Mahlers Dritte klingt mit Levine magischer als mit Meister

Foto © Schirmer
Toshio Hosokawa
Meditation
Gustav Mahler 
Sinfonie Nr. 3 D-Moll
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Damen des Rundfunkchors Berlin, Staats- und Domchor Berlin
Cornelius Meister
Dirigent 
Karen Cargill
Mezzosopran
Philharmonie,
Berlin25. November 2017

von Yehya Alazem

Vor vier Wochen haben die Berliner ein unvergessliches Konzert in der Philharmonie erlebt: Die 3. Symphonie von Gustav Mahler, dirigiert von dem legendären James Levine. Am Sonnabend sollte der neue britische Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Robin Ticciati, dieselbe Symphonie am selben Ort leiten, er musste aber wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen. „Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 3, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Cornelius Meister,
Philharmonie, Berlin“
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Dornröschen ohne Optimismus und Leichtigkeit

Foto: © Bettina Stoess
Peter I. Tschaikowsky, Dornröschen
Saarländisches Staatstheater
, Saarbrücken, 26. November 2017
Stijn Celis Choreographie
Stefan Neubert
Musikalische Leitung
Jann Messerli Bühnenbild
Catherine Voeffray Kostüme
Saúl Vega-Mendoza Carabosse/Prinz der Dunkelheit/Mutter
Pascal Schut König und Prinz Florismund
Alexandra Christian Königin
Mahomi Endoh Aurora
Saarländisches Staatsorchester

von Alina Fischer

Ein Prinz küsst Dornröschen, sie wird vom bösen Bann befreit und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende. Wer sich auf so eine Handlung im Ballett von Stijn Celis eingestellt hat, merkt schon in der ersten Sekunde, dass das Stück keineswegs von Optimismus und Leichtigkeit geprägt ist. Statt mit Klängen von Tschaikowsky beginnt der Abend mit Stille, nur unterbrochen von mysteriösen Klanggeräuschen aus Lautsprechern. Die böse Fee Carabosse, gespielt von Saúl Vega-Mendoza, erscheint, und es ist klar, dass dieses Ballett am Saarländischen Staatstheater mehr als bloße Unterhaltung vermitteln will. „Peter I. Tschaikowsky, Dornröschen,
Saarländisches Staatstheater“
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Fidelio in Halle:
unterhaltsam, witzig, anregend

Foto © Detlef Kurth
Ludwig van Beethoven, Fidelio
Oper Halle
, 15. November 2017

von Guido Müller

Wenn es in der ursprünglich unter dem Titel „Leonore“ oder „Die Gattentreue“ als deutsches Singspiel entworfenen Befreiungs-Oper „Fidelio“ etwas zum Lachen gibt, wenn Slapstick sich mit humanistischem und kapitalismuskritischem Ernst um einen diffizilen Freiheitsbegriff abwechselt, ja durchdringt, dann hat sich der derzeitig weit über das Kulturleben der Saalestadt Halle hinaus beachtete und für deutsche Theaterpreisehren sorgende junge Opern-Intendant Florian Lutz der feierlichen Sache von Beethovens musikalisch heterogener Hymne auf Gattentreue und Freiheit angenommen. Diese beliebte deutsche Fest-Oper ist ja durchaus mit genug dramaturgischen und textlichen Schwächen und Zerrissenheit behaftet. „Ludwig van Beethoven, Fidelio,
Oper Halle, 15. November 2017“
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Anna Karenina:
Für Augen und Ohren ein Hochgenuss

Foto: © Wilfried Hösl
Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina
Bayerische Staatsoper, München, 25. November 2017
Christian Spuck Choreographie

von Raphael Eckardt

Mit „Anna Karenina“ steht in München derzeit eine Ballettproduktion auf dem Spielplan, die rein themenbezogen aktueller kaum sein könnte: Eine Frau nimmt sich selbst ihre (auch durch andere Frauen erkämpften) Freiheiten und bringt damit die russische Gesellschaft gegen sich auf. Dass Leo Tolstoi bereits 1878 in seinem Roman „Anna Karenina“ auf derartiges Themenmaterial zurückgriff, zeigt nicht nur die scheinbare Zeitlosigkeit von Gesellschaftsproblemen in Osteuropa auf, sondern stellte an diesem Abend auch den Choreographen Christian Spuck vor eine Herkulesaufgabe. Denn: Besonders komplex ist Lew Tolstois Literatur zwar selten, aber durch ihre oft unüberschaubare Länge und schier endlose Anzahl von handelnden Personen ist sie als Bühnenspielumsetzung durchaus eine szenische Herausforderung. „Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina,
Bayerische Staatsoper“
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„...seid offen, lebt das Leben!“
Großes Interview mit dem Geiger Yury Revich

Der hochdekorierte Austro-Russe Yury Revich vollbringt Einmaliges auf der Geige. Als einer der Ausnahmeviolinisten seiner Generation wurde er beim ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres 2016 und als Young Artist of the Year bei den International Classical Music Awards ausgezeichnet. Wie es um die Karriere des Stradivari-Spielers steht, welche Herzensprojekte anstehen und wie er über die Klassikszene denkt, verrät er klassik-begeistert.at im Gespräch. „Großes Interview Yury Revich“ weiterlesen

Dieser Tannhäuser in Berlin bleibt in Erinnerung

Foto © Leo Seidel
Richard Wagner, Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg
Deutsche Oper Berlin
, 19. November 2017
Michael Boder Dirigent
Kirsten Harms Inszenierung
Bernd Damovsky Bühne/Kostüme/Licht
Eva-Maria Abelein Spielleitung
Andreas Schager Tannhäuser
Emma Bell Venus/Elisabeth
Christoph Pohl Wolfram

von Yehya Alazem

„Im Venusberg drangen wir ein!“ Wer will aus dem Venusreich ziehen, wenn man so viel Lust, Rausch und Ekstase erleben kann? Was für eine Musik, was für eine Szene und was für eine musikalische Leistung! Was an diesem Abend an der Deutschen Oper Berlin zu erleben ist, ist die absolute Spitze des Wagnergesangs. Andreas Schager und Emma Bell sorgen für unvergessliche Momente. „Richard Wagner, Tannhäuser, Andreas Schager, Emma Bell,
Deutsche Oper Berlin“
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Lukáš Vondráček euphorisiert im Wiener Konzerthaus mit Brahms

Lukáš Vondráček Klavier
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 24. November 2017
Vítezslav Novák, Vzpomínky «Erinnerungen» op. 6 (1894)
Johannes Brahms, Sonate Nr. 1 C-Dur op. 1 (1852-1853)
Johannes Brahms, Sonate Nr. 3 f-moll op. 5 (1853)

Von Bianca Schumann

Welch ein bedauerlicher Zufall, dass der Pianist Lukáš Vondráček am Freitagabend ausgerechnet mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim und der Mitwirkung von Martha Argerich um die Gunst des Wiener Konzertpublikums ringen musste. Allein dieser starken Konkurrenz im Wiener Musikverein ist es zuzuschreiben, dass der Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses noch zahlreiche freie Plätze aufwies, als Vondráček die Bühne betrat. Dass die Vorführung des Tschechen indes einen prall gefüllten Saal verdient hätte, steht für all jene Hörer völlig außer Zweifel, die den Darbietungen des 31 Jahre alten Pianisten lauschen durften. „Lukáš Vondráček, Klavier,
Wiener Konzerthaus“
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Reizüberflutung in der Elbphilharmonie

Foto: Johanna Wokalek © Stefan Kluter
Arthur Honegger
Jeanne d’Arc au bûcher
»Johanna auf dem Scheiterhaufen« / Dramatisches Oratorium
auf einen Text von Paul Claudel
Elbphilharmonie, Hamburg, 23. November 2017

von Leon Battran

Einen so großen Stab von Ausführenden gibt es auch in der Elbphilharmonie nicht alle Tage. Jeanne d’Arc verlangt einen gewaltigen Orchesterapparat. In Gestalt eines dramatischen Oratoriums zeichnen Arthur Honegger und sein Librettist Paul Claudel das Schicksal der französischen Nationalheiligen nach. „Arthur Honegger, Jeanne d’Arc au bûcher,
Elbphilharmonie, Hamburg“
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Gürzenich-Orchester Köln: Jungstar Lahav Shani fehlte es ein wenig an Feingefühl

Foto: Lahav Shani © Marco Borggreve
Gürzenich-Orchester Köln

Kölner Philharmonie, 14. November 2017
Lahav Shani Klavier und Leitung
Chen Reiss Sopran
Felix Mendelssohn Bartholdy – Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“
Wolfgang Amadeus Mozart – „Ch’io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“ KV 505
Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 4 G-Dur für Orchester mit Sopransolo (1899 – 1900; 1902 – 1910)

Von Daniel Janz

„Spitzenklasse“, „Weltstars“ und „ernsthaft“ – diese Worte fallen, wenn von den israelischen Künstlern Chen Reiss und Lahav Shani die Rede ist. Gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln versprach es ein hochkarätiger Abend in der Kölner Philharmonie zu werden. Das Programm war mit Mendelssohn Bartholdy, Mozart und Mahler gut ausgewählt. Am Ende fehlten zu einer perfekten Aufführung die Konsequenz zur Schärfe im Detail und die Klarheit im Ausdruck. „Gürzenich-Orchester Köln, Lahav Shani, Chen Reiss,
Kölner Philharmonie“
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Eine temperamentvolle „Italiana“ begeistert in Budapest

Foto: © Szilvia Csibi, Péter Rákossy
Neuinszenierung der Rossini-Oper „L’Italiana in Algeri“
im Erkel-Theater, 18. bis 26. November 2017

von Charles E. Ritterband

Das ungarische Temperament passt hervorragend zum italienischen Temperament Gioachino Rossinis – so geriet die Neuinszenierung von „L’Italiana in Algeri“ (an dritter Stelle der meistgespielten Opern Rossinis) am Budapester Erkel-Theater, Ausweichquartier für die in Restaurierung befindliche Ungarische Staatsoper, zu einem quirlig-spritzigen Opernabend. Das Opernorchester unter dem jungen italienischen Dirigenten Francesco Lanzillotta brillierte geradezu überschäumend und unterstützte adäquat die glänzenden Leistungen der Sängerinnen und Sänger. „Gioachino Rossini, L’Italiana in Algeri,
Erkel-Theater, Budapest“
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