Daniels Anti-Klassiker – 50: Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 5 (1808)

Höchste Zeit sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen.

Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der so genannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese teilweise sarkastische, teilweise brutal ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

Von Daniel Janz

Es dürfte eigentlich nicht wundern, dass diese Kolumne noch einmal mit einem ganz Großen endet: Ludwig van Beethoven, auch noch Jahrhunderte nach seinem Tod gehörtes und einflussreiches Genie, dessen Musik damals wie heute nicht aus unserer Kultur wegzudenken ist. Er gilt als einer derjenigen, die nachhaltig ihre Zeit geprägt haben und ist neben Bach und Mozart selbst dem noch so klassik-verdrossensten Menschen weltweit ein Begriff. Seine Werke gelten als so gut, dass einigen von ihnen nachgesagt wird, ganze Kompositionsgattungen revolutioniert zu haben. Eines dieser Werke ist auch seine fünfte Sinfonie, die so genannte „Schicksals-Sinfonie“.

Als Beethoven diese Sinfonie in der Zeit zwischen 1800 und 1808 komponierte, befand er sich in einer schweren Lebensphase. Geldsorgen plagten das Komponistengenie und trieben ihn schließlich sogar dazu, seine ursprünglich Graf Franz von Oppersdorff versprochene Sinfonie dem Fürsten Franz Joseph Lobkowitz zu widmen. Auch deshalb ist diese Sinfonie heute unter ihrem Beinamen bekannt, der jedoch nicht auf Beethoven selbst zurückgehen soll. 1808 arbeitete er dann auf eine Großveranstaltung hin. Zusammen mit der heutigen sechsten Sinfonie sollte dieses Werk Höhepunkt der vierstündigen Aufführung im Theater an der Wien werden. Doch der große Auftritt misslang – das Werk floppte wegen unzureichender Proben und einem unbeheizten Theater. „Daniels Anti-Klassiker – 50: Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 5 (1808), klassik-begeistert.de“ weiterlesen

Kirill Petrenko zum 50. Geburtstag: Der Mann, der aus der Kälte kam strahlt Wärme und Empathie aus

Am heutigen Freitag, dem 11. Februar 2022 feiert Kirill Petrenko, seit 2019 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, seinen 50. Geburtstag. Das lädt zu einem Rückblick auf die ersten fünfzig Jahre dieses außergewöhnlichen Musikerlebens ein.

Foto: Kirill Petrenko, © Stephan Rabold

von Peter Sommeregger

Der Weg vom sibirischen Omsk bis zum Chefposten des Berliner Weltorchesters war ein weiter und sicher nicht leichter, zeigt anhand seiner Stationen aber bereits die Ernsthaftigkei der Lebensplanung und zusätzlich den sicheren Kompass dieses Ausnahme-Musikers.

Als Petrenkos Eltern mit dem Sohn Russland verließen, ließen sie sich in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg nieder, wo der junge Kirill, dessen Entscheidung für eine Dirigentenlaufbahn längst gefallen war, seine Studien am Landeskonservatorium Feldkirch fortsetzte und sein Klavierstudium mit Diplom abschloss. Es lässt sich kaum ermessen, wie viel Kraft dieser Umzug in ein neues Land und eine neue Sprache kostete. „Kirill Petrenko zum 50. Geburtstag,
11. Februar 2022, klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Ein Film mit den Augen Mozarts - Axel Brüggemanns Doku „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt" (2021)

Foto: Pathy/instagram.com

Votiv Kino, Wien, 6. Februar 2022
Österreich Premiere, „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“

von Jürgen Pathy

Einst meinte er, Wagner sei ein bisschen gefährlich. Einmal die Finger drinnen, verliere man die ganze Hand. Das scheint sich zu bewahrheiten. „Wenn die Umstände passen“, könne er es sich auch vorstellen, den Parsifal oder in den Meistersingern zu singen. Die Angebote dazu gäbe es. Einstweilen bleibe es aber beim „Lohengrin“, sagte Piotr Beczała nach der Österreich-Premiere von Axel Brüggemanns Filmdoku „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ im Wiener Votivkino letzten Sonntag.

Im Augenblick sei der Kalender einfach zu voll. „20 bis 30 Prozent Wagner“, das sei okay – mehr aber nicht. Dass er überhaupt anwesend war, gleicht schon einem Wunder. Immerhin ist Beczałas Terminkalender voll. Einige Tage zuvor New York, Donnerstag ein Liederabend in Barcelona, am Vortag Gast im Musikverein Wien und nun im Wiener Votivkino. Dabei spielt er in Axel Brüggemanns Doku gar keine Hauptrolle. „Österreich Premiere, Film „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“,
Votiv Kino, Wien, 6. Februar 2022“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 125: Leontyne Price zum 95. Geburtstag

Das ist Gesangskunst auf höchstem Niveau, und bis heute unerreicht. Heute wird Leontyne Price unglaubliche 95 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch an diese Jahrhundert- Künstlerin !

von Peter Sommeregger

Der am 10. Februar 1927 in Laurel, Mississippi geborenen Mary Violet Leontyne Price wurde es nicht an der bescheidenen Wiege gesungen, dass sie eines Tages Triumphe an den großen Opernbühnen der Welt feiern würde. Gerade für eine Afroamerikanerin waren die Möglichkeiten der Lebensplanung in den amerikanischen Südstaaten damals noch sehr eingeschränkt.

Klavierunterricht und Kirchenchor waren noch in ihrer Heimatstadt die ersten Schritte in die Welt der Musik. Nach einem Studium der Musikpädagogik wurde sie von der renommierten Juilliard School of Music in New York für das Gesangsstudium angenommen. In einer Hochschulproduktion sang sie ihre erste Opernpartie, die Alice Ford in Verdis „Falstaff“. „Sommereggers Klassikwelt 125: Leontyne Price zum 95. Geburtstag,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Die DONNERSTAG-PRESSE – 10. Februar 2022

Leontyne Price, Foto by Jack Mitchell, wikipedia

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DONNERSTAG-PRESSE – 10. Februar 2022

Die Sopranistin Leontyne Price wird 95: Erst Vorreiterin, dann Nationalsymbol
Sie sang als erste schwarze Frau an der Mailänder Scala: Leontyne Price wurde von Karajan verehrt und von Fans vergöttert. Doch auch Diskriminierungserfahrungen prägten die Karriere des Opernstars. Die Afroamerikanerin musste sich über rassistische Vorurteile hinwegsetzen und hart um Rollen kämpfen. Am 10. Februar wird die große Sopranistin 95 Jahre alt.
BR-Klassik.de

90 Jahre jung
John Williams: „Star Wars“-Komponist bald in Wien
https://www.krone.at/2617881

London
Angela Gheorghiu begeistert als Tosca an der Royal Opera
Die rumänische Sopranistin Angela Gheorghiu rief mit ihrer sängerisch und schauspielerisch überragenden Tosca an der Londoner Royal Opera Begeisterungsstürme hervor. Ihr Landsmann und kongenialer Partner, der Tenor Stefan Pop, in seinem Aussehen fast eine Art Wiedergänger des unsterblichen Luciano Pavarotti, meisterte die Partie des Malers Mario Cavaradossi mit Bravour und überragender stimmlicher Stärke und Schönheit.
von Dr. Charles Ritterband
Klassik-begeistert.de

London
Georg Friedrich Händel, „Theodora“, Joyce DiDonato, Royal Opera House
Joyce DiDonato, Star des Abends brilliert als Irene in Händels Oratorium „Theodora“
von Dr. Charles Ritterband
Klassik-begeistert.de

Stuttgart
Abgebrannter Märchenwald: Hänsel und Gretel an der Staatsoper Stuttgart
bachtrack.com

Zukunftslose Süße des Jetzt
Wie Überflussgesellschaft unsere Lebensgrundlagen zerstört: Axel Ranisch inszeniert an der Staatsoper Stuttgart Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel”.
Frankfurter Allgemeine

Abschied von einem Unbequemen – Nachruf Hans Neuenfels
von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

München/Bayerische Staatsoper
Der Lamettawald und die große Frage nach dem Sinn:
Die bayerische Staatsoper präsentiert ein fantastisches Schlaues Füchslein
von Barbara Hauter
Klassik-begeistert.de

Lübeck
Fuego español: Ein Spanisches Feuerwerk beseelt Lübeck
Werke von Joaquín Rodrigo, Manuel de Falla, Maurice Ravel und anderen.
von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de „Die DONNERSTAG-PRESSE – 10. Februar 2022“ weiterlesen

Rising Stars 25: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, Sopran – ein Nordlicht mit Strahlkraft

Foto:   © Valgeir Einarsson

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

 

Palais Lichtenau session – Richard Strauss: Wasserrose; Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, Sopran, Kunal Lahiry, Klavier, aufgenommen Jan. 2020

Die Chancen, Rising Stars in Konzertsälen und Opernhäusern zu entdecken, waren während der zurückliegenden Pandemiezeit gering. Diese Lücken mussten Videoübertragungen im Internet schließen und einige Künstlerinnen und Künstler gingen auch in die Offensive, um sich in dieser Form zu präsentieren. Hierzu zählte die Isländerin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, die von 2014 bis zu ihrem Abschluss im vergangenen Jahr an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin studierte und derzeit Ensemblemitglied am Theater Basel ist. Für sie traf es sich gut, dass sie Anfang 2020 an einer Produktion sehr hochwertiger Videoaufnahmen klassischer Lieder in einem noblen Ambiente mitgewirkt hatte, die dann während des ersten Lockdown unter dem Titel „Palais Lichtenau Sessions“ in Youtube veröffentlicht wurden. Zusammen mit dem Pianisten Kunal Lahiry, der ein gefragter Liedduopartner vieler Rising Stars ist, konnte sie in fünf Liedern aus dem 19. und 20. Jahrhundert überzeugende stimmliche Möglichkeiten, stilistische Flexibilität und Ausdrucksreichtum unter Beweis stellen (siehe obiges Beispiel und unten verlinkte Playlist). „Rising Stars 25: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, Sopran,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Johann Simon Mayr gefangen zwischen den Stilen

CD-Rezension

Johann Simon Mayr
Alfredo il Grande
Concerto de Bassos

Franz Hauk

NAXOS  8.660483-84

 von Peter Sommeregger

Erneut gibt es eine Welt- Ersteinspielung einer Oper des höchst produktiven Johann Simon Mayr. Der aus Bayern stammende Komponist verbrachte einen Großteil seines langen Lebens in Italien, wo auch seine etwa 60 Opern uraufgeführt wurden.

Mayr ist ein Komponist des Überganges, noch geprägt vom Barock schuf der Komponist Opern, die bereits die Hinwendung zum Stil der Belcanto-Opern des frühen 19.Jahrhunderts markieren. Ein wenig gerät er dabei zwischen die Stühle zweier Stile. Er verlässt bereits die Struktur der klassischen Barockoper mit langen Rezitativen und zumeist dreigeteilten Arien, erreicht in den Solonummern aber noch nicht ganz die Brillanz und Virtuosität, für die sein Schüler Gaetano Donizetti später berühmt wurde. „CD-Rezension: Johann Simon Mayr, Alfredo il Grande, Concerto de Bassos,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Grandiose Live-Aufführung in Köln schlittert haarscharf an Eklat vorbei

 

Foto:  © Helge Hansen_Sony Music Entertainment


Kölner Philharmonie,
7. Februar 2022

Wolfgang Amadeus Mozart – Ouvertüre aus: La clemenza di Tito KV 621
Wolfgang Amadeus Mozart – Konzert für Klavier und Orchestre d-Moll KV 466
Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 1 D-Dur “Titan”

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Robin Ticciati, Dirigent

Leif Ove Andsnes, Klavier

Von Daniel Janz

Die Meisterkonzerte Köln – eine Reihe, die internationale Orchester zum Besuch in der Domstadt einlädt und dabei nicht nur einen frischen Wind sondern auch stets neue Eindrücke verspricht. Nachdem im vergangenen Jahr eine große Anzahl dieser Konzerte pandemiebedingt entfallen musste, freut es daher umso mehr, heute mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin auch wieder Gäste auf höchstem Niveau begrüßen zu dürfen, die mit Mozart und Mahler obendrein auch noch zwei sehr bekannte Namen im Repertoire mitgebracht haben. Garanten für das Gelingen dieser Aufführung sollen neben dem namenhaften Orchester besonders sein britischer Dirigent Robin Ticciati (38) und der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes (51) sein.

Als Einstieg haben die Gäste eine Komposition gewählt, die getrost als eine der beeindruckenderen Musiken Mozarts zählen darf. Das Komponistentalent der Wiener Klassik brachte die Opera seria „La clemenza di Tito“ im September 1791 in Prag zur Uraufführung – derselbe Monat, in dem später auch seine weltbekannte Zauberflöte ihre Uraufführung erlebte. Aus dem in Rom spielenden Zweiakter über Verrat, Reue und Gnade ertönt heute jedoch nur die thematisch nicht im Zusammenhang stehende Ouvertüre. Eine Wahl, die sich aufgrund des eröffnenden Charakters dieses Ausschnitts anbietet. „Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Robin Ticciati, Leif Ove Andsnes, Klavier,
Kölner Philharmonie, 7. Februar 2022“
weiterlesen

Angela Gheorghiu begeistert als Tosca an der Royal Opera in London

Die rumänische Sopranistin Angela Gheorghiu rief mit ihrer sängerisch und schauspielerisch überragenden Tosca an der Londoner Royal Opera Begeisterungsstürme hervor. Ihr Landsmann und kongenialer Partner, der Tenor Stefan Pop, in seinem Aussehen fast eine Art Wiedergänger des unsterblichen Luciano Pavarotti, meisterte die Partie des Malers Mario Cavaradossi mit Bravour und überragender stimmlicher Stärke und Schönheit. Die rumänischen Hauptdarsteller ernteten minutenlangen Applaus und enthusiastische „Brava“ und „Bravo“ – Rufe aus dem begeisterten Publikum in einem der schönsten und berühmtesten Opernhäuser weltweit. Als grandioser Bösewicht, stimmlich geradezu überwältigend und darstellerisch herausragend, der Baron Scarpia des deutschen Baritons Michael Volle. Orchester der Royal Opera in dramatischer Höchstform – unter der sensiblen und zugleich temperamentvollen Stabführung von Marco Armiliato, dessen glanzvolle Laufbahn mit Stationen an allen großen Bühnen der Welt von der „Met“, über die Wiener Staatsoper, der Opéra Paris, der Bayerischen Staatsoper, dem Opernhaus Zürich bis zur Arena di Verona zahllose Höhepunkte aufweist.

Foto: Staatsoper Hamburg ©

Royal Opera House Covent Garden, 8. Februar 2022

Giacomo Puccini „Tosca“ (Libretto Giuseppe Giacosa und Luigi Illica),

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

Dies war die wohl perfekteste „Tosca“ meiner jahrelangen Laufbahn als Opern-Liebhaber und Rezensent: klassisches, realistisches und überaus detailreiches Bühnenbild (Paul Brown), das insbesondere das Intérieur der Römer Basilika Sant’Andrea della Valle und den pompösen (und zugleich infernalischen Amtssitz) des Polizeichefs Scarpia im Palazzo Farnese wiedergibt. Die schauspielerischen Leistungen mit ihren zahllosen stimmigen Feinheiten, die überragenden sängerischen Leistungen sämtlicher Darsteller. Das grandiose Orchester unter der souveränen Stabführung des großartigen Marco Armiliato, das die sensiblen Gefühle der Tosca und Marios mit großer Feinfühligkeit und ebenso den Machtrausch des Scarpia und die überwältigende, mit der staatlichen Machtdemonstration durchtränkte Kirchenmusik samt Choral und Orgel intonierte. „Giacomo Puccini „Tosca“, Angela Gheorghiu,
Royal Opera House Covent Garden, 8. Februar 2022“
weiterlesen

Joyce DiDonato, Star des Abends, brilliert als Irene in Händels Oratorium "Theodora"

Unbestritten war Star des Abends Joyce DiDonato, die in „Theodora“ an der Londoner Royal Opera als Irene brillierte und einmal mehr ihre offenbar grenzenlose Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Händels Oratorium in drei Akten war nicht als Bühnenstück gedacht – aber die Regisseurin Katie Mitchell, angeblich von feministischen Motiven beseelt, meisterte die szenische Umsetzung dieses anspruchsvollen Werkes hervorragend. Ein mehr als dreistündiger Marathon für die durchwegs hervorragenden Sängerinnen, Sänger und Publikum – aber eine Rarität auf der Opernbühne, und in höchster Qualität, wie man es denn auch in Covent Garden nicht anders erwartet.

Royal Opera House London, 7. Februar 2022

Georg Friedrich Händel, „Theodora“, Libretto: Thomas Morrell. Oratorium in drei Akten.

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

 Keine leichte Aufgabe, ein Oratorium szenisch so auf die Bühne zu bringen, dass nicht nur ein akustisches sondern auch ein optisches Erlebnis entsteht, das der erheblichen Länge dieses Werks standhält. Dem Publikum und vor allem den Darstellern wird viel abverlangt und die Längen in der zwar wunderschönen, aber passagenweise doch als eher repetitiv empfundenen Musik Händels, die meist mühsamen Texte (die man als Zuschauer sehr rasch ignoriert) und die bisweilen zähe, pathetische Handlung verlangen allen Beteiligten – diesseits, jenseits und im Orchestergraben – einiges ab.

Die Handlung wurde aus dem Alten Rom in die Jetzt-Zeit, in ein Hotel aus den 60er Jahren mit einem großen Speisesaal von bewusst öd-beigem 60er-Jahre Design (Bühne: Chloe Lamford) verlagert. Das Bühnenbild, auf einem Wagen montiert, ließ sich in beide Richtungen bewegen, was den Effekt eines Film-Schwenks bot und erfolgreich der gelegentlich aufkommenden Monotonie in Handlung und Musik entgegenwirkte. „Georg Friedrich Händel, „Theodora“,
Royal Opera House London, 7. Februar 2022“
weiterlesen