Des Namensspiels zweiter Teil – Sängerinnen, die Helena heißen

Ileana Cotrubaș als Violetta. Foto: Pálffy

Ileana im Rumänischen und Elīna (Herkunft aus dem Schwedischen, weiter nach Finnland und ins Baltikum wandernd) sind Ableitungen aus dem Altgriechischen Helena, nicht jedoch Eliane der brasilianischen Sopranistin Eliane Coelho. Bei ihr handelt es sich um die weibliche Form von Elias, was „Elijahu“ (Mein Gott ist Jahwe) bedeutet. Der Prophet hatte sehr gegen den Einfluss der phönikischen Frau des Königs von Israel zu kämpfen. Es ist anzunehmen, dass sein Name ihm nicht schon seit Kindheit gegeben war. Helena kann vom Sonnengott Helios her verstanden werden. Man assoziiert die Sonnenstrahlen und überträgt „die Strahlende“. Nach dem altgriechischen Schulwörterbuch Gemoll kommt noch die Ableitung von Helane, der (leuchtenden, Licht spendenden) Fackel in Frage.  

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ileana Cotrubaș ist für meine Frau und mich bis heute  d i e  Violetta geblieben. Es sind seither fünfzig Jahre vergangen und meine Begeisterungsfähigkeit war damals sehr groß. Bei der Abschlussarie des ersten Akts „È strano“ erhob ich mich unbewusst vom Hochstuhl in der 2. Reihe der Opernloge und spürte auf einmal  meine Knie wanken. Als dann der freiwillige dreigestrichene Spitzenton perfekt saß, ließ ich mich glücklich zurück in den Sitz fallen und bot der Nachbarin hinter mir im Überschwang für den Rest der Vorstellung meinen besseren Sitz an. „Schweitzers Klassikwelt 83: Des Namensspiels zweiter Teil – Helena
klassik-begeistert.de, 7. März 2023“
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Schammis Klassikwelt 11: Kann denn Essen Sünde sein?

Foto: Mozartkugel (c) Konditorei Fürst

Nach christlichem Glauben ist die Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag Fastenzeit. Aber auch während dieser besinnlichen Zeit kann doch der Gedanke allein an all die wunderbaren Gerichte bestimmt keine Sünde sein. Eine meiner großen Leidenschaften, neben dem klassischen Gesang, ist das Kochen und natürlich dann auch das Essen. In diesem Artikel interessiere ich mich für Gerichte und Leckereien, die großen Opernmusikern, sei es Komponisten oder Sängern, gewidmet sind und deren Namen tragen.


von Jean-Nico Schambourg

Wer kennt sie nicht, die berühmten Mozartkugeln, die man heute in jedem Kaufhaus im Süßigkeitenregal findet? “Original” ist sie aber nur, wenn sie aus der Salzburger Konditorei Fürst stammt. Sie wurde 1890 erfunden vom Konditormeister Paul Fürst, anlässlich des 100. Todestags von Wolfgang Amadeus Mozarts (1791). Eine kleine Kugel Pistazienmarzipan von Nougat umhüllt, die danach in dunkle Kuvertüre getaucht wird. Die “Original-Mozartkugel” wird heute noch von Hand gefertigt und ist silber-blau verpackt mit dem Abbild von Mozart. Andere  Firmen produzieren inzwischen auch die berühmte Kugel und nennen sich “echte Mozartkugel”.

„Schammis Klassikwelt 11: Kann denn Essen Sünde sein?
klassik-begeistert.de, 5. März 2023“
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Pathys Stehplatz (21) – „Fidelio“an der Wiener Staatsoper: Die Unruhe ist zurück

Foto: Brandon Jovanovich als Florestan © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Die Touristen sind zurück. Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits benötigt man sie, um die Wiener Staatsoper zu füllen. Auf der anderen Seite stören sie, was das Zeug hält. Teils unkultivierte Horden, die husten, reden und nicht checken, dass ein Klappsessel nun mal hoch schnellt, wenn man ihn nicht dämpft. Beim „Fidelio“ am 25. Februar ging es mal wieder richtig rund.


Fidelio, Ludwig van Beethoven

Otto Schenk, Inszenierung
Axel Kober,
Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 25. Februar 2023

von Jürgen Pathy

Schattenseiten des Tourismus

„Stop it!“, ruft eine Frau. Nachdem sie bereits knapp davor war, das Handtuch zu werfen. Damit hatte sie nicht Brandon Jovanovich gemeint, der zwar mit seiner Auftrittsarie des Florestan zu kämpfen hatte. Ziel der Attacke war eine Gruppe von Touristen. Fünf Damen in Begleitung eines einzigen Herren. Auf der Galerie, 2. Reihe ganz rechts, wo sich Opernbesucher einen günstigen Sitzplatz erhoffen. Stattdessen sehen sie nichts. Fühlen sich dadurch ermuntert, ständig herumzuwandern und sich schamlos zu unterhalten.

Leidtragende sind der Rest. Publikum, das sich auf einen ungestörten Opernabend gefreut hat. Auf zwei Stunden, um der Realität zu entfliehen. Am Plan steht Beethovens „Fidelio“. Die Freiheitsoper schlechthin. Die Regie stammt noch aus den 1970er-Jahren. Altmeister Otto Schenk zeichnet für die verantwortlich.

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Rising Stars 40: Andreas Begert, Komponist – ein bayerischer Dickschädel geht seinen eigenen Weg

Bild von Clara Begert, frei verfügbar in Wikimedia Commons

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.


von Dr. Lorenz Kerscher

Der 1990 in Erding als Sohn eines Kontrabassisten und einer Musiklehrerin geborene Andreas Begert studierte in München Musik für das Lehramt am Gymnasium. Die Wahl von Jazzklavier als Hauptfach legte nahe, dass er auch in diesem Genre auftrat und sich für die Produktion von CDs mit anderen Musikern dieser Richtung zusammentat. Außerdem arbeitete er als Pianist, Songwriter, Sänger und Bassist mit einigen an anspruchsvoller bayerischer Volksmusik orientierten Bands zusammen. Auch als er schließlich als klassischer Komponist Anerkennung finden wollte, war ihm das heimatliche Idiom eine wichtige Grundlage. „Rising Stars 40: Andreas Begert, Komponist – ein bayerischer Dickschädel geht seinen eigenen Weg
klassik-begeistert.de, 2. März 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 175: Der Komponist Samuel Barber wurde zum Klassiker der amerikanischen Moderne

Foto: Samuel Barber © Wikipedia

von Peter Sommeregger 

Der 1910 in West Chester (Pennsylvania) geborene Sohn eines Arztes und einer Pianistin wuchs in geordneten und wohlhabenden Verhältnissen auf, von der Mutter erhielt er schon frühzeitig musikalische Anregungen, aber vor allem seine Tante, die berühmte Sängerin Louise Homer, weckte seine Begeisterung für die Musik. Bereits mit sechs Jahren begann er das Klavierspiel zu studieren, mit sieben Jahren komponierte er ein erstes Stück für Piano solo. Weitere Kompositionen folgten, mit zwölf Jahren spielte er in seiner Heimatgemeinde die Orgel. Sein Eintritt in das Curtis Institute for Music in Philadelphia mit erst 14 Jahren war aufgrund seines offenkundigen Talentes eine logische Entwicklung. Sein Studium umfasste die Klavier-, die Kompositions- und die Dirigenten-Klasse. Zusätzlich studierte er noch Gesang und ließ seine Bariton-Stimme ausbilden. „Sommereggers Klassikwelt 175: Der Komponist Samuel Barber
klassik-begeistert.de, 1. März 2023“
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Ladas Klassikwelt 103: „Jedes zivilisierte Volk spürt die Kraft von Richard Wagners Geist“

von Jolanta Łada-Zielke

Diese Worte schrieb in seiner Biografie Richard Wagners der unseren Lesern bereits bekannte Musikschriftsteller, Musikkritiker und Komponist Ferdinand Pfohl (1862-1949). Der Verlag Ullstein & Co in Berlin veröffentlichte Pfohls Buch „Richard Wagner. Sein Leben und Schaffen“ im Jahre 1911 und in folgenden Jahren. Ich habe eins der Originalexemplare aus dem Jahr 1918, im stoffbezogenen Einband, von der Familie des Autors erhalten. „Ladas Klassikwelt 103: „Jedes zivilisierte Volk spürt die Kraft von Richard Wagners Geist““ weiterlesen

Daniels vergessene Klassiker Nr 15: Dame Ethel Smyth – Serenade in D (1889 – 1890)

Statue von Dame Ethel Smyth im Stadtzentrum von Woking https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dame_Ethel_Smyth_statue_2022.jpg)

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

von Daniel Janz

„Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau so etwas geschrieben hat.“ – „Nein, und mehr noch: Sie werden es auch in einer Woche noch nicht glauben“. Das ist einer jener vielen, heute fast unerträglichen Dialoge, die im Bereich Klassischer Orchestermusik über Frauen zu finden sind. Episoden wie diese zwischen Dirigent Hermann Levi und Komponistin Dame Ethel Smyth verdeutlichen, unter welchen Repressalien selbst die größten Künstlerinnen leiden mussten, egal ob ihre Musik den „großen Meistern“ ebenbürtig war oder sogar überlegen ist. Bis heute wiederholen wir diese Klischees. Und das, obwohl wir uns vormachen, längst weiter zu sein. Trotzdem werden immer noch nur die „großen Meister“ rauf und runter gedudelt – während Werke von Frauen nahezu vergessen sind. Warum werden Komponistinnen aber immer noch so gut wie nie aufgeführt? Eine Frage, die einmal am Beispiel der „Serenade in D“ von Dame Ethel Smyth betrachtet werden soll. „Daniels vergessene Klassiker Nr 15: Dame Ethel Smyth – Serenade in D (1889 – 1890)
klassik-begeistert.de, 26. Februar 2023“
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Pathys Stehplatz (20) – Rettet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Foto: Marin Alsop © Grant Leighton

von Jürgen Pathy

Platzhirsch gibt es in Wien nur einen. Neben den Wiener Philharmonikern zu bestehen, ist sowieso schon eine Herausforderung. Dass man dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien nun aber alle Förderungen streichen will, gleicht einem Knockout. ORF Generaldirektor Roland Weißmann plant dem österreichischen Symphonieorchester den Hahn zuzudrehen. Ein fatales Zeichen. Überhaupt in einer Kulturnation wie Österreich. „Pathys Stehplatz (20) – Rettet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien
klassik-begeistert.de, 24. Februar 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 174: Der unvergessene ungarische Dirigent Ferenc Fricsay – er gilt noch heute als bedeutender "Orchestererzieher"

von Peter Sommeregger

Unglaubliche sechzig Jahre ist es her, dass der ungarische Dirigent mit österreichischem Pass, Ferenc Fricsay, gestorben ist. Schwere Krankheit setzte dem Leben des international renommierten Dirigenten bereits mit 48 Jahren ein Ende.

Begonnen hatte dieses Leben, das trotz seiner Kürze reich an Höhen und Tiefen war, am 9. August 1914 in Budapest, unmittelbar zu Beginn des 1. Weltkrieges. Die leidvolle Geschichte seiner Heimat und Europas insgesamt prägte auch Fricsays Lebensweg. „Sommereggers Klassikwelt 174: Der unvergessene ungarische Dirigent Ferenc Fricsay
klassik-begeistert.de, 22. Februar 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 82: Ein Namensspiel – Sänger, die Thomas heißen

Andrè Schuen (Onegin). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Ein Namensspiel

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Anlässlich des Namenstags unseres Schwiegersohns stellten wir ihm Sänger gleichen Namens vor und wie wir sie auf der Opernbühne erlebt hatten. Das begann mit einem Comprimario des Tiroler Landestheaters, Andreas Mattersberger, der erst später zum Protagonisten aufstieg, setzte sich fort mit dem uns angenehm aufgefallenen, obwohl nur auf kleineren Bühnen agierenden Andreas Jankowitsch, sprang dann zu Andrea Giovannini, der von Italien kommend erst in seinen reiferen Jahren als Comprimario zu Staatsopernehren kommt, und stieg dann steil auf zu Andreas Schager und dem Rising Star Andrè Schuen.

Für „Schweitzers Klassikwelt 82“ wählen wir unter den unzähligen Möglichkeiten den Namen Thomas, teils Zuname, teils Vorname, auch in sprachlichen Varianten wie polnisch Tomasz (gesprochen Tomasch) und italienisch Tommaso. Der Name ist aramäischen Ursprungs und bedeutet „Zwilling“ bzw. „ähnlich aussehender Mann“. War also ursprünglich ein Beiname und kein Rufname. „Schweitzers Klassikwelt 82: Ein Namensspiel – Sänger, die Thomas heißen“ weiterlesen