Staatsoper Unter den Linden © Marcus Ebener
Richard Wagner
Tristan und Isolde
Vorspiel und Liebestod
Die Walküre
Erster Aufzug
Andreas Schager Siegmund
Anja Kampe Sieglinde
René Pape Hunding
Philippe Jordan Dirigent
Staatskapelle Berlin
Staatsoper Unter den Linden, 25. November 2024
von Peter Sommeregger
Im Rahmen dieses Abonnementkonzertes wollte Daniel Barenboim, der emeritierte GMD des Hauses, noch einmal mit Wagner glänzen, sein inzwischen notorisch schlechter Gesundheitszustand verhinderte aber erneut sein Auftreten, schon die Premiere des neuen Ring des Nibelungen musste er 2022 abgeben.
Mit Philippe Jordan übernahm ein ehemaliger Assistent Barenboims die Leitung des Konzertes. Jordan, inzwischen Musikdirektor der Wiener Staatsoper, hat sich längst als Wagner-Dirigent etabliert, erst im Frühjahr leitete er zwei Ring-Zyklen an der Staatsoper mit großem persönlichen Erfolg.
Das Tristan-Vorspiel gelang in seiner schwebenden Verinnerlichung inklusive der mächtigen Steigerungen vorzüglich, aber bei dem nur orchestral gebotenen Liebestod hätte man sich doch den Gesang der schließlich anwesenden Anja Kampe gewünscht, einer Isolde der Extraklasse.
Schon beim sturmbewegten Vorspiel zum ersten Akt Walküre war klar, dass Jordan und das Orchester alle Register ihres Könnens ziehen würden. Die drei Sänger, die dieses intime Kammerspiel vokal verkörperten, gehören allerdings auch zur Crème der heutigen Wagner-Interpreten. Andreas Schager, dessen Tenor über eine Ausdauer und Stimmgewalt verfügt, die ihn zum Solitär macht, bemühte sich diesmal aber auch erfolgreich um streckenweise gedämpfte Lautstärke. Seine Wälse-Rufe gelangen ihm in Intensität und Dauer beispielhaft.
Anja Kampe, inzwischen längst zur Brünnhilde gereift, kehrte wieder zu ihrer früheren Rolle zurück und gab ihrer Sieglinde frauliche, warme Töne. Ein besonderes Plus war ihre ausgezeichnete Textverständlichkeit, womit sie ihre Partner positiv anzustecken schien. Kampes und Schagers Stimmen ergänzen sich sehr gut, kein Wunder, dass man die beiden Sänger gerne im „Doppelpack“ besetzt.
Als Dritter im Bunde und „Störenfried“ beim Zwiegesang machte René Pape bassmächtig eine gute Figur. Auch er schöpft stimmlich aus dem Vollen, kann die Gefährlichkeit der Figur des Hunding glaubwürdig vermitteln.
Die Voraussetzungen für ein Gelingen waren also gegeben, und das Publikum brach am Ende in lautstarke Begeisterung aus.
Philippe Jordans souveräne Leistung führte dazu, dass man Daniel Barenboim am Pult nicht wirklich vermisste. Mit dem gut 30 Jahre jüngeren Schweizer steht eine neue Generation bereit, um die Fackel zu übernehmen.
Peter Sommeregger, 26. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten Staatsoper Unter den Linden, 9. November 2024
Den „Tristan“ hat er drauf, der Jordan. Diesen Fieberwahn, diese Spirale, die einen immer tiefer in diese Musik zieht, das beherrscht er. Walküre sollte ihm auch liegen. Kann’s aber nicht aus persönlicher Erfahrung bestätigen.
Jordan kann schon was. Der wird oft nur auf „zu laut“ reduziert. Die Balance ist nicht alles. Aus reiner Kapellmeisterei entsteht kein Zauber.
Jürgen Pathy