Ladas Klassikwelt 74: Chopin für unterwegs

von Jolanta Łada-Zielke

Viele von uns haben abenteuerliche Ausflüge erlebt. Ich reise am häufigsten auf relativ kurzer Strecke zwischen Deutschland und Polen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich gezwungen sein würde, auf dieser Route zu übernachten. Am vergangenen Freitag, 11. Juni, sollte ich von Krakau nach Hamburg mit Zwischenlandung in Warschau zurückfliegen und gegen Abend am Ziel sein, um das Eröffnungskonzert des 3. Chopin-Festivals sehen zu können. Zwar wurde die Veranstaltung online übertragen, aber ich hatte in Polen mein Smartphone als einzige Kontaktmöglichkeit mit Internet dabei. Am liebsten hätte ich gemütlich vor meinem Computerbildschirm gesessen und so wollte ich die Aufführung von Professor Hubert Rutkowski und Severin von Eckardstein, die Klavierduette spielen würden, genießen. „Ladas Klassikwelt 74: Chopin für unterwegs“ weiterlesen

Cecilia Bartoli kredenzt Bravourarien mit Bart

DVD-Rezension: Georg Friedrich Händel, ARIODANTE

Les Musiciens du Prince-Monaco
Gianluca Capuano

Unitel  802408

„Kaum zu glauben, wie originell und kurzweilig Barockoper sein kann!“

von Peter Sommeregger

Dieser Mitschnitt von den Salzburger Pfingstfestspielen 2017 macht nun auch einem breiten Publikum diese erfolgreiche Produktion zugänglich.

Händels Oper um die schottische Königstochter Ginevra und den Ritter Ariodante, deren Verbindung durch eine Intrige beinahe verhindert wird, sich aber schließlich doch zu einem versöhnlichen Happy-End entwickelt, ist geradezu gespickt mit virtuosen Bravourarien. Entsprechend gefordert sind die Protagonisten, die alle zu Höchstleistungen auflaufen. „DVD-Rezension: Georg Friedrich Händel, ARIODANTE.
Les Musiciens du Prince-Monaco Gianluca Capuano“
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Unstillbarer Lebensdurst bis zum bitteren Verhängnis: Elsa Dreisig brilliert in Jules Massenets Hamburger „Manon“

Elsa Dreisig als Manon, © 2021, Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Jules Massenet, „Manon“
Hamburgische Staatsoper, 12. Juni 2021

Premiere 24. Januar 2021, LiveStream – 2. Juni 2021, Großes Haus

Nur strahlende Gesichter bei Mitwirkenden und Publikum! Da war es tatsächlich vollbracht – der Transfer vom LiveStream in die reale Welt der Oper: eine sensationelle „Manon“ an der Hamburgischen Staatsoper vor einem wirklichen, anwesenden Publikum!

von Dr. Holger Voigt

Dieses war zwar Pandemie-bedingt reichlich ausgedünnt auf Distanz platziert, doch trat dieser Umstand nicht nachteilig in Erscheinung, sieht man einmal von ausbleibenden spontanen Publikumsreaktionen ab, was allerdings auch dem musikalischen Duktus Massenets melodischer Struktur geschuldet ist (kaum Gelegenheit für einen Zwischenapplaus). „Jules Massenet, „Manon“,
Hamburgische Staatsoper, 12. Juni 2021“
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Der Rest ist Schweigen

Florian Pohl (Horvendel), Anna Laudere (Ophelia), Alexandr Trusch (Hamlet), Hélène Bouchet (Geruth), Félix Paquet (Fenge), Christopher Evans (Koller, Fortinbras), Ivan Urban (Polonius), Nicolas Gläsmann (Horatio) (Foto: R. Wegner)

Hamlet 21, Ballett von John Neumeier
Hamburg Ballett, 14. Juni 2021

„Für wen sollten wir Empathie empfinden? Für Hamlet? Der sein ererbtes Land einer fremden Macht hinterlässt? Der sich auf seine eigene Befindlichkeit zurückzieht? Vielleicht ist das auch eine Sicht auf unsere Zeit. Neumeier stellt im Stück die Frage, ob wir für die Taten unserer Väter verantwortlich sind; aber auch seine Antwort lautet nur: Der Rest ist Schweigen.“

von Ralf Wegner

Hamlets Vater wird ermordet, von dessen Bruder, offensichtlich mit Billigung der Mutter. Rache ist Hamlets Motiv. Ein Thema, welches bereits in der Antike abgehandelt wurde. Von Aischylos, dort rächt Orest seinen ermordeten Vater an der eigenen Mutter und deren Liebhaber. Er selbst wird danach von den Erynnien verfolgt. Ganz so stringent wie das Drama von Aischylos oder die das Thema aufnehmende Oper Elektra von Richard Strauss ist Shakespeares Hamlet nicht. Das Theaterstück lebt eher vom Verzögern, als vom Handeln. Das Personenregister ist lang. In Erinnerung bleiben aber nur Hamlet, der mit einem Totenschädel monologisiert und eine depressive, schließlich ins Wasser gehende Ophelia. „Hamlet 21, Ballett von John Neumeier,
Hamburg Ballett, 14. Juni 2021“
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Spiel mir das Lied von der Liebe

Grigory Shkarupa (Jake Wallace) und Ensemble. Foto: © Martin Sigmund

Puccinis „La fanciulla del West“ in der Berliner Staatsoper

Ein bisschen Wildwest-Romantik darf schon sein: In gelb, orange und braun leuchtet die Prärie, die riesige Leuchtreklame einer Nackttänzerin verspricht das erotische Paradies, neben einem ausgestopften Bison und einer Imbissbude tanzt, sauft und zockt eine Meute aggressiver Männer mit Cowboy-Hüten.

von Kirsten Liese

Die Berliner Staatsoper bringt als erste Premiere, die wieder ein Publikum erleben darf, Puccinis selten gespielte Oper „La fanciulla del West“. Zu erleben ist ein allemal spannender Opernkrimi, an dessen Ende man sich verwundert fragt, warum er noch heute ein Schattendasein in den Spielplänen fristet. Dass er arm ist an lyrischen  Arien, mag eine Erklärung dafür geben, der Reiz aber liegt in einer ungeheuren Dramatik und Klangwelt, die bereits an die eisige „Turandot“ rührt. „Giacomo Puccini, La fanciulla del West,
Staatsoper Unter den Linden Berlin“
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Schweitzers Klassikwelt 37: Tumult in der Wiener Staatsoper

„Eben war der warme Sopran von Enriqueta Tarrés verklungen, da rief eine Männerstimme aus dem Parkett: „Vivat Caballé!“ Das war sehr unfair und gemein. Nun war für den weiteren Verlauf des Abends die Hölle los.“

von Lothar Schweitzer

Es ging ihr ein fabelhafter Ruf voraus, seit Montserrat Caballé in der New Yorker Carnegie Hall im Jahr 1965 in Donizettis Lucrezia Borgia für Marilyn Horne eingesprungen war. Sechs Jahre mussten wir warten, bis die katalanische Sängerin endlich an der Wiener Staatsoper, an der sie auch später ein rarer Gast blieb, für zwei Abende am 15. und 20. Mai 1971 als Troubadour-Leonore angesagt war. „Schweitzers Klassikwelt 37: Tumult in der Wiener Staatsoper“ weiterlesen

DIE DIENSTAG-PRESSE – 15. JUNI 2021

Kirill Petrenko, Foto: (c) Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE DIENSTAG-PRESSE – 15. JUNI 2021

Berlin/ Philharmoniker
Die Pläne der Berliner Philharmoniker für 2021/22. So viel Petrenko gab es noch nie
In der kommenden Saison werden die Berliner Philharmoniker viel Tschaikowsky spielen – und zweimal in der Waldbühne auftreten.
Tagespiegel.de

Wien/ Staatsoper
Marlis Petersen: Vom süßen Mädel zur reifen Frau Bezahlartikel
Die Sopranistin dominierte mit ihrem Hausdebüt als Marschallin den „Rosenkavalier“ unter Philippe Jordan. Auch Louise Alder gefiel.
Die Presse.com

„Entführung aus dem Serail“ in der Staatsoper: Neuenfels’ Operntrick
Der Standard.at

Berlin
Puccinis Wild-West-Oper mit Stuntmen
„La fanciulla del West“ an der Staatsoper Unter den Linden
Neue Musikzeitung/nmz.de

Premierenkritik: „La fanciulla del West“ in der Staatsoper (Podcast)
https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202106/14/576932.html

Puccini für den Saal und fürs Autokino
Zustände wie im Wilden Westen: Zur Wiederaufnahme des Live-Spielbetriebs zeigt die Berliner Staatsoper eine Premiere gleich an zwei Orten.
Der Tagesspiegel

Berlin/ Deutsche Oper
„Rheingold“ in der Deutschen Oper
Am Anfang war ein Flügel
Tagesspiegel.de

Wien/ Konzerthaus
Wiener Symphoniker mit Dirigent Andrés Orozco-Estrada im Konzerthaus
Geigerin Janine Jansen ließ ihr Instrument wunderbar introvertiert singen und aufbrausen
Der Standard.at

Frankfurt
„Ariadne“ zur Wiedereröffnung der Oper Frankfurt: Leben musst du, liebes Leben
Frankfurter Rundschau „DIE DIENSTAG-PRESSE – 15. JUNI 2021“ weiterlesen

"Meine Beziehung zu Beethoven ist eng und tiefsinnig"

Eine Violine, die bezaubert. Das ist nur eine der vielen Lobeshymnen, die Kritiker über Manrico Padovani verlieren. In der Tat. Wer die Beethoven-CD des Schweizer Geigers gehört hat, weiß weshalb. Mit Klassik begeistert hat Padovani darüber gesprochen, worin die Herausforderungen liegen, das Beethoven-Violinkonzert zu spielen – und auf welcher der wertvollen Geigen er es gespielt hat.  

Interview: Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Grüß Gott Herr Padovani. Sie haben eine reine Beethoven-CD aufgenommen. Wie ist Ihre „Beziehung“ zu Beethoven?

Manrico Padovani: Meine Beziehung zu Beethoven ist ganz eng und tiefsinnig. Als 13-Jähriger war ich hauptsächlich von virtuoser Violinmusik angesprochen. Wenn ich ein neues Werk kennenlernen wollte, habe ich immer mit dem dritten Satz begonnen. Danach kam der erste Satz dran, während ich mich bei den langsamen Sätzen eher gelangweilt habe. In dieser Phase drehte mein innerer Rhythmus viel zu schnell. Mit 16 habe ich dann Beethovens Eroica kennengelernt – und das kann ich als einen Wendepunkt bezeichnen. Durch dieses Meisterwerk habe ich begonnen, die Musik als Musik bewusst zu verstehen. Das hat mir die Türen zu den ganz großen Komponisten aus der Klassik und Frühromantik geöffnet.

Als ich dann im Unterricht mit dem Beethoven-Violinkonzert begonnen habe, war ich dermaßen begeistert, dass ich über das Werk meine Abschluss-These geschrieben habe. „Interview mit dem Geiger Manrico Padovani“ weiterlesen

Mit Jakub Hrůša durch seine tschechische Heimat

Wiener Musikverein, 13. Juni 2021

Wiener Philharmoniker
Dirigent: Jakub Hrůša

Bedřich Smetana: Má Vlast (Mein Vaterland)

Am 23. Juli 2021 feiert der ausgesprochen sympathische und fähige Dirigent Jakub Hrůša seinen 40. Geburtstag. Und gerade noch rechtzeitig dazu konnte er sein gelungenes Debut bei den Wiener Philharmonikern begehen.

von Herbert Hiess

Der Tscheche ist mittlerweile Chefdirigent bei den Bamberger Symphonikern sowie erster Gastdirigent beim Philharmonia Orchestra London und bei der Tschechischen Philharmonie. Zu seinem Wiener Debut brachte der Dirigent das tschechische Referenzstück „Má Vlast“ von Bedřich Smetana mit. Natürlich gibt es gerade in Wien bei dem circa 80-minütigen Werk viele Vergleichsmöglichkeiten; haben doch am gleichen Ort – also im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins – Kapazitäten wie Nikolaus Harnoncourt, James Levine und Daniel Barenboim diese sechs Stücke zur Aufführung gebracht. Nicht zu vergessen Herbert von Karajan; der am gleichen Ort mit diesem Orchester „Die Moldau“ auf Tonträger bannte. „Wiener Philharmoniker, Jakub Hrůša,
Wiener Musikverein, 13. Juni 2021“
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Günther Groissböcks „Tristan Experiment" ist ein Versprechen für die Zukunft

Foto: © Herwig Prammer

Tristan Experiment, Wiener Kammeroper, 6. Juni 2021
Fassung für Kammerorchester von Matthias Wegele

von Jürgen Pathy

Experiment gelungen, Patient tot. Dieser Ausspruch passt perfekt, wenn man Günther Groissböcks erste Regiearbeit betrachtet. An der Kammeroper, dem kleinen Bruder des Theaters an der Wien, hat der Hüne das „Tristan Experiment“ inszeniert. Eine gestrichene Fassung von Wagners „Tristan und Isolde“.  Der Entstehungsgeschichte getreu, lässt Groissböck die beiden Haupt-Protagonisten zu Richard Wagner und Mathilde Wesendonck werden. „Tristan Experiment, Wiener Kammeroper, 6. Juni 2021“ weiterlesen