Wir erinnern uns an längst vergangene Erlebnisse in der Wiener Kammeroper, Teil 3

Kammeroper Wien © Peter M. Mayr

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wir wurden immer weniger Gast in der Kammeroper. Das lag an unsren anderen Vorlieben bei Opern, aber auch an unsrer Skepsis gegenüber Kammerfassungen. Klassik-begeistert-Kollegin Mirjana Plath betitelte im Februar 2018 ihre „Pelléas et Mélisande“-Rezension: „Minimalistischer Debussy an der Wiener Kammeroper“. Mit der Streichung der Zwischenspiele kommt man näher an Debussys ursprüngliche Vorstellungen heran, räumt zwar die Verfasserin ein. Aber muss, was heute gern gesehen wird, eine Urfassung die beste Variante sein? „Vergangene Erlebnisse in der Wiener Kammeroper, Teil 3
klassik-begeistert.de, 12. November 2024“
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Denn Schmutz bist du, und zum Schmutz wirst du zurückkehren!

Brenda Rae und Simon Neal © Barbara Aumüller

In ihrer Inszenierung an der Oper Frankfurt zeigt die Regisseurin Nadja Loschky mit durchdachten Ideen den Aufstieg und Fall von Lulu, einer Frau, die aus der Gosse kommt, sich in der glamourösen Gesellschaft hoch-heiratet, um dann wieder in der Gosse zu landen, wo sie als Prostituierte von Jack the Ripper ermordet wird. Musikalisch wird der Abend zum Ereignis, weil Thomas Guggeis dem Publikum die Komposition von Alban Berg sehr schlüssig zu Ohren führt, unterstützt von einem erstklassigen Gesangs-Ensemble.

Alban Berg (1885-1935),  Lulu
Oper in drei Akten / Text vom Komponisten nach Frank Wedekind

Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Inszenierung: Nadja Loschky
Bühnenbild: Katharina Schlipf
Kostüme: Irina Spreckelmeyer

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Lulu Brenda Rae
Dr. Schön/Jack the Ripper Simon Neal
Alwa  AJ Glueckert
Gräfin Geschwitz  Claudia Mahnke
Maler/Freier  Theo Lebow
Tierbändiger/Athlet Kihwan Sim
Schigolch  Alfred Reiter

Oper Frankfurt, 9. November 2024

von Jean-Nico Schambourg

Es ist meine erste “Lulu”, die ich live auf einer Opernbühne sehe. Sicherlich werde ich sie mir nicht so oft anschauen und anhören wie zum Beispiel “Tosca”, “Carmen”, “Aida” oder andere Opernhits! Allerdings ist das, was die Oper Frankfurt mit der Inszenierung von Nadja Loschky und der musikalischen Leitung von Thomas Guggeis auf die Bühne bringt, an Spannung kaum zu überbieten und hält mich über drei Stunden lang in ihrem Bann!

„Alban Berg (1885-1935), Lulu
Oper Frankfurt, 9. November 2024“
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Auf den Punkt 32: Silberne Rose statt blutiges Beil

Die traditionelle Übergabe der silbernen Rose vermeldet in Richard Strauss’ Oper Der Rosekavalier die Ankunft des Bräutigams. Im Vorgänger Elektra wird deren Vater mit einem Beil erschlagen, das fortan stets präsent ist. Beides führt zu einigen Konflikten, die unterschiedlich gelöst werden. Im Rosenkavalier unblutig, mit viel Humor, in der Elektra ziemlich blutig.

Staatsoper Hamburg, 10. November 2024
Richard Strauss, Elektra

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kent Nagano / Dirigent; Foto: © Felix Broede

 von Jörn Schmidt

In der Hamburger Inszenierung von Dmitri Tcherniakov wird es noch blutiger, es geht dort zusätzlich  Chrysothemis (Jennifer Holloway) an den Kragen. Orest (Kyle Ketelsen) ist halt ein Killer durch und durch. Das Libretto (Hugo von Hofmannsthal) gibt das nicht her. Schlüssig ist dieser Ansatz auch sonst  nicht, jedenfalls nicht für mich. Aber Regietheater ist heute nicht das Thema. „Richard Strauss, Elektra, Kent Nagano
Staatsoper Hamburg, 10. November 2024 “
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Martin Haselböck zaubert auf der Rieger-Orgel des Wiener Konzerthauses

Foto: Martin Haselboeck (c) Meinrad Hofer

Anlässlich seines 70. Geburtstags gab Martin Haselböck im Wiener Konzerthaus einen Orgelabend mit bemerkenswerten Werken des 20. Jahrhunderts. Der Höhepunkt war zweifellos Ligetis bahnbrechende Komposition Volumina.

Arnold Schönberg
Variationen über ein Rezitativ, op. 40
Zwei Fragmente aus der Sonate für Orgel

Ernst Křenek
Orga-Nastro für Orgel und Tonband, op. 212

György Ligeti
Volumina

Gladys Nordenstrom-Křenek
Signals from nowhere

 Ernst Křenek
Vierter Satz (Boreas) der Four Winds Suite (Die vier Winde) für Orgel, op. 223

Martin Haselböck
Orgel

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 10. November 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

Martin Haselböck ist nicht nur ein anerkannter Dirigent und Verfechter der Originalklangbewegung, sondern auch ein meisterhafter Orgelspieler. Anlässlich seines 70. Geburtstags gab er ein Konzert, das die gewaltige Bandbreite seines Repertoires wie auch seine enorme technische Virtuosität unter Beweis stellte. Es war auch ein Rückblick auf seine Laufbahn, denn alle Stücke des Abends hat er in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten im Konzerthaus aufgeführt. „Martin Haselböck, Orgel
Wiener Konzerthaus, 10. November 2024“
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„Symphonie der Tausend“: Philipp Jordan zelebriert Mahler 8 in Wien

WSY Philippe Jordan © Amar Mehemdinovic

Schon eigenartig: Da geht man in ein Konzert mit einem der opulentesten Werke der Musikgeschichte, hört ein exzellentes Orchester, eine wahrhaft luxuriöse Sängerbesetzung, großartige Chöre und einen sehr bekannten Dirigenten. Man ist stellenweise sehr beeindruckt – und man hatte danach trotzdem das Gefühl, dass etwas gefehlt hat.

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 8 in Es-Dur „Symphonie der Tausend“

Elisabeth Teige, Johanni von Oostrum, Regula Mühlemann, Tanja Ariane Baumgartner, Noa Beinart, Benjamin Bruns, Christopher Maltman, Tareq Nazmi

Wiener Sängerknaben
Wiener Singverein
Wiener Singakademie

Wiener Symphoniker
Dirigent: Philippe Jordan

Wiener Konzerthaus, 7. November 2024

 von Herbert Hiess

Aber schön der Reihe nach: Hauptperson an diesem Abend war doch Maestro Philippe Jordan, der auch Chef der Wiener Symphoniker war und nun seine letzte Saison an der Wiener Staatsoper als Musikdirektor hat.

Der exzellente und souveräne Dirigent beging heuer seinen 50. Geburtstag; und Zufall oder nicht – man programmierte im Wiener Konzerthaus Mahlers „Symphonie der Tausend“; ein Werk, das aufgrund des enormen Aufwandes sehr selten auf den Konzertprogrammen zu finden ist. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 8 in Es-Dur
Wiener Konzerthaus, 7. November 2024 “
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Diese „Tosca“ aus der Arena di Verona bietet mehr Pose als Emphase

Giacomo Puccini, Tosca

Sonya Yoncheva
Vittorio Grigolo
Roman Burdenko
Orchestra and Chorus oft he

Arena di Verona

Francesco Ivan Ciampa  Dirigent
Hugo de Ana  Regisseur

Unitel C major 767804

von Peter Sommeregger

Die Freilichtaufführungen in der römischen Arena in Verona locken jeden Sommer Unmengen von opernaffinen Touristen an. Allerdings eignet sich nicht jedes Werk optimal für die riesige Bühne, auf der alles der Breitenwirkung angepasst werden muss. Puccinis hochdramatische „Tosca“ spielt nicht umsonst zwei Akte lang in klar definierten, geschlossenen Räumen. „CD-Besprechung: Giacomo Puccini, Tosca, Arena di Verona
11. November 2024“
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DIE MONTAG-PRESSE – 11. NOVEMBER 2024

Buchbinder KH Wien © Marco Borggreve

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 11. NOVEMBER 2024

Berlin
Rudolf Buchbinder und die Geschwister Capuçon begeistern in Berlin
Seit der Auflösung des legendären Beaux Arts Trios ist mir kein vergleichbar exquisites Ensemble mehr untergekommen. Vor allem Franz Schuberts Klaviertrios, die zum Schönsten zählen, was die Kammermusik für diese Besetzung hervorgebracht hat, habe ich lange nicht mehr gehört. Nun sind Rudolf Buchbinder, Renaud und Gautier Capuçon allesamt hochkarätige Solisten und kein festes Ensemble wie einst das Beaux Arts, aber umso mehr war es eine Freude zu erleben, wie gut die Drei miteinander harmonierten. Zumal Renaud Capuçon für den Violinpart verspätet dazu kam – als Ersatz für Hilary Hahn, die aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte.
Von Kirsten Liese
Klassik-begeistert.de

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Rudolf Buchbinder und die Geschwister Capuçon begeistern in Berlin

Rudolf Buchbinder © Marco Borggreve

Schuberts Trios schmeicheln wie Seelenbalsam

Franz Schubert: Trio op. 99
Franz Schubert: Trio op. 100

Renaud Capuçon, Violine (anstelle von Hilary Hahn)
Gautier Capuçon, Violoncello

Rudolf Buchbinder, Klavier

Philharmonie Berlin,  9. November 2024

von Kirsten Liese

Seit der Auflösung des legendären Beaux Arts Trios ist mir kein vergleichbar exquisites Ensemble mehr untergekommen. Vor allem Franz Schuberts Klaviertrios, die zum Schönsten zählen, was die Kammermusik für diese Besetzung hervorgebracht hat, habe ich lange nicht mehr gehört.

Nun sind Rudolf Buchbinder, Renaud und Gautier Capuçon allesamt hochkarätige Solisten und kein festes Ensemble wie einst das Beaux Arts, aber umso mehr war es eine Freude zu erleben, wie gut die Drei miteinander harmonierten. Zumal Renaud Capuçon für den Violinpart verspätet dazu kam – als Ersatz für Hilary Hahn, die aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte. „Rudolf Buchbinder und die Geschwister Capuçon
Philharmonie Berlin,  9. November 2024“
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Claus Guths wegweisende Frau-ohne-Schatten-Regie setzt dieses Werk auf die aktuellste Tagesordnung

Sarah Grether (Weiße Gazelle), Camilla Nylund (Die Kaiserin) und Michaela Schuster (Die Amme) © Hans Jörg Michel

…und die Berliner Staatsoper an die Spitze der Strauss-Liga   

Ausgerechnet vier Tage nachdem ein quasi-Barak in ein welteinflussreiches Amt gewählt wurde, setzt Berliner Staatsoper mit Claus Guths genialer, die Frau ohne Schatten aus der Märchenoper-Ecke befreiender Regie ein starkes Zeichen in der Strauss’schen Spitzenliga. Ein durchwegs souveränes Gesangsensemble komplettiert das künstlerische Gesamtkunstwerk, einzig ein undifferenziertes Orchester konnte mit diesem haushohen musikalischen Niveau nicht mithalten.

Die Frau ohne Schatten
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 9. November 2024

von Johannes Karl Fischer

Ich könnte jetzt anfangen, die einzelnen Meisterleistungen zu loben, sei es Michaela Schusters packende Amme, Elena Pankratovas scharf gesungene Färberin oder auch Roman Trekels überragende Einspringerleistung als Geisterbote. Nein, das war einfach eine künstlerische Gesamtkunstleistung der allerersten Strauss-Klasse, an dessen Spitze Claus Guths wegweisende, spektakuläre und aussagekräftige Inszenierung thronte! „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Staatsoper Unter den Linden, 9. November 2024“
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Wenn mozärtliche Harfenklänge im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu Humor und Genuss verschmelzen

Silke Aichhorn und Lisa Wellich © Markus Aichhorn

Mit einem köstlichen Blick hinter die Kulissen der Musikwelt zaubern Silke Aichhorn und Lisa Wellisch Klänge nicht nur von Wolfgang Amadeus Mozart. Hinterlegt mit skurrilen Geschichten, entwickelt sich die Stückauswahl zu einem kurzweiligen Abendvergnügen.

Silke Aichhorn, Harfe
Lisa Wellisch, Klavier

»Lebenslänglich frohlocken«

Elbphilharmonie, 9. November 2024

von Patrik Klein

Die Harfenvirtuosin Silke Aichhorn ist immer für eine Überraschung zu haben. Sie gilt als eine der erfolgreichsten und bedeutendsten Solistinnen auf diesem Instrument. Zudem ist sie als Buchautorin, Unternehmerin und Pädagogin emsig unterwegs, um das Image der Harfe als Soloinstrument in den Fokus zu stellen.

Derzeit tourt sie auch durch die Lande, um ihr neues Buch „Frohlocken leicht gemacht“ mit ungewöhnlichen, manchmal absurden Geschichten aus ihrem Berufsalltag vorzustellen. Für das Hamburger Publikum reduzierte die Dame vom Chiemsee sogar ihr aberwitziges Sprechtempo zu einer für Norddeutsche angepassten Variante. „Silke Aichhorn und Lisa Wellisch
Elbphilharmonie, Kleiner Saal, 9. November 2024“
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