Karl V inmitten von Wassermassen, Feuerflammen und Fantasie-Kostümen: Kreneks Zwölftonoper überwältigt München

Foto: © Felix Löchner, Bayerische Staatsoper
Bayerische Staatsoper
, 21. Februar 2019
Ernst Krenek, Karl V

von Anna-Maria Haberberger

Die Welt unter dem Kreuze Christi. Eine epische Konzeption, die ausschöpfender nicht sein könnte. Karl V in ausgereifter Pracht alleine auf der Bühne. Inmitten von knietiefen Wassermassen auf der ganzen Bühne, von Feuerflammen, Drehpunkten und einem nicht mehr ganz irdisch-bewegten Bühnenspektakel findet Kreneks Oper, das erste dodekaphone Musiktheaterwerk der Geschichte, in der Bayerischen Staatsoper statt. Überwältigend donnert die Stimme Gottes isotrop-sphärisch durch die gesamte Oper und sucht den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches auf, der zu Beginn alleine und mit fragmentarischer Krone bedeckt ist. „Ernst Krenek, Karl V, Bayerische Staatsoper, 21. Februar 2019“ weiterlesen

Die SONNTAG-PRESSE – 24. FEBRUAR 2019

Foto: Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim, Elbphilharmonie,
(c) Claudia Höhne
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Die SONNTAG-PRESSE – 24. FEBRUAR 2019

Berlin/ Kritik an Barenboims Führungsstil
Angstfrei spielen
Ehemalige Mitglieder der Staatskapelle Berlin werfen dem Dirigenten Daniel Barenboim vor, die Zerrüttung der physischen und psychischen Gesundheit seiner Musiker in Kauf zu nehmen. Aber geht es wirklich um ihn – oder um das System?
Frankfurter Allgemeine
Daniel Barenboim: „Ich bin kein Lamm“

Dem Dirigenten der Berliner Staatsoper wird vorgeworfen, seine Musiker zu schikanieren – schon werden Namen für mögliche Nachfolger gehandelt.
Tagesspiegel

Hamburg
Frühlingsgefühle im norddeutschen Winter: Mit Krzysztof Urbánski, dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Vadim Gluzman in Elbphilharmonie Hamburg
Tschaikowsky vertrieb einst am Genfer See mit dem Violinkonzert seine Depressionen. Mendelssohn Bartholdy blies in Italien den schottischen Nebel fort. Und Krzysztof Urbánski treibt dem Publikum in der Elbphilharmonie den grauen Hamburger Winter aus.
Guido Marquardt berichtet aus der Elbphilharmonie Hamburg.
Klassik-begeistert

Berlin/Philharmonie
Daniil Trifonov: Die Hitze des Romantikers
In der Philharmonie verfehlt Pianist Daniil Trifonov Beethoven in dessen Es-Dur-Sonate op. 31, findet aber bei Prokofjew zu sich
Tagesspiegel

München
Bayerische Staatsoper: Joseph Calleja über „Carmen“ und München
Münchner Abendzeitung

München/ Bayerische Staatsoper
Kastration: Großer Wurf wird verschleudert
Einwurf von Tim Theo Tinn zu „Karl V.“/Live-Stream am 23.2.
https://onlinemerker.com/muenchen-bayerische-staatsoper-karl-v-als-live-stream/

Aribert Reimann über die „Fragments de Rilke“: „Es geht um unsere Erde“
DeutschlandfunkKultur „Die SONNTAG-PRESSE – 24. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

Die SAMSTAG-PRESSE – 23. FEBRUAR 2019

Daniel Barenboim © Peter Adamik
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Die SAMSTAG-PRESSE – 23. FEBRUAR 2019

Sopranistin Hilde Zadek im Alter von 101 Jahren gestorben
Eine der größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts ist tot.
Wiener Zeitung
Kammersängerin Hilde Zadek im Alter von 101 Jahren gestorben
FOCUS/Kultur
Sopranistin Hilde Zadek gestorben
https://diepresse.com/home/kultur/klassik/5584360/Sopranistin-Hilde-Zadek-gestorben
Hilde Zadek 101jährig gestorben
Kurier

Bayerische Staatsoper
Bayerische Staatsoper protestiert gegen Facebooks Busen-Zensur: Rote Balken für Tannhäuser
Facebook zensiert Kunstwerke und löscht Inhalte, wenn nackte Menschen auf seiner Plattform jemand schockieren oder beleidigen könnten. Die Bayerische Staatsoper hat auf die Löschung eines ihrer Videos nun gekonnt gekontert.
https://www.swr.de/swr2/musik/rote-balken-fuer-tannhaeuser-vorspiel/-/id=661124/did=23473388/nid=661124/1bs7643/index.html

Wien/ Theater an der Wien
„Tschaikowsky-Rarität im Theater an der Wien“
Ein Gastspiel der Helikon Oper Moskau im Theater an der Wien bringt Bühnenraritäten von Peter Iljitsch Tschaikowski ins Haus an der Linken Wienzeile: der erste Abend galt „Mazeppa“, der zweite wird dem Einakter „Jolanthe“ und dem „Undine“-Fragment gewidmet sein.
http://www.operinwien.at/werkverz/tschaiko/amaz.htm

Berlin
Daniel Barenboim: Weltstar unter Verdacht

Hat Daniel Barenboim sein Personal schlecht behandelt? Der Generalmusikdirektor der Staatsoper glaubt an eine Kampagne.
https://www.morgenpost.de/kultur/article216497287/Weltstar-unter-Verdacht.html
BR-KLASSIK kommentiert den Fall Barenboim: Dialog und Starrsinn
Gegenüber BR-KLASSIK haben sich erstmals betroffene Orchestermusiker namentlich zu den Vorwürfen gegenüber dem Führungsstil von Daniel Barenboim geäußert. Auch Verteidiger haben sich zu Wort gemeldet – und Barenboim selbst. Doch in dieser Diskussion soll das eigentliche Thema nicht aus dem Blick geraten: Wie weit darf ein Dirigent gehen, wenn er künstlerische Höchstleistungen einfordert? Ein Kommentar von Bernhard Neuhoff.
BR-Klassik

Barenboim weist Kritik an Führungsstil zurück
Großen Dirigenten wird mitunter ein ruppiger Führungsstil nachgesagt. Jetzt treffen solche Vorwürfe Daniel Barenboim. Der künstlerische Leiter der Staatsoper Unter den Linden sieht die Kritik als Teil einer Kampagne.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/dirigent-barenboim-weist-kritik-an-fuehrungsstil-zurueck-16054681.html
Barenboim weist Vorwürfe zurück „Ich bin ein Mensch, aber kein perfekter“
Berliner Zeitung

Vorwürfe gegen Daniel Barenboim Letzte Grüße vom Geniekult
Berliner Zeitung

Staatsopern-Intendant stellt sich hinter Barenboim
Matthias Schulz und Orchestervorstand äußern sich zu den Vorwürfen gegen den Generalmusikdirektor der Staatsoper
Berliner Morgenpost
Orchestervorstand steht nach Vorwürfen hinter Barenboim
Der Standard
Daniel Barenboim: Der Alternativlose

Münchner Abendzeitung „Die SAMSTAG-PRESSE – 23. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

Frühlingsgefühle im norddeutschen Winter: Mit Krzysztof Urbánski, dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Vadim Gluzman in der Elbphilharmonie Hamburg

Foto: Krzysztof Urbánski, © Marco Borggreve
Elbphilharmonie Hamburg
, Großer Saal, 21. Februar 2019
NDR Elbphilharmonie Orchester
Vadim Gluzman, Violine
Stefan Wagner, Violine (1. Solostimme im Konzert von Vivaldi)
Krzysztof Urbánski, Dirigent

Antonio Vivaldi: Concerto a-Moll op. 3 Nr. 8 RV 522 für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“

von Guido Marquardt

Tschaikowsky vertrieb einst am Genfer See mit dem Violinkonzert seine Depressionen. Mendelssohn Bartholdy blies in Italien den schottischen Nebel fort. Und Krzysztof Urbánski treibt dem Publikum in der Elbphilharmonie den grauen Hamburger Winter aus.

Manchmal erschließt sich die Zusammenstellung eines Konzertabends sofort. Manchmal ergibt alles später einen Sinn, wenn man das Gehörte Revue passieren lässt. Und manchmal bleibt man ein wenig ratlos zurück. Wenn das Letztgenannte passiert, ist nicht selten Barockmusik mit im Spiel. Um das sofort klarzustellen: Der Autor dieser Zeilen schätzt Barockmusik über alle Maßen. Doch trotzdem – oder gerade deshalb – findet er es besonders schade, wenn der Eindruck entsteht, dass ein Stück von (häufig) Bach oder (wie in diesem Falle) Vivaldi noch mit dazu genommen wurde und man wenig mehr an Grund findet als das offenkundige Motiv, einem Solisten Gelegenheit zum Warmspielen zu geben. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Vadim Gluzman, Stefan Wagner, Krzysztof Urbánski, Elbphilharmonie Hamburg, 21. Februar 2019“ weiterlesen

Die FREITAG-PRESSE – 22. FEBRUAR 2019

Foto: Daniel Barenboim, © Christian Mang
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Die FREITAG-PRESSE – 22. FEBRUAR 2019

Berlin
Höchstleistung um jeden Preis?
Anfang Februar erschien im Online-Magazin VAN ein langer Artikel über die Macht und den Machtmissbrauch des Dirigenten Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Rund ein Dutzend Mitarbeiter kritisiert darin den Führungsstil Barenboims – anonym. Unter Musikern hat dieser Artikel viel Wirbel gemacht, bei BR-KLASSIK sprechen nun drei von ihnen namentlich.
BR-Klassik
Kritik an Barenboim Sein Lebenswerk steht auf dem Spiel
Der Unmut über den Führungsstil von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim an der Staatsoper wächst. Das sollte die Kulturpolitik ernst nehmen.
Tagesspiegel
Daniel Barenboim: Der König wankt
Seit Tagen kursieren massive anonyme Vorwürfe gegen Daniel Barenboim. Jetzt wagen sich Musiker aus der Deckung.
Münchner Merkur

Ioan Holender: „Dubai ist die Mailänder Scala“
Der ehemalige Staatsopern-Direktor über die Krim, die Zukunft der Oper und die Kulturpolitik
Kurier

Retro-Regie: Theaterasche brennt nicht mehr
An den Opernhäusern boomt ein Retro-Trend. Nachdem man jahrzehntelang um die wildesten Regie-Ideen gebuhlt hat, um ja nicht «museal» zu wirken, wetteifern die Bühnen plötzlich in der Wiederbelebung alter und ältester Produktionen. Diese Nostalgie führt in eine Sackgasse.
https://www.nzz.ch/feuilleton/retro-regie-theaterasche-brennt-nicht-mehr-ld.1461305

München/ Gasteig
Nach Urheberrecht-Blockade Gasteig München: Bleibt doch alles, wie es ist?
Münchner Abendzeitung

Dresden
Dirigent Thielemann „klaut“ gern bei Kollegen
„Man lebt ja nicht in einer Käseglocke alleine“, sagt Christian Thielemann. Wenn jemand eine Stimme schön heraushole, dann mache er das nach.
Die Presse

Hamburg
Elbphilharmonie-Akustiker : „Das Ganze hat auch viel mit Psychologie zu tun“
Beschwerden hält er für normal, Veränderungen für ausgeschlossen und mehr Vorbereitungszeit für angeraten: Yasuhisa Toyota, Akustiker der Elbphilharmonie, antwortet auf die Klagen von Zuhörern und Musikern.
Frankfurter Allgemeine „Die FREITAG-PRESSE – 22. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

EIN TITAN DES KREATIVEN INDIVIDUALISMUS:
ZUM TOD VON KARL LAGERFELD

Foto: Karl Lagerfeld, Volkswagen People’s Night © Siebi

Zum Tod von Karl Lagerfeld am 19. Februar 2019

Karl Lagerfeld hinterlässt eine große Lücke, die schon beinahe einem Krater gleicht. Es wird nicht einfach so weitergehen. Es wird etwas Neues, Anderes kommen. Karl Lagerfeld wird in unserem Andenken bleiben; das Neue wird ihn nicht überdecken, sondern an seine Seite treten. Die Kreativität wird leuchten.

von Dr. Holger Voigt

Als am 6. Dezember 2017 Karl Lagerfeld mit seiner ‚Métiers d’Art’-Kollektion des Hauses Chanel die Hamburger Elbphilharmonie „rockte“, wurde dieses als Ehrerbietung des Chefdesigners an seine Geburtsstadt Hamburg verstanden: Der große Sohn kehrte – zumindest für diesen Abend – in seine Heimatstadt zurück.

Ob Karl Lagerfeld dieses tatsächlich auch so sah, dürfte eher fraglich sein. Patriotismus lag ihm nicht. Sein Verhältnis zu Hamburg war zwar ein grundsätzlich positives – er bekam „positive Gefühle“ beim Anblick des Hafens und dem „Herumschippern“ auf der Elbe – wie er selbst einmal sagte. Allerdings empfand er seine Geburtststadt Hamburg eher als „eine Tapete seines Lebens“, und von Tapeten weiss man, dass sie abgenommen oder übermalt werden können. Das Haus seines Lebens dürfte viele Zimmer haben, in denen dann eben auch viele Tapeten die Wände zieren. „Zum Tod von Karl Lagerfeld am 19. Februar 2019, klassik-begeistert.de“ weiterlesen

"SALOME" IN BOLOGNA:
 Salome und Jochanaan von Weltklasse!

Elisabet Strid (Salome), Sebastian Holecek (Jochanaan)
Foto © Andrea Ranzi/ Studio Casaluci

Hier passte alles zusammen, Musik, Sänger und Bilder. Ein großer Strauss-Abend im wunderschönen Bologna!

Richard Strauss, Salome, Teatro Communale di Bologna, 19. Februar 2018

von Klaus Billand aus Bologna (www.onlinemerker.com)

 „Sie gleitet langsam dahin“, die (Voll-)Mondscheibe genau an diesem Abend über dem , wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.“ Mit diesem veristischen Vorgeschmack auf dem Theatervorplatz konnte eigentlich nichts mehr schief gehen mit der aus den Jahre 2010 wiederaufgenommen Produktion von Gabriele Lavia, die von Gianni Marras wieder aus dem Depot geholt wurde. Aber es waren in allererster Linie die Sänger der beiden Hauptpartien, die diesen Abend zu einem wahrlich unvergesslichen Erlebnis machten und in der Tat – alles gebend – wie bei einer Premiere sangen und agierten.

 Elisabet Strid sang und spielte eine Salome wie eine Mischung aus Enfent terrible und Femme fatale, mit einem klaren und überaus wortdeutlichen Sopran, der nicht nur ihre Wagner-Erfahrung offenbarte, sondern den sie auch mit großer Emphase sang, sich immer wieder stimmlich auf die jeweilige Herausforderung durch Jochanaan und später Herodes einstellend. Nach enormer stimmlicher Verausgabung und einem Tanz, der es an Figuren, Fantasie und Dynamik in sich hatte und offenbar mehr Jochanaan als Herodes galt, hatte sie auch noch im Finale die fordernden Spitzentöne. Es war faszinierend zu erleben, mit welchen Blicken sie Herodes bedachte, nachdem sie auf koketteste Art und Weise zuvor Jochanaan nahe zu kommen versucht hatte. Strids Mienenspiele sind eine ganz besondere Qualität dieser noch jungen Sängerin, die mit Sicherheit eien große Karriere vor sich hat.

 Sebastian Holecek zeigte hingegen als leidender, dogmatischer, exzessiver, aber in der Galiläa-Erzählung auch wieder religiös versöhnlicher Prophet Jochanaan alle nur denkbaren Facetten der komplexen Rolle. Dass erreichte er nicht nur mimisch mit ungeheurer Ausdruckskraft und physischem Einsatz, sondern auch mit seinem herrlichen Bariton, der bei ebenfalls bester Diktion (sogar noch aus der Zisterne) sowohl eine sonore Tiefe mit bestechender Phrasierungskunst aufweist als auch blendende Höhen wie ein Telramund hervorbringt. Immer stimmt die gesangliche Aussage perfekt mit der gestalterischen überein und verleiht seiner Charakterdarstellung damit große Wahrheit und Direktheit. In solch einnehmender Differenziertheit und Aussagekraft habe ich den Jochanaan noch nicht erleben können. Dabei offenbarte sich auch ein hohes Maß an künstlerischer Intelligenz. Denn diese Darstellung konnte so kaum vom einem Regisseur, und dazu noch in einer Wiederaufnahme, vorgegeben werden. Das war weitestgehend eigenes Können, Erfahrung mit der Rolle und Trachten nach einem Höchstmaß an schauspielerischer Authentizität. Diese beiden Protagonisten hatten an diesem Abend zusammenkommen sollen – und sie hatten sich getroffen, und sie waren beide Weltklasse! Der Ausgang ist bekannt!

Den beiden Zentren des Geschehens stand aber ein nicht weniger beeindruckendes und offenbar am Ende ihrer Beziehung angekommenes Ehepaar aus Herodes und Herodias gegenüber. Ian Storey gab den Herodes – wieder mal (Kostüme: Andrea Viotti) – in blau-goldener Generalsuniform als gelangweilten, seiner Herrschaft wohl überdrüssigen Tetrarchen, den nicht einmal der Tanz der Salome wirklich noch aus dem grünen Sofa reißen konnte. Das war unterdessen herbeigeschafft worden. Storey verfügt über einen kräftigen Tenor mit stählerner Höhe, allerdings nicht mehr so ganz tragender Mittellage. Aber er spielte die Rolle und auch seine Interaktion mit Herodias sehr gekonnt und damit überzeugend. Seine „bessere Hälfte“ wurde von der bewährten Lioba Braun in einem eleganten tiefblauen Gewand gestaltet. Dabei legte Braun in erster Linie Wert auf gesangliche Linie, ohne dabei auf eine gewisse Larmoyanz und auch Erregtheit angesichts der Attacken des Jochanaan und des Gezänks der Juden zu verzichten – eine beeindruckende Rollenstudie.

Enrico Casari war ein streng nach militärischem Kommiss agierender Narraboth in hellbrauner Hauptmanns-Uniform mit roter Schiebermütze. Irgendwie passte sein klangschöner Tenor gar nicht zu diesem Outfit. Als es so weit war, schnitt er sich mit dem Dolch die Kehle durch – jedenfalls sah es so aus… Der Page als junger Soldat war Silvia Regazzo mit gutem Mezzo. Die fünf Juden kamen schon mit dem ausdrucksvoller als sonst singenden Kappadozier von Francesco Leone auf die Bühne. Gregory BonfattiPietro Picone, Antonio Feltracco, Paolo Antognetti und Abraham García González kamen mit dem komplexen Quintett gut zurecht und konnten ihren jeweiligen religiösen Standpunkt dabei klar artikulieren. Das war bei den beiden Nazarenern Riccardo Fioratti und Stefano Consolini nicht ganz so, ihnen fehlte es für ihre statements doch an stimmlichem Material. Gabriele Ribis und Luca Gallo überzeugten hingegen als die beiden Soldaten in ebensolcher Uniform, wie gesagt. Wagners Siegfried würde sagen: „Mich dünkt, des gedachtest du schon…“. Der Slave war Francisco Javier Ariza García.

 Die Inszenierung, eine Koproduktion mit dem Teatro Giuseppe Verdi di Trieste, zeigt auch nach neun Jahren eine gewisse Frische, lebte aber an diesem Abend insbesondere von den starken Sängerdarstellern. Man sieht einen rötlichen Bühnenboden (Bühnenbild: Alessandro Camera), mehrfach im Niveau gebrochen, und muss sich später wundern, wie behänd Elisabet Strid tanzend über diese hinweg zu fliegen scheint. Interessant und effektvoll ist die Choreografie der mit langen, im Schein des Lichts glänzenden Lanzen bewaffneten Wachen. Sie bewegten sich immer automatisch dorthin, wo Jochanan war oder zu erwarten war. So deuteten sie die Angst des Hofes vor dem doch eh angeketteten Propheten an, der zunächst sogar noch in einem Gitterkäfig erschien, in zerfetzten Klamotten und mit langer grauer Perücke. Diese gute Choreografie, die auch die Bewegung der Juden einschließt, war Daniele Palumbo zu verdanken. Das Lichtdesign von Daniele Naldi war eher statisch. Es schlug eigentlich nur dreimal von einem tiefschwarzen in einen türkisen und beim Fall des Hauptes Jochanaans schließlich tiefroten Hintergrund um.

Bei Lavia gibt es keinen Henker: Vom Schnürboden kam stattdessen die offenbar messerscharfe Klinge einer kreisrunden antiken Streitaxt herunter, um die Enthauptung Jochanaans anzudeuten. Das war eindrucksvoll, gerade wegen der großen Ruhe, die dieses Bild ausstrahlte. Weniger überzeugend war dann das Hochziehen einer kopflosen Puppe aus der Zisterne bei gleichzeitigem Aufbrechen des Bühnenbodens. Zur Überraschung aller gab er das riesige weiße Haupt des Propheten frei, was so gar nicht zu der Puppe passte und wohl auch nicht passen sollte. Wollte man hier die stets polarisierende Kussszene Salomes wie bei Romeo Castelucci in Salzburg umschiffen?! Jedenfalls erlaubte das Salome eine relativ aseptisch von statten gehende finale Begegnung mit ihrem Heroen, wobei die gerade Nase und ihre Stellung zur auf seinem Kopf sitzenden Salome (ungewollt?!) wie ein Phallussymbol wirkte.

Der Mittelpunkt einer jedoch starken Personenregie bildete die Dramaturgie der Beziehung Salomes zu Jochanaan, die hier mit einer beeindruckenden Linearität gezeigt wurde. So warf sie beispielsweise zwar die Schleier bis auf den letzten ab, auch zu Herodes hin, sammelte sie im wilden Finale des Tanzes aber alle wieder ein und warf sie fast wütend in die Zisterne – Herodes schien schon zu ahnen, was nun kommen würde. Als dieser ihre scheinbar entblößten Brüste zu den letzten Takten streicheln durfte, erzitterte Salome so heftig, dass unklar blieb, ob es vor Ekel war oder ein Orgasmus angesichts ihrer nahenden Verwirklichung… Je nach Geschmack.

Der Slowake Juraj Valcuha, seit 2016 auch Musikdirektor des legendären Teatro di San Carlo di Napoli, stand am Pult des Orchestra del Teatro Communale di Bologna und musizierte mit dem hervorragenden Klangkörper eine sehr schön differenzierte, ja bisweilen kammermusikalisch klingende „Salome“. Damit kam er auch den Sängern bestens entgegen, die somit ihr ganzes Potenzial zum Ausdruck bringen konnten. Gleichwohl erklangen auch die dramatischen Momente angemessen, wenngleich es niemals zu laut wurde. Hier passte alles zusammen, Musik, Sänger und Bilder. Ein großer Strauss-Abend im wunderschönen Bologna!

Klaus Billand aus Bologna

Die DONNERSTAG-PRESSE – 21. FEBRUAR 2019

Daniel Barenboim, Foto: © Warner Music Germany / Ricardo Davila
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 21. FEBRUAR 2019

New York/Metropolitan Opera Saison 2019/2020
https://www.metopera.org/season/2019-20-season/

Schwere Vorwürfe gegen Daniel Barenboim
„Ich habe unter ihm Schlimmstes durchmachen müssen“. Dirigenten-Dämmerung an der Berliner Staatsoper? Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper, soll über Jahre Mitarbeiter und Musiker vorgeführt, beleidigt und körperlich angegangen haben. Es zeigen sich ernsthafte Risse in der Schweigemauer.
Die Welt.de

Karlsruhe
Händel-Show in Las Vegas – Die 42. Händelfestspiele Karlsruhe eröffnen mit „Serse“ in der Regie von Max Emanuel Cencic
Neue Musikzeitung/nmz,de

Wien/ Musikverein
Sir Simons Teufelswalzer
Sir Simon Rattle dirigierte Rameau,Ravel und Debussy.
Wiener Zeitung

Zwischentöne: Akustische Rückgewinnung eines verlorenen Jahrhunderts
Sir Simon Rattle beschreibt bei seinem ersten Wien-Gastspiel mit London Symphony einen Bogen von Rameau bis Bartók. Das ist ein Auftrag!
Die Presse

Wien/ Theater an der Wien
Raben verkünden die Ankunft des Herrn
Calixto Bieito setzt in seiner szenischen Version von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ auf starke Symbolik. Dass der Abend lange nachklingen wird, liegt aber an einem glanzvoll zerrissenen Christian Gerhaher.
Frankfurter Allgemeine

„Elias“ im Theater an der Wien: Großes Kino, große Musik, großer Abend!
Das Wiener Publikum ist dankbar, darf sich dieser Tage äußerst glücklich schätzen, in dieser wunderbaren Stadt – der Musikhauptstadt dieses Planeten – beheimatet zu sein. Lautstarker Jubel samt Bravi.
In Wien, do spüt die Musi! Dieser Tage intensiver, vielfältiger und besser als je zuvor. Da können die Nostalgiker noch so viel raunzen, ewig der guten alten Zeiten nachtrauern, und die Pessimisten der klassischen Musik noch so oft den Untergang prophezeien. Dieser Tage wird die Musikhauptstadt Wien ihres Beinamens mehr als nur gerecht: Startenor Piotr Beczala, Ildebrando D’Arcangelo und „Tenore di grazia“ Juan Diego Flórez reichen sich zurzeit die Klinke in die Hand.
Da lässt sich das kleine, aber feine Theater an der Wien nicht lumpen. Edelbariton Christian Gerhaher, 50, einer der größten seiner Zunft, lässt als Prophet „Elias“ das Volk, das Publikum und die unweit entfernten Ringstraßen-Giganten in Ehrfurcht erzittern – und gleichsam dahinschmelzen.
Jürgen Pathy berichtet aus dem Theater an der Wien.
Klassik-begeistert

Christian Gerhaher als „Elias“: Der Prophet brennt nicht‘
Münchner Merkur

„Konzertgänger in Berlin“
Nachhallig: Brahms zum Zweiten
Nachhalligkeitssiegel für die Brahms-Perspektiven des Deutschen Symphonie-Orchesters mit Robin Ticciati: Kommt man aus diesem und jenem Grund erst zwei Tage nach dem zweiten Konzert dazu, drüber zu schreiben, klingt und schwingt einem die Zweite Sinfonie D-Dur immer noch im Kopf
https://hundert11.net/brahmsperspektiven2/ „Die DONNERSTAG-PRESSE – 21. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

Die MITTWOCH-PRESSE – 20. FEBRUAR 2019

Foto: Kirill Petrenko, © Wilfried Hösl
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Die MITTWOCH-PRESSE – 20. FEBRUAR 2019

München/ Bayerische Staatsoper
Kirill Petrenko mit Beethovens Missa Solemnis: Großereignis für den Intellekt
Erstmals dirigiert Kirill Petrenko Beethovens Missa Solemnis in München. Eine erstaunliche Aufführung – aber ging sie auch zu Herzen?
Münchner Merkur

Petrenko überwältigt mit Präzision
Er liebt die Spätromantik: Dass Kiril Petrenko die Mammutpartituren von Wagner, Strauss und Mahler phänomenal dirigiert, ist bekannt. Nun leitete der Bayerische Generalmusikdirektor im Akademiekonzert Beethovens Missa Solemnis mit Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper. Und erweist sich auch im klassischen Repertoire als Spezialist für Ausnahmewerke.
BR-Klassik

Beethoven verspricht uns die Zukunft
Gegenprogramm zur Sicherheitskonferenz: Kirill Petrenkos grandiose „Missa solemnis“ in München.
Sueddeutsche Zeitung

Ein Tischgespräch mit Jonas Kaufmann
FALSTAFF: Wenn Sie am Abend eine Vorstellung haben – wie läuft Ihr kulinarischer Tag ab? Anders als an »normalen« Tagen?
Jonas Kaufmann: Ja, ich schlafe lange und frühstücke spät. Und dann wie immer Obst, Müsli und sehr viel Espresso. Entsprechend verschiebt sich das Mittagessen auf drei, halb vier Uhr, da gibt es meistens Pasta, Bolognese oder Amatriciana.
https://www.falstaff.at/nd/tischgespraech-mit-jonas-kaufmann/

Berlin/ Staatsoper
Aus Kinderaugen-Sicht: Mozarts „Die Zauberflöte“ als Neuinszenierung an der Staatsoper Berlin
https://www.nmz.de/online/aus-kinderaugen-sicht-mozarts-die-zauberfloete-als-neuinszenierung-an-der-staatsoper-berlin
Wenn der Hölle Rache im Kinderzimmer hochkocht
Die Welt.de

Sharons „Zauberflöte“ ist ein Desaster
Berliner Zeitung

Das. War. Ein. Spaß. : Die Zauberflöte an der Staatsoper
Hätte man jemanden beauftragt, die Publikumsreaktionen im Verlauf der gestrigen Zauberflöten-Premiere an der Staatsoper Unter den Linden zu filmen – das Ergebnis wäre mindestens genauso unterhaltsam wie die Oper selbst.
Die neue Zauberflöte ist…sagen wir…experimentell. Ob dieses Experiment gelungen ist, darüber schlagen sich die Zuschauer im Laufe des Abends die Köpfe ein. Aber alles der Reihe nach.
Friederike Walch berichtet aus der Staatsoper Unter den Linden.
Klassik-begeistert „Die MITTWOCH-PRESSE – 20. FEBRUAR 2019“ weiterlesen

„Elias" im Theater an der Wien:
Großes Kino, große Musik, großer Abend!

Das Wiener Publikum ist dankbar, darf sich dieser Tage äußerst glücklich schätzen, in dieser wunderbaren Stadt – der Musikhauptstadt dieses Planetens – beheimatet zu sein. Lautstarker Jubel samt Bravi.

Foto:  © Werner Kmetitsch
Theater an der Wien,
18. Februar 2019
Felix Mendelssohn Bartholdy, Elias

von Jürgen Pathy

In Wien, do spüt die Musi! Dieser Tage intensiver, vielfältiger und besser als je zuvor. Da können die Nostalgiker noch so viel raunzen, ewig der guten alten Zeiten nachtrauern, und die Pessimisten der klassischen Musik noch so oft den Untergang prophezeien. Dieser Tage wird die Musikhauptstadt Wien ihres Beinamens mehr als nur gerecht: Startenor Piotr Beczala, Ildebrando D’Arcangelo und „Tenore di grazia“ Juan Diego Flórez reichen sich zurzeit die Klinke in die Hand.

Da lässt sich das kleine, aber feine Theater an der Wien nicht lumpen. Edelbariton Christian Gerhaher, 50, einer der größten seiner Zunft, lässt als Prophet „Elias“ das Volk, das Publikum und die unweit entfernten Ringstraßen-Giganten in Ehrfurcht erzittern – und gleichsam dahinschmelzen. Besser kann diese zentrale Figur des Mendelssohn‘ schen Oratoriums nicht besetzt werden. Diese paradoxe Figur, einerseits mit engelsgleichen Absichten, anderseits der Gewalt nicht abgewandt, schreit geradezu nach einer baritonalen Stimme mit Hang zur tenoralen Reinheit. Dürstet nach Christian Gerhaher, wie das Volk Israels nach einem Tropfen Wasser. „Felix Mendelssohn Bartholdy, Elias, Theater an der Wien, 18. Februar 2019“ weiterlesen