Schweitzers Klassikwelt 103: Die Sängerstimmen

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ein Grafiker, der sein Atelier in der Mansarde desselben Hauses hat, das auch wir bewohnen, gab den Anstoß für eine Tauschecke im Souterrain. Dort machten wir den oben abgebildeten kostbaren Fund.

Des Öfteren wurden wir bei der Lektüre an Renée Flemings auch literarisch wertvolles Buch „Die Biografie meiner Stimme“, ebenfalls im Henschel Verlag erschienen, erinnert, wo sie bis ins kleinste Detail ihre Gedanken während einer Schlussszene in „Capriccio“ bekennt. Bei einer Stimme ist so vieles ineinandergreifend und verflochten.

Eine Methode in die Sängerstimme wissenschaftlich einzuführen geht über die Geschichte der Medizin. Welche Vorstellungen haben wir über das anatomische Wissen Mitte des achtzehnten Jahrhunderts? In den Memoiren der Pariser Akademie der Wissenschaften berichtet Antoine Ferrein – der interessante Lebenslauf dieses französischen Chirurgen würde leider den Rahmen dieses Feuilletons sprengen und wir verweisen auf das Internet – von seinen spannenden Untersuchungen an ausgeschnittenen Hundekehlköpfen. „Schweitzers Klassikwelt 103: Die Sängerstimmen
klassik-begeistert.de, 12. Dezember 2023“
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Wiener Symphoniker präsentieren Programmmusik: Ein Wechselbad der Gefühle

Rudolf Buchbinder © Marco Borggreve

Wiener Symphoniker
Rudolf Buchbinder, Klavier

Barbara Rett, Präsentation
Alexander Soddy, Dirigent

Programm:

César Franck
Le chasseur maudit »Der wilde Jäger«. Symphonische Dichtung M 44 (1882)

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 (1795–1800)

***

Arnold Schönberg
Verklärte Nacht op. 4 (Fassung für Streichorchester 1943) (1899/1943)

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. Dezember 2023

von Kathrin Schuhmann

Dass Musik, die dem Genre der Programmmusik zugehört, die Geister spalten kann, wissen wir nicht erst seit gestern. So stritten sich allein die in Wien ansässigen gelehrten Köpfe über den ästhetischen Stellenwert und vor allem auch die Legitimität dieser neuen Spielart von symphonischer Instrumentalmusik nicht weniger lang als ein halbes Jahrhundert.

In ihren oft hitzig-polemischen Feuilletons schenkten sie sich einander nichts, nachdem die programmatische Paradegattung schlechthin, die symphonische Dichtung, in Form von Franz Liszts Les Préludes 1857 erstmalig durch das Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zu Gehör gebracht worden war. „Programmmusik: Wiener Symphoniker Rudolf Buchbinder, Klavier
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. Dezember 2023“
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Asmik Grigorian und Jonas Kaufmann sind bei dieser Turandot das Traumpaar schlechthin

Turandot © Wiener Staatsoper/Monika Rittershaus

Turandot
Musik von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi

Wiener Staatsoper, 10. Dezember 2023

Inszenierung: Claus Guth

Besetzung: Asmik Grigorian, Jonas Kaufmann, Kristina Mkhitaryan, Jörg Schneider, Dan Paul Dumitrescu u.a.

Chor der Wiener Staatsoper, Bühnenorchester der Wiener Staatsoper, Opernschule der Wiener Staatsoper

Orchester der Wiener Staatsoper

Dirigent: Marco Armiliato

von Herbert Hiess

Offenbar fühlen sich manche Regisseure nur dann bestätigt, wenn sie ein Werk Lichtjahre vom Libretto entfernt inszenieren und der Großteil des Publikums nichts mehr vom Original erkennt. So auch Claus Guth, der dieses Mal sein Regiekonzept völlig in den Sand setzte – da helfen auch ein paar großartige Momente nichts mehr. „Giacomo Puccini: Turandot
Wiener Staatsoper, 10. Dezember 2023“
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Neue Wiener Turandot: Kaufmann kann Calaf, Claus Guths Inszenierung triumphiert auf den letzten Metern  

Turandot © Monika Rittershaus, Wiener Staatsoper

Diese Regie von Claus Guth kam, sah und siegte… und zwar auf den letzten Metern! Musikalisch liefern sich Kristina Mkhitaryans Liù und Asmik Grigorians Turandot ein spannendes Sopranderby um ihren Calaf… und der Superstartenor Jonas Kaufmann hat endlich seine Paraderolle gefunden. Ganz nebenbei: Die Turandot-Tondichtung im Graben der Wiener Staatsoper.  

Turandot
Musik von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi

Wiener Staatsoper, 10. Dezember 2023

 von Johannes Karl Fischer

Turandot gesteht Calaf ihre Liebe, das überglückliche Liebespaar soll nun zum Kaiserpaar gekrönt werden… doch was ist das? Turandot ergreift mit Calaf die Flucht vor ihrem Vater? Ja, und besser gesagt: Vor der Herrscherklasse Chinas. „Giacomo Puccini, Turandot
Wiener Staatsoper, 10. Dezember 2023“
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Merbeth und Nylund kämpfen mit der Radikalität einer „Elektra"

Ricarda Merbeth © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Elektra, Richard Strauss

Wiener Staatsoper, 9. Dezember 2023

von Jürgen Pathy

Unausgeschlafen zu einer „Elektra“ – ACHTUNG: keine Empfehlung. Während die „Salome“ schon an der Grenze der Tonalität kratzt, hat Richard Strauss bei der ersten Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal alle Grenzen gesprengt. Hysterie, Wahnsinn, Schizophrenie.

Ein extremes Musikerlebnis, das in der Radikalität den einzigen Ausweg findet. Flucht während der Aufführung: unmöglich. Keine Pause, ein Einakter, der knappe zwei Stunden am Nervenkostüm rüttelt. Erst nach rund 30 Minuten die ersten Ruhepole: „Agamemnon, Agamemnon…“, ruft Elektra, „wo bist du?“ Erst da die ersten Gefühle des Wohlwollens, der Wärme aus dem Orchestergraben.

„Elektra, Richard Strauss
Wiener Staatsoper, 9. Dezember 2023“
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Klein beleuchtet kurz 5: Der fliegende Holländer in HH

Foto: klassik-begeistert-Autor Patrik Klein

Klein beleuchtet kurz 5: Der fliegende Holländer in HH

Der Klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt.

„Klein beleuchtet kurz 5: Der fliegende Holländer
Staatsoper Hamburg, 10. Dezember 2023“
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DIE MONTAG-PRESSE – 11. DEZEMBER 2023

© Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 11. DEZEMBER 2023

Versammelte Klassikkritiken: Thielemann und Levit, „Elektra“, La Fenice, Linz (Bezahlartikel)
Was derzeit in der Klassikwelt hörens- und sehenswert ist.
Kurier.at

Wie viele Primadonnen braucht man für eine Premiere?
Am Tag des Hl. Ambrosius eröffnet seit Menschengedenken die Mailänder Scala ihre Saison. Notizen zu einem „Opernduell“, das keines war.
DiePesse.com

Berlin
Staatsoper Berlin: Joyce DiDonato kommt, singt und siegt
Ein Liederabend der Extraklasse war in der Staatsoper Unter den Linden zu erleben, wo Joyce DiDonato Debussy, A. Mahler, Granados und Heggie sang. Dabei konnte man sich für Debussy und Mahler durchaus mehr Artikulationsfinesse vorstellen. Doch bei Granados und Jake Heggies Camille-Claudel-Zyklus hatte DiDonatos Kunst hinreißende Ausstrahlung und Intensität.
konzertkritik.opernkritik.berlin.blog

„DIE MONTAG-PRESSE – 11. DEZEMBER 2023“ weiterlesen

Keine CD-Empfehlung: Greller die Glocken nie klingen – Jonas Kaufmanns Weihnachts-Overkill

„Es geht einem wie bei der Weihnachtsbäckerei: eine zu große Dosis erzeugt Sodbrennen.“

„Niemand kann alles, aber um den Beweis dafür zu erbringen hätte Jonas Kaufmann nicht 42 Weihnachtslieder einspielen müssen. Ein Aufkleber auf dem Album lautet “Jonas Kaufmanns erstes Weihnachtsalbum“. Das klingt ganz nach Plänen für ein weiteres. Bitte nicht!“

Jonas Kaufmann
it’s Christmas!
2 CD
SONY 19439786762

von Peter Sommeregger

Seit der Erfindung der Schallplatte haben viele berühmte Sänger auch Weihnachtslieder aufgenommen, und damit ihre Popularität gesteigert, mit guten Verkaufszahlen als erfreulichem Nebeneffekt. Ich besitze eine etwa 1910 aufgenommene Schellackplatte der legendären Mezzo-Sopranistin Ernestine Schumann-Heinck, auf der sie das traditionelle „Stille Nacht“ mit einer Inbrunst singt, die ihre Interpretation zu einem Ereignis macht.

Es verwundert nicht, dass der gegenwärtig bekannteste Tenor der Welt, Jonas Kaufmann nun ebenfalls dieses lukrative Marktsegment bedient. Das ist sein gutes Recht, und viele, viele Fans werden dieses Doppelalbum zu einem akustischen Blockbuster machen. Die Intervalle zwischen Kaufmanns CD-Produktionen werden allerdings immer kürzer und die Titel nähern sich immer weiter dem Crossover-Bereich. Ganz offensichtlich soll hier die Kuh gemolken werden, solange sie Milch gibt. Dem Tenor, der  aktuell sein Tristan-Debüt vorbereitet, würde man aber vielleicht ein bisschen mehr Besinnung auf Wesentliches wünschen. Der großartige Tenor Rudolf Schock, der seinen guten Ruf durch Dauerpräsenz in seichten Fernsehshows und Operetten ruinierte, sollte Kaufmann ein warnendes Beispiel sein. „Jonas Kaufmann, it’s Christmas!, der Tenor singt 42 Weihnachtslieder
klassik-begeistert.de“
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Cavalleria rusticana: ein alter Schlager wird neu geboren

CD-Rezension:

Mit seinem Balthasar Neumann Chor und Orchester lässt Thomas Hengelbrock die Originalfassung von Pietro Mascagnis Cavalleria rusticana wiedererstehen.

Pietro Mascagni
Cavalleria rusticana

Choir und Orchestra
Thomas Hengelbrock

von Dr. Lorenz Kerscher

Pietro Mascagni gewann, so weiß es der wohlinformierte Opernfreund, mit seinem Einakter Cavalleria rusticana einen Kompositionswettbewerb. Dies ermöglichte eine Aufführung und ebnete dem Werk den Weg, zu einem Glanzstück des Repertoires zu werden. Wie viele Zugeständnissen der noch unbekannte Tonschöpfer machen musste, bis sein Erstling das Rampenlicht erblicken konnte, hat bislang kaum jemanden gekümmert. Doch darüber informiert im Detail das ausführliche Begleitheft der neu erschienen CD, von der ich hier berichten möchte. „CD-Rezension: Pietro Mascagni, Cavalleria Rusticana,Thomas Hengelbrock
klassik-begeistert.de, 10. Dezember 2023“
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Da lösen sich alle Gegensätze glatt in Luft auf: Thielemann und Levit verzaubern zwei Brahms-Werke im Wiener Musikverein

Christian Thielemann © Terry Linke

Der Wagner-Gott Christian Thielemann kann auch Brahms, so viel kann diese beiden musikhistorischen Gegensätze also nicht trennen. Auch Igor Levit meistert das monumentale Klavierkonzert wie ein kleines, zartes Scherzo. Da muss selbst dieser Chef am Pult die Zügel abgeben…

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Igor Levit, Klavier

Werke von Johannes Brahms

Musikverein Wien, 9. Dezember 2023


von Johannes Karl Fischer

Kein Betriebsgeheimnis: Außermusikalisch trennen Igor Levit und Christian Thielemann Welten. Mehr sei dazu nicht gesagt. Und auf der Bühne? Keine kleinste Spur einer einzigen Meinungsverschiedenheit. Pianist und Dirigent spielen wie ein Herz und eine Seele, als würden sie hier eine Sinfonie, eine Klaviersonate, ein Horn- und Cellokonzert alles gleichzeitig aufführen. „Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann, Igor Levit
Musikverein Wien, 9. Dezember 2023“
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