Wenn man Verdi abzieht, bleibt leider nur ein dünner choreographischer Aufguss übrig

Giuseppe Verdi, Messa da Requiem  Staatsballett Berlin, Deutsche Oper, 12. Mai 2023

Foto: Das Gesangs- und Ballettensemble der Berliner Messa da Requiem-Aufführung (Foto RW)

Es gab aber auch tänzerisch beeindruckende Ausnahmen. So überzeugten Ksenia Ovsyanick und Alexei Orlenco mit einem wunderschönen Pas de deux beim Agnus dei. Wie beide, er hinter ihr her schreitend, die erhobenen Arme immer wieder ineinander verschlingend zum Kreis formten, war spannend anzuschauen und zeugte von großer tänzerischer Kunst und inniger Vertrautheit.

Deutsche Oper, 12. Mai 2023

Giuseppe Verdi    Messa da Requiem

Staatsballett Berlin
Choreographie und Inszenierung: Christian Spuck
Bühnenbild: Christian Schmidt

Orchester der Deutschen Oper Berlin
Rundfunkchor Berlin
Musikalische Leitung: Nicholas Carter

Sopran: Olesya Golovneva
Mezzosopran: Karis Tucher
Tenor: Attilio Glaser
Bass: Lawson Anderson

von Dr. Ralf Wegner

Wenn man Verdi abzieht, bleibt nicht viel von diesem Ballettabend. Leider wurde auch nicht so gut gesungen, wie man es bei Verdi erwarten könnte. Ab und an erklangen zwar auch schöne Passagen, wie von dem Tenor Attilio Glaser, aber wenn die beiden Sängerinnen des Verdi-Requiems ins Forte gingen, fehlte es ihrem Gesang an ebenmäßiger Tonproduktion und Reinheit des Klangs. Das galt besonders für die am Ende der Aufführung fast allein die Bühne beherrschende Sopranistin Olesya Golovneva.

Der auch für die Inszenierung verantwortliche Choreograph Christian Spuck hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl die Solisten als auch die Damen und Herren des Rundfunkchors Berlin in das Ballettgeschehen einzubeziehen. Was blieb aber von der Choreographie haften: Vieles wirkte nur turnerisch, sah mit manchen Bewegungsmustern wie Eiskunstlauf aus, allerdings ohne die dabei üblichen schwierigen Drehsprünge. Dafür beugten sich die Choristen immer wieder mit ihren Oberkörpern nach vorn und zurück, gestikulierten in der Luft oder rannten mit den Tänzerinnen und Tänzern von einer Seite zur anderen. Auch schob ein Statist ab und an einen Scheinwerfer quer über die Bühne und am Ende dienten zwei hineingeschobene Tische als Requisiten für tänzerische Übungen.

Der mit einer ascheartig aussehenden Substanz weitflächig bedeckte Boden wurde von den Tänzerinnen und Tänzern zudem kräftig genutzt, um Staub aufzuwirbeln, allerdings blieb unklar, wofür. Es sei denn, das Ballett spielt im Inneren eines Krematoriums.

MESSA DA REQUIEM – P. Semionova, D. Soares. Foto Serghei Gherciu

Immer wieder traten Paare, manchmal auch drei oder mehrere Personen auf, um assoziativ zur Musik mehr statisch als dynamisch betonte Pas de deux oder Pas de trois zu zelebrieren, ohne dabei allerdings an zwischenmenschlicher Ausdruckskraft zu gewinnen.  Mit den Choristen und den sängerischen Solisten wurden zudem größere Tableaus geformt, was optisch durchaus beeindruckte, inhaltlich aber ohne Aussage blieb.

MESSA DA REQUIEM – V. Segova, O. Golovneva, Foto Serghei Gherciu

Es gab aber auch tänzerisch beeindruckende Ausnahmen. So überzeugten Ksenia Ovsyanick und Alexei Orlenco mit einem wunderschönen Pas de deux beim Agnus dei. Wie beide, er hinter ihr her schreitend, die erhobenen Arme immer wieder ineinander verschlingend zum Kreis formten, war spannend anzuschauen und zeugte von großer tänzerischer Kunst und inniger Vertrautheit. Auch in einem späteren Pas de deux zum Libera me überraschten Ovsyanick und Orlenco mit einer perfekten tänzerischen Darbietung.

Das Haus war ausverkauft, das Publikum spendete am Ende unterschiedslos jubelnden Beifall für alle Beteiligten.

Dr. Ralf Wegner, 14. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Dornröschen, Peter I. Tschaikowsky, Staatsballett Berlin Deutsche Oper, Berlin, 19. Mai 2022

Nussknacker und Mausekönig, Ballett, Peter I. Tschaikowsky, Deutsche Oper Berlin

Onegin, Staatsballett Berlin in der Deutschen Staatsoper Berlin, 19. Oktober 2018

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