Der große Gewinner des Abends ist aber Mozarts genialer Librettist Lorenzo Da Ponte. Nichts lenkt in dieser Aufführung von seinem klugen, vielschichtigen Text ab, der ersetzt jeglichen Schnickschnack, mit dem heutige Regisseure oft punkten wollen. Back tot he roots scheint Koskys Devise gewesen zu sein, und das Ergebnis gibt ihm recht.
Foto: Philippe Sly und Kyle Ketelsen in »Don Giovanni« © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Wolfgang Amadeus Mozart
Don Giovanni
Kyle Ketelsen: Don Giovanni
Ain Anger: Commendatore
Hanna-Elisabeth Müller: Donna Anna
Stanislas de Barbeyrac: Don Ottavio
Kate Lindsey: Donna Elvira
Philippe Sly: Leporello
Patricia Nolz: Zerlina
Peter Kellner: Masetto
Wiener Staatsoper Chor und Orchester
Philippe Jordan Dirigent
Barrie Kosky Regie
Wiener Staatsoper, 5. Dezember livestream (PREMIERE)
von Peter Sommeregger
Die ersten Minuten ist man etwas irritiert: eine leere Bühne, der Boden aus zerklüfteten Felsen, die Darsteller in Alltagskleidung. Relativ schnell wird aber klar, was Barrie Koskys Konzept ist: er vertraut dem genialen Librettisten Lorenzo Da Ponte und setzt dessen Libretto buchstäblich Wort für Wort um. Damit besinnt er sich auf die ursprüngliche Tugend des Regiehandwerks, nämlich das zu inszenierende Stück vom Text her zu begreifen und sichtbar zu machen. Wer den Text ernst nimmt, braucht weder Plüsch noch Samt, auch nicht hässliche Verfremdung und Umdeutung.
Zurück zur Quelle, das ist Koskys Botschaft dieses Abends, und die Rechnung geht auf. „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni, Inszenierung Barrie Kosky,
Wiener Staatsoper, 5. Dezember livestream,(PREMIERE)“ weiterlesen