Der Schlauberger 23: Lassen Sie sich nichts versalzen – Gendern für Einsteiger

Der Schlauberger 23: Lassen Sie sich nichts versalzen – Gendern für Einsteiger  klassik-begeistert.de

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Der Fortschritt ist unaufhaltsam: Eine hessische Stadt will für ihre Verwaltung eine gendergerechte Sprache einführen. Damit soll, so lautet eine der Begründungen, die Frau sichtbar werden.

Die Straßenverkehrsordnung macht uns vor, wie das geht. Statt „Fußgänger“ heißt es darin nun „die zu Fuß Gehenden“. Da wird die Frau deutlich sichtbar. Und statt „Wähler“ könnte es in Kassel „Wählende“ heißen. Frau – sichtbar – sehr gut.

Ich gehe noch einen Schritt weiter und fordere, den Pluralartikel bei Hauptwörtern zu ändern, damit Mann und Neutrum sichtbar werden. Hauptwörter in der Mehrzahl sind immer weiblich: die Männer, die Bäume (der Baum), die Mädchen (das Mädchen).

Was auf jeden Fall bleiben muss, ist die Weiblichkeit. Aber die Männlichkeit geht entschieden zu weit. Und auch der Vamp, eine „verführerische, oft kühl berechnende Frau“ (Duden), ist eher unglücklich. Die Vampin wäre angemessen.

Nächster Schritt muss sein, die Diversen sichtbar zu machen. Sie mit einem läppischen Sternchen abzuspeisen, ist respektlos. Also ran an die Arbeit. Lassen Sie sich nicht von den Humorlosen die Suppe (weiblich) versalzen.

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Eine großartige Geschäftsidee – vielleicht sogar steuerfrei

Ich habe eine neue Geschäftsidee entdeckt. Und zwar im Rotlichtbezirk. Also an der Ampel. Dort lassen sich leicht ein paar hundert Euro am Tag machen. Voraussetzung: Ich brauche geschultes Personal, am besten Polizisten. Dann ist die Arbeit effektiver.

Wie das geht, habe ich auf einer Ratgeberseite gelesen: „Auch der vermeintlich schwächere Fußgänger kann ein Bußgeld von fünf bis zehn Euro bekommen, wenn er die rote Ampel ignoriert.“

So einfach ist das also. Gehen wir mal vom Höchstsatz aus: Wenn ich also zehnmal am Tag die rote Ampel ignoriere, macht das 100 Euro. Die Frage ist nur: Steuerfrei? 19 Prozent Mehrwertsteuer oder nur die zurzeit gültigen 16 Prozent? Oder geht das alles auch ohne Rechnung?

Die Masche ist übrigens nicht neu. Sie funktioniert auch bei Unfällen, was allerdings ein wenig aufwendiger ist. In meinem Archiv fand ich diese Meldung:

Einen Wunsch an die Polizei habe ich noch: Seien Sie bitte nicht zu knauserig.

Reinhard Berger, 31. Oktober 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Der Schlauberger 22: Mit einem A unterm Gaumen … und akademischer Wucht

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Reinhard Berger

Allerleikeiten
Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

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Satirische Rätsel für Ausgeschlafene mit Lexikon für Sprachpanscher.
Wartberg-Verlag

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