Szymanowski top, Strauß flop: Das Hamburger Staatsorchester begeistert mit spätromantischer Kammermusik in der Elbphilharmonie

Foto: Kammerkonzert EPKS (c) Claudia Hoehne

Auch die Mitglieder des  Hamburger Staatsorchesters können der hiesigen Johann-Strauß-Euphorie-Welle nicht entkommen und ehren mit einem schmackhaften Kammermusikprogramm den Walzer-König in der Elbphilharmonie. Am besten geraten allerdings zwei Quartette von Gustav Mahler und Karol Szymanowski.

Elbphilharmonie Hamburg, 25. Februar 2024

Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

Rupert Burleigh, Harmonium
Gottlieb Wallisch, Klavier

Werke von Johann Strauß (Sohn), Arnold Schönberg, Gustav Mahler und Karol Szymanowski

von Johannes Karl Fischer

Die Wiener-Walzer-Stimmung schwappt ans Elbufer herbei:  Aufspielen tut nun auch das Hamburger Staatsorchester mit drei der populärsten Werke des Walzer-Königs Johann Strauß. Schwungvoll brachten sie den Kleinen Saal der Elbphilharmonie in Stimmung, die Streichinstrumente ließen die Rosen aus dem Süden auch im winterlich frischen Hamburg blühen. Wie eine schöne Begleitung zur morgendlichen Kaffeestunde. Fehlt nur die Melange! „Philharmonisches Kammerkonzert
Elbphilharmonie, 25. Februar 2024“
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„Jubeln sollt Ihr! Jubeln!“

Hilary Hahn © Dana van Leeuwen

Das National Symphony Orchestra mit Chefdirigent Gianandrea Noseda und der Geigerin Hilary Hahn in Köln

 Alban Berg (1885-1935) – Drei Stücke aus der Lyrischen Suite

Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) – Violinkonzert D-Dur op. 35

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) – Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47

Hilary Hahn, Violine
National Symphony Orchestra (Washington, D.C.)
Gianandrea Noseda, Dirigent

Kölner Philharmonie, 24. Februar 2024

von Brian Cooper, Bonn

„They love Gianandrea!“, ruft mir die Dame vom Vorstand des National Symphony Orchestra (NSO) beim Applaus zu. Zwischen Orchester und Chefdirigent spürt man in der Tat eine gute Chemie. Und Gianandrea Noseda, der italienische Maestro, hat gerade seinen Vertrag am Kennedy Center in Washington, D.C., verlängert.

Los geht es mit Alban Berg, der drei Sätze aus seiner Lyrischen Suite – ursprünglich für Streichquartett – für Streichorchester bearbeitete. Glücklicherweise konnte ich die Berg-Skepsis, die ich leider hege, eine Viertelstunde lang ablegen, denn Streichquartett wie Streichorchester waren für meine Liebe zur klassischen Musik prägend. „Hilary Hahn, Violine, National Symphony Orchestra (Washington, D.C.), Gianandrea Noseda, Dirigent
Kölner Philharmonie, 24. Februar 2024“
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Frauenpower im Doppelpack: Elisabeth Leonskaja und Joana Mallwitz im Berliner Konzerthaus

Elisabeth Leonskaja  © Marco Borggreve

Zoltán Kodály: Tänze aus Galánta

Edvard Grieg: Konzert für Klavier und Orchester op.16

Antonín Dvořák: „Die Mittagshexe“. Sinfonische Dichtung op.108

Zoltán Kodály: Suite aus der Musik zu dem Singspiel „Háry János“

Elisabeth Leonskaja, Klavier
Joana Mallwitz, Musikalische Leitung

Konzerthaus Berlin,  24. Februar 2024

von Kirsten Liese

Rein äußerlich erscheinen die beiden Frauen sehr unterschiedlich: Elisabeth Leonskaja, Jahrgang 1945, etwas korpulent und robust, thront gravitätisch am Flügel und musiziert ohne große Attitüde. Joana Mallwitz, 38 Jahre jung, gertenschlank und hochgewachsen, verströmt ihre Energie sehr körperlich, mal mit großen Ausfallschritten bis zum äußersten Rand des Podests, mal mit Impulsen aus der Rückenlage à la Christian Thielemann, ausladenden Armbewegungen oder, selten einmal, aus dem Stand auf  Zehenspitzen. „Elisabeth Leonskaja Klavier, Joana Mallwitz musikalische Leitung
Konzerthausorchester Berlin, 24. Februar 2024“
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Neumeiers Odysseus-Ballett endet versöhnlich, der Kriegsheld vergibt seinen Feinden

Alexandr Trusch (Odysseus) – Foto: Kiran West

John Neumeiers Stück ist nicht zum Einlullen. Es passt in die heutige Zeit. Es ist ein erschreckend modernes Stück. Es wirkt nach. Es lässt den Krater im emotionalen Befinden erst am nächsten Tag vollständig spüren. Ich muss mich diesem Ballett noch einmal aussetzen.

Odyssee, Ballett von John Neumeier nach dem Epos des Homer

Choreographie und Inszenierung: John Neumeier

Bühnenbild und Kostüme: Yannis Kokkos
Musik: George Couroupos

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung   Markus Lehtinen

Staatsoper Hamburg, Neueinstudierung,  24. Februar 2024

von Dr. Ralf Wegner

Es ist fast zwei Jahrzehnte her, dass ich dieses Ballett sah, 1995/96 mit Ivan Liska und 2004/05 mit Ivan Urban als Titelheld. Ich muss gestehen, mir blieb kaum etwas in Erinnerung, mit Ausnahme der damals von Laura Cazzaniga, diesmal von Yun-Su Park angeführten Meerfrauen mit ihren wogenden, langen tiefblauen Gewändern. „Odyssee, Ballett von John Neumeier nach dem Epos des Homer
Staatsoper Hamburg, Neueinstudierung, 24. Februar 2024“
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Ein unvergesslicher Abend mit einem großen, unvergleichlichen symphonischen Werk

Musikverein Wien © Franks Travelbox

Wenn nach dem „Dies irae“ der Chor leise „Auferstehn, ja auferstehn“ anstimmt, und das Sopransolo vom Orgelbalkon aus sich über Orchester und Chor in himmlische Höhen emporschwingt, dann ist das für mich eine der ergreifendsten Stellen in der gesamten symphonischen Literatur. Die letzte Steigerung zur Schlussapotheose mit Orgel und Glocken war absolut überwältigend interpretiert. Nach einer kurzen Pause der Ergriffenheit brach großer Jubel aus; Solistinnen, Dirigent und Chorleiter dankten mit vielen Verbeugungen. Ein großer Abend mit einem großen, unvergleichlichen symphonischen Werk!

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 2 c-moll „Auferstehung“

Wiener Symphoniker
Dirigent: Alain Altinoglu

Sopran: Chen Reiss
Alt: Nora Gubisch

Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Künstlerische Leitung: Johannes Prinz

Musikverein Wien, Großer Saal, 24. Februar 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

Mahlers Auferstehungssymphonie steht nicht allzu oft auf dem Programm der beiden großen Wiener Konzertsäle. Verständlicherweise, denn eine Aufführung des in ein christliches Jenseits weisenden Werks ist ein Unternehmen, das den üblichen Repertoirebetrieb sprengt, an die Ausführenden höchste Anforderungen stellt und der Zuhörerschaft ein einzigartiges Musikerlebnis bescheren kann, wenn sie sich dem Werk vorbehaltslos hingibt. „Altinoglu / Mahler „Symphonie Nr. 2“
Musikverein Wien, Großer Saal, 24. Februar 2024“
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Der Konzertabend „Sinfonische Fantasie“ in Der Glocke Bremen endet mit frenetischem Applaus

Foto: Anja Bihlmaier © Nikolai Lund

Martin Helmchen überzeugt mit grandiosem Beethoven, die Deutsche Kammerphilharmonie präsentiert einen enthusiastischen Schumann

Programm:

Igor Strawinsky: Concerto in Es-Dur „Dumbarton Oaks“

Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr.2 B-Dur op. 19

Robert Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120

Martin Helmchen   Klavier
Anja Bihlmaier   Dirigentin
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Konzerthaus Die Glocke Bremen, Großer Saal, 24. Februar 2024

von Gerd Klingeberg

Mit „Strawinsky goes Baroque“ ließe sich dessen Concerto in Es-Dur „Dumbarton Oaks“ in etwas flapsiger Weise gut charakterisieren. Tatsächlich hat sich der russisch-französisch-amerikanische Komponist verschiedener struktureller Anleihen – etwa bei Händels Concerti grossi und bei Bachs 3. Brandenburgischem Konzert – bedient, sie jedoch in seiner ganz eigenen Stilistik eingesetzt. „Martin Helmchen Klavier, Anja Bihlmaier Dirigentin, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Konzerthaus Die Glocke Bremen, 24. Februar 2024“
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Der Vorhang fällt zum letzten Mal für “La Gioconda” in Berlin

Foto ©️ Bettina Stöß

Vor kurzem verkündete der designierte Intendant der Deutschen Oper Berlin, Aviel Cahn, das definitive Aus für die Produktion von Filippo Sanjust der Oper “La Gioconda” von Amilcare Ponchielli. Seit 1974 wurde diese wunderbare Produktion, mit Bühnenbildern angelehnt an jene aus der Entstehungszeit des Werkes (Uraufführung 1876 an der Mailänder Scala), 63 Mal in Berlin aufgeführt. Ein vollbesetztes Haus beweist an diesem Abend noch einmal die Sympathie des Publikums für diese einmalige Produktion, deren Bühnenbilder aus bemaltem Pappkarton wie Postkarten von Venedig aus der Renaissance aussehen.

Amilcare Ponchielli (1834 – 1886)
LA GIOCONDA
Dramma lirico in 4 Akten (Libretto von Arrigo Boito)

Musikalische Leitung: Giulio Cilona
Inszenierung & Kostüme: Filippo Sanjust
Bühne: Originaldekoration aus der Entstehungszeit des Werkes

Orchester der Deutschen Oper Berlin
Chor und Extra-Chor der Deutschen Oper Berlin (Einstudierung: Jeremy Bines)
Opernballett der Deutschen Oper Berlin

Deutsche Oper Berlin, 24. Februar 2024

von Jean-Nico Schambourg

Die erste Aufführung dieser Produktion in Berlin fand im Jahre 1974 statt, damals mit der großen Leonie Rysanek in der Hauptrolle. Ein Mitschnitt davon wurde von der Firma Myto veröffentlicht.

Dass die Produktion seither ein wenig Staub angesetzt hat bis zur heutigen 63. Aufführung, ist verständlich. Die designierte Intendanz der DOB hat jetzt aus Kostengründen entschieden, nach der diesjährigen Serie von vier Abenden die Produktion endgültig abzusetzen. „Amilcare Ponchielli (1834 – 1886), La Gioconda
Deutsche Oper Berlin, 24. Februar 2024“
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Benjamin Grosvenor triumphiert mit Busonis monumentalem Klavierkonzert

Berliner Philharmonie © Heribert Schindler

Das Publikum zeigt sich am Ende ehrlich begeistert, und überschüttet Grosvenor mit ausdauerndem Applaus. Dem bleibt am Ende nichts Anderes übrig, als Schumanns „Abendlied“ als Zugabe zu spielen. Mit dem Busoni-Konzert hat sich Grosvenor nachdrücklich in die Berliner Konzert-Annalen eingetragen!

Ethel Smyth
Ouvertüre zu The Wreckers

Robert Schumann
Symphonie Nr. 3 „Rheinische“

Ferruccio Busoni
Konzert für Klavier und Orchester

mit Männerchor

Benjamin Grosvenor  Klavier
Herren des Rundfunkchores Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Robin Ticciati  Dirigent

Philharmonie Berlin, 24. Februar 2024

von Peter Sommeregger

Ein in seiner Vielfalt ungewöhnliches Konzertprogramm hatte Robin Ticciati für diesen Abend zusammengestellt. Erfreut registriert man, dass die britische Komponistin Ethel Smyth allmählich, immerhin 80 Jahre nach ihrem Tod, häufiger auf Spielplänen erscheint. Ticciati hatte in London und vor Ort 2022 bereits konzertante Aufführungen der „Wreckers“ zum Erfolg geführt, an diesem Abend macht die Ouvertüre erneut Appetit auf das gesamte Werk. „Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Robin Ticciati Dirigent, Benjamin Grosvenor Klavier
Philharmonie Berlin, 24. Februar 2024“
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Die Oper „La Clemenza di Tito“ war ein politischer Sprengstoff

Titelseite des Librettos von „La Clemenza di Tito“ Mozarts, Wikipedia

Bei den diesjährigen Gluck-Festspielen von 9. bis 12. Mai in Bayreuth wird die Oper „La Clemenza di Tito“ in den Fassungen von Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart zu sehen sein. Zuvor wird es am 28. April 2024 eine Neuinszenierung der Mozart-Fassung in der Staatsoper Hamburg geben. Das Thema des Werks ist zeitgemäß, weil es sich mit dem in der aktuellen Politik unbeliebten Thema der Vergebung befasst, während heutzutage nach wie vor die Vergeltung üblich ist. Die Geschichte kennt jedoch Fälle von großzügigen Herrschern wie den römischen Kaiser Titus, der seinen Feinden vergibt.

Jolanta Łada-Zielke führte dieses Interview mit Professor Karl Böhmer von der Musikhochschule Mainz über den historischen Hintergrund der Aufführung von Mozarts „La Clemenza di Tito“ 1791 im „Gräflich Nostizschen Nationaltheater“, dem heutigen Ständetheater Prag und über Glucks Fassung der Oper.

klassik-begeistert: Warum hat Mozart den Opernstoff aufgegriffen, den schon jemand anders – Christoph Willibald Gluck – verwendet hat? „Interview mit Professor Karl Böhmer, Musikhochschule Mainz
klassik-begeistert.de, 25. Februar 2024“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 25. FEBRUAR 2024

Un ballo in maschera © Andrea Macchia, Teatro Regio Torino

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE – 25. FEBRUAR 2024

Torino
Wie aus einem Guss: Riccardo Muti und Andrea De Rosa gelingt mit ihrem Turiner Maskenball eine glänzende Zusammenarbeit
Diese großen Qualitäten konnte das jugendliche italienische Publikum ermessen, für das Muti die von mir besuchte Voraufführung bestimmt hatte. Bemerkenswert konzentriert und gebannt folgten die jungen Leute geradezu vorbildlich der Aufführung. Kaum einer von ihnen spielte am Handy herum, niemand störte oder brabbelte mit seinem Nachbarn. Und am Ende feierten die jungen Italiener das ganze Ensemble und allen voran Riccardo Muti wie einen König.
Von Kirsten Liese
Klassik-begeistert.de

„DIE SONNTAG-PRESSE – 25. FEBRUAR 2024“ weiterlesen