Sommereggers Klassikwelt 82: Franco Corelli zum 100. Geburtstag

Im Wege standen Corelli Zeit seines Lebens ein übergroßes Lampenfieber und sein schwaches Nervenkostüm. Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Stabilisierung des Sängers und damit für den positiven Verlauf seiner Karriere leistete die Sängerin Loretta Di Lelio, die Corelli schon zu Beginn seiner Karriere kennenlernte. Sie wurde nicht nur seine Ehefrau, sondern auch sein Stimm-Coach, seine Managerin und schirmte ihn so gut es ging von Fans und der Presse ab.

von Peter Sommeregger

Dass der am 8. April 1921 in Ancona geborene Franco Corelli, Sohn eines Werftarbeiters, einmal der höchst bezahlte und gefeierte Tenor seiner Zeit werden würde, wurde ihm nicht an der Wiege gesungen.

Zwar hatte der Großvater Corellis Gesang studiert, zu einer nennenswerten Karriere hatte es bei ihm aber nicht gereicht. Francos Eltern ließen den Sohn Schiffsbauingenieurwesen studieren, aber der Drang zur Musik und dem Gesang gewann schließlich die Oberhand. Militärdienst, der Krieg und die schwierige Nachkriegszeit verzögerten allerdings Pläne in diese Richtung. „Sommereggers Klassikwelt 82, Franco Corelli zum 100. Geburtstag,
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Schweitzers Klassikwelt 32: Aus dem Zeitalter der Schellackplatten: Amelita Galli-Curci

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Dort, wo  einst in nächster Nähe die Wiener Stadtmauer verlief und die Wiener während der Türkenbelagerung  als Sonntagsvergnügen neugierig auf die Mauer „Türkenschauen“ gingen, befand sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts im sogenannten Melker Hof das „Schallplattengeschäft  mit Antiquariat Teuchtler“. Zu abendlicher Stunde trafen sich regelmäßig im Stockwerk darüber die Gigli- und die Carusoanhänger und wetteiferten anhand der aufgelegten Schallplatten. „Schweitzers Klassikwelt 32: Aus dem Zeitalter der Schellackplatten: Amelita Galli-Curci“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 6: Camille Saint-Saëns, „Karneval der Tiere“ (1886)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Mit dem „Karneval der Tiere“ kommen wir zu einem Werk, das mir seit jeher Probleme bereitet, weil es in seiner Form so unbestimmt und in seinem Ausdruck trotz eindeutigem Programm so undeutlich ist. Diese Komposition des französischen Nationalkomponisten Camille Saint-Saëns gilt als eine seiner bekanntesten Hinterlassenschaften, möglicherweise sogar als sein bekanntestes Werk überhaupt. Bei der Vermittlung klassischer Musik insbesondere an Kinder spielt es eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Daniels Anti-Klassiker 6: Camille Saint-Saëns, „Karneval der Tiere“ (1886)“ weiterlesen

Rising Stars 3: Galeano Salas, Tenor – lyrischer Wohlklang und jugendlicher Charme

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Lorenz Kerscher

Galeano Salas: „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis „Turandot“ – noch nicht sein Repertoire auf der Bühne, aber ein Versprechen für die Zukunft.

Bei der kürzlich als Videostream übertragenen Premiere des neuen Münchner Rosenkavaliers trat der Italienische Sänger im ersten Akt spektakulär kostümiert wie ein übersteigerter erotischer Traum der Marschallin in Erscheinung. Dieses einprägsame Bild sorgte für gespannte Aufmerksamkeit auf diese sonst oft nur nebensächlich ablaufende Szene und auf eine jugendliche Tenorstimme, die die Melodiebögen bis in die höchsten Lagen mit selten gehörtem Wohlklang erfüllte. Marlis Petersen als Marschallin musste ihr beglücktes Lächeln während dieser Darbietung ganz gewiss nicht heucheln! Auch einige Rezensenten waren voll des Lobs, was für diese kurze Episode schon ungewöhnlich ist. Hören kann man sie, wenn auch ohne Kostüm, auch zu Beginn der online verfügbaren Premierenmatinee. „Rising Stars 3: Galeano Salas, Tenor – lyrischer Wohlklang und jugendlicher Charme“ weiterlesen

Pathys Stehplatz (3): Life is live – es gibt keinen Ersatz

Musik kann nur live stattfinden. Sie ist nicht übertragbar. Dessen war sich der große Sergiu Celibidache sicher. Celibidache, der Aufnahmen ablehnte, ging sogar so weit zu behaupten: „Es ist eine Dummheit, dass die Welt noch nicht erfahren hat, dass das Mikrofon nicht alles einfangen kann, was das Wesen der Musik ausmacht!“ Seine Schlussfolgerung: Wenn man nicht alles aufnehmen kann, kann man auch nicht alles wiedergeben. Also ist es sinnlos.

von Jürgen Pathy

Obwohl ich den Kern seiner Aussage unterstreiche, ganz so einfach ist das natürlich nicht. Selbstverständlich ist das Live-Erlebnis – im wahrsten Sinne des Wortes – niemals mit einer Aufnahme ident. Daran besteht gar kein Zweifel! Dennoch haben Aufnahmen ihre Berechtigung. Das hat mehrere Gründe. „Pathys Stehplatz (3): Life is live – es gibt keinen Ersatz“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 81: Max Emanuel Cenčić – Hommage an einen unermüdlich Kreativen

Max Emanuel Cenčić. Foto: Lukasz Rajchert

Wenn man heute die beständig wachsende Barockmusik-Szene, speziell die der Barock-Oper näher betrachtet, so kommt man an einem Namen nicht vorbei: Max Emanuel Cenčić.

von Peter Sommeregger

Der in Zagreb geborene, inzwischen längst als Wiener eingebürgerte Sohn eines Musiker-Ehepaares war schon vom Elternhaus her für eine musikalische Laufbahn programmiert. Ersten Gesangsunterricht erhielt er von seiner Mutter und trat mit sechs Jahren in einer Fernsehshow mit der Arie der Königin der Nacht auf. Mit zehn Jahren wurde er Mitglied der berühmten Wiener Sängerknaben, wobei er bereits solistische Aufgaben übernahm. Georg Solti wählte ihn als ersten Knaben in seiner Zauberflöten-Einspielung von 1991. Aufgrund seiner speziellen Ausbildung konnte er auch nach seinem Stimmbruch weiterhin als Knaben-Sopran und Mezzosopran ein entsprechendes Repertoire singen. „Sommereggers Klassikwelt 81: Max Emanuel Cenčić – Hommage an einen unermüdlich Kreativen“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 70: Der fleißige Schüler Richard Wagner

von Jolanta Łada-Zielke

„In Richard Wagners Werkverzeichnis stehen nur 13 vollendete Opern, aber daneben viele mehr oder weniger bekannte Nebenwerke“ – las man in der Einladung zu Dr. Frank Pionteks1 Zoom-Vortrag, der am 13. März gehalten wurde und ungefähr hundert Personen vor den Computermonitoren versammelte. Der Referent, der unseren Lesern bereits bekannt ist, präsentierte diesmal neun ausgewählte Stücke aus allen Gattungen, die Wagner in seiner Jugendzeit komponiert hat. Die Veranstalter waren zwei Wagnerverbände aus Bayern. Die Vorsitzende des Wagnerverbands Nürnberg, Agnes Simona Sires, moderierte dieses virtuelle Treffen und Karl Russwurm, der Präsident des Münchner Verbands, ließ die Musikbeispiele laufen. Als er auf dem Bildschirm erschien, war hinter seinem Rücken ein Bild der Postgebäude auf dem Grünen Hügel zu sehen. Mit großer Aufmerksamkeit kontrollierte er und stellte die Lautstärke auch während der Stücke entsprechend ein. Es waren ausgesprochen interessante Passagen aus den kaum bekannten Frühwerken Richard Wagners. Obwohl es am Ende einige technische Schwierigkeiten gab, gelang es dem Referenten, den gesamten Inhalt zu vermitteln. „Ladas Klassikwelt 70: Der fleißige Schüler Richard Wagner“ weiterlesen

Der Schlauberger 42: Liebenswerte Marotten – Heute: Nur ein ganz klitzekleines bisschen ausgebrannt

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

„Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Hat mal der Ex-Bayern-Profi Jürgen Wegmann gesagt.

Genauso war es in diesen Tagen bei einem Unglück in unserer Region. Da brannte, wie es in der Zeitung hieß, ein Wohnwagen komplett aus. Also er brannte nicht ein ganz kleines bisschen aus, auch nicht halb. Nein, komplett!

Und wenn er nur zu, sagen wir: fünfzig Prozent ausgebrannt wäre? Dann wäre er nicht ausgebrannt. Ausgebrannt ist ausgebrannt.

Da haben wir wieder die Geschichte mit dem weißen Schimmel. Der wiehert übrigens auch gern auf der Straße. Und zwar meistens auf der offenen. Das habe ich kürzlich gelesen: Elektriker auf offener Straße erschossen. Aha. Eine Straße ist immer offen. Sonst wär’s ein Tunnel. Oder eine Autowaschstraße. Das ist der feine Unterschied.

Korinthenkackerei? Jep. Ich halte es da mit dem Schalker Olaf Thon, der gesagt hat: „Man darf das Spiel doch nicht so schlecht reden, wie es wirklich war.“ Punkt.

Liebenswerte Marotten – Heute: Die Sache mit dem Schwein

Einer treibt das Schwein durchs Dorf und alle laufen hinterher. Dieses beliebte Prinzip gilt insbesondere für unsere Sprache, die voll von liebenswerten Marotten ist, die gerne unkritisch übernommen werden. Beispiel: „Der Iraner wurde auf freien Fuß gesetzt, da er eine gültige Aufenthaltserlaubnis hatte.“

Stimmt. Aber gibt es auch eine ungültige Aufenthaltserlaubnis? Nee. Dann wäre es ja keine Erlaubnis. Eine Erlaubnis ist nur eine Erlaubnis, wenn sie gültig ist. So wie die Fahrerlaubnis. Eine ungültige hieße: Der Lappen ist weg.

Genauso liebenswert ist das geltende Wahlrecht. Vor der jüngsten Bundestagswahl ging es um das zu erwartende aufgeblähte Parlament. „Ursachen sind die Besonderheiten des geltenden Wahlrechts“, hieß es in der Zeitung. Ist doch klar: Wenn es nicht gilt, ist es kein Recht mehr.

Und? Liege ich falsch?

Reinhard Berger, 28. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Der Schlauberger 41: Wenn ’s klappt, warum nicht? Fortpflanzung für Fortgeschrittene

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Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

Satire: Opernsänger Jonas Kaufmann als Marionettenpuppe klassik-begeistert.de

Weihnachts-Satire: Jonas Kaufmann zu Gast im Verkaufkanal HSE24 klassik-begeistert.de

Frau Lange hört zu (23): Kurkonzert mit Schwiegermutter-Schmeichler

Daniels Antiklassiker 5: Antonio Vivaldi, „Die vier Jahreszeiten“ (1725)

Daniels Antiklassiker 5: Antonio Vivaldi, „Die vier Jahreszeiten“ (1725)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Lange Zeit vergessen und dann in den 1920er Jahren wiederentdeckt ist der 1678 in Venedig geborene Tonsetzer und Priester heute aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Nicht nur prägte er zu seiner Lebzeit bedeutend das Instrumentalspiel und die Kultur des Solokonzerts, auch eine Reihe von Opern gehört zu seinen Hinterlassenschaften. Sein bekanntestes Werk sind aber zweifellos „Le quattro stagioni“. „Daniels Antiklassiker 5: Antonio Vivaldi, „Die vier Jahreszeiten“ (1725)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 80: Willem Mengelberg, der gefallene Pultstar

von Peter Sommeregger

In diese Woche fällt der 150. Geburtstag, aber auch der 70. Todestag des legendären holländisch/deutschen Dirigenten Willem (eigentlich Joseph Wilhelm) Mengelberg, der als Kind deutscher Staatsbürger in Utrecht zur Welt kam. Nach ersten Studien in Utrecht wurde er Schüler von Franz Wüllner an der Kölner Hochschule für Musik in den Fächern Klavier und Komposition. Sein Debüt als Dirigent feierte er mit dem Kölner Gürzenich-Orchester. Bereits mit 21 Jahren wurde er 1892 Generalmusikdirektor in Luzern, das Jahr 1895 sah ihn bereits als Leiter des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters, und als ob das nicht schon genug wäre, übernahm er von 1907 bis 1920 auch noch Dirigate beim Frankfurter Museumsorchester. „Sommereggers Klassikwelt 80: Willem Mengelberg
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