Sprühend, humorvoll, eine Augen- und Ohrenweide – so präsentiert sich die Wiederaufnahme von David McVicar’s ebenso intelligenter wie sinnesfreudiger und eleganter Inszenierung der „Nozze“ an der Royal Opera Covent Garden unter dem bewährten Dirigat von Großmeister Antonio Pappano. Während man sich im fernen Wien – sowohl an der Staatsoper als auch im Theater an der Wien – mit den großen Werken des Opernrepertoires in akrobatischen Regietheater-Experimenten übt, setzt das Königliche Opernhaus in London in der Regel auf klare, klassische Inszenierungen. Und diese sind, vom Bühnenbild bis zu den Sängerinnen und Sängern, unterstützt vom fabelhaften Orchester der Royal Opera, von einer humorvollen Frische und feinfühliger Musikalität, die weltweit ihresgleichen sucht.
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Hochzeit des Figaro (The Marriage of Figaro), Libretto: Lorenzo da Ponte, Royal Opera House London, Januar 2022
Royal Opera House – Covent Garden, 25. Januar 2022
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Hochzeit des Figaro
Orchester der Royal Opera
Antonio Pappano Dirigent
Chor der Royal Opera
von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)
Einmal mehr wird in dieser Produktion die Verbindung zwischen Sprache und Musik deutlich: Die Besetzung der „Nozze“ an der Royal Opera stammt mehrheitlich aus Italien – und man hört es. Die Musikalität der Sängerinnen und Sänger ist kaum mehr zu übertreffen, und das temperamentvoll-feinfühlige Dirigat von Antonio Pappano machte diese Wiederaufnahme von Mozarts vielleicht perfektester Oper zu einem wahrhaft unvergesslichen Erlebnis. Begeisterungsstürme des zwar überwiegend aber emotionell ganz und gar nicht zurückhaltenden Publikums widerspiegelten die überragende Qualität dieser Aufführung – und der größte Jubel beim Schlussapplaus galt völlig zu Recht der (physisch wie gesanglich) überragenden „Contessa“ der (wen wundert’s!) aus Italien stammenden Federica Lombardi.
Blick hinter die Kulissen des Schlosses
Ein Geniestreich des Altmeisters David McVicar ließ die Handlung beginnen, bevor sie eigentlich begann – nämlich während der Ouvertüre. Diese Oper ist, wie wir alle wissen, weit mehr als nur eine frivole Komödie um Liebe, Ehe, Ehebruch und Sex – es geht um das, was die Engländer (insbesondere seit der Kult-Fernsehserie „Downton Abbey“) unter dem Stichwort „upstairs downstairs“ einordnen: Jene, die sich (gesellschaftlich und physisch, in den englischen Herrenhäusern) „oben“ bewegen und jenen, die sich vor allem, außer wenn sie „die da oben“ bedienen, „unten“ aufzuhalten haben, in der Küche, im Weinkeller, in den Abstell- und Gesinderäumen. „W.A. Mozart, Die Hochzeit des Figaro,
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