Weniger ist manchmal mehr

Kölner Philharmonie,23. Januar 2020
Foto: WDR-Sinfonieorchester (c)
Christian Măcelaru, Dirigent
Jan Vogler, Violoncello
Thea Dorn, Schriftstellerin
Uwe Schulz, Moderation

Nico Muhly/Sven Helbig/Zhou Long– Konzert für Violoncello und Orchester in der Sätzen (2018)
Thea Dorn – Vortrag über „Musik: Weltkultur oder die deutscheste aller Künste?“
Richard Wagner – Sinfonische Auszüge aus: Der Ring des Nibelungen, WWV 86 (1848 – 74) – Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend mit Libretto vom Komponisten

Von Daniel Janz

Man stelle sich ein Philharmoniekonzert als ein ausgewogenes Drei-Gänge-Menü in einem guten Restaurant vor. Niemand würde es so entwerfen, dass die Vorspeise mehrere Teller füllt, das Hauptmenü vertrocknet und kaum wahrzunehmen ist und für das Dessert am Ende nur saurer Essig übrigbleibt. Wie also auch die Gänge aufeinander abgestimmt sind, müssen bei einem Konzert die Musikstücke miteinander abgewogen werden und zu einer Gesamtkomposition zusammenfinden. „WDR-Sinfonieorchester, Christian Măcelaru, Jan Vogler, Thea Dorn
Kölner Philharmonie, 23. Januar 2020“
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Psychodrama zwischen Waldsee und Bungalow: Dvořáks „Rusalka“ an der Oper Halle

Foto: © Falk Wenzel

Oper Halle, 25. Januar 2020

Antonín Dvořák, Rusalka

von Guido Müller

Im Mittelpunkt des „lyrischen Märchens“, einer großen Romantischen Oper in drei Akten von Dvořák und Kvapil, das 1901 in Prag uraufgeführt wurde, steht ein Wassermädchen. Diese Rusalka sehnt sich nach einer Seele und der Menschenwelt. Sie will die kalte Unterwasserwelt des Wassermanns und ihrer Schwestern verlassen, um die Liebe eines Menschen für sich zu gewinnen. Dieser Mensch kommt als Prinz immer wieder an ihren Waldsee, um zu baden. Dort hat sich Rusalka als Welle in ihn verliebt. „Antonín Dvořák, Rusalka,
Oper Halle, 25. Januar 2020“
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Junge Talente aus Neumeiers Ballettgarten präsentieren ihr Können

Bildquelle: Staatsoper Hamburg (c)

Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2020
Ballettwerkstatt „Debüt“

Hamburg Ballett
John Neumeier

von Ralf Wegner

John Neumeier lud am Sonntagvormittag zur 229sten Ballett-Werkstatt ein. Wie je­des Jahr gab er seinen Tänzerinnen und Tänzern die Möglichkeit, einmal mit einer Wunschpartie aufzu­tre­ten. Jeder, egal ob Aspirant oder Erster Solist, durfte bei ihm einen Zettel mit der oder den entsprechenden Rollen einreichen; von manchen wünschte sich aber auch Neu­meier selbst die Einstudierung neuer Partien. Insgesamt wurden Soli, Pas de deux und Pas de trois sowie Gruppen­tänze aus 13 Choreografien des Hamburger Ballettin­tendanten gezeigt, zum Teil noch mit leichter Anfänger­ner­vosität, sonst aber auch bei den Gruppentänzerinnen und -tänzern auf sehr hohem Niveau. „Hamburg Ballet, John Neumeier,
Hamburgische Staatsoper, 26. Januar 2020“
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Ritterbands Klassikwelt 9: Salome

von Charles E. Ritterband

Meine Tochter heißt Salome. Alle drei Kinder tragen Namen aus der Welt der Oper: Salome, Orfeo, Ulisse. Doch die ganz besondere Ehre gebührt Salome, als der ersten.

Oft werde ich gefragt, welche denn meine Lieblingsoper sei – unter den vielen herrlichen Werken, in denen ich so oft schwelge, von deren Aufführung ich schwärme (oder, mitunter, entsetzt bin). Zugegeben – Salome ist vielleicht nicht gerade meine Lieblingsoper. Aber es ist ganz entschieden das Werk, das mich unter allen Opern am meisten fasziniert. Dies ist das kompakteste, expressivste Werk der gesamten Opernliteratur. Das Thema ist zeitlos (siehe #Me.Too): der in der Welt der griechischen Sagen immer wieder vorkommende Topos der unendlich schönen, begehrten, missbrauchten jungen Frau (die Oper geht vom ersten Satz an direkt zur Sache: Narraboth  –“Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht“ – eine vergleichbare Direktheit, die uns, sobald sich der Vorhang hebt unmittelbar in die Handlung hineinreißt gibt es sonst nur bei Verdis „Othello“). Die fein ausgearbeitete, des Humors nicht entbehrende psychologische Dimension (das Dreiecksverhältnis Salome-Herodias-Herodes, die verwöhnte Mädchen aus reichem, mächtigen Haus, das alles haben kann, aber nur das Eine will, das ihr verboten ist. Und die erwachende, noch ziellos herumirrende Sexualität der jungen Mädchen, die sich auf dieses völlig andere, faszinierende, verbotene fokussiert: Den Propheten im Kerker. „Ritterbands Klassikwelt 9
klassik-begeistert.de“
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Mit der 6. Symphonie von Mahler löst Kirill Petrenko eine alte Schuld ein

Auch mit diesem Abend vollzieht Petrenko einen weiteren Schritt auf seine Vorgänger zu. Es sind große Stiefel, die ihn da erwarten, aber er füllt sie von Mal zu Mal besser aus. Seine Musiker und das Publikum hat er längst gewonnen.

Philharmonie Berlin, 24. Januar 2020
Gustav Mahler
Symphonie Nr.6
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko 
Dirigent

Foto: © Wilfried Hösl

von Peter Sommeregger

Man erinnert sich: Ende 2014 sollte Kirill Petrenko Mahlers 6. Symphonie bei den Berliner Philharmonikern als Gast dirigieren. Petrenko, seit seiner erfolgreichen Tätigkeit an der Komischen Oper in Berlin hoch geschätzt, sagte dieses Konzert aber kurzfristig ab. Die Enttäuschung war groß, und ein voreiliger Journalist schrieb, mit dieser Absage habe sich Petrenko selbst aus dem Rennen um den Posten des neuen Chefdirigenten genommen, dessen Wahl 2015 anstand. Erfreulicherweise ist es anders gekommen, entsprechend groß waren die Erwartungen für dieses „nachgeholte“ Konzert. „Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko,
Philharmonie Berlin, 24. Januar 2020“
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MONTAG-PRESSE – 27. JÄNNER / JANUAR 2020

Foto: © Manfred Baumann

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden: Die MONTAG-PRESSE – 27. JÄNNER / JANUAR 2020

Graz/ Musikverein
Besonderer Arienabend von Juan Diego Florez in Graz
Mit Charme, Grandezza und perfekter Sangeskunst hat Tenor Juan Diego Florez am Freitag in Graz das Publikum für sich gewonnen. Der Startenor machte es sich nicht einfach: Keineswegs nur Belcanto-Arien, die ihm den Weg an die Spitze geebnet hatten, sondern auch Werke von Verdi und Puccini standen auf dem Programm. Sein Ausnahmekönnen machte auch einige Lieder aus Operetten zu etwas Besonderem.
https://www.vol.at/besonderer-arienabend-von-juan-diego-florez-in-graz/6498342

Regensburg
Phremde Phedern: Jüri Reinveres Beethoven-Oper „Minona“ in Regensburg
In besonderen Fällen schreibt hier auch einmal eine Phremde Pheder – dann aber nur die ethelste: Julia Kaiser über die Uraufführung von Jüri Reinveres Oper MINONA – EIN LEBEN IM SCHATTEN BEETHOVENS in Regensburg
Hat er oder hat er nicht? Ist Minona von Stackelberg in Wahrheit die Tochter Ludwigs van Beethoven? Dass ihre Mutter Josephine die berühmte „unsterbliche Geliebte“ des Komponisten war, darüber besteht in der Beethovenforschung kaum mehr Zweifel. Ob es aber wirklich 1812 in Prag eine amouröse Wiederbegegnung Beethovens mit seiner ehemaligen Klavierschülerin gegeben hat, lässt sich nicht beweisen.
Phremde Phedern: Jüri Reinveres Beethoven-Oper „Minona“ in Regensburg

Berlin
Deutsche Oper: Jenufa mit Evelyn Herlitzius
Glück im Unglück: Einspringerin Andrea Danková singt in der Deutschen Oper eine drängend beseelte Titelrolle, der junge US-Amerikaner Robert Watson setzt seine Reihe von erstaunlichen Auftritten mit einem Laca voll dunkler Leidenschaft fort. Unglück im Glück: Evelyn Herlitzius als Küsterin begeistert einerseits durch rollenfüllendes Spiel, andererseits schallt ihre von obsessivem Ausdruck beherrschte Stimme so mächtig, dass (Artikulations-)Nuancen untergehen.
KonzertOpernkritikBerlin

Berlin/ Komische Oper
Unletzt: Jaromír Weinbergers „Frühlingsstürme“ an der Komischen Oper
„Die letzte Operette der Weimarer Republik“ könnte ein Etikett wie ein Mühlstein sein, wenn man Jaromír Weinbergers Frühlingsstürmen zumuten wollte, tiefschürfendes Zeugnis oder Vermächtnis sein zu müssen. Denn dieses Werk wollte ja gewiss nichts „Letztes“ sein. Insofern ist Barrie Kosky sehr zu loben, dass er die Frühlingsstürme an der Komischen Oper als das auf die Bühne bringt, was sie sein wollten: eine kurzweilige Operette.
https://hundert11.net/unletzt/

Berlin
Barrie Kosky inszeniert Weinbergers „Frühlingsstürme“
Tagesspiegel

Barrie Kosky inszeniert die „Frühlingsstürme“ von Jaromír Weinberger
Berliner Zeitung

Wien
Café Oper kämpft um seine Zukunft: Soli-Party im Pelzmantel
Das bedrohte Kaffeehaus in der Wiener Staatsoper lädt seine Unterstützer zum Solidaritätstreff.
Kurier

Salzburg/ Mozartwoche
Ein Schiff für Liebeskummer
„Le Nozze die Figaro/ konzertant
Susanna und Marcellina zanken und keifen: Wer kriegt den Figaro? Der Dirigent kriegt beinah auch sein Teil ab. Bevor die Damen handgreiflich werden, trennt Sir András Schiff – zwischen den beiden durch dirigierend – die Konkurentinnen. Überhaupt wenden sich die Solisten aller Liebeslager gern, Unterstützung heischend, an den Maestro… Der konzertante Figaro bei der Mozartwoche in der Felsenreitschule hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.
DrehpunktKultur

Karlsruhe
Mozart hätte keine Berührungsängste gehabt
Medienkünstler in der Oper. Peter Spuhler im Gespräch mit Britta Bürger
DeutschlandfunkKultur

Frankfurt
Sir Simon Rattle und das Symphony Orchestra London: In rasanter Fahrt
Frankfurter Rundschau

Dessau
Anhaltisches Theater Dessau überzeugt mit tschechischer Oper
https://www.mdr.de/kultur/leos-janacek-oper-dessau-100.html

Regensburg
Beethoven mal kurz in den Rachen greifen: Jüri Reinveres „Minona“ in Regensburg uraufgeführt
Neue Musikzeitung/nmz.de

Halle
Die andere Welt ist auch keine Lösung – Veit Güssow inszeniert Dvořáks „Rusalka“ in Halle
In Halle gab es lange nicht so viel opulente Romantik wie jetzt in der sinnlichen Inszenierung von Veit Güssow. Lyrische Märchen und Analyse psychologischer Abgründe haben sich jedoch nicht ausgeschlossen, meint unser Kritiker Joachim Lange, der eine tolle Ensembleleistung sah und hörte.
Neue Musikzeitung/nmz.de

„Nach Auschwitz kann man noch schöne Musik machen“
Interview mit der Musikerin und Holocaustüberlebenden Esther Bejarano
Esther Bejarano (geboren am 15. Dezember 1924 als Esther Loewy in Saarlouis) ist die Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitzkomitees, Zeitzeugin der NS-Verbrechen und Musikerin. Während des Zweiten Weltkriegs war sie Gefangene im Zwangsarbeitslager Neuendorf, dann in Auschwitz-Birkenau und später im KZ Ravensbrück. Nach der Befreiung wanderte sie nach Palästina aus und absolvierte dort eine Ausbildung zur Koloratursopranistin. Seit 1960 lebt sie in Hamburg.
Jolanta-Lada Zielke berichtet aus Hamburg
https://klassik-begeistert.de/interview-mit-esther-bejarano/

Ladas Klassikwelt 16: Mendelssohns Engelsterzett als Leitmotiv in einer Krimigeschichte
Das Engelsterzett erklingt in dieser Folge insgesamt sechs Mal. Ich frage mich, wem die Engel diesmal helfen sollten. Dem Pfarrer, der in einen Mord verwickelt ist? Dem lokalen Polizeichef, der sich so verhält, als ob er todkrank wäre? Dem Apotheker, der bei Euthanasie hilft? Oder vielleicht den beiden Titelhelden, die wie immer viel Verwirrung in der Ermittlungsführung stiften? Oder letztendlich dem Mörder, um ihn vor dem heiligen Zorn zu schützen?
Jolanta-Lada Zielke berichtet aus Hamburg
https://klassik-begeistert.de/ladas-klassikwelt-16-klassik-begeistert-de/

Links zu englischsprachigen Artikeln

London
Twilight People: Andreas Scholl and Tamar Halperin at Wigmore Hall
http://www.operatoday.com/content/2020/01/twilight_people.php

A French Affair: La Nuova Musica at Wigmore Hall
http://www.operatoday.com/content/2020/01/a_french_affair.php

New York
Metropolitan Opera 2019-20 Review: La Damnation de Faust
https://operawire.com/metropolitan-opera-2019-20-review-la-damnation-de-faust/

Carnegie Hall 2019-20 Season Review: SongStudio
https://operawire.com/carnegie-hall-2019-20-season-review-songstudio/

Palm Beach
Superb singing, staging highlight Palm Beach Opera’s splendid “Turandot”
https://southfloridaclassicalreview.com/2020/01/superb-singing-staging-highligh

Houston
Mezzo Barton is the voice, heart and soul of Houston Opera’s thrilling “La Favorite”
https://texasclassicalreview.com/2020/01/25/mezzo-barton-is-the-voice-heart-and-soul

Fort Worth
Fort Worth Opera general director resigns after 2 seasons
http://fortworth.culturemap.com/news/arts/01-25-20-fort-worth-opera-general

Ballett/ Tanz

Wuppertal
Innen wird sichtbar – Pina Bauschs „Blaubart“-Adaption in Wuppertal
Neue Musikzeitung/nmz.de

London
Royal Ballet to collaborate with people who have MS to choreograph dance routine
The Independent

Film/ TV

Oscar-Wegweiser: US-Regisseure zeichnen Sam Mendes‘ „1917“ aus
Die Auszeichnungen der Directors Guild of America (DGA) gelten seit Jahren als Oscar-Vorboten.
Wiener Zeitung

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Unter’m Strich

Kafkaesk im TV-Dschungel
Dieser Tage kam es zu einem hübschen Schlagabtausch zwischen Kultursender Arte und Unterschichtensender (© Harald Schmidt) RTL. Grund war die so unterirdische wie faszinierende Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ (IBES) des Letzteren. Da gab es nämlich krasse Intertextualität: Nachdem die Moderatoren den abstimmenden Zuschauern gedroht hatten, wenn sie wieder dieselbe Kandidatin wählen würden, gäbe es zur Strafe eine Kafka-Lesung, schaltete sich der Reclam-Verlag ein. „Wer hätte gedacht, dass wir einmal die passende Literatur zu IBES anbieten können“, postete er auf Twitter, inklusive Cover von „Die Verwandlung“ samt
https://www.wienerzeitung.at/meinung/kommentare/2047234

Tennis
Trennung Muster – Thiem offenbar nicht im besten Einvernehmen
Muster gegenüber Becker: „Es gibt Häuser mit schönen Fassaden, aber man weiß halt selten, wer drinnen wohnt“ – Steirer hatte sich auf zwei Jahre eingestellt
Der Standard

Ladas Klassikwelt 16: Mendelssohns Engelsterzett als Leitmotiv in einer Krimigeschichte

Foto: © ARD/TMG/Chris Hirschhäuser

Das Engelsterzett erklingt in dieser Folge insgesamt sechs Mal. Ich frage mich, wem die Engel diesmal helfen sollten. Dem Pfarrer, der in einen Mord verwickelt ist? Dem lokalen Polizeichef, der sich so verhält, als ob er todkrank wäre? Dem Apotheker, der bei Euthanasie hilft? Oder vielleicht den beiden Titelhelden, die wie immer viel Verwirrung in der Ermittlungsführung stiften? Oder letztendlich dem Mörder, um ihn vor dem heiligen Zorn zu schützen?

von Jolanta Lada Zielke

Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy ist eines der am häufigsten aufgeführten Oratorienwerke. Einige seiner Sätze wie das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engel befohlen über dir“ oder das Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ kennt man als einzelne Stücke. Ich selbst habe sie einmal bei einem Konzert in kleiner Besetzung und einige Male bei Hochzeiten und Taufen gesungen. Der Inhalt dieser Stücke passt zu beiden Gelegenheiten; die Engel bewachen sowohl die frisch verheirateten Ehepartner als auch neugeborene Kinder. Vor ungefähr zwei Jahren bin ich auf eine interessante Verwendung des Engelsterzetts gestoßen. „Ladas Klassikwelt 16
klassik-begeistert.de“
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Das Hamburg Ballett überzeugt in John Neumeiers Choreographie zu Glucks "Orphée et Euridyce"

Foto: © Kiran West

Staatsoper Hamburg, 24. Januar 2020

Christoph Willibald Gluck, Orphée et Eurydice

Inszenierung, Choreografie, Bühnenbild, Kostüme und Licht: John Neumeier

von Ralf Wegner

Gluck komponierte diese Oper 1762 für Wien und 1774 ab­ge­ändert für Paris, mit ergänzender Ballettmusik und um­ge­schrieben für einen ho­hen Tenor. Am Freitag errei­chte der russische Tenor Dmi­try Korchak als Orphée zwar die hoch gelegenen Töne der Partie, allerdings, wenn er nicht die Kopfstimme einsetzte, mit engem und leicht grellem Klang. Die Koloraturen der dramatischen Arie am Ende des ersten Ak­tes klangen mir zu verschliffen. Auch in der Mittel­lage fehl­te es Korchak für mein Empfinden an Klang­fülle und an einer mitempfin­denden gesanglichen Gestal­tungsfähigkeit. Vielleicht hat es der Regisseur gewollt, dass sein Orphée so nach innen ge­kehrt, fast autistisch wir­kend die Szenerie durchmaß. „Christoph Willibald Gluck, Orphée et Eurydice,
Staatsoper Hamburg, 24. Januar 2020“
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Benjamin Herzl & Ingmar Lazar: Kammermusik von großer Anmut und Klarheit

Foto: Benjamin Herzl & Ingmar Lazar © Shirley Suarez

Lorely-Saal, 22. Januar 2020
Benjamin Herzl,
Violine (Featured Artist der Jeunesse)
Ingmar Lazar, Klavier

von Jürgen Pathy

Benjamin Herzl – ein junger Geiger mit viel Herz. Nicht nur im Namen trägt es der gebürtige Salzburger, der in dieser Saison als „Featured Artist der Jeunesse“ durch Österreich tourt, auch auf seiner wertvollen Violine lässt es der feinfühlige Musiker sprechen. Dessen konnten sich die rund 200 Besucher, die den Weg in den kleinen, aber feinen Lorely-Saal in Wien Penzig gefunden hatten, Mittwochabend überzeugen. Unweit der Hietzinger Kennedybrücke gelegen konnten Herzl und sein Begleiter, der französische Pianist Ingmar Lazar, mehr als nur eine Talentprobe ablegen. Die beiden Jungmusiker, die auf ihrer Österreich-Tournee noch öfters gemeinsam auftreten werden, verwandeln den kleinen Prunksaal, der von fünf Kronleuchtern staffiert wird, in eine Oase der Stille, Ruhe und Besinnlichkeit. „Benjamin Herzl & Ingmar Lazar,
Lorely-Saal Wien, 22. Januar 2020“
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Endlose Stille: Daniel Barenboim triumphiert mit dem letzten Konzert seines Beethoven-Zyklus in Paris

Foto: © Ava Du Parc

Philharmonie de Paris, Grande salle Pierre Boulez, 21. Januar 2020

Daniel Barenboim: Klavier

Ludwig van Beethoven
Klaviersonate Nr. 9 E-Dur, op. 14, 1
Klaviersonate Nr. 4 Es-Dur, op. 7
Klaviersonate Nr. 21 F-Dur, op. 54
Klaviersonate Nr. 32 C-Moll, op. 111

von Lukas Baake

Am Schluss: eine endlose Stille und dann ein nicht enden wollender Applaus. Daniel Barenboim hat seinen Zyklus der Beethovensonaten in der Pariser Philharmonie mit einem letzten Konzert abgeschlossen, das noch einmal eindrücklich die ganze Spannbreite und atemberaubende Tiefe des Beethoven’schen Kosmos demonstrierte. „Daniel Barenboim,
Philharmonie de Paris, 21. Januar 2020“
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