Die Gesangssolisten zeigten – bis in die kleinsten Nebenrollen hinein – sehr gute Leistungen, die sich gleichermaßen auch auf darstellerische Aspekte beziehen. Es war den Mitwirkenden anzusehen, dass ihnen diese Opernaufführung sichtlich (Spiel-)Freude bereitete.
Foto: Klaus Florian Vogt, © Brinkhoff/Mögenburg
Hamburgische Staatsoper, 1. Mai 2022, Premiere B
Richard Wagner Tannhäuser
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kent Nagano Musikalische Leitung
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Eberhard Friedrich Leitung
Inszenierung: Kornél Mundruczó
Bühnenbild: Monika Pormale
Kostüme: Sophie Klenk-Wulff
Licht: Felice Ross
Dramaturgie: Kata Wéber
von Dr. Holger Voigt
Wer in Bayreuth die Biogasanlage der Tannhäuser-Inszenierung von Sebastian Baumgarten mit Erfolg überstanden hat, den kann so leicht nichts mehr schrecken, was weitere Neuinszenierungen anbetrifft. Gerade das ist ja der primäre Spannungsbogen, den jede Neuinszenierung umgibt.
Kornél Mundruczós Interpretation an der Hamburgischen Staatsoper zeigt die Welt einer Hippiegeneration, die schlussendlich bemerkt hat, dass die 68er-Jahre vorübergezogen sind und Realitäten hinterlassen haben, die nicht mehr in die utopische Lebensvision der Protagonisten hineinpassen. Folglich kommt es zu dem Versuch, aus dem Bisherigen auszubrechen, was natürlich nicht gelingen kann, da es die eigene Identität betrifft.
Immer und immer wieder will Tannhäuser zurück in diese Traumwelt, die er als Venusberg nur allzu gut als Zufluchtsstätte kennt. Doch dort gibt es keine Perspektive für ihn, und die „Draußen-Welt“ bietet sie auch nicht an, da sie zunehmend bedrohlich und beschwerlich geworden ist. Das alles wird in bunten, zum Teil bizarren, aber durchaus gelungenen Bühnenbildern visualisiert. So zeigt sich ein undurchsichtiges Dschungelpanorama nebst einem Kletterfelsen, dem man die Lebensbeschwernisse unvermittelt ansehen kann. Andere Szenenbilder zeigen den Sängerwettstreit inmitten einer Partygesellschaft, die allerdings nicht ganz ernst zu nehmen ist, da sie wiederholt durch kleine Slapstick-Ereignisse unterbrochen wird, wenn beispielsweise Geschirrtabletts geräuschintensiv zu Boden fallen oder Husten- und Lachanfälle einzelner Gäste Störungen hervorrufen. „Richard Wagner, Tannhäuser,
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