt. Mit so einem Gedanken bereits bei der Ouvertüre von Mozarts „Don Giovanni“ konfrontiert zu sein, sollte heutzutage eigentlich nicht mehr passieren. Viele Dirigenten beweisen das Gegenteil. Antonello Manacorda schafft es leider nicht. An der Wiener Staatsoper leidet die ganze Inszenierung an seiner Auslegung der Partitur. „Pathys Stehplatz (19): Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart
Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023“
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Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2

Fotos: Iwan S. Koslowski und Sergei J. Lemeschew –
“befreundete Rivalen” des Bolschoi Theater Moskau

 

 

 

Das Bolschoi Theater in Moskau verfügte seit Ende der Zwanziger, und dies während mehr als dreißig Jahren, über zwei lyrische Tenöre, die zum absoluten Olymp des Gesangs gehören: Iwan Semjonowitsch Koslowski und Sergei Jakowlewitsch Lemeschew. Beide hatten einen ähnlichen Werdegang: sie stammen aus einfachen Familien, sangen in ihrer Kindheit jeweils in Chören, und kamen über die Theater der russischen Provinz schließlich an das Bolschoi Theater. Hier wurden sie zu “befreundeten Rivalen” und teilten sich viele Opernrollen.

von Jean-Nico Schambourg

Teil 2: Sergei Jakowlewitsch Lemeschew

Sergei Lemeschew wurde 1902 in Stare Knjazewo geboren, einem Dorfe im Gouvernement Twer. Er studierte am Konservatorium von Moskau bei N.C. Rajskis, später dann bei Stanislawski in der Gesangklasse des Bolschoi Theaters. Da er nicht kleine Nebenrollen in Opern singen wollte,  beschloss er zuerst an kleineren Häusern die großen Tenorrollen zu erlernen und Bühnenerfahrung zu bekommen. 1926 gab er sein Debut mit der Partie des Zaren Berendei in Rimsky-Korsakovs “Snegurotchka / Schneeflöckchen” in Swedlorsk, wo er die Nachfolge von Koslowski antrat, der Swedlorsk in Richtung des Bolschoi Theaters in Moskau verlassen hatte. Über Kharbin und Tiflis kam er dann 1931 an das Bolschoi Theater in Moskau, dem er mehr als 30 Jahre angehörte.

„Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc

von Peter Sommeregger 

Francis Poulenc wird am 7. Januar 1899 in Paris in ein wohlhabendes und musikalisches Elternhaus geboren. Die Chemiefabrik seines Vaters wird später in dem Konzern Rhône-Poulenc aufgehen. Die konzertreif Klavier spielende Mutter übernimmt den ersten Unterricht des musikalischen Sohnes. „Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc
klassik-begeistert 2023.de 1. Februar“
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Ladas Klassikwelt 102: Wie sich der Wagnerismus nach dem Tod des Meisters verbreiterte -

– anhand des Programmheftes der Bayreuther Festspiele 1884

von Jolanta Łada-Zielke

Manchmal finde ich bei meinen Freunden wahre Schätze wie ein Originalexemplar des Bayreuther Festblatts von 1884, das Eigentum meiner Pianistin ist. Dieses 60-seitige Programmheft gab die Central-Leitung des Allgemeinen Richard Wagner-Vereins in München ein Jahr nach dem Tod des Komponisten heraus. Sein Format ähnelt dem heutigen A3. „Ladas Klassikwelt 102: Wie sich der Wagnerismus nach dem Tod des Meisters verbreiterte
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
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