Lebensweg und Karriere der am 5. November 1911 in Budapest geborenen, und am 27. April 1999 in Zürich verstorbenen Sopranistin Maria Stader, weichen stark von vergleichbaren Biographien anderer Künstler der Zeit ab.
Allgemein wird Maria Stader bis heute als Schweizerin wahrgenommen, was nur bedingt richtig ist. Sie kam als Kind 1919 im Rahmen der Kinderhilfe nach dem 1. Weltkrieg durch die Heilsarmee in die Schweiz zu Pflegeeltern, im Jahr 1928 wurde sie schließlich vom Ehepaar Stader adoptiert und legte ihren Geburtsnamen Molnár ab.
Schon früh wurde ihre Stimme als ausbildungswürdig erkannt, sie studierte bei verschiedenen schweizerischen Gesangspädagogen und debütierte 1940 am Zürcher Stadttheater als Olympia in „Hoffmanns Erzählungen“. Bald stellte sich aber heraus, dass ihre Stimme, wenn auch von großer Schönheit und technischer Qualität, vom Volumen her nicht für eine Bühnenkarriere ausreichte. Ihre Körpergröße von nur 144 cm bildete ein weiteres Handicap. So blieben Bühnenauftritte seltene Ausnahmen, aber ihre Karriere als Konzertsängerin führte sie über viele Jahre durch die ganze Welt. „Sommereggers Klassikwelt 135: Maria Staders ungewöhnliche Karriere“ weiterlesen
Wegen Sponsorengelder stehen die Salzburger Festspiele im Augenblick enorm unter Druck. Darüber und ob man den griechisch-russischen Star-Dirigenten Teodor Currentzis halten können wird, hat klassik-begeistert mit Markus Hinterhäuser gesprochen, der die Festspiele seit Oktober 2016 als Intendant leitet.
von Jürgen Pathy, Wien
An der Salzach brodelt es gewaltig. Nicht erst seit letzten Mittwoch, als man die Salzburger Festspiele mit neuen Vorwürfen konfrontiert hat. Gazprom, Kremlnähe, Oligarchen. Alles mögliche hat man bereits in die Waagschale geworfen. Doch mit den jüngsten Anschuldigungen schlägt man ein neues Kapitel auf. Mit dem Schweizer Regisseur Lukas Bärfuss und der lettisch-amerikanischen Regisseurin Yana Ross treten nun zwei Künstler vor die Anklagebank, die selbst bei den Salzburger Festspielen 2022 engagiert sind. Das Regieduo arbeitet an der Neufassung von Arthur Schnitzlers „Reigen“. Premiere ist am 28. Juli. „Salzburger Festspiele unter Druck – Analyse – Gespräch mit Markus Hinterhäuser klassik-begeistert.de, 27. April 2022“ weiterlesen
Diese Messe des großen Mährischen Komponisten weist gleich mehrere Besonderheiten auf, die sie von anderen geistlichen Chorwerken grundlegend unterscheidet. Leoš Janáček war erklärter Agnostiker, trotzdem entschloss er sich gegen Ende seines Lebens, den Auftrag für die Komposition einer Messe anzunehmen. Einen früheren Versuch in dieser Richtung hatte er abgebrochen, verwendete aber schließlich Teile jener Komposition für die so genannte Glagolitische Messe.
Glagolitisch bedeutet eine Form des Altslawischen, in dieser Sprache sind auch die Messtexte abgefasst. Bei der Einstudierung des Werkes für die Uraufführung in Brünn im Dezember 1927 ergaben sich Vereinfachungen und Veränderungen der Partitur, die den speziellen Umständen dieser Aufführung geschuldet waren. Die hier vorgelegte Einspielung rekonstruiert in weiten Teilen Janáčeks ursprüngliche Partitur, was sie von anderen Aufnahmen unterscheidet. „CD-Rezension: Leoš Janáček, Glagolitic Mass, Sinfonietta, klassik-begeistert.de“ weiterlesen
„Tannhäuser“ an der Staatsoper Hamburg: Streit im Südsee-Idyll(Podcast) Deutschlandfunk.de
„Tannhäuser“ in HH: weder übermäßig innovativ noch allzu traditionell
„Tannhäuser“ in HH: weder übermäßig innovativ noch allzu traditionell Klassik-begeistert.de
Staatsoper Hamburg, 24. April 2022 Richard Wagner, Tannhäuser (Premiere)
von Jolanta Łada-Zielke
Weiße Hirschköpfe und leuchtende Palmenblüten prägen den „Tannhäuser“ in der Staatsoper Hamburg
Kornél Mundruczós Neuinszenierung des „Tannhäuser“ in der Staatsoper Hamburg ist weder übermäßig innovativ noch allzu traditionell, immerhin interessant und stört die Musik nicht, sondern ergänzt sie. Ich schließe mich also der Meinung anderer Kollegen an, die überrascht sind, warum der Dirigent Kent Nagano und das Regieteam einige Buhrufe von dem Publikum bekommen haben.„Richard Wagner, Tannhäuser (Premiere) Staatsoper Hamburg, 24. April 2022“ weiterlesen
Johannes Berauer’s Vienna Chamber Diaries plus Strings feat. Wolfgang Muthspiel: “Re-imagining chamber music / Re-imagining jazz”
Wolfgang Muthspiel, Gitarre Klaus Gesing, Sopransaxophon, Bassklarinette Gwilym Simcock, Klavier Johannes Dickbauer, Violine Christian Bakanic, Akkordeon, Percussion Florian Eggner, Violoncello Yuri Goloubev, Kontrabass Damir Oraščanin, Violine Katharina Henríquez, Violine Miaoyu Luginbühl-Hung, Violine Oliver Pastor, Violine Paul Kropfitsch, Violine Jovana Raljić, Violine Aleksandra Juszczak, Violine Joanna Rusev, Violine Marta Potulska, Viola Cynthia Liao, Viola Giorgia Veneziano, Viola Katharina Steininger, Violoncello
von Julia Lenart
Im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses präsentiert Johannes Berauer sein neues Album „Re-imagining chamber music / Re-imagining jazz” mit den Vienna Chamber Diaries plus Strings feat. Wolfgang Muthspiel.
Wer Wolfgang Muthspiel und Johannes Berauer kennt, für den sind die Vienna Chamber Diaries nichts Neues. Man kennt sie schon aus früheren Projekten, wenn auch mit den unterschiedlichsten Band-Formationen. Vor zehn Jahren veröffentlichten sie ihr Debütalbum mit dem einfachen Titel „The Vienna Chamber Diaries“ (bei Muthspiels Label Material Records), inzwischen liegt mit „Re-imagining chamber music / Re-imagining jazz” bereits das dritte Album vor. Für das neueste Projekt erweiterte Berauer die Band um einen beachtlichen Streichersatz aus acht Violinen, drei Bratschen und einem Violoncello.
Crossover-Projekte laufen gerne Gefahr, in oberflächliche Effekthascherei abzudriften oder an der Flexibilität der Musizierenden zu scheitern. Anders bei „Re-imagining chamber music / Re-imagining jazz”: Berauer gelingt in seiner Komposition die Verschmelzung von auskomponierter, zeitgenössischer Klassik und Jazz-Improvisation. Für das hochkarätige Ensemble holte er sich ausgezeichnete Musikerinnen und Musiker, die Erfahrungen sowohl in der Klassik als auch im Jazz mitbringen. Folglich funktioniert das Zusammenspiel einwandfrei. Der Streichersatz ergänzt die Band ausgesprochen gut, formt einen harmonischen Klangkörper vor dessen Hintergrund sich die Improvisationen entfalten können. „Johannes Berauer, “Re-imagining chamber music / Re-imagining jazz”, Wiener Konzerthaus, 25. April 2022“ weiterlesen
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DIENSTAG-PRESSE -26. APRIL 2022
Hamburg/ Staatsoper
Hamburg Jubelstürme und Buhkonzert für „Tannhäuser“-Premiere in Hamburg NDR.de.kultur
Ein wahres Sängerfest mit Orchester in Höchstform: Tannhäuser in Hamburg
Eine verzaubernde Venus, die aus ihrem Tannhäuser die letzten Höhen seiner Stahlkraft rausholt: Das war ein wahres Sängerfest in Hamburg. Zum ersten Mal seit Jahren konnten auch Kent Nagano und das Staatsorchester mithalten! Weiter so, Herr Delnon.
Von Johannes Karl Fischer Klassik-begeistert.de
Tannhäuser steigt aus dem Palmenhain
Im Gegensatz zum Lohengrin, Parsifal oder Siegmund ist Tannhäuser kein unbefleckter Held, Vogts knabenhelles Timbre irritiert daher vor allem im Zusammenklang mit dem üppigen, sinnlichen und expansiven Mezzo von Tanja Ariane Baumgartner. Seine Stimme liegt aber immer sicher über dem Orchester, und nach dem seelischen Zusammenbruch gegen Ende des zweiten Aufzugs passt der helle Klang auch besser zum kindlich-reuigen Sünder.
Von Dr. Ralf Wegner Klassik-begeistert.de
Wiener Philharmoniker 2021/2022 Tugan Sokhiev Dirigent
Solistin: Anneleen Lenaerts, Harfe
Reinhold Moritzowitsch Glière
Konzert für Harfe und Orchester, Es-Dur, op. 74
Peter Iljitsch Tschaikowsky:
Symphonie Nr. 4, f-moll, op. 36
von Herbert Hiess
Es ist schon fast absurd, wie diverse Planungsänderungen und schicksalhafte Wendungen plötzlich bei einem Konzert einen (schon fast historischen) Berührpunkt haben.
Der Komponist Reinhold Glière (ursprünglich Glier) wurde 1874 in Kiew, Ukraine geboren und starb 1956 in Moskau. Offenbar dürfte er ein Faible für alles Französische gehabt haben, denn er änderte eben gegen 1900 die Schreibweise auf die französische Form Glière.
Und das frankophile Gehabe merkt man sehr an seiner Musik. Das in diesem Konzert gespielte Harfenkonzert (Uraufführung 1938) klingt vom Charakter her sehr nach Adolphe Adam; man fühlt sich tatsächlich öfters in sein berühmtes Ballett „Giselle“ hineinversetzt.
Ursprünglich hätte das Konzert schon vor einiger Zeit unter Mariss Jansons gespielt werden sollen. Leider verstarb dieser und somit wurde dieses Konzert nun unter dem russischen Dirigenten Tugan Sokhiev aufgeführt. Dass nun gerade während des üblen Krieges zwischen Russland und Ukraine ein Werk eines Komponisten gespielt wird, der in Kiew geboren wurde und in Moskau starb, ist schon fast eine Ironie des Schicksals. „Wiener Philharmoniker 2021/2022, Tugan Sokhiev Dirigent, Musikverein Wien, Großer Saal, am 24. April 2022“ weiterlesen
Im Gegensatz zum Lohengrin, Parsifal oder Siegmund ist Tannhäuser kein unbefleckter Held, Vogts knabenhelles Timbre irritiert daher vor allem im Zusammenklang mit dem üppigen, sinnlichen und expansiven Mezzo von Tanja Ariane Baumgartner. Seine Stimme liegt aber immer sicher über dem Orchester, und nach dem seelischen Zusammenbruch gegen Ende des zweiten Aufzugs passt der helle Klang auch besser zum kindlich-reuigen Sünder.
Der sich verbeugende Klaus Florian Vogt (Tannhäuser) im Palmenhain (Foto: RW (c))
Staatsoper Hamburg, 24. April 2022 PREMIERE
Richard Wagner, Tannhäuser
von Dr. Ralf Wegner
Im Programmheft werden die Schwierigkeiten erwähnt, den Part des Tannhäuser zu singen. Der dort gelobte Hans Beirer (1969) verfügte zwar immer über die notwendige Kraft für diese Rolle, sein Gesang war aber stets von einem starken Tremolo beeinträchtigt. Ernst Kozub (1971) überwand nie seine hölzerne Darstellungsart, Günther Neumann (1994-96) beeindruckte weniger mit gesanglichem Wohlklang als mit außergewöhnlich überzeugender Darstellungskunst. John Treleaven (2002/07) sang gut, ebenso Peter Seiffert (2019 in Berlin), besser noch Stephen Gould (2007), während Lance Ryan 2014 gnadenlos unterging. Im Programmheft wird bezüglich des heutigen Tannhäuser Klaus Florian Vogt bereits eingeschränkt, dass er „mit seiner hellen, manchmal beinahe ins Knabenhaft changierenden Stimme nicht den üblichen Klangerwartungen an Wagners schwere Helden“ entspreche.
Denn im Gegensatz zum Lohengrin, Parsifal oder Siegmund ist Tannhäuser kein unbefleckter Held, Vogts knabenhelles Timbre irritiert daher vor allem im Zusammenklang mit dem üppigen, sinnlichen und expansiven Mezzo von Tanja Ariane Baumgartner. Vogts Stimme liegt aber immer sicher über dem Orchester, und nach dem seelischen Zusammenbruch gegen Ende des zweiten Aufzugs passt der helle Klang auch besser zum kindlich-reuigen Sünder. Tannhäusers Erbarme Dich mein-Rufe habe ich so deutlich und überzeugend noch nie gehört. „Richard Wagner, Tannhäuser, Staatsoper Hamburg, 24. April 2022 PREMIERE“ weiterlesen
Eine verzaubernde Venus, die aus ihrem Tannhäuser die letzten Höhen seiner Strahlkraft rausholt: Das war ein wahres Sängerfest in Hamburg. Zum ersten Mal seit Jahren konnten auch Kent Nagano und das Staatsorchester mithalten! Weiter so, Herr Delnon!
Staatsoper Hamburg, 24. April 2022, PREMIERE
Richard Wagner Musik und Libretto Tannhäuser
von Johannes Karl Fischer
So gut in Form war dieses Haus schon lange nicht mehr. Nach der umjubelten Turandot-Premiere eine Tannhäuser Premiere, auf die man in Bayreuth stolz sein könnte. Klaus Florian Vogt ist seit Jahren der unangefochtene Stolzing, in Sachen Siegmund und Lohengrin ist er ebenso König. Kann er auch Tannhäuser? Ja, und wie. Vor allem im dritten Akt glänzte die Vielseitigkeit seiner Stimme. Lyrisch-poetisch die Monologe, kraftvoll die emotionalen Höhepunkte. Das absolute Highlight: Seine stimmliche Verwandlung in einen dämonischen Papst, der Tannhäuser auf ewig verdammt („Hast du so böse Lust geteilt“). Als ob ein zweiter Sänger die ungeschriebene Rolle des Papstes singen würde.