Tohuwabohu in Wolkenkuckucksheim

Die Vögel  © Stephan Walzl ‐ Aksel Daveyan (Wiedehopf), im Hintergrund Opernchor

Walter Braunfels Oper „Die Vögel“ in großartiger musikalischer Wiedergabe am Oldenburgischen Staatstheater. Die Inszenierung überzeugte allerdings nur bedingt.

Was passiert, wenn jemand versucht, andere zu beeinflussen, ihnen in manipulativer Absicht angebliche Tatsachen vorgaukelt, damit sie ihm folgen? Wann wird aus angeblichem Miteinander eine Diktatur? Was bleibt, wenn dann das so entstandene Regime vernichtet wird? Was macht es mit den Übriggebliebenen? Alles Fragen, die Walter Braunfels in seiner Oper „Die Vögel“, uraufgeführt 1920 in München, aufgreift. Und sie sind aktuell, heute wie damals. Die Inszenierung in Oldenburg stellt sich diesen Fragen nicht, überzeugt aber durch die hervorragende musikalische Interpretation.

Die Vögel
Lyrisch-phantastisches Spiel in zwei Aufzügen
nach Aristophanes
Text und Musik von Walter Braunfels

Oldenburgisches Staatsorchester
Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann

 Inszenierung:  Holger Potocki

 Oldenburgisches Staatstheater, 25 Januar 2025, Premiere

von Axel Wuttke

Zugegeben, das Stück ist nicht leicht zu fassen. Da gehen zwei vom Alltag gelangweilte Menschen, der sensible Hoffegut und der draufgängerische Ratefreund, zu den Vögeln. Ratefreund macht sie sich zu Untertanen, wird ihr Führer und stachelt sie zum Kampf gegen die Götter auf. Die Katastrophe ist unabwendbar. „ Walter Braunfels, Die Vögel
Oldenburgisches Staatstheater, 25 Januar 2025, Premiere“
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Mozartwoche Salzburg: Rolando Villazón vereint Bach, Monteverdi und Puppenmagie

Die Mozartwoche in Salzburg – ein Platz für Exzentriker. Intendant Rolando Villazón trällert aus allen Lautsprechern. „Viva Mozart“, morgens, um 11:00 Uhr, bereits im Mozarteum. Da ist sein Auftritt als „L’Orfeo“ noch Stunden entfernt. Kurz danach schlägt Fazıl Say ein neues Kapitel auf: Bachs Goldberg-Variationen einmal anders – manieristisch, aber sensationell!

Haus für Mozart & Großer Saal, Mozarteum, 26. Januar 2025

von Jürgen Pathy

„Der Gould hat auch einst in Salzburg gespielt.“ Nur dessen Goldberg-Variationen habe die Dame bislang gehört. Auf Tonband natürlich, 1982 ist er verstorben. Ähnlichkeiten legt Fazıl Say auch an den Tag. „Ach, der war’s, der ständig gemurmelt hat.“ Gespräche vorm Café Bazar, nachdem das Publikum im Mozarteum gejubelt hat.

„Mozartwoche Salzburg
Haus für Mozart & Großer Saal, Mozarteum, 26. Januar 2025“
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„Mach’s Kleid hübsch! und behalt mich lieb!“

Buchbesprechung:

Es lohnt sich zu lesen, wie man in der Vergangenheit Gefühle aus der Ferne ausdrückte, während dies heute, in der Epoche der maximalen Vereinfachung, mit Emojis geschieht.

„Meine alte, treue Liebe“. Richard und Minna Wagner: Briefwechsel

Herausgegeben von Eva Rieger

Georg Olms Verlag, AG, Hildesheim 2024
ISBN 978-3-7582-0264-3

von Jolanta Łada-Zielke

Die Lektüre dieses Buches hat mich emotional ausgelaugt. Zwar kannte ich bereits die Geschichte der 29-jährigen Ehe von Minna und Richard Wagner, die von Anfang an von kleineren und größeren Konflikten belastet war, obwohl es darin auch glückliche Momente gab. „Buchbesprechung: „Meine alte, treue Liebe“
klassik-begeistert.de, 28. Januar 2025“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 28. JANUAR 2025

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 28. JANUAR 2025

Wiener Staatsoper
Neue „Zauberflöte“ an der Wiener Staatsoper: Alter schützt vor Weisheit nicht
Premiere der Mozartoper: Jubel für das Orchester und einige Sänger, ein interessanter Widerstreit zwischen Zustimmung und Ablehnung für die Regie. Bei manchen Prüfungen, um bei einem Hauptthema der „Zauberflöte“ zu bleiben, geht es wohl nicht darum, sie zu bestehen – sondern darum, möglichst würdevoll und mit dem Ziel in Sichtweite an ihnen zu scheitern. Vielleicht gehört eine neue „Zauberflöte“ an der Wiener Staatsoper zu dieser Art von Prüfungen: Das Werk ist, im Wortsinn, eingeschrieben in das Haus (Motive daraus finden sich in den Wandverzierungen), der Mozartklang und die Mozartstimmen sind Prüfsteine, an denen man es misst, und dann wäre da noch die auch schon legendäre Inszenierung von Otto Schenk, die vielen Operngehern als Maß der Regiedinge gilt. Eine Neuinszenierung der vielgespielten Mozart’schen Hitoper also ist ein Kanonmoment für das Haus. Man ist am Montagabend aus dieser Prüfung vielleicht erleichtert herausgegangen. Schließlich gab es gehörigen Jubel für Dirigent Bertrand de Billy und das Orchester und einen interessanten Widerstreit zwischen Zustimmung und Ablehnung für die Regisseurin Barbora Horáková.
Kurier.at 

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Orffs Superhit „Carmina Burana“ reißt die Bremer von den Sitzen

Knut Andreas © Isabela Senatore

Carmina Burana

Aram Khachaturian  Tänze aus „Gayaneh“ (Tanz der Mädchen, Säbeltanz, Wiegenlied, Gopak, Gayaneh Adagio, Lezhginka)

Carl Orff   Carmina Burana

Rachel Pinewska  Sopran
Patrick Vogel  Tenor
Matthias Vieweg  Bariton
Knut Andreas  Dirigent
Festival Sinfonieorchester Berlin
Chor Junges Ensemble Berlin
Mädchenkantorei Am Bremer Dom

Bremer Konzerthaus Die Glocke, 26. Januar 2025

von Dr. Gerd Klingeberg

Mit seinen „Cantiones profanae cantoribus et choris cantandae comitantibus instrumentis atque imaginibus magicis“, jener weitaus besser unter dem griffigen Titel „Carmina Burana“ bekannten Vertonung mittelalterlicher Vagantenlieder, hat Carl Orff einen echten Superhit kreiert. Dieses zweifellos berühmteste seiner Werke stand im Mittelpunkt eines Nachmittagskonzerts des Festival Sinfonieorchesters Berlin unter dem umsichtigen Dirigat von Knut Andreas.

„Carl Orff, Carmina Burana
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 26. Januar 2025“
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PREMIERE: Dmitri Tcherniakov beendet seine Strauss-Trilogie mit einer bewegenden Ariadne-Inszenierung

Das Ariadne-Ensemble nach der Vorstellung, rechts neben Kent Nagano (musikalische Leitung) Jamez McCorkle (Bacchus) und Ella Taylor (Komponist), links neben ihm Nadezhda Pavlova (Zerbinetta) und Anja Kampe (Ariadne) (Foto: RW)

Anja Kampe sang die Ariadne mit großer, auch noch in der Mittellage voll und schön klingender, weit in den Raum tragender Stimme. Sie bewegte mit ihrem unmittelbar nachvollziehbaren Schicksal die Herzen der Zuschauer. Nadezhda Pavlova war als Zerbinetta das andere Pfund, mit dem diese Aufführung wuchern konnte.

Ariadne auf Naxos
Oper in einem Vorspiel und einem Aufzug
Text: Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Musikalische Leitung: Kent Nagano

Inszenierung und Bühnenbild: Dmitri Tcherniakov
Kostüme: Elena Zaytseva

Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE

von Dr. Ralf Wegner

Neben den bereits von Tcherniakov inszenierten, echten Familiendramen Elektra und Salome beschließt er seine Strauss-Trilogie erneut mit einem Familienstück. Im Mittelpunkt stehen diesmal der Musiklehrer mit seiner Tochter Ariadne sowie seine Schwester Najade und deren Tochter Zerbinetta. Zerbinetta ist demzufolge eine Cousine Ariadnes. Theseus fungiert als sein Schwiegersohn, Bacchus als neuer Freund der Nichte Zerbinetta. „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE“
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PREMIERE: Endlich! Kampes Ariadne lässt Strauss auch in Hamburg triumphieren

Anja Kampe © Monika Rittershaus

So eine souveräne Premiere gabs in Hamburg schon lange nicht mehr! Anja Kampes kraftvoller Sopran brillierte als neue Ariadne-Göttin, Dmitri Tcherniakovs Inszenierung erhob dieses Werk aus der Ecke der kleinen Komödien in die Ränge der großen Strauss-Opern. Lauten Buh-Rufen zum Trotz fanden auch Kent Nagano und das Staatsorchester endlich eine passable Strauss-Spur. 

Ariadne auf Naxos
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE

von Johannes Karl Fischer

Kein Platz für eine vom Gott aus ihren Tränen befreite heulende Ariadne: Mit dieser souveränen, durchdachten Volltreffer-Inszenierung erhebt Dmitri Tcherniakov dieses wunderbare Werk hinaus aus der Ecke der kleinen Komödien in eine Liga mit Salome und Elektra! „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE“
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DIE MONTAG-PRESSE – 27. JANUAR 2025

Zauberflöte/Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

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DIE MONTAG-PRESSE – 27. JANUAR 2025

Wien/Staatsoper
Premiere der „Zauberflöte“ an der Staatsoper: „Das Licht siegt über die Dunkelheit“
Barbora Horáková inszeniert an der Wiener Staatsoper Mozarts Hitoper. „Was ist unsere Berufung, was wollen wir hier und wo endet das Ganze?“, fragt sie.
Kurier.at

Wien
„La Bohème“ an der Staatsoper: Starke Gefühle im Quartier Latin (Bezahlartikel)
DiePresse.com

Wien/Volksoper
Das Staatsballett an der Volksoper: Tod, wo ist dein erlösender Stachel? (Bezahlartikel)
In „KaiserRequiem“ verquicken Dirigent Omer Meir Wellber und Regisseur-Choreograph Andreas Heise Viktor Ullmanns „Kaiser von Atlantis“ und Mozarts Totenmesse jenseits von Oper und Ballett zu etwas Neuem. Daniel Schmutzhard führt als eindringlicher Kaiser das Ensemble an.
DiePresse.com

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Daniels Anti-Klassiker 56: Warum immer das Gleiche?

Russian-born composer and conductor Igor Stravinsky © Neale Osborne

Irgendwann sollten eigentlich alle Klischees erkannt sein. Doch die Aufführungspraxis schafft stets neue. Obwohl unser Autor bereits über 50 Klischees in der Klassischen Musikkultur behandelte, ist ein Ende noch nicht in Sicht. Deshalb widmet er noch fünf weitere Folgen so genannten „Klassikern“, von denen man derart übersättigt wird, dass sie zu nerven beginnen. Auch dies sind natürlich keine minderwertigen Werke. Doch durch ihre fast fundamentalistische Stellung im Konzertbetrieb ist es an der Zeit, auch ihnen teils sarkastisch, teils brutal ehrlich zu begegnen, um zu ergründen, warum sie so viel Aufmerksamkeit erhalten.

Unsere Konzertprogramme sind auch deshalb so einseitig, weil Paradestücke wie Strawinskys „Sacre du printemps“ alles andere verdrängen.

von Daniel Janz

29. Mai 1913: Es kommt zu einer geschichtsträchtigen Erstaufführung im Théâtre des Champs-Élysées, Paris. Der frisch durch „Feuervogel“ und „Petruschka“ berühmt gewordenen Komponist Igor Strawinsky sorgt mit seinem neuesten Werk für einen handfesten Skandal. Tumulte, Schlägereien und sogar ein Polizeieinsatz stören die Uraufführung seines „Sacre du printemps“ so sehr, dass zeitweise das Zuendebringen der Aufführung fraglich ist. Nichtsdestotrotz erlebt der „Sacre“ danach fulminante Erfolge in konzertanten Aufführungen. Rasant wird er zum weltbekannten Klassiker, als könnte nichts seinen Siegeszug stoppen… zum Leidwesen aller, die danach kamen.

„Daniels Anti-Klassiker 56: Strawinskys „Sacre du printemps“
klassik-begeistert.de, 26. Januar 2025“
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Daniel Harding feiert Gustav Holst

Daniel Harding © Julian Hargreaves

Fast zwei Jahrzehnte stand Gustav Holsts The Planets nicht auf dem Programm der Berliner Philharmoniker, nun brachte Daniel Harding den Orchesterklassiker endlich wieder auf die Bühne dieses Weltspitzenorchesters. An der Spitze eines feierlichen Orchesterabends standen allerdings die fünf mit überragender Klarheit musizierten Schönberg-Orchesterstücke. 

Berliner Philharmoniker
Daniel Harding, Dirigent

Damen des Rundfunkchors Berlin
Martina Batič, Choreinstudierung

Werke von Brett Dean, Arnold Schönberg und Gustav Holst

Berliner Philharmonie, 25. Januar 2025

von Johannes Karl Fischer

Ich wage mal zu behaupten, kaum jemand in der klassischen Orchesterwelt kennt Gustav Holsts energetische, grandios begeisternde Suite The Planets nicht. So zu mindestens die Stimmung auf der Bühne der Laeiszhalle, als ich dieses Werk dort vor einigen Jahren aufführte. „Daniel Harding feiert Gustav Holst
Berliner Philharmonie, 25. Januar 2025“
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