Foto: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper, 11. Juni 2022, Premiere
L’ORFEO
Claudio Monteverdi, Musik
Alessandro Striggio, Text
Favola in musica in fünf Akten und einem Prolog
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Wird die Oper glücklich oder tragisch ausgehen? Wir werden uns von der Art eines Gluck’schen Happy End lösen müssen. Lesen wir in der ersten Auflage von Pfisters „Götter – und Heldensagen der Griechen“ nach, wird Orpheus, vielleicht durch sein traumatisches Erlebnis zum Frauenfeind geworden, von thrakischen Frauen in Stücke zerrissen. Aus den Opernführern ist bei Monteverdis Werk nichts Eindeutiges zu entnehmen. Apollo bestätigt die endgültige Trennung seines Sohns von Eurydike, nimmt ihn dafür in den Götterhimmel auf, „wo er in der Sonne und in den Sternen eine ihr gleichende Schönheit erblicken wird“. Soll damit ein Bezug zum christlichen „im Himmel wird nicht mehr geheiratet“ (Matthäus 22,30) hergestellt werden? Nach einer anderen Version werden Orpheus und Eurydike gemeinsam zu Sternenbildern erhoben. Also doch auch bei Monteverdi kein tragisches Ende!
Auf dem Weg zur Oper bekommen wir das bunte Treiben der Pride Parade mit. Wir beobachten eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Die Stufen zur Galerie der Staatsoper erklommen begrüßt uns dort ein musizierendes Bläserensemble mit Trommler. In Zirkusmanier wird über Lautsprecher der baldige Beginn der Vorstellung angekündigt. Der Vorhang ist offen. Im Hintergrund der Bühne spiegelt sich der Publikumssaal mit den ihre Plätze aufsuchenden Gästen. Eine eher schon konventionelle Idee. Die Bühne selbst lässt ein fröhliches Fest in der Natur erwarten. Mehr oder weniger gut deutbar und bunt verkleidete „Hirten“ sind auch im Parkett wahrzunehmen. (Inszenierung Tom Morris, Bühne und Kostüme Anna Fleischle). „L’ORFEO Claudio Monteverdi,
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