Frauenklang 1: Kurz, intensiv und erfolgreich – das Leben und Schaffen von Lili Boulanger

Das schöne Geschlecht war in der Musikwelt nicht immer so präsent wie heute. Von Frauen komponierte Musik existiert weitaus länger als Frauenfußball oder Frauenparkplätze. Jedoch sprach man kaum über sie – es sei denn, dass sie die Kunst ihrer männlichen Zeitgenossen weit übertraf. In der Musikgeschichte gab es nicht nur Frauen, die sangen oder Pianoforte spielten; klassik-begeistert-Autorin Jolanta Łada-Zielke weckt sie aus ihrem Schattendasein: die Komponistinnen und Dirigentinnen, bedeutende weibliche Künstlerpersönlichkeiten, über die man zu Unrecht nichts oder zu wenig weiß. Sie präsentiert hervorragende Musikerinnen verschiedener Nationalitäten und Kulturen – aus Vergangenheit und Gegenwart. Höchste Zeit, dass Frauenklang ertönt!

von Jolanta Łada-Zielke

Auf den Fotos präsentiert sie sich als fröhliche Frau mit einem leichten Lächeln. Ihre Meisterwerke sind jedoch keineswegs heiter, wie der Präsident des Münchner Wagner-Verbands Karl Russwurm bemerkt, der die Komponistin in seinem Zoom-Vortrag am Samstag, den 10. April 2021, vorstellte. Lili Boulanger, die im Alter von 24 Jahren starb, hat zum einen in ihrem Leben viel geschafft, obwohl sie sehr kränklich war. „Ein kurzes Leben für ewige Kunst“, so lautete der Titel des Vortrags. Zum anderen war sie eine Frau, die in der Zeit des Fin de Siècle Karriere in einem Beruf machte, der als typisch männlich galt. Lili wurde Kompositionsstudentin am Conservatoire national de Paris, als der weibliche Anteil der Studierenden 40 Prozent betrug. „Frauenklang 1: Lili Boulanger
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Daniels Anti-Klassiker 9: Dmitri Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 7 „Leningrader“ (1941)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Was war Schostakowitschs siebte Sinfonie doch für ein weltbewegendes Ereignis, als sie zum ersten Mal aufgeführt wurde. Deutschland und Russland befanden sich mitten im Zweiten Weltkrieg. Der Aufführungsort „Leningrad“ wurde gerade belagert und bombardiert, Schostakowitsch selber war kurz zuvor noch von dort evakuiert worden. Der historische Wert einer solchen Komposition ist wohl kaum überzubewerten. Was also macht so ein bedeutendes Zeitdokument in einer Serie über überbewertete Klassiker? Ist die nicht selten mit Beethovens „Eroica“ verglichene „Leningrader“ etwa gar kein Geniestreich, wie so oft behauptet? „Daniels Anti-Klassiker 9: Dmitri Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 7 „Leningrader“ (1941)“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 33: Opern und ihr Sitz im Leben

Foto: © Salzburger Festspiele / Bernd Uhlig

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Anlass dieses Aufsatzes ist die „Elektra“ von Richard Strauss der Salzburger Festspiele 2020. Vielerorts wurde von einer Banalisierung des Atridendramas geschrieben. Doch können uns die „Getriebenen“ auf Kothurnen und im archaischen Gewand menschlich nahe kommen? Die Verlegung der Tragödie vom frühgeschichtlichen, mythisch gefärbten Mykene nach dem New England der zweiten Hälfte des  19. Jahrhunderts geschah bereits vor  fast hundert Jahren in Eugene O’Neills Dramen-Trilogie „Mourning Becomes Elektra“ („Trauer muss Elektra tragen“), knapp nach dem Zweiten Weltkrieg als Film adaptiert und als Oper des heute fast unbekannten Komponisten Marvin David Levy anlässlich der neueröffneten MET am Lincoln Center 1967 wiederum auf die Bühne gekommen. „Schweitzers Klassikwelt 33: Opern und ihr Sitz im Leben“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 84: ein Leben mit Höhen und Tiefen – Leo Blech, der Preußische Generalmusikdirektor

Als einem der prägenden Dirigenten Berlins sollte ihm ein bleibendes Gedenken sicher sein.

von Peter Sommeregger

Der 21. April dieses Jahres ist der 150. Geburtstag des Dirigenten und Komponisten Leo Blech. Aus diesem Anlass soll an dieser Stelle einmal mehr an seine große Bedeutung für das Berliner Musikleben des vergangenen Jahrhunderts erinnert werden. Kaum eine andere Musikerbiographie des 20. Jahrhunderts kennt so viele Höhen und Tiefen, während der Nazi-Diktatur musste Blech sogar um sein Leben fürchten. „Sommereggers Klassikwelt 84 – Leo Blech, der Preußische Generalmusikdirektor
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Der Schlauberger 44: Dann lasst sie doch baumeln – Seelische Qualen überall

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Am liebsten mag ich Ratgeberseiten. Sie erweitern den Horizont. Meine größte Freude ist zum Beispiel, wenn ich am 20. Dezember lese: „Weihnachten steht vor der Tür.“ Überraschung! Und wenn der ADAC im dicksten Schneesturm verkündet: „Es ist Winter!“ „Der Schlauberger 44: Dann lasst sie doch baumeln – Seelische Qualen überall“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 8: Edvard Grieg, „In der Halle des Bergkönigs“ aus der Peer-Gynt-Suite (1888 - 1891)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Erinnern Sie sich noch an den Werbespot aus dem Jahr 2009, der mit einer Frau beginnt, die jene Melodie, dieses vorsichtige mit leichtem Unbehagen behaftete Heranschleichen vor sich hin pfeift? Wenn ja, dann ist sicher auch die Erinnerung noch präsent, wie jede Person, die mit ihr oder einem bereits „Infizierten“ in Kontakt kommt, ebenfalls in das Pfeifen dieser Melodie mit einstimmt. Eine Musik, die sich ausbreitet, wie ein Virus. Was könnte aktueller sein?

Wie der seinerzeit gefürchtete Schweinegrippevirus schreitet auch diese Musik voran, die uns allen wohl ähnlich präsent sein dürfte. Im Gegensatz zum damaligen Werbefilm des Robert-Koch-Instituts ist ihr jedoch durch einfaches Händewaschen nicht beizukommen. Ihre Bekanntheit geht über kurzweilige Spots hinaus. Nicht nur deshalb bedienten sich dutzende andere Reklamen bereits dieser Musik, egal ob für Lieferanten, Möbelhäuser, Autos die sich im Ballett zu Schrott fahren, international bekannte Limonaden oder Spielkonsolen… eine gefühlt unendliche Liste lässt sich hier fortführen. „Daniels Anti-Klassiker 8: Edvard Grieg, „In der Halle des Bergkönigs“ aus der Peer-Gynt-Suite (1888 – 1891)“ weiterlesen

Rising Stars 4: Raphaela Gromes – mit dem Cello auf Entdeckungsreise

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Lorenz Kerscher

Max Reger: 2. Sonate für Violoncello und Pianoforte in g-Moll Op. 28; Raphaela Gromes, Violoncello, Julian Riem, Klavier.

Raphaela Gromes, geboren 1991 in München als Tochter zweier Cellisten, sollte nach dem Wunsch ihrer Eltern eigentlich Geige lernen. Da die Mutter auch Klavier spielte, hätten sie ein Klaviertrio bilden und sich die reiche Literatur für diese Besetzung erschließen können. Doch der kindliche Dickkopf war vom Cello nicht abzubringen und so bekam sie als Vierjährige ein Zweiunddreißigstel-Instrument, so etwas wie eine größere Geige, wie sie im Interview meinte. Begeisterung und Talent brachten sie schnell voran: als Siebenjährige bereicherte sie erstmals ein Konzert ihrer Eltern, die regelmäßig als Celloduo auftraten. „Rising Stars 4: Raphaela Gromes – mit dem Cello auf Entdeckungsreise“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 83: Marian Anderson – Die Sängerin, die Geschichte schrieb

Als die Sängerin Marian Anderson am 8. April 1993 im Alter von 96 Jahren starb, war ihr Ruhm bereits verblasst – und längst in Vergessenheit geraten, dass sie 1955 mit ihrem Debüt an der Metropolitan Opera New York amerikanische Geschichte schrieb. Anderson war nämlich Afro-Amerikanerin, und zwar die erste, die jemals als Solistin auf der Bühne dieses Hauses stand.

von Peter Sommeregger

Initiiert hatte dieses Debüt der legendäre General Manager der Met, Sir Rudolf Bing, dem als Jude Diskriminierung und Ausgrenzung nicht fremd waren. Marian Anderson war zu diesem Zeitpunkt eine viel beschäftigte Konzertsängerin, bei ihrem Met-Debüt war sie bereits 57 Jahre alt, die Rolle der Ulrica in Verdis „Maskenball“ bot sich als passend an, weil sie kurz ist und wenig schauspielerische Aktion erfordert. Bing war es auch mehr um das grundsätzliche Aufbrechen von gepflegten Vorurteilen gegangen. „Sommereggers Klassikwelt 83: Marian Anderson – Die Sängerin, die Geschichte schrieb“ weiterlesen

Der Schlauberger 43: Eine gelungene Co-Produktion – Voller Kompanie

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Heute habe ich Schmerzen in Schulter, Knie & Co. In was? Schulter, Knie und Co. Aber erst, nachdem ich die Tagesmutter & Co. verabschiedet hatte. Vielleicht versuche ich es mal mit Ringelblume, Kamille und Co., damit ich mich wieder voll auf die Familie und Co. konzentrieren kann. „Der Schlauberger 43: Eine gelungene Co-Produktion – Voller Kompanie“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 7: Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 in d-Moll „Ode an die Freude“ (1824)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Was hat Beethovens „opus summum“ – angeblich ein Juwel der Musikgeschichte – in einer Reihe zu suchen, die sich „Anti-Klassiker“ nennt? Seine neunte und als letzte vollendete Sinfonie ist weltbekannt, nicht selten liest man, sie sei die weltweit am meisten aufgeführte Sinfonie überhaupt. Als möglicherweise erste Sinfoniekantate hat Beethoven mit diesem Werk nachfolgende Komponistengenerationen maßgeblich beeinflusst. Und es stimmt – ein Blick in den beeindruckenden Lebenslauf dieses Werkes offenbart Allgegenwärtigkeit: Ersatznationalhymne Deutschlands bis 1952, Nationalhymne Rhodesiens 1979, Europahymne 1985, Fall der Berliner Mauer, Krimkrise: „Freude, schöner Götterfunke“. „Daniels Anti-Klassiker 7: Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 in d-Moll „Ode an die Freude“ (1824)“ weiterlesen