Lieses Klassikwelt 66: Menahem Pressler

Seine schönsten weisen Worte in unseren Interviews hat Pressler über Mozart gefunden. Sie gehen mir von Zeit zu Zeit immer wieder durch den Kopf: „Ohne Mozart gehen wir zu Fuß, aber mit Mozart können wir fliegen.“

von Kirsten Liese
Foto: Menahem Pressler und Kirsten Liese

Wenn ein Musiker noch im hohen Alter auf dem Konzertpodium seinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden kann, ist das eine große Gnade. Es gibt nicht viele, von denen ich das sagen würde, aber einer ragt da wie ein Leuchtturm heraus: der Pianist Menahem Pressler. Am 16. Dezember 1923 wurde er in Magdeburg geboren, mit Anfang 90 gab er sein Debüt als Solist der Berliner Philharmoniker, als Gründer des legendären Beaux Arts Trios schrieb er in der Kammermusik Geschichte, der 100. Geburtstag befindet sich in Reichweite.  Ihm, den ich nicht nur als genialen Künstler, sondern in mehreren Begegnungen für Interviews auch als wunderbaren, liebenswerten Menschen kennenlernen durfte, ist meine heutige Klassikwelt gewidmet. „Lieses Klassikwelt 66: Menahem Pressler
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Kent Nagano bekommt in Hamburg eine Ehrung seines Orchesters, die "Verantwortlichen" feiern dies... obgleich er in Hamburg nichts gerissen hat

Hamburg, 27. April 2023

Foto: Kent Nagano und Georges Delnon, © Andreas Schmidt

Pressemitteilung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und der Behörde für Kultur und Medien

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Diese Mitteilung an Journalisten, die letztere verbreiten sollen, egal ob sie wahr ist oder nicht, GIBT NICHT IMMER DIE MEINUNG UND ERFAHRUNG VON KLASSIK-BEGEISTERT.DE WIDER, A.S., HERAUSGEBER. So heißt es unter anderem: „die beiden Künstler Kent Nagano und Jörg Widmann (werden) mit zwei der wichtigsten Ehrungen der Musikstadt Hamburg gewürdigt“.

Dies sind, mit Verlaub, nicht die „zwei der wichtigsten Ehrungen der Musikstadt Hamburg“, dies ist PR-Gutsprech-Sprache zum Schmunzeln. Dass das Philharmonische Staatsorchester Hamburg seinem im Abschied begriffenen Dirigenten die Ehre erweist, ist nett und höflich, hat aber keine wahrhafte Bedeutung, da der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln, Mister Kent Nagano, in Hamburg nicht wirklich etwas gerissen hat. Wer auf Wiedersehen sagen muss, heimst oft noch mal eine Medaille ein. Kent Nagano bleibt in der Rückschau ein mittelmäßiger Dirigent mit sehr schmalem Repertoire. Ein – im persönlichen Kontakt sehr netter – Musikchef, der leider, leider schwerst erkrankte. Kent Nagano war einfach physisch und psychisch zu wenig mit seinem Arbeitsplatz in der zweitgrößten deutschen Stadt verbunden – kein Wunder, anfangs hatte er vier Wohnsitze in zwei Kontinenten (Paris, Frankreich, San Francisco, USA, Montreal, Kanada, Hamburg, Deutschland). Er hat in HH keinen Schaden angerichtet, aber auch wirklich (fast) nichts vorangebracht. Viele seiner Hamburger Musiker, deren Orchester den Preis verleiht, sind alles andere als traurig, dass er geht. Also in Fussballsprache: Rudi Völler verlässt Werder Bremen und bekommt noch eine Medaille. (Rudi Völler hat für Bremen indes mehr gerissen als Kent Nagano für Hamburg.)

Jörg Widmann ist ein herausragender Künstler!!! Seine Kompositionen und sein Spiel erheben und erbauen.

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Zwei große Ehrungen an einem Abend in der Elbphilharmonie:
Ehrendirigentenwürde für Generalmusikdirektor Kent Nagano und Hamburger Bach-Preis für den Komponisten Jörg Widmann

Der 5. Juni 2023 wird in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Konzertabend in der Kulturstadt Hamburg. An diesem Abend wird im Großen Saal der Elbphilharmonie Jörg Widmanns monumentales Werk ARCHE mit Orchester, drei Chören und Gesangssolisten erneut aufgeführt. Kent Nagano hatte das überwältigende Oratorium im Rahmen des Eröffnungsfestivals der Elbphilharmonie 2017 mit seinem Philharmonischen Staatsorchester uraufgeführt. Im Rahmen der Wiederaufführung der ARCHE am 5. Juni in der Elbphilharmonie werden die beiden Künstler Kent Nagano und Jörg Widmann mit zwei der wichtigsten Ehrungen der Musikstadt Hamburg gewürdigt: dem Bach-Preis der Stadt Hamburg für den Komponisten Jörg Widmann und der Ehrendirigentenwürde des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg für Generalmusikdirektor Kent Nagano. Das Bach-Preis-Stipendium wird zu einem späteren Zeitpunkt an den Komponisten und Gitarristen Sina Fani Sani vergeben.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Eine passendere Gelegenheit, um Kent Nagano und Jörg Widmann zu würdigen, ist kaum denkbar. Die Ehrendirigentenwürde für den Dirigenten sowohl der Uraufführung als auch der Wiederaufführung des großformatigen Werkes ARCHE und der Bach-Preis für dessen Komponisten. Das alles in der Elbphilharmonie, zu deren Eröffnung das Werk erstmalig erklungen ist. Kent Nagano hat die künstlerisch hervorragende Entwicklung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg in den zurückliegenden Jahren maßgeblich geprägt. Er hat das Philharmonische Staatsorchester erfolgreich weiterentwickelt und mit vielfältigen Formaten fest in der Stadt verankert. Die seltene Auszeichnung mit der Ehrendirigentenwürde unterstreicht Kent Naganos herausragende Arbeit mit dem Philharmonischen Staatsorchester. Jörg Widmann ist mit seinem vielfältigen Gesamtwerk einer der bekanntesten deutschen Komponisten. Er versteht es, immer wieder das Publikum für zeitgenössische Musik zu begeistern. Die überwältigende Uraufführung der ARCHE war ein Meilenstein für alle Beteiligten und hat zugleich ganz zu Beginn den musikalischen Anspruch der Elbphilharmonie unterstrichen. Dies ist ein Ort, der der Kunst und Kultur den Raum gibt, Neues entstehen zu lassen. Diesen Raum hat Jörg Widmann beeindruckend gefüllt. Die beiden Auszeichnungen würdigen das Wirken dieser außergewöhnlichen Musikerpersönlichkeiten.“

Generalmusikdirektor Kent Nagano: „Wenn ich auf die Jahre seit 2015 zurückblicke, sehe ich eine Entwicklung der Stadt Hamburg, die wohl einmalig auf der Welt ist: Mindestens das sehr starke Statement Hamburgs durch die Fertigstellung der Elbphilharmonie lässt uns in Hamburg Musik als zentralen Bestandteil der Gesellschaft verstehen, auch für die nächsten Generationen. In meiner Arbeit mit dem Philharmonischen Staatsorchester habe ich eine ganz ähnlich reiche Erfahrung gemacht. Gemeinsam haben wir so viel erreicht, wir als Philharmoniker und unser starkes und treues Publikum empfinden diese enorme Entwicklung als ein relevantes und vitales nächstes Kapitel, das unsere große Tradition ehrt und erweitert – zum Glück ist der Weg noch nicht zu Ende. In dieser intensiven Wachstumsphase der Stadt, gespiegelt und gleichzeitig vorangetrieben durch das Philharmonische Staatsorchester, ist etwas entstanden, was nur gemeinsam entstehen kann: der unbedingte Glaube an das, was uns alle verbindet, an die Musik. Die Ernennung zum Ehrendirigenten durch das Philharmonische Staatsorchester und die Stadt Hamburg ist für mich daher eine außergewöhnliche Auszeichnung, die mich tief berührt und mich immer an diese besondere Zeit denken lassen wird. Ich werde mich allen Musikerinnen und Musikern des Philharmonischen Staatsorchesters immer aus tiefstem Herzen verbunden fühlen und bin voller Dankbarkeit für ihr Vertrauen und ihre Hoffnung.“

„Ehrung für Kent Nagano und Jörg Widmann, Pressemitteilung, Kommentar von klassik-begeistert.de,
Hamburg, 27. April 2023“
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Die Staatsoper Hamburg ist am Samstag bei "Norma" fast halb leer: Der Niedergang einer Institution scheint nur noch schwer aufzuhalten zu sein

Staatsoper Hamburg © Westermann

Staatsoper Hamburg, 22. April 2023
Vincenzo Bellini, Norma

von Andreas Schmidt

Der Niedergang der Staatsoper Hamburg schreitet scheinbar unaufhaltbar voran. Vincenzo Bellinis unfassbar schöne Oper „Norma“ besuchten am gestrigen SAMSTAG (22. April 2023) – dem Operntag neben dem Freitag – nur 980 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Haus bietet 1690 Plätze. Das entspricht einer Auslastung von 57,9 Prozent. Unter den 980 Zuschauern indes waren zahlreiche „friends and family“ – hinzu kommen viele stark reduzierte Karten.

Als regelmäßiger Besucher der Hamburgischen Staatsoper weiß ich, dass die Auslastung von Dienstag bis Donnerstag noch dürftiger ist seit einiger Zeit. Hier sprechen wir oft von Auslastungsquoten von etwa 25 Prozent. „Norma, Der Niedergang der Staatsoper Hamburg
Staatsoper Hamburg, 22. April 2023“
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Trotz Verdi-Weltklasseoper mit Weltstars: Staatsoper Hamburg kommt am Ostermontag nur auf eine Auslastung von 29,6 Prozent

Staatsoper Hamburg, 10. April 2023 – Ostermontag
Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra

Foto: George Petean (Simon Boccanegra), Selene Zanetti (Amelia Grimaldi), Ramón Vargas (Gabriele Adorno), Alexander Vinogradov (Jacopo Fiesco), Daniela Rothsprach (stumme Schauspielerin), Blake Denson (Paolo Albiani) (Foto: RW)

Arme Staatsoper Hamburg, arme „Musikstadt Hamburg“, arme Künstler: Zu einer Weltklasseaufführung mit einer Weltklasseinszenierung kamen zu Verdis wohl schönster Oper „Simon Boccanegra“ nur knapp 500 von 1.690 möglichen Zuschauern.

Das entspricht einer Auslastung von 29,6 Prozent – eine Demütigung für das Haus an der Dammtorstraße, seine Lenker und für die größtenteils auf Weltklasseniveau agierenden Künstler.

Noch am Ostersonntag, 9. April 2023, waren im Internet erst etwa 20 Prozent der Plätze verkauft gewesen. Es kamen also noch ein paar Spontanbesucher und sicher auch einige kostenlose „friends and family“ hinzu.

Ökonomisch gesehen war der Ostermontagabend ein Desaster. Ein Großteil der Gäste hatte sich sehr günstige (ab 6 Euro – Hörplätze – und 12 Euro teure) Karten besorgt. Von diesen Gästen wiederum setzte sich ein großer Teil auf bedeutend teurere Plätze bis über 100 Euro.

Auch andere Simon-Boccanegra-Vorstellungen waren während der „Italienischen Wochen“ nicht blendend besucht. Selbst die Auftritte des Bariton-Weltstars Erwin Schrott (Ex-Partner von Anna Netrebko) als Scarpia in Giacomo Puccinis Weltklasseoper „Tosca“ waren nicht ausverkauft.

Mitarbeiter der Staatsoper Hamburg sagen zu klassik-begeistert.de: „Seit (dem Ende von) Corona bekommen die Verantwortlichen die Besucherzahlen nicht wieder auf ein akzeptables Niveau. Wir machen uns große Sorgen.“

klassik-begeistert.de dankt trotz des trostlosen Rundes vor allem vier Künstlern für ihre außerordentliche Leistungen (ausführliche Berichte lesen Sie bitte weiter unten): dem Bariton George Petean als Simon Boccanegra, dem Bass Alexander Vinogradov als Jacopo Fiesco, dem Bass Blake Denson als Paolo Albiani und der Sopranistin Selene Zanetti als Amelia Grimaldi.

P.S.: Der Opernabend in Hamburg hatte für mich außer dem Leerstandsrekord auch ein Handy-Rekord: Ein ca. 65 Jahre alter Mann in der Reihe 2, Mitte, Balkon, 3. Rang ließ im dritten Akt mehr als 2  !!! Minuten lang sein Mobil-Telefon läuten. Bitten seiner Mitbesucher das Handy abzustellen, überhörte er, wollte er nicht hören oder konnte er nicht hören.

Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra Staatsoper Hamburg, 4. April 2023

Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra Staatsoper Hamburg, 29. März 2023

Andreas Schmidt, 10. April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra Deutsche Oper Berlin, 29. Januar 2023 PREMIERE

 

Nach massivsten Protesten: Berliner Staatsoper Unter den Linden ersetzt echte Kaninchen durch Plüschtiere

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 9. April 2023

Wie in der Werkstatt des Osterhasen: In der Staatsoper liegen 45  Stoff-Kaninchen für den „Ring“ bereit – Foto: Staatsoper Unter den Linden, Berlin

von Kirsten Liese

Ostern ist immer ein grausames Fest für Tiere, insbesondere für Lämmer, die Jahr für Jahr in Heerscharen zur Schlachtbank geführt werden. In diesem Zusammenhang stieß ich in den sozialen Netzwerken auf einen sympathischen Post, der mir von der Seele spricht:

„Hier ist das beste Lamm-Rezept, das ich kenne: Man nehme ein Lamm, rette es und sorge dafür, dass es mit anderen Lämmchen ein glückliches Leben führen kann“.

Womit wir beim Tierschutz wären: An der Berliner Staatsoper mussten an den jüngsten Festtagen in Dmitri Tcherniakovs Inszenierung von Richard Wagners „Ring“ keine echten Kaninchen mehr bei gleißendem Licht in engen Käfigen leiden. Das versicherte mir auf meine Nachfrage die Pressestelle der Berliner Staatsoper, und das ließ sich einem Bericht der BZ entnehmen, dass das Haus nun auf 45 Plüschhasen umsattelt. Die in dem Blatt abgelichteten plüschigen Stoffkaninchen sehen übrigens – passend zu den österlichen Festtagen – wie Osterhasen aus.

Also, geht doch! Ohne dass gleich das gesamte Inszenierungskonzept über den Haufen geworfen werden musste. Warum nicht gleich, mag sich manch einer derer gefragt haben, die nach der Premiere im Oktober vergangenen Jahres mit ihrer Unterschrift unter einer  Petition ihrem Mitgefühl für die Kaninchen Ausdruck gaben und Attrappen forderten.

Der Blog klassik-begeistert, in dem ich als erste meinem Entsetzen über den Skandal Luft machte, war entscheidend an der Tierschutzkampagne und der Mobilisation der Organisation PETA beteiligt.

Das Bemühen, die armen Kreaturen von der Bühne zu holen,  erwies sich zunächst als ein schwerer Kraftakt mit schrittweisen, kleinen Fortschritten aber auch Rückschlägen.

So hat die Staatsoper zwar zunächst die Meerschweinchen, die zur Premiere auch noch in den Käfigen waren, nach Intervention der Organisation PETA nicht mehr zur Schau gestellt, die Zahl der Kaninchen aber nur reduziert.

Die Anstrengungen der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V. , per gerichtlicher Anordnung die Ausbeutung der Tiere zu untersagen, scheiterte vor dem Berliner Verwaltungsgericht.

Aber immerhin hatte die  Staatsoper versprochen, in künftigen Aufführungen keine lebenden Tiere mehr als „Requisiten“ zu strapazieren. Und sie hat Wort gehalten! Dazu herzlichen Glückwunsch!!! Die Tiere, die nun verschont bleiben, werden es den Verantwortlichen danken.

Frohe Ostern!

Kirsten Liese, 9. April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Kaninchen-Skandal in der Berliner Staatsoper – der letzte Akt klassik-begeistert.de, 27. Oktober 2022

„Richard Wagner wollte keine Kaninchen auf der Bühne“, Berliner Staatsoper klassik-begeistert.de, 21. Oktober 2022

Jahrhundertsängerin Anja Silja: „Holt die Tiere aus den Käfigen in der Berliner Staatsoper!“ klassik-begeistert.de, 17. Oktober 2022

Philippe Jaroussky: Chanter comme Dieu en France

Wenn Philippe singt, hüpft das Herz.

Neumarkt in der Oberpfalz, Neumarkter Konzertfreunde, Reitstadl, 2. April 2023

Foto: Philippe Jaroussky und klassik-begeistert-Herausgeber Andreas Schmidt ©

Passacaille de la Folie

Philippe Jaroussky, Countertenor
Christina Pluhar, Theorbe und Leitung
L’Arpeggiata, Barockensemble

von Andreas Schmidt

Chanter comme Dieu en France – singen wie Gott in Frankreich: Der weltbeste Countertenor, Philippe Jaroussky, hat im bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz in einem der weltbesten Akustiksäle – dem Reitstadl in Neumarkt – wieder einmal unter Beweis gestellt, dass ihm noch niemand in seinem Feld das Wasser reichen kann. Ein 90-minütiger Abend endete im ausverkauften Haus mit lautstarken Ovationen und Bravi.

Daran hatte auch maßgeblich Anteil das Barockensemble  L’Arpeggiata von Christina Pluhar, Theorbe und Leitung, das engagiert, leicht und locker  und bestens abgestimmt auftrat. Herauszuheben war der Zink-Spieler Doron Sherwin – die Zink ist eine gebogene Flöte. Was für eine Meisterschaft am Instrument.

nach getaner Freude….

Die ersten Stücke sang Jaroussky noch verhalten, ja fast schüchtern, obwohl der exquisite Saal ja Stimmen Flügeln verleiht. Erst ab dem sechsten Gesangsstück nahm er dann RICHTIG Fahrt auf: Bei Étienne Mouliniés Concert des différents oyseaux und Orilla del claro Tajo war zu spüren, dass die Stimme des Franzosen eine Ausnahmestimme ist: hoch, heiter, höflich – frisch, frank und frei… ohne Anstrengung.

Bei Enfin la beauté que j’adore des selben Komponisten ((1599 – 1676) notierte ich: „Es perlt und geht unter die Haut“. Bei Stücken aus den Opern „L’incoronazione di Poppea“ von Claudio Monteverdi (1567 – 1643) sowie „Orfeo“ von Luigi  Rossi (1598 – 1653) und The curtain tune plus Music for a while von Henry Purcell (1659 – 1695) ergänzte ich: „Wenn Philippe singt, hüpft das Herz.“

Merci beaucoup, Monsieur le chanteur!

Nur Ihr schwarzer Anzug hätte vor dem Konzert aufgebügelt werden können.

Andreas Schmidt, 3. April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Philippe Jaroussky und Le Concert de la Loge  Konzerthaus Berlin, 8. November 2021

CD-Rezension: Philippe Jaroussky – La Vanita del Mondo

Philippe Jaroussky, Jerome Ducros, Franz Schubert, Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2020

Eine Hamburger Kulturmanagerin und ein Münchner Dirigent schenken der Hansestadt ein Bach-Fest

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Fest Hamburg , 21. April bis 30. April 2023

Foto: Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg ©, vorne: Hansjörg Albrecht

von Andreas Schmidt und Harald Nicolas Stazol 

Die Hamburger Kulturmanagerin und künstlerische Leiterin des Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chores Hamburg , Sophie Werkmeister, und der Münchner Dirigent, Cembalist und Organist Hansjörg Albrecht haben ein ambitioniertes Bach-Programm vom 21. April bis zum 30. April 2023 auf die Beine gestellt: VIVAT CARL PHILIPP – frei nach dem großen Komponisten und Sohn Johann Sebastian Bachs und frei nach dem renommierten Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Schirmherr ist der Hamburger Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD).

Das Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Fest Hamburg soll keine Einmalnummer sein und beginnt mit einem Konzert am Freitag, 21. April, um 20 Uhr im Großen Saal der Laeiszhalle mit Werken von C.P.E Bach, Haydn und Mozart. Höhepunkt ist das Festkonzert VIVAT CARL PHILIPP am Dienstag, 25. April, um 20 Uhr im Großen Saal der Elbphilharmonie mit Werken aus dem Magnificat und einer Uraufführung von Fredrik Schwenk. Es folgen weitere Konzerte in Leipzig (Thomaskirche, Samstag, 29. April, 19.30 Uhr) und Eisenach (Georgenkirche, Sonntag, 30. April, 15 Uhr) – lesen Sie bitte unten das detaillierte Programm. „VIVAT CARL PHILIPP, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Fest Hamburg 
21. April 2023 – 30. April 2023, Hamburg, Leipzig, Eisenach“
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A conductor looking like Harry Potter enchants the Elbphilharmonie

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen / Asmik Grigorian / Matthias Goerne / Tarmo Peltokoski (c) Daniel Dittus

Elbphilharmonie, Hamburg, 22. März 2023

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Asmik Grigorian
Matthias Goerne 
Tarmo Peltokoski, Dirigent

Dmitri Schostakowitsch, Kammersinfonie c-Moll op. 110a;
Sinfonie Nr. 14

von Andreas Schmidt

Lesen Sie mal bitte kurz, was Wikipedia über das wohl hoffnungsvollste Dirigiertalent der Welt berichtet: Tarmo Peltokoski, im April 2023 wird er 23:

Tarmo Peltokoski wurde in Finnland als Sohn einer philippinischen Mutter und eines finnischen Vaters geboren.[1] Im Alter von 14 Jahren begann er sein Studium bei dem emeritierten Jorma Panula und studierte dann an der Sibelius-Akademie weiter bei Sakari Oramo. Weitere Lehrer waren außerdem Hannu Lintu, Jukka-Pekka Saraste und Esa-Pekka Salonen. Seine Ausbildung zum Konzertpianisten erfolgte ebenfalls an der Sibelius-Akademie bei Antti Hotti.[2] Zusätzlich zum Dirigier- und Klavierstudium studierte er Komposition und Arrangieren. Sein Interesse gilt außerdem insbesondere Musikkomödien und der Improvisation.[

Was dieser junge schlanke Mann, der mit seiner Brille ein wenig aussieht wie Harry Potter, an Energie, an Musikverständnis, an Hingabe an diesem Mittwochabend in einem der wichtigsten und schönsten und best klingenden Konzerthäuser der Welt mit der Deutschen Kammerphilharmonie in Sachen Schostakowitsch darbot, war von einem anderen Stern.

Der geniale Klaus Mäkelä, ebenfalls Finne, am vergangenen Wochenende mit dem Orchestre de Paris in Hamburg, muss sich warm anziehen. „Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Asmik Grigorian, Matthias Goerne
Elbphilharmonie, 22. März 2023“
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Rentner stören Puccini-Premiere in der Staatsoper Hamburg – oder: Rentner rocken die Oper

Elena Guseva, Komparserie © Brinkhoff/Mögenburg

Der Frust der alten Männer in Hamburg: „Aufhören, wir sind hier in der Oper!“

Staatsoper Hamburg, 15. März 2023
Giacomo Puccini, Il trittico (PREMIERE)
Gianni Schicchi – Il tabarro – Suor Angelica

von Andreas Schmidt

Die Inszenierung von Axel Ranisch an der Staatsoper war eigentlich gar nicht so modern, dass sie ältere und alte Zuschauer in Rage hätte bringen müssen. Sie ist ästhetisch, witzig bis düster, mit ausgezeichneter Personenführung, mit Tiefe, mit Raum, mit Psyche, mit Ästhetik.

Primär ging es um drei Filmclips, in denen bekannte Schauspieler ein fiktives Setting entwarfen.

Das dauerte manchen der betagteren HERRschaften (nur Männer schrieen sich den Frust vom Halse, Frauenstimmen waren nicht zu vernehmen) zu lange. „Aufhören!“, „Wir sind in der Oper!“ und „Das ist ja wie eine Generalprobe“ skandierten Rentner und Pensionäre – vor allem von den etwas preiswerteren Plätzen.

Ruheständler machen sich Luft in der Staatsoper der zweitgrößten deutschen Stadt.

Rentner rocken die Oper!

„Giacomo Puccini, Il trittico, Premiere
Staatsoper Hamburg, 15. März 2023 PREMIERE“
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Bla bla bla in HH: Die Lenker und Denker der Staatsoper Hamburg leben in einer Blase

Bravo ! Endlich redet mal einer Tacheles. Auf entsprechende Emails an die Pressestelle der Staatsoper habe ich nie eine Antwort bekommen. Ich habe noch die glanzvollen Zeiten mit Rolf Liebermann erlebt, der jeden Abend im Hause war.

Hartmut Funke

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Lieber Herr Funke,

vielen Dank für Ihren kurzen Bericht.

Der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer (heute Chef am Teatro alla Scala di Milano), war während seiner Amtszeit fast jeden Abend in „seinem Haus“, hat Gäste begrüßt, mit ihnen geplaudert, mit den Billeteuren getratscht und den Programmverkäuferinnen. Er verfolgte gut 80 Prozent aller Vorführungen.

Er war präsent.
Er liebt Oper.
Oper ist sein Leben.

Herr Delnon ist nicht präsent. Er ist fast nie abends in „seinem Haus“ – obwohl er einen kurzen Fußweg von der Staatsoper entfernt lebt. Er verließ kürzlich bereits in der Pause eine Vormittagsaufführung „seines Orchesters“ in der Elbphilharmonie.

Zum Glück sind seine Tage im Haus an der Dammtorstraße gezählt. Er hat das Haus nicht einen Zentimeter vorangebracht.

Andreas Schmidt
Herausgeber

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Staatsoper Hamburg, 6. März 2022

Foto Patrik Klein: Kent Nagano (v.l.n.r.), Georges Delnon und Dr. Ralf Klöter

von Andreas Schmidt

Die Staatsoper Hamburg, das Opernhaus der zweitgrößten deutschen Stadt in einer Metropolregion von mehr als 3,5 Millionen Einwohnenr, lädt zu einer Pressekonferenz in das Haus an der Dammtorstraße.

Ein Journalist einer sich im Sturzflug befindenden und inhaltlich bedeutungslos werdenden Hamburger Tageszeitung stellt die Frage nach „den Zahlen“.

Er bekommt vom Geschäftsführenden Direktor Dr. Ralf Klöter keine Antwort.

Wir reden von den Zahlen der Saison 2021 bis 2022! September bis Juni. „Staatsoper Hamburg / Quo vadis?
6. März 2023“
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