Laeiszhalle Hamburg: Ensemble Resonanz brilliert mit Mahler 9

Foto: Astrid Ackermann (c)
Laeiszhalle,
Großer Saal, Hamburg, 12. Juni 2018
Ensemble Resonanz
Dirigent Emilio Pomàrico

von Sarah Schnoor

Gustav Mahlers 9. Symphonie ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke, eine großartige und richtungsweisende Komposition. Mahler wird bis heute nachgesagt, dass er sich mit der 9. Symphonie eine Art eigenen Abschied von der Welt geschrieben habe – und so kam es dann auch. Es bleibt seine letzte vollendete Symphonie vor seinem Tod. An diesem Abend spielt das Ensemble Resonanz eine Bearbeitung für Kammerorchester von Klaus Simon ohne Harfen, Posaunen, Tuba und mit nur zwei Hörnern, einer Trompete, solistisch besetzten Holzbläsern und Streichern. Dafür gibt es Harmonium und Klavier.

Neugierig geht’s ins Konzert in die Laeiszhalle Hamburg, und schon im ersten Satz überzeugt dieses Ensemble mit der Bearbeitung. Von wunderschönen Flötensoli über warme Streicherklänge, die träumen lassen, zu sehr dichten, mächtigen Passagen ist alles dabei. Die von Mahler intendierten Spannungen und Gegensätze in der Musik können auch mit dieser kleinen Besetzung erzeugt werden. Das Harmonium lässt einen trotzdem leicht schmunzeln, besonders wenn es gut herauszuhören ist. Ähnlich ist es mit dem Klavier, das nicht nur die Harfen ersetzt. Beide Instrumente können sowohl fremd wirken in dieser Musik, sich aber in dichteren Passagen sehr gut in den Klang einpassen.

Dirigent Emilio Pomàrico hat ein gutes Händchen für die Tempi und leitet das Ensemble schwungvoll an. Die Musiker und er wirken wie ein gut eingespieltes Team nach zwei gemeinsamen Jahren. Es ist sein letztes Konzert als Artist in Residence beim Ensemble Resonanz.

Im zweiten Satz („Im Tempo eines gemächlichen Ländlers“) steigert Mahler Tanzformen bis ins Groteske, und vor dem Auge entsteht das Bild eines Totentanzes. Fagott und Klarinetten beginnen das langsame Scherzo unglaublich präzise, und auch das restliche Orchester kommt mit Leidenschaft dazu. Die Absurdität eigentlich fröhlicher Tänze steigert Mahler noch durch einen unglaublich mächtig werdenden Orchestersatz. Dies kann in der kleineren Besetzung nur bedingt hörbar gemacht werden.

Die solistisch besetzten Holzbläser spielen häufiger noch ein zweites Instrument (Es-Klarinette, Piccoloflöte). Trompete und Hörner sind quasi im Dauereinsatz, trotzdem lässt Tobias Vorreiter (Trompete) in der Mitte des schnellen Rondos mit klaren hellen Tönen die Sonne aufgehen. Dieser Illusion einer unbeschwerten Fröhlichkeit wird allerdings schnell der Stöpsel gezogen. Dissonanzen und mächtige Klänge schneiden den harmonischen Streicherklängen das Leben ab, und der Tod (Klarinette) tanzt bitter-fröhlich weiter.

Man merkt sehr deutlich, was für ein eingespieltes Team die Musiker des Ensembles sind. Die Mischung aus satten Streicherklängen und wunderschönen kammermusikalischen Stellen bei den Holzbläsern im vierten Satz ist wie für sie gemacht. Auch die Hörner (Tomás Figueiredo, Gabriel Correia) sind noch unglaublich frisch und klingen voll und warm. Es folgt ein letztes Aufleben mit großem Streichersatz, bevor alles stirbt. Mahler denkt und komponiert das Sterben so transzendent, dass es zu schön ist um traurig zu sein. Am Ende schaut man nur noch gebannt hin, und die Spannung der leisen, sterbenden Streicherklänge lässt den Puls höher schlagen. Ruhe. Der ganze Saal lauscht den verklungenen Tönen und applaudiert schließlich begeistert.

Sarah Schnoor, 13. Juni 2018, für
klassik-begeistert.de

 

Wiener Konzerthaus: Ein denkwürdiger Abend mit Lorenzo Viotti, der Camerata Salzburg und zwei erstklassigen Solisten

Foto: GM/ Márcia Lessa (c)
Wiener Konzerthaus, Großer Saal,
11. Juni 2018
Lorenzo Viotti,Dirigent
Camerata Salzburg,Orchester
Alina Ibragimova,Violine
Clemens Hagen,Cello

von Jürgen Pathy

„Ich weiß, was ich kann, aber auch, was ich noch nicht kann“, unterstreicht der bescheidene Jungdirigent Lorenzo Viotti, 28, in einem TV-Interview – und sein Können, seine musikalische Sensibilität wie auch Subtilität konnte der Schweizer dem Publikum am Montagabend im Wiener Konzerthaus überzeugend vermitteln. Unter der Leitung des Gewinners des „Nestlé and Salzburg Young Conductors Award“ der Salzburger Festspiele 2015 gewähren die Camerata Salzburg, die Geigerin Alina Ibragimova und der Cellist Clemens Hagen Einblick in völlig neue Welten. „Lorenzo Viotti, Camerata Salzburg, Alina Ibragimova, Violine Clemens Hagen,
Wiener Konzerthaus“
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"Der Freischütz" an der Wiener Staatsoper: Buh-Rufe wie schon lange nicht mehr

Foto: Michael Pöhn (c)
Carl Maria von Weber: Der Freischütz – Premiere
Wiener Staatsoper, 11. Juni 2018

von Heinrich Schramm-Schiessl (Der Neue Merker)

Carl Maria von Webers einzige wirklich populäre Oper gilt als das Schlüsselwerk der sogenannten romantischen Oper. Die zentrale Szene in der „Wolfsschlucht“ ist wahrscheinlich das erste wirklich durchkomponierte Stück der Opernliteratur. Manche behaupten sogar, dass es ohne die „Wolfsschlucht“ die Musikdramen Richard Wagners nicht gäbe. Ich halte diese Aussage doch für etwas übertrieben, wiewohl ja bekannt ist, dass Wagner Weber sehr geschätzt hat und anlässlich dessen Tod den Männerchoral „An Webers Grabe“ komponiert hat. Nun, die „Wolfsschlucht“-Szene, oder die Arien des Max und des Kaspar im 1. Akt sind wirklich zukunftsweisend, aber es gibt auch zahlreiche Elemente, die an die deutsche Spieloper erinnern, wie z.B. das „Jungfernkranz“-Lied. In jedem Fall zählt das Werk zu den populärsten Stücken des Opernkanons und wurde zumindest früher gerne neben Mozarts „Zauberflöte“ als „Einstiegsoper“ für Kinder verwendet. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz – Premiere,
Wiener Staatsoper“
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Die MITTWOCH-PRESSE – 13. JUNI 2018

Foto: Michael Pöhn (c)
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden: Die MITTWOCH-PRESSE – 13. JUNI 2018

Wien/ Staatsoper
„Weit daneben!“
Ein Jägerbursche wird zum Komponisten, eine Försterstochter zur Sängerin – dergleichen soll vorkommen. Die Wiener Staatsoper versucht sich am „Freischütz“ und scheitert gewaltig. Der Premierenabend amüsierte phasenweise mit unfreiwilliger Komik und enttäuschte auch musikalisch
http://www.operinwien.at/werkverz/webercm/afreisch3.htm

„Freischütz“-Premiere: Ein Schuss ins Knie
Es gibt Abende, die sind geschmacksabhängig, da kann man über szenische Zugänge, musikalische Interpretationen und Besetzungen diskutieren, da existiert kein Richtig oder Falsch
Kurier

Staatsoper: „Freischütz“ jagt nach dem Einfall
Regisseur Christian Räth will Webers „Freischütz“ zum Künstlerdrama umfunktionieren, erdrückt die Story aber durch widerstreitende Deutungsangebote
Die Presse

Der Komponist aus dem Glashaus
https://www.news.at/a/freischuetz-premiere-komponist-glashaus-10128644

Zombie-Opernball – „Freischütz“ traf an der Staatsoper den „Buh-Nerv“
Tiroler Tageszeitung

Hoffmanns Rohrkrepierer
Staatsoper: Im neuen „Freischütz“ glänzt nur Andreas Schager in der Hauptrolle, die Regie schießt am Ziel vorbei
Wiener Zeitung

Ausgebuht: Dieser „Freischütz“ ist kläglich gescheitert
Musikalisch und inszenatorisch missglückte Staatsopern-Premiere von Carl Maria von Webers moralisierender Oper.
Oberösterreichische Nachrichten „Die MITTWOCH-PRESSE – 13. JUNI 2018“ weiterlesen

"Der Rosenkavalier" in Stockholm: Malin Byström ist eine phantastische Strauss-Heldin

Foto: Sara Strandlund (c) 
Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Kungliga Operan, Stockholm
, 10. Juni 2018

Alan Gilbert, Musikalische Leitung
Christof Loy, Inszenierung
Dirk Becker, Bühne
Malin Byström, Feldmarschallin Fürstin Werdenberg
Adrian Angelico, Octavian
Elin Rombo, Sophie
Wilhelm Schwinghammer, Baron Ochs auf Lerchenau

von Yehya Alazem

Arabella in New York, Salome in Amsterdam und London, und nun zum zweiten Mal in Stockholm in der Rolle der Feldmarschallin im „Rosenkavalier“: Die schwedische Sopranistin und Gewinnerin des Preises „Female singer of the year“ bei den „International Opera Awards 2018“ Malin Byström befindet sich momentan in der höchsten Liga der Strauss-Heldinnen. Wie sie die Feldmarschallin an der Königlichen Oper verkörpert, ist absolut Weltklasse, sowohl gesanglich als auch darstellerisch. „Richard Strauss, Der Rosenkavalier,
Kungliga Operan, Stockholm“
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Bachfest Leipzig: Die Besucher kommen auch aus Brasilien, Malaysia und Australien

Kantaten-Ring 2018, Bachfest Leipzig
Foto: Bachfest Leipzig (c)

von Guido Müller

Am Wochenende wurde das Bachfest in Leipzig mit einem Zyklus der 33 schönsten und bekanntesten Kantaten von Johann Sebastian Bach festlich, innig und berauschend eröffnet.

Vier der besten Bach-Dirigenten wurde die Auswahl zusammen mit dem neuen Intendanten Michael Maul anvertraut. Sir John Eliot Gardiner dirigierte am 8. Juni 2018 das erste und am 10. Juni 2018 das letzte Konzert des Zyklus, der an die Dimensionen des „Rings“ des anderen berühmten Leipzigers Richard Wagner  erinnert. Jedes der drei Konzerte an einem Tag dauert etwa eineinhalb Stunden, ähnlich den Akten einer „Ring“-Oper. „Kantaten-Ring 2018,
Bachfest Leipzig“
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Elbphilharmonie: Die Menschen im Publikum sind so freudig, dass mitgesummt wird

Foto: Felix Broede (c)
Elbphilharmonie, 
Großer Saal, Hamburg 11. Juni 2018

von Sarah Schnoor

Schon auf dem Weg zur Elbphilharmonie begegnen einem Meinungen zu diesem Bauwerk und seinem Klang. So sagt ein junger Mann zum anderen, dass die Elphi akustisch ja der „Hammer“ sei, aber von außen, naja. Mir geht es genau andersherum: optisch super und akustisch schwierig. Dass Hamburg dadurch aber neben dem „Michel“ ein neues Wahrzeichen hat und dazu noch ein musikalisches, ist mir doch sehr recht! „Bach, Beeethoven, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Markus Poschner,
Elbphilharmonie Hamburg“
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Benjamin Herzl präsentiert sein Können im Wiener Musikverein

Foto: © Monika Lawrenz
Musikverein Wien, Metallener Saal, 10. Juni 2018
Benjamin Herzl, Violine
Johann Sebastian Bach, Chaconne (aus: Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 für Violine solo)
Fritz Kreisler, Rezitativ und Scherzo-Caprice op. 6 für Violine solo
Niccolò Paganini, Caprice a-Moll op. 1/5 für Violine solo

von Mirjana Plath

Er hätte nicht gedacht, dass er mal im Wiener Musikverein spielen würde. Jetzt ist er noch nicht mal 25 Jahre alt und hat es trotzdem schon geschafft. Hut ab vor Benjamin Herzl! „Benjamin Herzl, Violine,
Musikverein Wien“
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Rudolf Buchbinder zeigt Ermüdungserscheinungen im Wiener Musikverein

Foto: Marco Borggreve (c)
Musikverein 
Wien, Großer Saal, 10. Juni 2018
Rudolf Buchbinder, Klavier
Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier C-Dur, op. 2/3
Sonate für Klavier c-Moll, op. 13, Pathétique
Franz Schubert: Sonate für Klavier B-Dur, D 960

von Thomas Genser

Rudolf Buchbinder ersetzt spontan den erkrankten Maurizio Pollini im Wiener Musikverein. Statt Chopin und Schumann gibt es an diesem Klavierabend zum Trost Beethoven und Schubert – eigentlich ein fairer Tausch! Neben Beethovens früher C-Dur-Sonate op. 2/3 und der Pathétique steht außerdem Schuberts letzte Klaviersonate B-Dur auf dem Programm. Obwohl das Spiel des Ersatzmanns makellos ist, scheint diesem ein wenig die Luft auszugehen. „Beethoven, Schubert, Rudolf Buchbinder,
Musikverein Wien, 10. Juni 2018“
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Unsitten in der Laeiszhalle: Das Publikum kommt und geht, hustet und schnauft

Foto: http://www.florianheinisch.com

275 Jahre Klaviermusikgeschichte an einem Abend

Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 8. Juni 2018
Florian Heinisch, Klavier

von Leonie Bünsch

Rund 275 Jahre Klaviermusikgeschichte wurden am Freitagabend im Kleinen Saal der Laeiszhalle zum Besten gegeben. Florian Heinisch, einer der wichtigsten Nachwuchspianisten Deutschlands, führt durch den Abend und nimmt die Hörer mit auf eine zeitgeschichtliche Reise durch die Klaviermusik vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. „Florian Heinisch, Klavier,
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal“
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