Schweitzers Klassikwelt 127: Musiktheater in der Weihnachtszeit

Die MET in weihnachtlichem Glanz © Lothar Schweitzer

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Städte und Dörfer verwandeln sich zur Advent- und Weihnachtszeit. Wir haben den Wandel einer Stadt am Anfang des Advents anlässlich zweier Opernbesuche in Basel eindrucksvoll erlebt. Wobei bei fortschreitender Säkularisierung die Grenze zwischen Advent und Weihnachtszeit undeutlich wird und alles schon ab der ersten Adventwoche im hellen Lichterglanz erstrahlt. „Schweitzers Klassikwelt 127: Musiktheater in der Weihnachtszeit
klassik-begeistert.de, 3. Dezember 2024“
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Otello kehrt zurück nach Venedig

Die Bühne mit den Tänzerinnen und Tänzern. Foto: privat

Szenisch reizvoll und sängerisch exzellent, so präsentierte sich Verdis “Otello” im Teatro La Fenice in Venedig.

Giuseppe Verdi
Otello
Libretto von Arrigo Boito

Regie: Fabio Ceresa
Bühne: Massimo Checchetto
Kostüme: Claudia Pernigotti
Choregraphie: Mattia Agatiello

Chor des Teatro La Fenice, Einstudierung: Alfonso Caiani
Piccoli Cantori Veneziani, Einstudierung: Diana D’Alessio

Orchester des Teatro La Fenice
Musikalische Leitung: Myun-Whun Chung

Teatro La Fenice, 1. Dezember 2024


von Dr. Rudi Frühwirth

In Verdis “Otello” wird die geplante Rückkehr des Titelhelden in die Republik Venedig bekanntlich durch missliche Umstände wie Mord und Selbstmord verhindert. Erfreulicherweise ist aber die Oper doch wieder einmal im Teatro La Fenice angekommen. Die Neuproduktion zur Saisoneröffnung ist optisch höchst reizvoll. Die prächtigen Kostüme von Claudia Pernigotti und das golden glänzende Bühnenbild von Massimo Checchetto beschwören freilich weniger das 16. Jahrhundert herauf als die byzantinisch und gotisch geprägte Kunst der Glanzzeit der Republik. „Giuseppe Verdi, Otello
Teatro La Fenice, 1. Dezember 2024“
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Auf den Punkt 35: Brahms 4 kann jeder?

Han-Na Chang © Ole Wuttudal

Bundestrainer kann jeder“ ist ein launiger Kommentar von Joscha Weber. Auslöser des Artikels war eine 2:3 Niederlage der deutschen Nationalmannschaft (Herren) gegen England im Jahr 2016. Weiter im Text führt der Kollege aus: „Jeder Wackler wird seziert, kritisiert und dramatisiert“, Granteln sei ja schließlich deutsches Kulturgut. Sie erkennen sicher die Parallelen. Wackler gab es gestern so einige, zuvörderst die Hörner der Symphoniker Hamburg. Und Brahms in der Laeiszhalle aufzuführen, das ist wie ein Match im Mutterland des Fußballs.

Symphoniker Hamburg

Han-Na Chang / Dirigentin
Veronika Eberle / Violine

Weber / Ouvertüre zu „Der Freischütz“
Mendelssohn Bartholdy / Violinkonzert e-Moll
Brahms / Sinfonie Nr. 4

Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024 

von Jörn Schmidt

So wie Ihnen auch jeder Zuschauer und erst recht jeder Rezensent sagen kann, wie Brahms klingen soll. Bedacht, wehmütig, aber bloß nie auftrumpfend, sagt der eine. Wie langweilig, wird man Ihnen entgegnen, wenn Sie so argumentieren. Straff, dramatisch und vor allem, rhythmisch zupackend. So und nicht anders soll Brahms klingen. Sonst geht der große Bogen verloren. Manch einer hat den Hang zu vermitteln. Fix, aufrichtig und bewegend, so ginge Brahms. „Auf den Punkt 35: Brahms 4 kann jeder?
Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024“
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Zürich: Homokis Holländer erhebt Wagners Frühwerk über die Fluten der Weltmeere hinaus

Der fliegende Holländer © Toni Suter

Wieder ein Holländer, wieder kein Segel in Sicht. Andreas Homokis ausdrucksstarke, bewegende Interpretation dieses Wagner’schen Frühwerks wurde dennoch zum Highlight des furios applaudierten Abends und holte ein atemberaubendes, gesellschafts- und kolonialismuskritisches Kunstwerk auf die Bühne. Auch musikalisch war dieser furiose Züricher Wagner-Abend ein glorreicher Triumphzug! 

Der fliegende Holländer, WWV 63
Musik und Libretto Richard Wagner

Opernhaus Zürich, 30. November 2024

von Johannes Karl Fischer

Ich bin ehrlich gesagt kein Holländer-Fan, aber dieser Abend – Regie, Gesang und Orchester inklusive – hat dem manchmal sich einfach wild austobenden, überaus lautem Wagner-Werk einen neuen Sinn gegeben. Vor den mächtigen, mit kolonialistischen Landkarten Afrikas behängten Raumwänden toben die betrunkenen, in schwarzweißen Anzügen uniformierten Matrosen umher wie die Fluten der stürmischen Weltmeere, ein mit schwerem Mantel gekleideter Holländer führt die Handlung wie von Geisterhand über die Bühne. Als würde hier gleich das Bühnenbild und mit ihm die ganze Welt zusammenkrachen… ist ja bei den aktuellen Verhältnissen auch nicht ganz aus dem Hut gezaubert. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer
Opernhaus Zürich, 30. November 2024“
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Perfekter hätte das Konzertmotto „Begeisternde Virtuosität“ kaum umgesetzt werden können

Paavo Järvi © Julia Baier

5. Highlight-Abonnementkonzert: Begeisternde Virtuosität

Joseph Haydn Sinfonie Nr.94 G-Dur „Mit dem Paukenschlag“
Antonín Dvořák  Violinkonzert a-Moll op.53
Wolfgang Amadeus Mozart  Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“


Akiko Suwanai   
Violine

Paavo Järvi   Dirigent
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Bremer Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 30. November 2024

von Dr. Gerd Klingeberg

Die gut zwanzigminütige Verspätung, bis endlich das Orchester die Bühne betritt, sei laut Managing Director Albert Schmitt vor allem durch das Verkehrschaos am ersten Weihnachtswochenende verursacht. Und er nutzt die Zeit gleich für einen launigen Werbeblock für die just am Vortag erschienene neue Doppel-CD mit Einspielungen von vier Haydn-Sinfonien.

Wohl noch wirksamer wäre der Hinweis gewesen, dass eine davon, nämlich die Nr. 94 „Mit dem Paukenschlag“ auch der erste Programmpunkt des Konzerts sein würde. Ein derart direkter Vergleich zwischen CD und Live-Darbietung war mir bislang selten vergönnt: Ob sich das Orchester, wieder unter dem nuancierten Dirigat von Paavo Järvi, auch im Konzert in CD-Qualität präsentieren kann? „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi, Dirigent
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 30. November 2024“
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Köln: Gewinner des Abends ist der Gast aus Georgia Roderick Cox

Roderick Cox © roderickcox.com

WDR Happy Hour
WDR Sinfonieorchester

Roderick Cox, Dirigent

Jan Malte Andresen, Moderation/WDR 2

Samuel Barber – Symphony in One Movement op. 9 (1. Sinfonie)
Jean Sibelius – Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82

Kölner Philharmonie, 29. November 2024

von Daniel Janz

Gäste haben es in Köln mitunter nicht leicht

Es ist mal wieder so weit: Klassik um 7, die so genannte „Happy hour“ in Köln, die mit Moderation und Freibier auch klassikfernes Publikum in die Philharmonie lockt, um es mit einigen Juwelen der Orchesterkultur zu verwöhnen. Auch heute hat sich das WDR Sinfonieorchester dabei wieder zu einem besonderen Angebot hinreißen lassen und mit Roderick Cox (36) aus Macon, Georgia (USA) nicht nur einen internationalen Newcomer eingeladen. Mit Samuel Barbers ersten Sinfonie steht neben Sibelius fünfter Sinfonie auch ein äußerst seltenes Werk auf dem Programm. „WDR Sinfonieorchester, Roderick Cox, Dirigent
Kölner Philharmonie, 29. November 2024“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 1. DEZEMBER 2024

© Matthias Creutziger

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE – 1. DEZEMBER 2024

Christian Thielemann: „Am Ende wäre ich nicht mehr Generalmusikdirektor der Staatsoper, sondern der Uber-Oper“ (Bezahlartikel)
Berlin streicht seinen Kulturetat zusammen. Das trifft auch die Staatsoper Unter den Linden. Hier erklärt ihr schockierter Generalmusikdirektor Christian Thielemann, warum diese Kürzungen Berlin besonders schwächen und welche alternativen Finanzierungsmodelle für ihn nie infrage kämen.
DieWelt.de

Mailand
Netrebko und Kaufmann retten Abend ohne Orchester!
Ausgerechnet am 100. Todestag von Giacomo Puccini mussten Anna Netrebko und Jonas Kaufmann ihr seit Monaten ausverkauftes Konzert an der Mailänder Gala ohne Orchester bestreiten – die Musiker streikten aus Protest gegen die italienische Regierung. Der Auftritt erwies sich als voller Erfolg – trotzdem bekommt das Publikum sein Geld zurück.
msn.com

Salzburg
Hinterhäuser verrät sein Salzburg-Programm
Hat der König von Salzburg sein Sommerprogramm bewusst durchsickern lassen? Oder ist alles doch ganz anders als wir hören? Wir schreiben Markus Hinterhäuser auf jeden Fall schon Mal den Text für seine Programm-Präsentation. Mit Augenzwinkern.
backstageclassical.com

„DIE SONNTAG-PRESSE – 1. DEZEMBER 2024“ weiterlesen

„Die Passagierin“ ist ein „großartiges, aber bedrückendes Erlebnis“ – Ludwig Steinbach analysiert Mieczysław Weinbergs Oper

Buchbesprechung:

Ludwig Steinbach, Weinbergs Passagierin –
Eine Analyse der Auschwitz-Oper

Verlagshaus Schlosser, Kirchheim 2019 (2. Auflage),

ISBN: 978-3-86937-739-1

von Dr. Andreas Ströbl

Als die „bei Weitem wichtigste Oper in russischer Sprache seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnete David Pountney, der ehemalige Intendant der Bregenzer Festspiele, Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“. Pountney führte Regie bei der szenischen Uraufführung am 21. Juli 2010 in Bregenz – eine konzertante Uraufführung hatte es in Moskau 2006 gegeben. „Buchbesprechung: Ludwig Steinbach, Weinbergs Passagierin
klassik-begeistert.de, 30. November 2024“
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„Ein Porteño ist ein entwurzelter Italiener, der spanisch spricht…“ – Siegfried Jung zeigt eine andere Seite der Tuba

CD-Besprechung:

Instrument des Jahres hin oder her. Klar, Wagner, Bruckner, Mahler etc. – das ist opulente Musik, die ohne diese mächtigen Blechblasinstrumente, wie Tuba, Posaune oder Horn nicht denkbar wäre. Aber als Soloinstrument? Tuba? Ein großes, glänzendes Ding, das, wie der Tubist und Kabarettist Andreas Hofmeir kürzlich im WDR-Klassik-Forum erklärte, zur Darstellung von schlechtem Wetter und Flatulenzen dient?

„Porteño“, Works for tuba, harp, piano.
Siegfried Jung, Johanna Jung, Susanne Endres

Erschienen bei Hänssler Classic 2024.


von Dr. Regina Ströbl

Nun, es geht auch anders und das belegt die CD „Porteño“ von Siegfried Jung, Tubist im Orchester des Nationaltheaters Mannheim und seit 2018 auch Mitglied des Orchesters der Bayreuther Festspiele. Zusammen mit seiner Frau Johanna Jung, Harfenistin im Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck und ebenfalls solistisch tätig, sowie der Pianistin Susanne Endres hat er nun ein Album mit Musik südamerikanischer Komponisten herausgebracht. Gemeinsam mit Susanne Endres bildet Jung das international gastierende Duo Compagni. „CD-Besprechung: „Porteño“, Siegfried Jung
klassik-begeistert.de, 30. November 2024“
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DIE FREITAG-PRESSE – 29. NOVEMBER 2024

Giacomo Puccini © Wikipedia

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 29. NOVEMBER 2024

Was uns Puccini immer noch lehrt
„Tosca“ gilt als Inbegriff des Reißers. Dass die Oper auch 100 Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers so packt wie eh und je, lässt sich derzeit in London erleben. Heute, Freitag, jährt sich der Todestag Giacomo Puccinis zum 100. Mal. Die Opernwelt zieht den Hut. Aber ein wenig vorsichtig, der Meister rangiert in der Statistik der meistgespielten Komponisten seit Jahr und Tag stets auf den vordersten Plätzen neben Mozart, Verdi und Wagner, zu denen man sich freilich bekennen darf, ohne dass Schamesröte aufsteigt. Puccini liebt man insgeheim und posaunt das so wenig heraus wie den täglichen Konsum einer Vorabend-TV-Serie.
DiePresse.com

Giacomo Puccini – „Keine Spur von Kitsch!“
„Komponieren, schaffen, ist für mich nie eine Freude gewesen und wird es nie sein. Es ist eine fortwährende Qual, eine Anstrengung, ein Schmerz, eine unsägliche Mühe.“ Giacomo Puccini bleibt lebenslang ein Melancholiker. Die Götter schenken ihm alles: Genie, Reichtum, Ruhm, Liebe und Genuss. Er sieht blendend aus. Alma Mahler-Werfel schreibt später einmal, Puccini sei einer „der schönsten Menschen gewesen, die ich gesehen habe“. Wo immer er öffentlich auftritt, liegt ihm die opernliebende Welt zu Füßen. Und das ist bis heute so geblieben. Sein aktuellster Biograf, Arnold Jacobshagen, hält fest, dass Puccini in den 15 Spielzeiten zwischen 2004 und 2019 nach Verdi und Mozart mit 32 086 Aufführungen weltweit der meistgespielte Opernkomponist gewesen ist (es folgen Rossini und Wagner).
fr.de

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